Elke Müller

Geliebtes fernes Land AMERIKA

G E L I E B T E S F E R N E S

Land

 

AMERIKA

 

 

Eine Fantasie - Geschichte!

 






Personenbeschreibung:

Ashley: Junges Mädchen, welches unter den ständigen Wohnungswechsel der Eltern leidet. Sehr intelligent, kann beherzt zupacken und besitzt einen starken Willen. Die Reise nach Amerika sieht sie daher mit gemischten Gefühlen entgegen.

Heika: Indianischer Name Le Cerf Agile ( springender Hirsch ), Vollblutindianer, vom Stamm der Dakota ( Siox ). Er hat die Gräultatan der „ Bleichgesichter „ als Kind mit erlebt. Lehnt sich gegen die weitere Eroberung ihres Landes durch die Weißen auf. Durch Ashley findet er eine andere Lebensauffassung.

Abigail: Vater von Heika und Häuptling über seinen kleinen Stamm.

Hält noch an alten Tratitionen fest. Unterstützt aber den Fortschritt, wenn er darin einen Nutzen für seine Gruppe sieht.

Esther: Großmutter von Ashley. Hat das Herz auf den rechten Fleck. Kennt sich mit Wildkräutern gut aus. Ist als Medizinfrau anerkannt. Eine starke Persönlichkeit. Geht keine Auseinandersetzung, oder Vorhaltungen gegen die Indianer aus dem Weg. Setzt sich sehr für die Interessen der Urbevölkerung ein, was ihr auch manchen Feind einbringt. Kaufte einen großen Landstrich auf, um eine Handelsniederlassung zu bauen und Abigail dort eine Heimat bieten zu können, wobei er ein gleichgestellter Partner ist.

Lars Smith: Ein ganz übler Bursche. Geht über Leichen und skrubellos bei seinen Zielen vor. Ist Kopfgeldjäger. Brachte die Mutter von Heika um. Daher ist Heika sein stärkster Feind seit Kindertagen.

 

Sowie andere Mitwirkende

 

Abigail - der Name stammt aus den Duden

Heika - ist ein skandinavischer Name

 

Anmerkung:

 

Amerika wurde nach den florentinischen Kaufmann und Seefahrer Amerigo Vespucci benannt.

Er war der erste, der überzeugt war, dass es sich bei der Entdeckung, um einen eigenständigen Kontinent handelt.

 

 

 

 

Geliebtes fernes Land

Amerika

 

