Peter Biastoch
Schlosspark Wolkenburg
(Sonntag, der 06.11.2011)
Vormittags waren wir in der Versammlung (zu unserem Gottesdienst) im Königreichssaal. Nachdem wir zu Mittag gegessen hatten – Margitta hatte Spirelli mit Gulasch gekocht – setzten wir uns in unseren Corsa und fuhren nach Wolkenburg. Dazu mussten wir ans andere Ende unseres Dorfes, dort den Waldenburger Berg hoch und links ab, ins nächste Tal, durch Uhlsdorf und schon waren wir in Wolkenburg. Es sind lediglich 12 km. Bereits auf dem Weg dorthin sahen wir unser eigentliches Ziel, das Schloss, das über dem Ort thront. Unterhalb der alten Burganlage hat sich die Mulde ihr Bett gegraben und fließt träge, befrachtet mit vielen gelben und braunen Blättern, dahin.
Geplant war eigentlich, dass wir uns diese Gemäuer ansehen und eine größere Runde um den Burgberg wandern. Doch es kam, wie so oft, anders als diese Pläne es vorsahen. Zuerst waren wir ja direkt unterhalb der Wehranlagen, neben der Schlosskirche, auf dem Parkplatz gefahren. Von dort führten uns die ersten Schritte an den Rand des dortigen Plateaus. Der Ausblick war berauschend! Seit Tagen hatten sich die Blätter der Bäume gefärbt und den „goldenen Herbst“ nachgeholt, auf den wir so lange gewartet hatten.
Als wir anschließend vor dem Schlosstor standen, bestätigten sich unsere Internetrecherchen: Öffnungszeiten von 14 – 17 Uhr. Es war aber erst 13.³° Uhr und so wollten wir unsere Wanderung um den Berg beginnen. Wie wir aber, beim Abstieg in Richtung Rundweg bemerkten, gab es auf dem Berg selbst noch Wege. Wir sahen uns nur kurz an und schwenkten anschließend nach links, auf einen dieser Wege. Was wir dann erlebten, war eine der vielen Erfahrungen, die uns beweisen, dass man nicht sonst wo hin muss, um Neues zu entdecken!
Wie oft sind wir wohl schon diese enge Straße, am Schloss vorbeigefahren, ohne auch nur zu ahnen, was sich, jenseits der felsigen Steilwände, an den Hängen dieses kleinen Berges alles verbarg?
Als erstes erkundeten wir eine Aussichtsplattform, die wohl schon den ersten Herren auf Burg Wolkenburg dazu gedient haben könnte, feindliche Heere zu erspähen. Ein Aussichtspunkt, den wir noch mehrfach zu sehen bekamen. Von Unten schwer eroberbar! So steht er noch heute, als vorgelagerte Verteidigungsstellung im Schatten des jetzigen Schlosses.
Kahle Felsen wechselten sich, am Rande der Schlossparkwege, mit großen, alten Bäumen ab, die ihre Äste und Zweige, die bereits kahl zu werden beginnen, in den makellos blauen Novemberhimmel recken. Auf dem Boden sammeln sich die bereits massig herabgefallenen Blätter und bilden eine dichte Schicht aus raschelndem Laub. Man wird wieder zum Kind und schlurft mit den Füßen durch diese Blätterschicht, greift nach unten und wirft die volle Hand Laub in die Luft und beobachtet, wie sie, den Gesetzen der Gravitation gehorchend, wieder zu Boden sinken, um dort zu verharren. Lediglich ein Windstoß, den es an diesem sonnigen Nachmittag nicht gab, hätte noch einmal Leben in diese Schicht gebracht.
Die überall, in diesem Park, verteilten Bänke tragen ebenfalls eine Laubbedeckung und zeigen auf diese Weise, dass sich an diesem Tag noch niemand auf ihnen niedergelassen hat.
Wir kamen wieder bei einem kahlen Felsen vorüber. Ich sagte zu Margitta: „Stell dich doch einmal vor diese Wand.“ Das Licht war günstig und so entstand ein Erinnerungsfoto. Doch Margitta war der Meinung, dass ich mich ja ebenfalls einmal vor dieses Zwergmassiv stellen könnte. Dabei erblickte ich eine vertikale Spalte im Gestein.
Doch, was war das? Ich, vor und nicht hinter dem Fotoapparat!?! Mir kam es so vor, als hätte sich, aufgrund dieser Tatsache, der Fels hinter mir spalten, um mich zu verschlingen. Und nur unter Aufbietung aller meiner Kräfte stemmte ich mich gegen diesen Sog in die Tiefe und es gelang mir – nach erbitterten Ringen – diesen grausigen Schlund zu entkommen! Um ein Haar hätte ich es nicht geschafft und niemand hätte je wieder einen Brief von mir erhalten, ohne auch nur zu ahnen, welch „grausames Schicksaal“ mich ereilt hat… ;-)
Aber Spaß beiseite. Wir waren mit unserem Spaziergang noch nicht zu Ende. Denn nun kamen wir, aus der anderen Richtung wieder zum Schloss. Auch davon wollte ich natürlich einige Fotos machen.
Natürlich sind wir auch nach drinnen gegangen. Den Eintritt von 2 € pro Person hätten wir sogar noch auf die Hälfte reduzieren können, wenn wir unseren ALG II Nachweis mitgebracht hätten. Aber das hielten wir nicht für nötig. In den Schlossräumen gab es die Ausstellung des Malers Fritz von Uhde (1848 – 1911). Seine Bilder sind faszinierend Detailreich und strahlen eine lockere Lebendigkeit aus. Er malte anscheinend aus der Situation heraus – so, wie wir heute unsere Bilder mit dem Fotoapparat machen. Das zu sehen war die zwei Euro allemal wert!
Auch die restaurierten Räumlichkeiten hatten ihr eigenes Flair. Leider sind sie nicht mehr möbliert. Doch die erhalten gebliebenen Kronleuchter vermittelten schon einen gewissen Eindruck, wie prunkvoll diese Zimmer einmal ausgestattet gewesen sein könnten. Diesen Eindruck verstärkte auch jener Saal in uns, der für Hochzeiten reserviert und eingerichtet ist. Und von unseren bisherigen Besichtigungen anderer Schlösser und Burgen, haben wir ja ein gewisses Gefühl dafür, was für Möbelstücke dort hinein passen würden und wie diese einzelnen Möbel gearbeitet waren.
Vor einer Woche hatten wir uns dahin gehend eine Ausstellung angesehen, in der wir vieles über die Kunst der Herstellung von Intarsien vermittelt bekamen. Aber, das war eine andere Geschichte. Darüber und auch über diese Stunden in Wolkenburg gäbe es noch vieles zu berichten, jetzt, wo unsere Erinnerungen noch frisch sind. Aber ich möchte es nicht allzu sehr ausdehnen. Nachdem wir das Schloss wieder verlassen hatten, sind wir noch ein wenig durch die schöne, herbstliche Landschaft gefahren. Es gibt ja nicht nur einen Weg zwischen Langenchursdorf und Wolkenburg!
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.11.2013.
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