Marion Gantenberg

Aufruhr im Elfenland

 

Ein leichter Windhauch strich übers Eldas Kopf hinweg und ließ das Einhorn frösteln. Ganz langsam erwachte es aus seinem Schlaf. Noch waren die Mondsichel und vereinzelte Sterne am Himmel zu sehen, doch in der Ferne zog der Tag grau herauf. Elda hob den Kopf, blinzelte und öffnete die Augen. Langsam erhob es sich und schaute in die Runde. Aber es war allein, niemand war zu sehen.

„Oh“, bemerkte Elda. „ich bin sehr durstig. Ich laufe zum Seerosenteich und trinke dort.“

Sie streckte und reckte sich. Langsam wurde ihr Körper warm und beweglich. Inzwischen war die Sonne aufgegangen und es versprach ein schöner Tag zu werden. Eigentlich waren alle Tage i Elfenland schön. Die Elfen waren fröhlich und zu den Tieren nett. Einer half dem anderen. So war man nie allein, kannte keine Einsamkeit oder Boshaftigkeit.

Und so lief Elda zum Seerosenteich. Sicher waren Lapp, Lori und Fila schon dort, dachte Elda. Sie freute sich auf die drei, die immer zu lustigen Streichen aufgelegt waren.

Am Seerosenteich angekommen, sah Elda die drei auch schon mit ihren Späßen. Elda trank in großen Zügen, um seinen Durst zu löschen. Fila, der Frosch, hatte in der Zwischenzeit ein paar Seerosen zusammengebunden, und sie Elda in die Mähne gebunden. Jetzt hob er kichernd den Finger und rief:„Nicht bewegen, Elda, damit die Blumen nicht herunterfallen.“

Zapp, die Kröte, saß auf einem grünen Blatt und gähnte. Er hatte schlecht geschlafen und so schlecht war auch „Fila“,rief sie.“Sei nicht so laut. Lass Elda mal in Ruhe trinken.“

„Hör auf zu meckern, Zapp. Ich merke doch, dass du schlechte Laune hast. Schlaf noch eine Funde, wenn du keinen Spaß verstehen kannst.“

Fast hätte es Streit gegeben, doch da kam Stella, der Schwan, geschwommen.

„Kinder, nicht streiten“, sagte Stella. „Seht doch mal, wie schön der Tag beginnt.“

„Ich habe es ihnen auch schon gesagt“, wandte sich Elda an Stella. „Aber du weeißt ja, wie die drei sind.“

„War doch nur ein Scherz“, sagte Fila. „Ihr kennt mich doch. Zapp muss aber auch nicht immer jeden Morgen sein : Ich hab schlecht geschlafen- Theater aufführen. Das nervt. Freunde, Zapp“, fragte Fila.

„Freunde“, grummelte Zapp. Denn Freunde waren die drei wirklich.

In der Nähe des Seerosenteichs hatte Xenia, die Hexe, ihr Zelt aufgeschlagen. Sie war auf einem Hexentreffen gewesen und wollte sich etwas ausruhen. Sie schwebte in den Wolken, da sie so die Umgebung besser betrachten konnte, selber aber nicht gesehen wurde. Sie war vors Zelt getreten, weil sie Stimmen gehört hatte. Sie verstand, wie alle Hexen, die Stimmen der Tiere.

Ihr Blick fiel auf Elda, der mit seinen Blumen in der Mähne wunderschön aussah.

„Ich will dieses Einhorn“, dachte sich Xenia. „Koste es, was es wolle. Keiner meiner Freundinnen hat eines. Sie werden Augen machen. Und neidisch sein. Ich will es, Sie musste sich was einfallen lassen.

 

Die Hexe Xenia sowie Elda und seine Freunde waren im Moment die einzigen,, die schon wach waren. Die Elfen lagen auf den Bäumen in den Ästen und schliefen noch.

„Heh, aufwachen, meine Lieben“, sagte die Sonne und kitzelte ein paar der Elfen mit ihren Strahlen an den Nasen.“ Der Tag hat schon begonnen.“

Langsam, ganz langsam öffneten ein paar Elfen die Augen. Hier und da war ein leises Grummeln zu hören wie „Ich bin noch so müde“.

Auch Marie, die immer mal nach den Kleinen schaute, war erwacht. Sie streckte sich und sagte:

„ Kommt, Kinder, wir sehen mal nach, ob die anderen schon wach sind. Dann gehen wir zum Seerosenteich und waschen uns. Danach geht es uns besser.“

Ein paar Bäume weiter unter einem dicken grauen Pilz lagen noch eine Handvoll Elfen. Einige waren schon wach, andere schliefen noch tief. Anton war schon im Garten gewesen und hatte sich zum Frühstück einen Apfel geholt.