„ Waaas! Ich soll schon wieder meine Sachen packen! Wo ich doch nun endlich Freunde gefunden habe! ... Muss ich denn wirklich mit Mama! Ich habe keine Lust!“ wütend stampfte Ashley mit dem Fuß auf den Boden. „ Mein liebes Kind, du weißt ganz genau, das wir wegen deines Vaters Beruf viel herum reisen und nun, hat es endlich nach so einer langen Zeit, mit dieser Anstellung geklappt. Also, mach keinen großen Circus und packe. Außerdem lernst du endlich deine Großmutter persönlich kennen. Sie wartet auf uns.“ „ Pah! Nur weil Papa ein gefragter Geologe ist, muss jeder nach seiner Pfeife tanzen. Ich bin alt genug, um alleine zurecht zu kommen. Fahrt doch alleine, ich will zu der alten Hexe von Großmutter überhaupt nicht!“ … Klatsch … „ Au... Auwa! ... Ich … Ich habe es nicht so gemeint. … Entschuldige, tut mir leid Mama, … aber dort kenne ich ja überhaupt niemanden!“ wimmerte Ashley. „ Du wirst dort wieder Freunde finden, da bin ich mir ganz sicher. Nun komm, ich helfe dir beim einpacken. Es ist nicht mehr viel Zeit!“ „ Darf ich nachher noch mal zum großen Felsen gehen, um all meinen Freunden Aufwiedersehen zu sagen?“ „ Ja darfst du.“ Ashley rannte förmlich zu ihren Lieblingsplatz, einem großen sonnenbeschienen Felsen, der mit bunten Blumen, Sträuchern und einigen Nadelbäumen völlig bewachsen war. Ein Wasserfall stürzte in die Tiefe und ergoss sich in einen kleinen klaren See. Sie setzte sich, schlang die Arme um ihre Knie, schaute mit Tränen in ihren Augen hinunter ins Tal. Ihr tat das Herz weh, wenn sie an all ihre Träume und Vorhaben dachte. Keiner sollte jetzt ihren Kummer und Schmerz sehen. Sie weinte bis keine Tränen mehr übrig waren. Ein schwarzes Eichhörnchen näherte sich vorsichtig. Ashley hatte immer eine Kleinigkeit für diesen kleinen frechen Kobold dabei, ! das wuss te er. So auch jetzt. Aus der Tasche holte sie einige Nüsse und streckte die Hand aus. Das Hörnchen beäugte erst mal das Mahl, ergriff plötzlich einen Leckerbissen, sprang dann auf ihre Schulter hinauf, worauf die Mahlzeit genüsslich verzerrt wurde. „ Weißt du mein kleiner Freund, begann Ashley zu erzählen, „ seit damals, dieser Brief angekommen ist, hat sich alles verändert. Nun, soll es ausgerechnet nach Amerika gehen. Ich habe so sehr gehofft, das es diesmal eine Absage wird. … Gut, Papa ist ein Spezialist für Bodenkunde und viel Arbeit wartet immer auf ihn … aber seit fast siebzehn Jahren kenne ich nur das herum ziehen. Was werde ich schon erleben, was ich nicht bereits erlebt habe? Kaum habe ich Freunde gefunden, so heißt es wieder reisen ... ob dies mal aufhören wird? Kannst du mir nicht ... darauf eine Antwort geben? ... Du hast es gut, springst den ganzen Tag herum, bist frei und kannst machen was du willst, aber ich, ich muss mich ständig nach den Willen meiner Eltern richten und überall mit hingehen. Warum sind die Erwachsenen nur so kompliziert!“ ... „ Du wirst es später selber heraus finden, wie das Leben so spielt, mein Liebes!“ Leise war ihr Vater heran gekommen, ohne das es Ashley bemerkte. Schnell huschte das Eichhörnchen von ihrer Schulter und verschwand auf den nächst stehenden Baum, wovon es schimpfend und neugierig herunter schaute. „ Ach Papa, müssen wir wirklich nach Amerika? Du hast doch hier deine Arbeit, reicht dies nicht aus?“ Er setzte sich neben sie und legte seinen Arm um sie. „ Ashley glaube mir, es war nicht einfach für mich so eine Entscheidung zu treffen. Du bist doch nun schon ein großes Mädchen ... weißt du, meine Arbeit gefällt mir, so wie sie ist ... Amerika ist noch wild, kaum erforscht, dies reizt mich. Ich bin dort geboren und aufgewachsen. Schon als junger Bursche bin ich nicht groß zu! halten gewesen, alles war für mich spannend und aufregend. Es gab immer neue Herausforderungen welche ich mich stellen musste. Oh, meine Mutter hatte es nicht leicht mit mir. Kein Tag verging, wo nicht meine Hosen und Hemden zerfetzt und von schmutzigen Hangrutschen nur so von Dreck strotzten, oder grün und blau geschlagen von Raufereien, mit mancher blutiger Kopfwunde nach Hause kam. Jedes mal schaute sie mich vorwurfsvoll an und nahm mich dann einfach in die Arme. Beim Essen sprudelte es dann ständig nur so aus mir heraus, was ich erlebt und welche Freude ich dabei hatte. Mutter lächelte nur und drückte meine Hand. Dann, mit fünfzehn Jahren, schickte sie mich in die Stadt, auf die berühmte Harvard Universität, um zu studieren. Sie hat schwer gearbeitet und das Geld gespart gehabt dafür, um meinen Traum ... Wirklichkeit werden zu lassen … Nach meinem Studium kam ich viel herum, war neugierig auf neue Erdteile … dabei lernte ich deine Mutter Mary kennen und lieben. Trotzdem konnte ich den Ruf der Berge nicht widerstehen, stahl mich jedes mal, wenn ich meine Mutter besuchte davon, wenn ich den Kuckuck lockend rufen hörte, wo ich Füchse und Hirsche beobachtete, sowie den Schrei der Adler über mir zuhörte.“ „ Es muss wirklich sehr schön gewesen ein. Und dein Papa?“ „ Ich habe ihn nie kennen gelernt. Mutter hat mich alleine groß gezogen. Den Grund dafür, habe ich nie erfahren. Damals wohnten wir abseits der großen Städte, mitten in einem großen Waldgebiet. Wir besaßen ein kleines Sägewerk. Die Geschäfte liefen aber nicht so gut. Mutter tat alles mögliche um über die Runden zu kommen. Sie war ein richtiger Dickschädel! Aber Aufgeben, kam niemals in Frage! Sie hatte einen klaren Blick, um Gefahren entgegen zusehen und sie einzuschätzen. Vor nichts hatte sie Angst … Sie ist mein absolutes Vorbild!“ Ashley schämte sich nun etwas. &b! dquo; Ve rzeih, ich ...“ „ Schon gut. Man ist nicht immer perfekt. Auch ich möchte manchmal alles hinschmeißen, sage mir einfach, sollen die doch ohne mich klar kommen.... Leider stellen sich immer wieder Zweifel ein.“ „ Ehrlich?“ „ Ja, großes Ehrenwort! … Weißt du eigentlich, wie Amerika seinen Namen bekam?“ Ashley schaute ihren Vater mit großen runden Augen an, schüttelte dann den Kopf. „ Er beruht auf den Namen eines florentinischen Seefahrers … Amerigo Vespucci … Ein starker Mann, der Abenteuer und Leidenschaft verkörperte. Jeder Junge wollte so sein wie er … seine Geschichte kann ich dir gern einmal erzählen, natürlich nur, wenn du Lust darauf hast. Aber nun komm, es ist schon spät und deine Mutter wartet mit dem Abendessen auf uns.“ „ Hm, gut, gehen wir.“

