Alexander Vogt

Ich will, aber ich kann nicht/meine Lieblingssünde

Ein Anspiel für den Gottesdienst; Thema: "Ich will, aber ich kann nicht."
Ihr dürft es gerne kopieren und nachspielen ;-).
 
Pastor ist                                 P
Kai (Jugendmitarbeiter) ist       K
Mark (Schüler) ist                    M
 
Requisiten:
Fernsehzeitschrift, andere Zeitschrift, Tisch, drei Stühle, zwei Tassen, Papiertüte, Schnapsflasche, Zigarette
 
P und J sitzen gemütlich beim Kaffee zusammen und quatschen.
 
P:         Ja, uns geht es ganz gut soweit. Meine Frau ist zufrieden, die Kinder wachsen,
            der Hund ist gesund, das Auto läuft, die Äpfel im Garten werden rot und meine
            Schwiegermutter macht eine Kreuzfahrt auf dem indischen Ozean.
K:        Ich höre schon, es ist alles beim Besten in der Pastorenfamilie. Aber mal ehrlich,
            ist deine Schwiegermutter wirklich so schlimm?
P:         Hast du schon einmal an einer Baustelle, an der mit dem Presslufthammer
            gearbeitet wird, versucht an einer Unterhaltung teilzuhaben?
K:        (verwundert) Nein!? Aber ich verstehe nicht wieso du mir gerade jetzt diese    Frage... (erkennend) Ah, okay, ich habe verstanden.
P:         Es fängt damit an, wenn meine Schwiegermutter bei uns aufschlägt. Das erste  Problem ist, wo wir ihren Besen parken können...
 
S klopft an und kommt herein
 
M:        Oh, hallo! Störe ich? (an J) Hallo Kai, sehen wir uns heute zur Jugendstunde? Was     gibt es für ein Thema heute Abend? Ich hatte nicht erwartet, einen Jugendmitarbeiter hier vorzufinden. Ich wollte eigentlich nur etwas        Vertrauliches mit unserm Pastor bequatschen.
P:         Hi Mark, schön, dass du kommst. Kai kam nur zufällig vorbei: ich bat ihn auf einen      Kaffee herein - bis du kommst.
K:        Hi Mark. Das Thema heute Abend ist (betont) Süchte: Ich will aufhören, aber ich
            kann nicht
M:        Na, das nenne ich einmal eine Steilvorlage! Das passt zu dem, was ich besprechen      wollte.
K:        Soll ich gehen?
M:        (mit sich uneins) Ich... weiß nicht... vielleicht... (entschieden) Nein! Vielleicht ist es       besser, wenn du bleibst und es auch hörst.
P:         Na, dann setz´ dich doch mal und schieß´ los.
M:        Okay (setzt sich). Also ich konsumiere da etwas, dass ich besser nicht machen
            sollte. Ich habe mir schon so oft vorgenommen, die Finger davon zu lassen, aber
            ich schaffe es einfach nicht.
P:         (ernst) Mark, hast du ein Drogenproblem?
M:        (erschrocken) Gott bewahre, nein! Wobei... (kontemplative Pause) Irgendwie ist        das       auch eine Droge. Ich sehe mir gerne Herrenmagazine an.
K:        Na, dass ist doch kein Problem! Ich lese auch Angel-, Sport- und Automagazine.
P:         (an J) Ich glaube, Mark meint die Magazine mit hüllenlosen jungen Frauen.
K:        Oh, mit nack... ah, verstehe!
M:        Also, jedes Mal wenn ich an einem Schreibwarenladen vorbei gehe, lande ich wieder vor diesen Blättern. Dann nehme ich mir eine großformatige         Fernsehzeitung und lege das kleinformatige Lustblättchen hinein, damit ich in einer             Ecke unbemerkt schmökern kann. Ich glaube, die werden deshalb extra im     kleineren Format gedruckt!
P:         Und du schaffst es nicht, einfach nicht hinzusehen?
K:        Äh, Verständnisproblem: doppelte Verneinung. Was schafft Mark nicht?
M:        Einfach diese Bilder von den Frauen zu ignorieren. Ich habe natürlich auch schon         dafür gebetet, dass ich es besser hinbekomme. Aber ich werde immer wieder schwach.
P:         Tja, das ist wirklich eine Sucht. Bei mir war es lange Jahre mit dem Alkohol in             Stresssituationen so. Wenn beispielsweise meine Schwiegermutter zu Besuch war,             griff ich nach ein paar Stunden zur Flasche. Oft hatte ich sie in einer     undurchsichtigen Tüte, damit man den Alkohol nicht sieht. Ganz ähnlich, wie du           mit deinen Magazinen, die das eigentliche Heft verbergen.
K:        Ich kenne das Suchtproblem mit Zigaretten. Früher, wenn ich gestresst war,    steckte plötzlich immer irgendwie eine Zigarette in meinem Mund. Selbst, wenn          ich        gar keine dabei hatte.
P:         Interessant, das hättest du mal untersuchen lassen sollen.
M:        Okay, ihr hattet also auch solche Süchte. Gut, aber wie seid ihr davon             losgekommen?
P:         Ich denke, da gibt es keine Patentlösung. Bei manchen ist es ein Prozess mit    Rückschlägen, andere schaffen es von heute auf morgen durch pure Willenskraft.
            Ich kann dir also keinen Rat geben, der auf genau dich zugeschnitten ist. Vielleicht       hilft es dir, wenn du dich daran erinnerst, dass Gott es ausschließlich gut mit dir meint. Seine Gebote, die dir raten auf deine Taten zu achten, sollen dir Gutes tun. Mit            anderen Worten: du tust dir selbst einen Gefallen, wenn du die Finger von diesen         Heften lässt.
M:        Danke, dass ihr zugehört habt. Und dass ihr so ehrlich von euren Schwächen   geredet habt. Irgendwie macht es Mut, dass es anderen mit Süchten genauso geht.
K:        Keine Ursache.
M:        Ich bin dann mal auf dem Sprung. (geht)
 