Am Abend zuvor war es spät geworden. Die Elfen hatten einen Wettbewerb veranstaltet. Wer die spannenste Geschichte erzählt, hatte gewonnen. Aber da es einige Elfen waren, die erzählten, hatte es ziemlich lange gedauert, bis jeder mit seiner Geschichte fertig war. Einen richtigen Sieger gab es nicht, da jede Geschichte auf ihre Art spannend war. Da wurde erzählt von Hexen und Drachen. Auch von Zauberern wurde erzählt. Und niemand ahnte, wie nah die Gefahr war.

 

Tim war aufgestanden und streckte sich. Er war gerade auf dem Weg zum Teich, als er ein Schnarchen hörte. Was war das denn?Er lief in die Richtung, aus der das Schnarchen kam, und musste lachen. Unter einem weiteren Pilz war Charlie, der Käfer. Sein grüner Körper schimmerte in der Sonne. Aber der kleine Max, der gern ein Prinz gewesen wäre und so oft er konnte, eine Krone auf dem Kopf hatte, lag noch da und schlief.

„He, Charlie, was ist los? Wieso ist Max noch nicht wach?“ „Ich weiß es nicht“, erwiderte Charlie. „Ich habe ja schon versucht, ihn zu wecken, aber er hört mich nicht. Auch wenn ich sein Freund bin, kann ich ihm ja schlecht übers Gesicht laufen.“„Max, los aufstehen!“, rief Tim. „Alle sind schon auf dem weg zum Teich. Wasch dich, dann wirst du auch wach.“

Max öffnete die Augen und sagte ärgerlicg:

„Mach nicht so einen Stress. Geh vor, ich komme gleich.“

„Komm, Charlie“, sagte Tim. „Soll dieser ewige Nörgler doch allein gehem.“

 

Fiona und Aton waren auch auf dem Weg zum Seerosenteich gewesen, als sie an einem Pflaumenbaum vorbei kamen.

„Bitte, Fiona, ich möchte eine Pflaume“, bettelte Anton.

„Dann steig doch rauf und hol dir eine“, erwiderte Fiona. „Glaubst du, ich tu es?“

„Aber Emelie sitzt oben und schläft. Du weißt, sie wird böse, wenn man sie weckt.“

Fiona sah nach oben. Tatsächlich, die Eule Emelie saß auf einem Ast und schlief.

„Eigentlich hat sie auch recht. Du weißt. Dass Eulen Nachttiere sind und am Tag schlafen. Gut, wir werden versuchen, dir eine Pflaume zu holen. Aber ganz leise sein.“

Fiona kletterte vor. Anton wollte sich gerade am Stamm hochziehen, da kam Pütz, ein Vogel, des Weges.

„Anton, sag nur, du willst mit Fiona zu Emelie hochklettern. Emelie wird ganz schön sauer sein.“

„Ruhig, Pütz, sei nicht so laut. Ich will mir doch nur eine Pfvlaume holen!“, flüsterte Anton. „Na, dann viel Glück!“, rief Pütz und wollte verschwinden.

„Anton, komm hoch“, rief Fiona. „ Ich hänge mit meinem Kleid fest.“ Pütz ,der gerade davon fliegen wollte, schaute nach oben. „ihr seid auch Helden“, sagte er. „Los, steig auf meinen Rücken. Ich flieg dich rauf.“ Und ganz schnell war Anton im Baum. Anton hob Fionas Kleid vom Ast, das sich dort verheddert hatte. Eine dicke Pflaume hielt Fiona schon in der Hand.

„ Was ist denn hier los?“,brummte Emelie. „Kann man denn nicht mal in Ruhe schlafen?“

Fiona streichelte Emelie am Bart und sagte zärtlich: „Verzeih uns, Emelie, du hast ja recht. Versuch weiterzuschlafen. Wir sind gleich weg.“

Fiona und Anton waren dann auch schnell vom Baum auf dem Weg zum Seerosenteich.

 

Am Seerosenteich hatten sich inzwischen einige Elfen und Tiere eingefunden. Unterhaltungen und Lachen war zu hören. Inzwischen war es schon vormittag geworden. Zapp, die Kröte, war in einem angeregtem Gespräch mit Tim, dem Fisch.