Das erwartete Auswanderungs- Postschiff, halb Dampf- Segelschiff traf ein paar Tage später ein. Eine riesige Menschenmenge versammelte sich am Strand. Darunter sah Ashley auch Häftlinge, die bei der Entladung des Schiffes halfen. Ihr Vater, Jamie, erzählte ihr, das auch auf ihrem Schiff Sträflinge untergebracht sein werden. Da Amerika eine britische Kolonie war und als Abladeplatz, besonders für Verbrecher aus England, diente. Tausende von Häftlingen waren jährlich dort hin transportiert worden, die dadurch geholfen hatten, Amerika zu kolonialisieren. Ashley sog die Seeluft ein, das Schiff schwankte sacht, als die erwartungsvollen Passagiere von Frauen, Kinder und Männern, Glücksritter, Flüchtlinge ( russische, ungarische Juden die aus ihrer Heimat flohen ) an Bord gingen, um ein neues Glück jenseits des großen Teiches zu suchen. Jeder hatte eine Holzkiste bei sich, dazu Schlafmatten, Decken und Kleiderbündel. Der Platz für Tiere und Auswanderer, die mit Versprechungen auf Land geschickt angelockt waren, war jetzt schon unmenschlich überfüllt. Je nach Klassenstand und Herkunft wurden die Ausreisenden untergebracht. Vor allem die Ärmsten unter ihnen, wurden in das enge stickige Unterdeck, wie die Ölsardinen zusammen gefercht. Ein ekelhafter stinkender Geruch herrschte an manchen Tagen an Deck, denn mit Hygiene und Sauberkeit hatte man noch nicht viel im Sinn. Menschen starben. Aber es ließ sich nichts dagegen tun. Trotzdem machte man sich auf den Weg in eine neue Welt, mit all den Träumen, die auf manch Planken und an der Reling so geträumt werden. Die ersten Tage war Ashley furchtbar seekrank. Die Stunden auf dem Meer vergingen langsam, aber jeden Tag zeigte es ein anderes Gesicht, mal mit Nebel überzogen wie bei einer Waschküche, aber trotzdem drang die Sonne hindurch und erfüllte diesen mit einem feurig strahlenden Glanz, dann wieder mal aufbrausend mit hohen Wellen um sich schlagen! d, das d er Ozean jetzt das Aussehen eines Schachbrettes annahm, oder ganz ruhig, dabei schimmernd wie Samt und Seide. Ashley hielt sich oft mit vielen anderen auf dem kleinen Deck auf, oder lehnte sich an die Reling, schaute in Richtung Horizont und hing ihren Gedanken nach. Dabei nahm sie ihre Baskenmütze ab, dass ihr dichtes, langes, lockiges, schwarzes Haar weit über ihre Schulter fiel, oder flog vom Wind bewegt empor. Längst vergessene Dinge kamen ihr wieder in den Sinn. So die Erinnerung an die schönen Wiegenlieder ihrer Mutter. Damals gab es keine Sorgen und Ärger, es war einfach eine Selbstverständlichkeit, dass sie dem Land stetig den Rücken kehrten und wieder einmal in See stachen.

