Christine Ruf

... und jetzt tue ich euch weh...

Darf ich mich vorstellen, Laureen 17 Jahre alt und seit heute in der 11. Klasse des Heinrich-Hesse-Gymnasiums.

Genauso kam ich in die neue Klasse spaziert.
Wir hatten mal wieder umziehen müssen.
Ich war das bereits gewöhnt ,wir zogen oft um. Mein Vater war Soldat auf Zeit und so kam es dass ich eben viel umher kam.
Naja und nun war ich eben mal wieder die “Neue“.

Meine Freunde, meine Bekannten, meine alte Schule, alles hatte ich zurücklassen müssen.
Alles musste ich mir nun wieder aufbauen.
Nervig , kann ich dazu nur sagen.

Naja nun kam ich also in die neue Klasse. Natürlich waren alle guten Plätze belegt.
Gute Plätze nenne ich Fensterplätze, aber die sind meistens schon weg.

So und nochmal.. ich betrat also den großen Klassenraum 30 Augenpaare auf mich gerichtet.
Der Lehrer sagte drei kurze Sätze und verwies mich dann auf einen Platz neben einem Mädchen, natürlich ganz vorne, wo auch sonst.

Katrin war ihr Name, fand ich schnell heraus. Und was ich auch herausfand war , dass Katrin nicht gerade beliebt war.
Sie war etwas pummeliger aber hatte wunderschöne Augen und ein freundliches Gesicht.
Eigentlich war sie mir von anfang an sympathisch.

Nun gut, ich quälte mich also die ersten drei Stunden durch den Unterricht.

In der großen Pause, ich wollte eigentlich nur kurz zum Fenster, stellte sich ein großer blonder Junge vor mich.

Mein erster Gedanke war oje..was will der denn...

“Hi ich bin Thorsten, woher kommst du, hast du Lust dich neben mich zu setzten, da vorne bei Molli ist es doch zum kotzen.“

Ich wollte schon sagen: "Molli? Sie heißt Katrin, gehts noch?!" Aber wie üblich hielt ich mich zurück.

Ich fragte Katrin nach ihrer Meinung, und als sie mir keine richtige Antwort gab, setzte ich mich eben zu Thorsten.
Ab da fiel mir auf, dass Katrin nicht ohne Grund so ruhig war. Ständig warfen die Jungs aber auch die Mädchen Papier nach ihr.

Ich schaute zu. Und einmal machte ich mit. Sie drehte sich genau in diesem Moment um und ich sah blanken Hass in ihren Augen, doch gleichzeitig lief ihr eine Träne die Wange hinab.

Von diesem Tag an redete sie kein Wort mehr mit mir. Aber ich hatte ja Freunde... mir gings gut und ich ignorierte Katrin, und ich ignorierte, dass alle sie hänselten..

Nunja - bis gestern.

Auf dem Flur rief Thorsten Katrin nach:
“ Hey du fette Mistkuh, pass auf dass du niemanden niederwalzt , so gut bist du bestimmt nicht versichert, du brauchst dein ganzes Geld ja für Nahrung“

Ich lief weiter, aber dann hörte ich zum ersten Mal dass Katrin sich wehrte und im gleichen Moment wünschte ich mir sie hätte es nicht getan:

“Was geht es dich an , du Angeber, das einzige was du kannst ist Schwächere fertig zu machen, meinst du etwa du bist perfekt? Ich bin nicht hübsch oder schlank aber ich werde was im Leben erreichen, du nicht!“

“Platsch“ In diesem Moment hatte Thorsten ihr eine geknallt.

Sie ging zu Boden, stand auf, rannte davon.

Nein, da hatte ich es immer noch kapiert - zu diesem Zeitpunkt ignorierte ich sie immer noch.
Erst als ich auf die Toilette ging und sie mit aufgeschnittenen Pulsadern fand, da begriff ich.

Sie wollte sich das Leben nehmen. Auf dem Gang wurde sie von allen geschubst und gehänselt.
Ihre Gefühle waren ignoriert worden.

Mobbing ist ein zu harmloses Wort, sie trieben sie in den Tod.

Sie wollte sterben. 6 Wochen lang kam sie nicht mehr zur Schule. Ich dachte die anderen würden sich ändern, ich dachte ich würde mich ändern.

Als sie wiederkam hatte sich aber nichts geändert..alle machten weiter wie bisher.

Und 2 Wochen später passierte es dann...


...Ich sah sie auf dem Dach der Schule, wir hatten Klassenfest, Ihre blonden Haare wehten im Wind, ihr Gesicht war ausdruckslos, aber man sah dass sie weinte...sie machte einen Schritt nach vorne, nun stand sie direkt an der Dachkante,nur noch einige Zentimeter vom Absturz entfernt, und sie rief in die kühle Nacht hinein: "Wieso lasst ihr mich nicht so sein wie ich bin? Was habe ich getan? Was wollt ihr?"

Alle starrten nach oben, keiner sagte etwas... auf einmal rief einer der Jungen:

“ Komm da runter, red keine scheiße..wir lieben dich doch alle.....“

“Sei still...“, rief ich ihm zu, “halt einfach den Mund..“

Ich blickte ihr in die Augen... "Spring nicht!", sagten meine Blicke...

"Ich kann nicht mehr", sagten ihre.

Sie weinte..ihr Gesicht war schmerzverzerrt...


“Keiner kann mir helfen, ihr, ihr habt mein Leben kaputt gemacht, nun sollt ihr leiden, jetzt tu ich euch weh ...“

Und sie machte einen weiteren Schritt nach vorne...

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.04.2003. Letzte Prüfung auf Plagiate: 00.00.0000 00:00:00
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Die Autorin:

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