Auf Zapps Rücken saß Martin, ein Elf. „Komm schon, Zapp“, drängelde Martin. „Bring mich mal zum anderen Ufer.“ Zapp drehte sich um, schaute Martin an und sagte:„Wenn du nicht warten kannst, dann schwimm doch rüber. Du siehst doch, dass ich mich unterhalte.“ Ella, die Mandarinente, hatte Timi auf dem Rücken, der aber sehr geduldig war. Lara lag auf dem Wasser und lauschte der Unterhaltung zwischen Zapp und Tim. Doch dann wurde es auch Tim zu langweilig und er rief:“ Mensch, Kinder, lasst uns doch was spielen.“Auch Muck, der Vogel, der allein auf einem Blatt saß und mit den Flügeln schlug, sagte: „Ich will aber auch mitspielen.“

 

Prinz Florian und seine Braut Valerie hatten an diesem Morgen einen weiten Spaziergang durch das Elfenland gemacht. Überall wo sie hin kamen, freute man sich, sie zu sehen. Die Glockenblumen bimmelten, die Vögel sangen und die Bienen summten. Natürlich kamen sie auch am Seerosenteich vorbei. Lachend sahen sie den Elfen und Tieren zu, die über den Teich liefen und Fangen spielten. „Elda“, rief Valerie. „ Ich gehe mit Florian mit, mich umziehen, dann machen wir noch einen Spaziergang. Hast du Lust?“„Und wie“, rief Elda. „Beeil dich, ich freue mich.“ Valerie winkte Elda zu und ging weiter. Florian würde heute nicht hier sein.

 

Valerie hatte sich umgezogen und war zum Seerosenteich zurückgegangen. Florian musste eine längere Reise durch das Elfenland machen, um nach allen Tieren zu sehen.„Kommst du, Elda“, rief Valerie, aber da stand das Einhorn auch schon neben ihr. Plötzlich zogen dunkle heiße Wolken am Himmel auf. Was war das? Was geschah gerade? Alle Elfen schauten nach oben. Die Blätter der Bäume wurden rotbraun und kräuselten sich. Sie sahen aus, als wären sie am verbrennen. Da stand Xenia. Sie sah wunderschön aus. Gar nicht so, wie man die Hexen von den Märchen kennt. Sie hatte sich verwandelt. Lange schwarze Haare hingen über ihre Schultern und flatterten im heißen Wind., und das Kleid hatte die Farbe der Blätter . Den Zauberstab hielt Xenia fest in der Hand. Sie rammte ihn fest in den Boden schaute Valerie an und sagte:

„ Ich will Elda. Was willst du dafür haben? Ich kann dir viel Macht geben. Also sag mir deinen Preis.“

Erschrocken trat Valerie zu Elda und nahm das Einhorn schützend in den Arm. Elda selbst war vor der Heftigkeit in Xenias Stimme einen Schritt zurück getreten.

„ Wie kommst du denn nur einen Moment darauf, dass ich dir Elda geben könnte? Nicht für alle Macht der Welt gebe ich sie her. Elda ist der Liebling aller hier. Wie kommst du darauf, dass ich sie dir gebe? Nichts ist so wertvoll wie sie. Du, du bist nur böse. Schau dich um. Wo du hintritts, bringst du Unheil. Du kannst nicht mal durch einen Wald laufen, ohne das er hinter dir verbrennt.“

Valerie zitterte vor Zorn. Elda ebenfalls, aber vor Angst. Valerie schloss ihre Arme noch fester um Elda.

„Verschwinde und lass uns in Ruhe. Du bekommst Elda nicht. Weiter habe ich dir nichts zu sagen.“

Xenias Augen funkelten. Sie riss den Zauberstab aus dem Boden und sagte: „ Wer bist du, dass du so mit mir sprichst? Ich will Elda!“

„Niemals!“, rief Valerie verzweifelt. „Ich wünschte, du wärest eine Maus und irgendein Tier würde dich fressen. Dann

hätten wir für immer Ruhe vor dir. Ruhig, Elda, ganz ruhig“, versucht Valerie Elda die Angst zu nehmen, da das Einhorn von einem Fuß auf den anderen trat.

„Wenn ich Elda nicht haben kann, dann bekommt ihn niemand“, schmetterte Xenia Valerie entgegen. „Du willst eine Maus? Eigentlich dachte ich, ihr hättet schon genug. Aber du kannst noch eine haben.

Ich bin böse? Auch das kannst du haben!“ Sie hob den Zauberstab über ihren Kopf, drehte sich murmelt einmal um

sich selbst und war plötzlich verschwunden.