Doch dann, nach über vierwöchiger Überfahrt kam die Nachricht ... Land in Sicht ... Schon tauchte die Brandung deren Gischt sich wie eine weiße Kette um die Küste legte auf. Stufenweise veränderte sich die Farbe des Meere und im ewigen Rhythmus donnerte es heran und klatschte zischend gegen die Felsen. Möwen flatterten kreischend über das Schiff. Ashley drängelte sich zum Bug vor.            „ Amerika!“, dachte sie, „ demnächst soll ich mein Leben in einer neuen Welt beginnen. Wo ich in diesen ganzen Land keine Menschenseele kenne. Welche Hoffnungen, Träume und Leid erwarten uns wohl hier.“ „ Endlich sind wir angekommen. Kopf hoch Mädchen, da haben wir schon schlechtere Zeiten gemeistert, nicht wahr?“, hörte sie die Stimme des Vaters neben sich. „ Hör mal, von deiner Großmutter kannst du viel lernen. Sie ist immer noch eine attraktive Frau, inzwischen aber auf eine etwas kühle, unnahbare Weise, als wäre ihre Schönheit von Stacheldraht umgeben. Auch gilt sie als schwierig, vielleicht, weil sie eine Frau ist, die sich nicht vereinnahmen lässt und ein freies, selbst bestimmtes Leben lebt. Von jeher. Und .... kennt sich mit all den Wildkräutern gut aus, ist die beste Köchin die ich je kenne und wohnt wie damals, inmitten eines Waldes. Es wird dir gefallen. Sie holt uns sicher auch ab .... nun, kommt allerdings erst einmal die gefürchtete Ellis Island Stadion dran, bevor wir richtig an Land gehen können. Die amerikanische Behörde sondert alles gnadenlos aus bevor .... sieh dort .... dort werden die Einwanderer wie Vieh begutachtet, Kranke, Behinderte und Alte werden ohne Pardon wieder zurück geschickt. Da zerfallen plötzlich Gruppen in Glückliche und Unglückliche. Dieses System verlangt nach anderer Lebensart. Wer durchkommt, der hat´s geschafft ... Trotzdem, noch einmal 24 Stunden und wir sin! d da! Du zitterst ja wie Espenlaub! Keine Angst, unsere Papiere sind in Ordnung.“ Ashley verzog den sinnlichen Mund zu einem bitteren Strich. Man nahm das Handgepäck auf, reite sich in den Strom von Auswanderer ein, die zum Ausgang drängten. An den Zollschranken wurden die Pässe nach Eintragungen und Fragebögen studiert, danach konnten sie passieren. Sie waren mit die Ersten, welche mit dem Beiboot an das Ufer gebracht wurden.

