Iris Klinge

Bangkok, Drehscheibe für Tierhandel

Ahnungslos und blauäugig wie die meisten Touristen aus dem Westen besuchten wir den größten Markt Bangkoks und waren überwältigt vom Angebot an Waren. Für jede nur erdenkliche Kategorie sind dort die Stände aufgereiht, alle übersichtlich nach Gruppen geordnet: Kleider, Schuhe, Möbel, Antiquitäten, Haushalt, Kosmetik, viel Essen und eben auch eine enorme Anzahl an Haustieren werden dort angeboten. Neben den vielen Zierfischen befinden sich auch sehr junge Hunde, Katzen und Vögel, die z.T. noch keine Federn haben. Alle Tiere sitzen dicht gedrängt in kleinen Käfigen und wurden vermutlich viel zu früh von ihren Eltern getrennt. Die meisten machten einen erbärmlichen Eindruck und schauten uns mit flehenden Augen an, um mitgenommen und gerettet zu werden.

Unter diese Verkäufer mischen sich leider auch solche, die illegal gefangene Wildtieren wie Schlangen, Chamäleons, Affen und kleine Raubkatzen anbieten.

Ab und zu veranstalten die Behörden eine Razzia, um dem illegalen Tierhandel Einhalt zu gebieten, doch die Strafen und das Risiko, erwischt zu werden, sind so gering,  dass kaum jemand auf einen lukrativen Verkauf verzichtet.  Hinzu kommt die leider auch sehr verbreitete Korruption in diesem wunderschönen Land, in dem die Armen noch immer kein Bewusstsein entwickelt haben für den Reichtum, den ihnen die üppige Natur geschenkt hat.

Zum Glück gibt es inzwischen Organisationen, die sich der geschundenen Tiere annehmen und versuchen, sie wieder aus zu wildern.
Ein Holländer gründete im Regenwald außerhalb von Bangkok ein Zentrum für alle Wildtiere, die entweder auf den Märkten oder am Flughafen beschlagnahmt wurden. Dort befinden sich momentan über 400 gerettete Kreaturen auf einem 29 Hektar großen Gelände. Manche müssen erst langsam wieder an die Freiheit gewöhnt werden. Viele haben den Kontakt zu ihren Artgenossen verloren durch lange Isolierung und Einzelhaft, wie z.B. der Affe „Bobo“, der angekettet in einem Tempel lebte, dort misshandelt wurde und mehr als eine Woche lang nichts mehr zu fressen bekam, bevor er im letzten Moment von seinen Qualen erlöst und gerettet wurde.

 
Bei einem Ausflug mit dem gemieteten Scooter von der Küste weg ins Landesinnere konnten wir verschiedene Affensorten wie Gibbons und Makaken beobachten, die auf den Stromleitungen und Telefondrähten herumturnten. Sie waren zwar nicht mehr in ihrem ursprünglichen Milieu heimisch, doch wirkten sie vergnügt und ohne Angst vor eventuellen Fängern. Es war eine sehr erfreuliche Begegnung.
 
Die aus Gefangenschaft und Misshandlung befreiten Affen leben in großen Freigehegen, wo sie so wenig wie möglich mit Menschen in Kontakt kommen  und sich langsam wieder an ein Leben in Freiheit gewöhnen sollen. Ein Tierarzt versorgt die oft sehr kranken Tiere.  Knochenbrüche und Hirnverletzungen sind an der Tagesordnung. Die Affen leben auf vier Inseln in einem See und müssen sich erst wieder an das Zusammenleben mit ihren Artgenossen gewöhnen, nachdem sie zum Teil jahrelang in Einzelhaft gehalten worden waren. 
 
Eine Hauptaufgabe des Zentrums ist es, bei den Kindern und auch den Erwachsenen mehr Verständnis zu wecken für die bedrohten Wildtiere in ihrer Heimat, und ihnen die Missstände aufzuzeigen, die durch die illegale Jagd, den Handel und die Abrichtung der Tiere zur Vorführung in Shows entstehen.
Touristen und Einheimischen werden Tagesbesuche angeboten. Sie können sich auch um die Elefanten kümmern, mit ihnen spazieren gehen oder beim Baden mithelfen. Viele der gutmütigen Dickhäuter waren vor ihrer Rettung für Shows abgerichtet und geschlagen worden, eine leider noch immer praktizierte Methode, um Geld zu verdienen.

Es bleibt zu hoffen, dass die Bevölkerung allmählich ein besseres Verständnis für den kostbaren Schatz ihrer exotischen Tier-und Pflanzenwelt entwickelt und dem Raubbau Einhalt geboten wird.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.12.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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