Valerie verspürte so etwas wie einen Schlag, der durch ihren Körper ging. Und da wo Elda in ihren Armen sein sollte, war nun alles leer.

Nach dem Xenia verschwunden war, kam Valerie langsam wieder zu sich. Ein leises Piepsen war zu hören. Valerie blickte sich um, sah aber niemanden. „Wo ist Elda“, schoss es ihr durch den Kopf. Da war wieder das Piepsen zu hören. Sie blickte nach unten und sah, dass eine Maus ihr die Pfötchen entgegen streckte.

„Wer bist du denn?, fragte Valerie erstaunt. Aber dann wusste Valerie, wer vor ihr stand. Hatte Xenia nicht ganz böse gesagt, sie könne noch eine Maus haben? Oh nein, das war Elda. Xenia hatte Elda in eine Maus verwandelt. Valerie bückte sich zu Elda herunter, streichelte sie und sagte:

„Bitte verzeih mir, Elda. Ich hätte mich mehr zusammennehmen müssen. Doch ich wollte dich nicht verlieren. Ich werde auf dich aufpassen. Wir finden einen Weg, um dich zu erlösen. Sicher hat Xenia einen Fluch über das Elfenland gelegt. Aber ich sehe ja auch ganz anders aus. Warum hat sie denn das getan? Sollte Florian mich nicht erkennen? Was sie wohl noch angerichtet hat?“ Valerie streichelte Elda über den Kopf und sagte ihr leise ins Ohr: „Ich verspreche dir, dass alles wieder gut wird.“

Vom Baum über ihnen hörten sie ein hässliches Kichern. Valerie und Elda schauten nach oben. „Oh nein, Elda. Schau dir das an. Der Zauber wirkt schon.“ Carlos und Tom waren dabei, eine kleine Eule zu ärgern. Sie wusste gar nicht, was sie machen sollte. Sie sah ganz traurig aus. Sie kannte die beiden, aber sie waren doch sonst ganz liebe Jungs. Ein anderer Vogel, den die beiden noch nicht entdeckt hatten, versuchte ganz schnell zu verschwinden.

„ Tom, Carlos, schämt ihr euch nicht, den Vogel zu ärgern. Was ist denn in euch gefahren? So kenne ich euch gar nicht.“

Aber Tom streckte Valerie nur die Zunge raus.

Auf einem anderen Ast saß Anton und machte ein bitterböses Gesicht. In den Armen hielt er ein Ei ganz fest.

„ Gib sofort an das Vogelpaar das Ei zurück !“, rief Valerie jetzt aber sehr böse. Das Vogelpaar hatte sich Verstärkung geholt. Und nun pickten alle vier auf Anton ein.

„ Anton, komm vom Baum runter und lass das Nest in Ruhe. Wenn du glaubst, ich helfe dir, irrst du dich.“

„ Aber ich will es haben“, rief Anton trotzig.

„ Dann sieh auch zu, wie du den Schnabelhieben ausweichst!“, Auf einem anderen Ast saß Anton und machte ein bitterböses Gesicht. In den Armen hielt er ein Ei ganz fest.

„ Gib sofort an das Vogelpaar das Ei zurück !“, rief Valerie jetzt aber sehr böse. Das Vogelpaar hatte sich Verstärkung geholt. Und nun pickten alle vier auf Anton ein.

„ Anton, komm vom Baum runter und lass das Nest in Ruhe. Wenn du glaubst, ich helfe dir, irrst du dich.“

„ Aber ich will es haben“, rief Anton trotzig.

„ Dann sieh auch zu, wie du den Schnabelhieben ausweichst!“, rief Valerie hinauf.

„ Elda, mir muss was einfallen. Xenias Fluch ist stark. Ich glaube, es niemanden, der nicht betroffen ist.“

Wieder war wildes Gezwitscher zu hören. Diesmal kam es vom Nachbarbaum. Schon Schlimmes ahnend blickte Valerie hinüber.

„ Nick, bitte Nick, lege die Eier zurück!“, rief sie auch diesmal verzweifelt. Der Vogel blieb auf seinem Nest, damit ihm nicht auch noch das letzte Ei gestohlen wurde. Nur sein Schnabel klapperte aufgeregt.

„Nick, was ist denn los mit euch? Elfen sind lieb und hilfsbereit.“

„ Kannst du doch sein, wenn du es willst. Ich bin, wie ich bin.“

Mit diesen Worten sprang er vom Baum und verschwand.

Das Chaos ging weiter. Vom der Wiese her erklang lautes Gelächter und Geschrei. Das alles verhieß nichts Gutes.