Eine hagere Frau, mit grauen Haaren und einem etwas sonderbaren Kleidungsstil, empfing etwas später die Ankömmlinge. „ Du bist also meine Ashley. So lernen wir uns endlich kennen. Man kann sich nur wundern, wenn man dir plötzlich gegenübersteht, makellose Haut und diese rosa schimmernden Lippen.“ Sie ging zwei Schritte zurück. „ Mein Sohn, ich muss dich tadeln. Wie konntest du nur all der Zeit, meine Enkelin so vor mir verstecken! Weißt du, ich habe nur Bilder von dir .... Ein großes hübsches Ding bist du geworden mein Kind. Pass nur auf, die Burschen werden reihenweise Schlange stehen, um einen Blick von dir zu erhaschen. Und keine Angst, ich beiße nicht, kannst mich ruhig Esther nennen. Ich finde es echt richtig das ihr hierher gekommen seit. Die meisten Aussiedler, die als wohlhabende Leute gekommen waren und nur ein bequemes leben kannten, zeigen sich den Anforderungen einer Gesellschaft, die jetzt noch in den Kinderschuhen steckt, nicht gewachsen. All die halbverhungerten Gestalten, die hier herkommen, denen man Geschichten erzählt hat, über fruchtbare Talgründe welche unter reichen Ernten von Korn und Früchten stöhnen, werden bald eines besseren belehrt werden. Aber was schwatze ich hier, springender Hirsch wartet bei den Pferden drüben und der Weg ist noch lang bis nach Hause, da können wir alles weitere besprechen. Ebenfalls will ich nicht das reinste Chaos vorfinden, wenn ich mal weg bin. Auch habe ich eine kleine Überraschung für meine kleine große Enkelin ... wenn wir da sind.“ Ashley bekam große Augen. „ Eine Überraschung … für mich? Sagst du mir was es ist? Bitte, bitte.“ „ Nein! Kommt nicht in die Tüte, sonst ist es aus mit der Neugier. Los jetzt, der Junge wird mir noch unruhig.“ Man nahm das Gepäck wieder auf und folgten der alten Frau. Neben einem Pferdegespann machte man Halt. Ein ganz in hellbraunem Leder bek! leideter junger Mann, mit einer alten Flinte in den Händen wartete dort. Die Füße steckten in weiche,mit indianischen Perlenmuster bestickte Elchledermokassins. Seine langen blauschwarzen Haare waren zu Zöpfen geflochten. Auf den Rücken trug er einen großen Langhornbogen mit dazu gehörigen Köcher. Ungeduldig und neugierig beobachtete er die Ankömmlinge. Ashley beäugte ihn misstrauisch. „ Oma Esther, wer … ? “ Diese lächelte nur. „ Darf ich vorstellen, … dieser Bursche hier ist … Le Cerf Agile ( springender Hirsch ), ein Vollblutindianer. Wir nennen ihn Heika. Um es gleich vorweg zu nehmen, ihr habt sicher Geschichten über Indianer oder das hier abfällige Wort Rothaut schon gehört. Alles Quatsch, kann ich dazu nur sagen, am besten gar nicht hinhören. Die Wahrheit sieht nämlich ganz anders aus. Im indianischen Leben gibt es manches, was wir niemals erfahren werden und dessen Geheimnis wir respektieren müssen. Vielleicht ist es gut, dass wir nicht bis auf den Grund der Indianerseele schauen können. So wie sie uns fremd bleiben, sind wir auch für sie ein Fragezeichen. Zwei Welten begegnen sich hier und können trotzdem nebeneinander bestehen. Es kommt nur auf den guten Willen an. Nun, er ist der Sohn von Abigail, einem angesehener Häuptling vom Stamm der Dakota, eine strahlende Persönlichkeit. Mit seinem Volk verstehe ich mich gut. Wir ergänzen uns. Sie sind meine besten Freunde. Bin von ihm noch nie enttäuscht wurden …. an Ihnen da, können wir Weißen uns ein großes Stück Weisheit abschneiden. Aber wir wollen nicht, die Sturheit eben, lieber legen wir die Scheuklappen an. Haben eben ein Brett vorm Kopf. Es gibt viele Stämme, die hier leben, während einige noch wilder und andere wiederum viel zivilisierter sind. Doch jeder Stamm führt sein eigenes Leben und besitzt seine eigene Kultur. Das indianische Leben ist in un! seren Au gen voller Romantik und Abenteuer, nur sie selber wissen es nicht. Sie gehen jedem Abenteuer nach Möglichkeit aus dem Weg. Ihnen ist es am liebsten, wenn sie in Ruhe und Frieden leben können. Nur in der Abwehr greifen sie zur Waffe.