Marlene Remen

Ein Wintertag im Jahre 1 9 4 7

In diesem Jahr war der Winter sehr früh gekommen und der Frost hatte den kleinen Ort fest im Griff.
Es war drei Tage nach dem Nikolaustag und endlich wurde es etwas milder, aber es hatte schon den
ganzen Tag geschneit. Alles lag unter einer weißen Decke und es hörte nicht auf zu schneien.
Trotzdem machte sich die Hebamme des Ortes auf, um eine junge Frau zu besuchen, bei der die
Geburt ihres dritten Kindes bevorstand. Sie wurde herzlich von ihr empfangen und mit selbst-
gebackenem Kuchen und einem warmen Getränk bewirtet. Dann zogen die Beiden sich in das
Schlafzimmer der jungen Frau zurück und die Hebamme machte ihre Untersuchung.
Ihre Miene wurde immer sorgenvoller und die junge Frau fragte sie : "Stimmt etwas nicht ?  Sind die
Herztöne zu hören, bitte sag es mir !"  Die Beiden duzten sich , da die Hebamme im gleichen Alter
war und sie sich schon lange kannten.

"Die Herztöne sind gut zu hören, sagte sie, aber die Lage des Kindes gefällt mir nicht.  Es liegt in der
Steisslage und eine Hausgeburt ist zu gefährlich. Du musst ins Krankenhaus und dort entbinden."
"Wie soll ich denn dort hinkommen, es sind fast drei Kilometer, das schaffe ich zu Fuß doch nicht bei
diesem Wetter!" Sie waren inzwischen wieder in die Küche zurückgegangen und der Vater der jungen
Frau, der im gleichen Haus wohnte, kam herein. Er sah die sorgenvolle Miene der Hebamme und fragte,
ob etwas nicht stimmte.  "Ja, sagte sie, Maria muß ins Krankenhaus, das Kind liegt in der Steisslage und
es muß ein Arzt bei der Geburt dabei sein. Doch wie soll sie dorthin kommen, der Schnee liegt so hoch,
es ist zu gefährlich."  Maria`s Vater überlegte ein Weile und dann sagte er : " Ich weiß, wie wirs machen,
du ziehst dir die wärmsten Sachen an, die du hast. Mama kümmert sich um die Kleinen und ich gehe jetzt
in den Schuppen und hole den Handwagen heraus. Die einzige Möglichkeit,dich ins Krankenhaus zu
bringen, ist, wenn ich dich damit hinbringe." 

"Aber, Papa, das ist doch viel zu schwer für dich, wandte Maria ein. "Doch, meinte dieser, ich sage deinem
Bruder Bescheid, er kann mitkommen und mir helfen!"  Schon war er zur Türe hinaus und die Hebamme
sagte : "Komm, ich helfe dir, ein paar Sachen einzupacken  und werde euch noch ein Stück begleiten."
Eine halbe Stunde später machten sich Alle auf den Weg, der doch mühsamer war, als sie es sich vorgestellt
hatten. Der Schnee hatte die Eisschicht, die darunter war, zugedeckt und es war dadurch trotzdem sehr
glatt. Die Räder des Handwagen rutschten oft weg der Schnee blockierte sie.  Etwa eine Stunde, nachdem sie
aufgebrochen waren, war erst die Hälfte des Weges geschafft. Plötzlich schrie Maria laut auf " Oh, ich glaube,
die Wehen fangen an, es tut so weh."   Ihr Vater sagte zu ihrem Bruder : "Du ziehst jetzt den Wagen und ich
schiebe von hinten, wir müssen uns beeilen!"  So ging es tatsächlich besser und als es noch ungefähr
fünfzig Meter waren, bis sie da waren, lief ihr Bruder voraus, um im Krankenhaus Bescheid zu geben.
Ein Sanitäter und eine Schwester kamen heraus und mit vereinten Kräften trugen sie Maria hinein.

Es war eine schwierige und auch schmerzhafte Geburt, die Maria sehr viel Kraft gekostet hatte. Sie
gebar ein kleines Mädchen, ihre zweite Tochter und nannte sie  M . . . . . .




 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.11.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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