„Komm, Elda, lass uns nachschauen. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Florian hätte bestimmt Rat gewusst. Warum musste er ausgerechnet jetzt weg?.“

Sie sah, wie Max einem Käfer einen kräftigen Tritt gab. Aber sehr erschrocken war sie, als sie sah, dass Marie, ihre beste Freundin, versuchte, einem Vogel seine schönen

Schwanzfedern auszureißen. Die Elfen standen dabei und lachten. Ängstlich versuchte der Vogel zu fliehen.

„Nein, nein, hört doch auf!“

Valerie weinte fast. Die Tiere taten ihr so leid und sie konnte ihnen nicht helfen. Ihre Hand streichelte sanft über Elda , die als Maus noch immer neben ihr saß.

 

Als Valerie dann auch noch sah, wie drei Elfen versuchten, einer Heuschrecke ein Bein auszureisen, war Schluss. Energisch erhob sie sich, wischte sich mit dem Handrücken die Tränen von den Wangen, die ihr vor Mitleid gekommen waren. Irgendjemand musste ihr doch helfen können. Sie hatte doch Freunde.

Ben, ja natürlich. Warum war sie nicht gleich auf ihn gekommen. Wenn er ihr nicht helfen konnte, dann wusste er doch sicherlich Rat. Mit Fin, seinem Reh, besuchte er oft das Elfenland. Valerie wandte sich an Elda und sagte: „Versteck dich bitte, bis ich zurück bin. Schau dich um. Nicht, dass irgendein größeres Tier dich frisst. Geh zu Alina. Du wei0t doch, wo die beiden leben. Ich hoffe nicht, dass Xenia das Gute aus Taran verbannt hat. Ich muss versuchen, etwas zu tun. Pass auf dich auf, Elda!“

Schweren Herzens ging Valerie davon.

 

Valerie ging betrübt zum Seerosenteich, dann blieb sie einen Moment stehen und überlegte. Wie sollte sie denn am besten zur Lichtung kommen, auf der sich Ben mit Fin immer aufhieltent?

„Kann ich dir helfen?“, fragte eine leise Stimme. Eine ganz normale nette Stimme? Gab´s die denn noch? Valerie schaute hoch und direkt in das Gesicht einer Libelle. „Mich hat Xenia nicht getroffen“, sagte sie. „Du kannst mir vertrauen. Wenn

ich etwas für dich tun kann, helfe ich dir gern.“

„Ja, bitte. Könntest du mich zu Ben auf die Lichtung fliegen?"

„Aber natürlich. Komm, halte dich fest.“ Und so flogen sie in Richtung Lichtung.

Und wirklich. Ben stand mit Fin auf der Lichtung oberhalb des Elfenlandes. Er sah Valerie schon von weitem auf sich zukommen. Kaum war sie gelandet, rief sie auch schon: „Benn, ich brauche deine Hilfe. Im Elfenland ist die Hölle los. Xenia war da. Sie wollte Elda. Aber wie hätte ich sie ihr geben können. Nun ist sie eine Maus...“

„Nun mal langsam. Beruhige dich erst mal und erzähle der Reihe nach. Wer ist eine Maus?“ Und dann erzählte Valerie Ben die ganze Geschichte. Immer wieder weinte sie. „Ben,

sag mir bitte, was ich tun soll? Es geht alles drunter und drüber.“

 

„Beruhige dich, Valerie, ich habe schon bemerkt, dass bei euch was nicht in Ordnung ist. Lass uns überlegen, was wir tun können. Warte mal, Bartilus könnte uns helfen. Er ist ein Zauberer. Und wenn einer weiß, wie man einen Fluch von Xenia lösen kann, dann er.“

„Meinst du wirklich, dass er helfen kann?“, fragte Valerie zweifelnd.

 

„Valerie, noch mal, beruhige dich. Ich reite mit Fin so schnell wie möglich zu ihm. Etwas anderes fällt mir auch nicht ein. Aber wir reden hier die ganze Zeit über Elda und die Elfen. Was machen Taran und Alina?“ Taran war der gute Drache des Elfenlandes. Er lebte mit Alina, die immer bei ihm war, etwas außerhalb der Gemeinschaft. Valerie liebte ihn sehr. „Heute Morgen war ich mit Florian noch bei den beiden. Es ging ihnen gut. Du weißt doch, was für eine enge Bindung die beiden haben. Ich kann nur hoffen, dass Taran nichts passiert ist. Und Taran zieht sich doch oft in sich selbst zurück. Da er dann kleiner wird, nimmt man immer an, dass es ihm gutgeht. Ich habe Elda zu igr geschickt. Sie soll dort bleiben, bis alles vorbei ist“

Benn hatte zwischenzeitlich Fin gesattelt und sagte zu Valerie: „Ich reite los. Je schneller, desto besser. Auf geht´s, Fin.“ Fin legte die Ohren an und lief los.