“ Das Gepäck schnürte Heika derweil gut fest. Den scharfen Augen der Frau entging dabei nichts. „ Los nun, lasst uns fahren.“ Die Alte schwang sich behände auf den Kutschbock, nahm die Zügel der Pferde in die Hand, drehte sich um, ob auch alle Platz genommen haben, gab ein Schnalzer von sich und die beiden Pferde zogen an. Heika rief sein Pferd, das am Feldrand graste, auf den bekannten Pfiff spitzte es die Ohren und trabte auf seinen Herrn zu. Er klopfte den seidenglänzenden Hals des Prachttieres und folgte der Gesellschaft in einiger Entfernung auf einem Scheckenhengst. Während sich die Eltern über alles mögliche informierten, beobachtete Ashley gespannt die Landschaft. Sie war kaum der Kindheit entwachsen und mit ihrer angeborenen Schüchternheit, verschlang sie neugierig alles Neue was sich ergab. Manchmal trottete ein Koyote am Wegesrand oder junge Eichhörnchen balgten sich spielend um einen Kiefernzapfen. Teilweise konnte man weit ins Land sehen, wo sie mit Staunen und Entzücken jedes neue Landschaftsbild aufnahm, welche an jeder Wegbiegung auf sie wartete. Nach allen Richtungen durchzogen Wege das Land. Ihr Weg wand sich teilweise über Bergeshöhen oder am Rande eines Abgrundes entlang, kaum breiter als die Kutsche von Rad zu Rad, vorbei an prächtigen Kiefern und Tannen mit schlanken Stämmen oder durch zerklüftete Schluchten, um in andere Täler zu führen. Neugierig, vielleicht auch ein wenig ängstlich war ihr Blick, wenn sie von oben in die verschwiegene Tiefe des Dickichts ins Tal hinunter sah. Plötzlich erfolgte ein lautes langgezogenes Heulen durch den Wald. „ Ah, Wölfe“, rief die Großmutter hinter sich, „ die Teuf! el sind wahrscheinlich hinter einem Wild her.“ Mit geübtem Griff zog sie eine doppel- läufige Flinte unter dem Kutschbock hervor. Lies die Zügel der Pferde los, prüfte das Gewehr und legte es über ihre Knie. Kurze Zeit später jagte ein prächtiger Hirsch mit schnellen Sätzen hinter der Kutsche über den Weg. Ashley schaute kurz hinter sich und begegnete den Blick des jungen Kriegers. Eine leichte Röte legte sich über ihr Gesicht und eine unbekannte Wärme stieg in ihrem Körper auf. Bei Heika war das Jagdfieber entflammt, doch er beherrschte sich und ritt weiterhin hinter der Kutsche her, nahm aber vorsichtshalber den Bogen sowie Pfeile von der Schulter, um schneller bei Gefahr handeln zu können. „ Das Wild wird rar in dieser Gegend. Das ist der Erfolg solcher passionierten Jäger, die sich nicht scheuen mit Schnellfeuerwaffen alles was ihnen vor die Flinte kommt zu jagen! Diese schießwütigen Teufel sollte man einsperren! Knallen nur so zum Spaß herum! Ungeachtet ihrer Fleischvorräte, holen sie immer mehr heran, ohne dies verwerten zu können. Nur der Trophäe wegen! Die Folge ist die Wildflucht, welche vernichtend für uns werden kann. Schuld daran sind auch zu viele Rodungen und die Fortschritte der Zivilisation. Ja damals, vor vierzig Jahren war hier nichts als Wildnis. Da gab es noch ausreichend Wölfe, Hirsche und Grizzlybären. Und erst die stattlichen Bisonherden, die wahren Könige hier. Damals nur, an den fruchtbaren Ufern am Hudson- und Mohawhfluss hatten sich einige Tausende Menschen erst vorsichtig niedergelassen. Eine Änderung kam erst mit dem Friedensschluss 1783, dann suchten die Einwanderer und dessen Nachkommen nach ausgedehnten Ländereien. Bis dahin, bot die Natur was der Mensch zum Leben brauchte. Wie immer waren die Leidtragenden die Indianer. Die freie Wildnis ist ihre Heimat, sie brauchen die Weite, die Bisonherden, ihre Zelte und Pferde. Aber die Zeiten ! haben si ch nun mal geändert. Mit den guten alten Tagen ist es ein für allemal vorbei,“ erzählte die grauhaarige Frau. „ Dieses Land ist groß und keiner weiß, was hier in der Erde für Schätze verborgen sind. Mir wäre es natürlich lieber die Welt bleibe grün, friedlich und geeint.