Iris Klinge

IRRESISTIBEL

Ein persisches Sprichwort sagt: „Wenn wir nicht fliegen können, müssen wir hinken“.

Ist es eine Schande zu hinken? Nein, denn alle Menschen hinken, wir sind nicht allein.

Doch der Geist ist frei, er kann fliegen, er kann träumen, er ist nicht an den Körper gebunden.

Wer sich seine Träume erfüllen kann, hat im Leben Glück gehabt. Nur den wenigsten gelingt es.

Viele von uns lernten schon früh die harte Realität des Lebens kennen. Wie sie damit zurechtkamen, hing vor allem von der Unterstützung durch ihre Eltern und Familie ab. Wurde ihnen diese Hilfe zuteil, konnten sie den Schock des Erdenlebens, in das sie hineingeworfen wurden, besser überwinden als diejenigen, die emotional allein gelassen worden waren.

Das Trauma der frühen Kindheit beginnt nicht erst nach der Geburt. Es kann auch im Mutterleib erfahren werden.

Eine meiner Freundinnen „erlebte" in einem Trance -Zustand, dass ihre Mutter sie mit einer Stricknadel versucht hatte abzutreiben. – Später gestand die Mutter widerwillig ihrer Tochter dieses geplante Verbrechen.

Nach einem Leben voller Enttäuschungen und Entbehrungen starb meine Freundin mit 56 Jahren an einer Hirnblutung. Sie hatte gerade einen heftigen Streit mit ihrem Vater hinter sich. Dieser verließ das Haus, indem er die Türen zuknallte, und meine Freundin sank im Badezimmer bewusstlos auf den Boden. Nach drei Stunden fand sie ihre Tochter dort und alarmierte den Notdienst. Im Krankenhaus wurde versucht, sie wieder „zurück zu holen“, doch vergeblich.
Sie wachte nicht mehr aus dem Koma auf.

Ihre Mutter saß während der Auseinandersetzung mit dem Vater im Wohnzimmer im Rollstuhl und bekam von dem ganzen Drama in ihrer unmittelbaren Nähe nichts mit. Sie wurde von ihrer Tochter gepflegt, weil sie demenz war.

Meine Freundin hatte eine jüngere Schwester, die wesentlich stabiler war. Sie war sicher ein gewolltes Kind und hatte die Zuneigung aller aus der Familie. Das schwarze Schaf hingegen war meine Freundin.

Im tiefsten Innern wollte sie wohl nicht leben. Sie konnte ihre Träume nie verwirklichen  - oder sie hatte nie welche.

Sie tat das, was die Umwelt von ihr verlangte. Sie heiratete, bekam ein Kind, ertrug ihren Ehemann, der sich schon bald eine Geliebte nahm und die kleine Familie verließ.

Wie viele Frauen haben dasselbe Schicksal! Nicht nur in den muslimischen Ländern sondern auch bei uns.

Warum werden junge Eltern nicht aufgeklärt, wie sie verhindern können, dass ihre Kinder Schaden an ihrer Seele nehmen, wenn sie nicht die notwendige emotionale Unterstützung für ihren schwierigen Weg ins Leben bekommen?

Ich glaube, da gibt es noch viel zu tun.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.10.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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