 

Fin rannte mit Ben auf dem Rücken den Waldweg entlang. Ben hielt sich an den Zügeln fest und klemmte seine Beine an den Körper des Tieres, um nicht herunterzufallen. Er ritt zur Burg Falkenstein. Oben im Turm wohnte Bartilus. Ben hatte Bartilus einmal geholfen, dafür hatte Bartilus ihn mit nach oben in seine Studierstube genommen. Bei ihm standen Regale mit vielen alten Büchern. Ganz sicher konnte er helfen.

Dann sah Ben Burg Falkenstein in der Ferne und legte noch an

Tempo zu. Kaum angekommen, sprang er von Fin, riss die schwere Tür auf und rannte die Treppe hoch zum Turm.

„Bartilus, hallo Bartilus, bist du da?“, rief er ganz laut. Oben öffnete sich eine Tür, und Bartilus kam heraus.

„Ben, du? Du bist ja ganz außer Atem. Was ist den passiert? Komm erst mal herein und sage mir, was los ist.“

Ben setzte sich und sah Bartilus an, der wirklich einen langen grauen Bart hatte. Dann erzählte er dem Zauberer die ganze Geschichte des Elfenlandes. Die Hexe Xenia, die das Einhorn wollte, von dem Fluch und der Bosheit der Elfen.

Nachdenklich wackelte Bartilus mit dem Kopf. Wieder Xenia. Er hatte sie eine Weile nicht gesehen, da sie auf einem Hexenkongress gewesen war.

„Bartilus, bitte, kannst du uns helfen?“, fragte Ben wieder. Der Zauberer kratzte seinen Bart und brummte: „Xenia sollte wirklich als Maus gefressen werden. Sie kann es nicht lassen, die Hand nach anderer Leute Dinge auszustrecken.“ Er stand auf und ging zum Regal. Ein Buch nach dem anderen zog er heraus, las kurz darin und steckte es wieder weg. Bei einem las er länger, kam zum Tisch und setzte sich. Wieder begann er zu lesen. Ben kletterte auf seinen Stuhl und schaute ins Buch. „Was bedeutet denn der rote Drachen auf dem Bild?“, fragte er.

Bartilus schaute auf, sah Ben ernst an und sagte:

„Nichts Gutes, Ben, nichts Gutes. Es gibt nur einen Weg, um den Fluch aufzuheben. Taran muss mit Darkor kämpfen und gewinnen.“

„Darkor, wer ist denn Darkor? Ich habe noch nie etwas von einem Darkor gehört.“ „Das wirst du jetzt. Es ist Xenias Drachen. Und wenn Xenia schon böse ist, dann warte erst, bis du Darkor kennenlernst, Ich mache mich auf den Weg zu Alina. Ich muss die beiden vorbereiten. Du reitest zurück zur Lichtung und informierst Valerie. Uns steht noch einiges bevor.“ Bartilus drehte sich um und ging davon.

 

Und so nahm Bartilus seinen Wanderstab, rief nach Bobo, seiner Eule und machte sich auf den Weg zu Alina. Unterwegs traf er viele Tiere. Ein paar Vögel, dann wieder ein paar Rehe oder andere Tiere. Er fragte sie, wie es ihnen ginge und hatte für jeden ein paar Leckereien in der Tasche. Die Tiere mochten Bartilus, da er immer gut zu ihnen war, ihnen half, wenn sie krank und verletzt waren.

Ein Vögelchen setzte sich auf seine Hand, sah Bartilus an und fragte:

Und so nahm Bartilus seinen Wanderstab, rief nach Bobo, seiner Eule und machte sich auf den Weg zu Alina. Unterwegs traf er viele Tiere. Ein paar Vögel, dann wieder ein paar Rehe oder andere Tiere. Er fragte sie, wie es ihnen ginge und hatte für jeden ein paar Leckereien in der Tasche. Die Tiere mochten Bartilus, da er immer gut zu ihnen war, ihnen half, wenn sie krank und verletzt waren.

Ein Vögelchen setzte sich auf seine Hand, sah Bartilus an und fragte:

„Hast du Sorgen? Du siehst so aus. Kann ich helfen?“

„Ich muss dringend zu Alina. Kannst du bitte zu ihr fliegen und ihr sagen, dass ich komme?“

„Aber ja. So kann ich auch mal für dich etwas tun“, sagte der Vogel und flog davon.

Inzwischen stand Alina im Garten am kleinen Bach und streichelte Taran, der auf einem Stein lag. Der Vogel hatte Bartilus´ Nachricht überbracht. Alina dachte nach. Irgendetwas stimmte nicht, wenn Bartilus persönlich zu ihr kam. Ob etwas geschehen war? Eine Maus war zu ihr gekommen hatte gesagt, dass sie Elda, das Einhorn wäre. Ganz schlau war sie daraus nicht geworden.

Dann stand Bartilus vor ihr. Dann stand Bartilus vor ihr.

„Alina, gut, dass ich dich gleich hier finde. Es gibt leider keine guten Nachrichten, die mich herführen.

Xenia war im Elfenland. Dort geht es drunter und drüber.“

„Oh, nein“, sagte Alina. „Das hat doch sicher nichts Gutes zu bedeuten. Das hat das Mäuschen also gemeint, als es mir erzählte , im Elfenland stimme was nicht.“ Noch immer steichelte sie Taran zärtlich. Nach einer Weile des Schweigens fragte sie Bartilus: “Und was kann ich tun?“

„Xenia hat einen Fluch über das Elfenland gelegt. Es gibt nur einen Weg, um ihn aufzuheben. Taran muss gegen Darkor kämpfen.“

„Gegen Xenias Drachen? Kommt nicht in Frage“, sagte Alina, zog ihre Hand von Taran zurück und stellte sich schützend vor ihn. „Darkor ist wie Xenia. Beide sind das Böse. Bitte, das kannst du nicht verlangen.“

„Alina“, sagte der Zauberer, „wenn es einen anderen Weg gebe, würden wir ihn gehen. Ich habe viele Möglichkeiten durchdacht. Aber es gibt keinen anderen Weg. Bring Taran auf seine normale Größe zurück, damit er sich vorbereiten kann. Alina, du kannst dir doch vorstellen, dass Xenia weiß, dass wir alles tun werden, um das Elfenland zu retten. Vertrau Taran, er wird es schaffen.“

„Ich denke, du hast recht, Bartilus. Wir müssen es wagen.“ Sie wandte sich Taran zu. „ Oh, Taran, du musst jetzt sehr tapfer sein. Aber du wirst es schaffen. Denn am Ende siegt doch immer das Gute über das Böse.“

Alina half Taran vom Stein herunter, der nur leise vor sich hin knurrte. „Ganz ruhig, Taran, ganz ruhig. Ich werde jetzt deine Verwandlung vornehmen. Bitte entspann dich. Du weißt, du bist unsere einzige Hoffnung.“

Sie breitete ihre Arme über Taran aus, murmelte Worte, die unverständlich waren. Und dann wuchs Taran, wurde größer und größer. Das Grün seines Panzers wurde dunkler. Und dann hatte er seine volle Größe erreicht. Alina kletterte auf den Stein, auf dem Taran gelegen hatte, schlang ihre Arme um seinen Hals und schmiegte ihre Wange an seine.

„“Sei ganz beruhigt, Taran“, flüsterte sie. „Ich werde immer in deiner Nähe sein. Vergiss das nicht.“

 

Xenia wusste, dass Valerie sich Hilfe holen würde. Nachdem sie den Fluch über das Elfenland gelegt hatte, war sie in ihr Zelt zurückgekehrt. Sie überlegte, was Valerie wohl unternehmen würde. Ihre Glaskugel würde ihr zeigen, was weiter geschehen würde. Sie sah, wie Valerie zu Ben flog, der mit Fin auf der Anhöhe stand. Sie lächelte und sagte sich: Was kann der ihr denn helfen? Auch als Ben Fin sattelte, konnte sie sich nicht vorstellen, dass jemand sie ernsthaft in Gefahr bringen konnte. Doch dann fuhr ein eisiger Schreck durch ihre Glieder. Sie erkannte die Burg, zu der Ben ritt. Dort wohnte Bartilus, ihr größter Feind. Und da sie auch wusste, wie der Fluch zu beheben war, konnte sie sich vorstellen, was Bartilus unternehmen würde.