“ Dann tauchte plötzlich ein Rudel Wölfe auf, stoppten kurz ihren Lauf, nahm die Witterung der fremden Gesellschaft war und nahm dann die Verfolgung des Hirsches wieder auf. Ein Aufatmen ging durch die kleine Reisegesellschaft. Nachdem der Nachmittag schon vorangeschritten war, erreichten sie endlich eine Lichtung. Das Gespann hielt. Man stieg aus und stellte sich bei einem günstigen Standort auf. Das Tal war von senkrechten zerklüfteten, mit zahlreichen Spalten und Rissen versehene Felswänden flankiert. Zahlreiche mächtige Tannen und Fichten, nur hie und da mit vereinzelten Birken oder Ahornbäumen durchsetzt säumten die Seiten. „Wir sind fast da!“ Nicht ohne Stolz breitete die alte Frau ihre Arme aus. „ Meine Lieben … dort … dieses Farmhaus aus Fichten geschlagen, mit den großen Stallungen und all dem Land, was ihr seht, ist in meinem Besitz.“ Heika legte eine Hand an seinen Mund, heulte wie ein Wolf, horchte, gab den Schecken die Zügel frei und galoppierte an der Kutsche vorbei, in Richtung des Blockhauses. Die zwei Braunen wurden ebenfalls unruhig, zogen nervös an den Zügeln, drängten instinktiv in den Schutz des Hauses. Man bestieg den Wagen wieder. Ein leichtes klatschen der Zügel auf den Pferderücken sowie ein Schnalzer mit der Zunge und es gab für die Pferde kein halten mehr. Im Galopp wurden die letzten Meter bis zur großen Blockhütte genommen. Einige Angestellten warteten bereits. Das große Wohnhaus war nur zu einem Teil aus Holz, der Rest aus Stein gefertigt. Das Gebäude war groß, quadratisch, komfortabel und sah na! ch etwas aus. Lang streckten sich die Stallungen und Scheunen auf dem mächtigen Hof. Das Gesindehaus schloss sich direkt an das Wohnhaus an. Weitläufige Terrassen liefen um das ganze Haus.         „ Mutter, … ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Du hast uns total damit überrascht.“ „ Ich weiß Jamie, deine Augen verraten dich heute noch … Willkommen im neuen Heim!“ Ashley konnte es kaum noch erwarten, sich in der neuen Umgebung umzusehen. Zwei große zottige wolfsähnliche Hunde erschienen plötzlich, wie aus dem Nichts, auf der Terrasse und stoppten ihren Tatandrang. Ein Pfiff ertönte und die Hunde verschwanden. Nun folgte man der Hausherrin neugierig ins Haus. Sie zeigte nicht ohne Stolz das große Wohnzimmer mit einem offenen Kamin, der eine angenehme Wärme verströmte. Den Fußboden bedeckten einige Teppiche und Felle. Die Möbelwaren schlicht ohne große Verzierungen bequem gearbeitet. Der Tisch war groß genug um alle Bewohner der Farm zu fassen. Die Küche blinkte vor Sauberkeit und in den Gästezimmern konnte man sich wohlfühlen. „ Ashley, komm mit, jetzt sollst du deine Überraschung erhalten, die ich dir versprach,“ rief die Großmutter. Nach ein paar Schritten blieb man stehen. „ Mach diese Tür da auf, aber Achtung!“ Ein kratzen und knurren war zu hören. Vorsichtig schon Ashley den Türriegel zurück. Durch den Spalt drängte ein Wuschelkopf eines Hundes. „ Seine Eltern sind halb Hund und Wolf, … ist ein richtiger Wildfang, darum sei bitte vorsichtig im Umgang mit ihm. Wenn du ihn gut behandelst, etwas abrichtest, dann wird er dir ein Leben lang treu sein. Er hat noch keinen Namen. Das überlasse ich dir. Auch werde ich Heika bitten dir zu helfen. Der Junge hat Erfahrung mit Wildhunden. Es gelang ihm, ein Wolfsjunges aufzuziehen und zu seinem Freund zu machen, obw! ohl dies e Tiere im Ruf stehen unzähmbar und äußerst gefährlich zu sein. Somit hat er gleich eine Aufgabe, stromert sonst nur in der Gegend herum.“ Ashley umarmte schnell ihren kleinen neuen Freund vor Freude, dabei glänzten ihre Augen feucht. „ Ich werde gut auf ihn aufpassen, versprochen!“ „ Nun denn, … wollen wir erst einmal ins Haus gehen, es gibt noch viel Arbeit zu erledigen.“

 
Fortsetzung folgt

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.12.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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