Szenenwechsel. Der Beamer zeigt die Worte: EINE WOCHE SPÄTER
 
M:        (hat eine Fernsehzeitung in der Hand und blickt verstohlen hinein) Uiiii!
K:        (kommt vorbei, hat eine Zigarette im Mund. Als er S sieht, erschrickt er) Oh, äh,         hallo Mark.
M:        (erschrickt ebenfalls) Äh, hallo Kai. Hattest du wieder Stress?
K:        Oh, du meinst die hier? (Nimmt die Zigarette aus dem Mund). Weiß gar nicht, wie      die dahin gekommen ist! Und wie geht es bei deinem Problem mit den nack... den     Damenheften?
M:        (Aus der Fernsehzeitung fällt ein anderes Magazin heraus, blickt zu Boden)
K:        (blickt ebenfalls zu Boden) Oh.
P:         (kommt vorbei, hat eine undurchsichtige Tüte in der Hand) Hallo Mark, hallo Kai.       Wie geht es euch? (Sieht erst die Kippe in Js Mund, dann die Zeitung auf dem Boden,          überrascht) Oh! Tja...
M:        Und wie geht es dem Herrn Pastor?
P:         (aus der – unten aufgeschnittenen - Tüte fällt eine Schnapsflasche auf den Boden)
M&K:  (sehen auf die Flasche und dann auf den Pastor)
P:         (peinlich berührt) Schwiegermutter ist zu Besuch.
 
 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Alexander Vogt).
Der Beitrag wurde von Alexander Vogt auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.10.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Alexander Vogt als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Frei heraus - Meine Gedanken, Erlebnisse und Beobachtungen von Cornelia Hödtke



Die von der Autorin einfühlsam vorgetragenen Gedichte, die in Reimform verfasst sind, kommen von Herzen und gehen auch zu Herzen. Lassen Sie sich von ihnen berühren !

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Humor" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Alexander Vogt

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Anspiel - Der Fischzug des Petrus von Alexander Vogt (Humor)
Vorsicht Wellness-Bad von Engelbert Blabsreiter (Humor)
Meine Bergmannsjahre (zehnter Teil) von Karl-Heinz Fricke (Autobiografisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen