Manfred Bieschke-Behm

Feuerwalzertraum



Es ist noch gar nicht so lange her, wo ich mich ungewollt in der Nähe eines brennenden Gebäudes aufhielt. Zunächst traute ich meinen Augen nicht, was ich sah. Aber sehr schnell realisierte ich, dass das was ich sah, der Wirklichkeit entsprach. Ich sah den Dachstuhl lichterloh brennen und auch aus dem Gemäuer schlugen rote und gelbe Flammen. Gleichzeitig sah ich in ein weit geöffnetes Fenster ein tanzendes Paar. Eng aneinander geschmiegt und gedankenverloren tanzte das prächtig gekleidete Paar zu den Klängen zärtlichster Musik Runde für Runde einen nicht enden wollenden Walzer.
Ich spürte, dass ich etwas tun sollte. Gleichzeitig verhielt ich mich zurückhaltend, abwartend. Wenn Ihr mich jetzt fragt, worauf ich wartete, kann ich euch keine Antwort geben. Ich glaube, ich hatte Angst dem tanzenden Paar zu nahe zu kommen und dass sie zu meinem Rettungsversuch „Nein“ sagen würden.
Ich versuchte mich, in Geduld zu fassen, obwohl die Flammen immer wilder um sich schlugen. Zwischenzeitlich fing sogar die festliche Kleidung des tanzenden Paares Feuer. Starr und deshalb zur Untätigkeit verdammt, sah ich wie sich die Tanzenden liebevoll ansahen und offensichtlich nicht mitbekamen, was um sie herum geschah. Der Anblick wurde für mich unerträglich.
Mit einer nicht erklärbaren Leichtigkeit und einer für mich nicht nachvollziehbaren Harmonie tanzte das Paar ihren Endloswalzer weiter. Im Gegensatz zu mir schien das Paar Zeit und Raum zu ignorieren. Ich dagegen verlor so langsam meinen Optimismus, die Situation doch noch vor einem schrecklichen Ende retten zu können.
Gerade, als ich dem Tanzpaar ganz nahe war, verstummte die Musik. Die in Liebe Entflammten, konnten durch mein Eingreifen wollen, ihren angestrebten Höhepunkt nicht erreichen.
 
Schweißgebadet wachte ich auf aus meinem Feuerwalzertraum und hatte es schwer mich im Jetzt wiederzufinden.
 

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