Sie befahl der Kugel, ihr Valerie und Taran zu zeigen. In der Glaskugel erschienen andere Bilder. Xenia sah Valerie im Gespräch mit Bartilus. Das Unheil hatte also schon seinen Lauf genommen, denn sie sah, dass Taran seine volle Größe hatte. Das passierte eigentlich nur, wenn ein Kampf bevor stand. Also würde es wohl auf einen Kampf mit Darkor hinaus laufen. Damit hatte Xenia nicht gerechnet. Vor allem nicht so schnell.

Nun setzte Xenia sich auf ihren Zauberstuhl mit dem Zauberstab in der Hand, um den sich Darkor geschlungen hatte. Auch er hatte sich, wie Taran, zusammengezogen, war kleiner als sonst.

Ich warte, noch ein wenig, dachte Xenia, dann muss Darkor wachsen. Zu Darkor gewandt sagte sie:

„ Ruh dich noch etwas aus. Vor uns liegt eine große Aufgabe.“

Die Zeit verging langsam, dann war es soweit.

„Darkor, es ist Zeit, zu erwachen. Bereite dich auf deine volle Größe vor.“

Xenia schloss die Augen und murmelte unverständliche Worte. Ganz langsam ging Darkor in die Höhe und wurde auch breiter. Er wurde bedrohlich groß. Als Darkor seine volle Größe erreicht hatte, stieß er ein furchterregendes Fauchen aus.

Xenia öffnete die Augen und erhob sich. Sie war schön. Wer sie jetzt gesehen hätte , hätte nicht geglaubt, dass etwas Böses so schön sein kann. Darkor war zur vollen Größe empor gestiegen. Fest sah Xenia ihn an. „Komm mit nach draußen“, sagte sie. „Wir müssen die Zeremonie vollenden. Du musst aus dem Zauberbrunnen trinken. Denk daran, wir müssen gewinnen.“ Wieder ließ Darkor sein gewaltiges Fauchen hören.

 

Beide gingen nach draußen. Am Brunnen blieben sie stehen. Xenia sang eine geheimnisvolle Melodie, zu der sie sich tanzend um den Zauberbrunnen bewegte. Dann blieb sie vor Darkor stehen.

„Trink, trink in vollen Zügen. Das ist der Kampf der Kämpfe, den du gewinnen musst. Wage es nicht, zurückzukommen, wenn du verlierst. Soll Taran dich dann töten.“

Darkor erhob sich zu seiner vollen Größe. Wild und böse sah er aus. Er zeigte seine Zähne, dann trank er aus dem Brunnen. Sein Panzer wurde dunkelrot, und er spürte, wie die Kraft durch seinen Körper rann.

„Komm“, sagte Xenia. „Gehen wir zum Kampfplatz bei der Burg von König Dreibart. Sicher werden sich Valerie, Bartilus und Taran ebenfalls dort einfinden. Noch mal, du musst gewinnen!“

Xenia hatte recht. Bartilus war mit Taran und Alina zum Kampfplatz gegangen. Dort hatten schon immer die Kämpfe der Drachen stattgefunden. Valerie hatte sich zu den anderen Zuschauern gestellt, da sie wusste, dass Bartilus Taran die richtigen Anweisungen geben würde.

Bartilus sprach auf Taran ein. „Taran, lass dich von Darkor nicht provozieren. Ich kenne Xenia. Darkor wird nicht mit fairen Mitteln kämpfen. Er wird Scheinangriffe machen, die du dann parierst. Dadurch verlierst du Kraft. Achte auf deine Augen. Darkor wird versuchen, dich durch sein Feuerspeien erblinden zu lassen, um dich dann zu töten. Geh kein Risiko ein. Vertrau mir. Kämpfe mit Mut und sei fair und der Gewinn ist dein. Wir beide wissen, dass das Gute gegen das Böse gewinnt. Auch wenn es etwas dauert.“ „Du kannst dich auf mich verlassen“, antwortete Taran. „Aber jetzt muss ich los, ich sehe Darkor kommen.“

Und wirklich flog Darkor eine große Runde um den Kampfplatz, der seit vielen Jahrhunderte dafür benutzt wurde. . Er wirkte groß und stark. Aus seinem Rachen kam Feuer. Er wollte wohl Taran zeigen, was auf ihn zu kam. Langsam umkreisten die beiden sich, tasteten sich ab. Taran spannte seine Muskel und bereitete sich auf Darkors Angriff vor.

Dunkle Wolken zogen am Himmel auf. Aus einer schoß plötzlich ohne Vorwarnung Darkor hervor und ging zum Angriff über. Hier kämpfte das Böse gegen das Gute. Blitze von Feuer zuckten am Himmel. Beide Drachen umkreisten sich, suchten die beste Angriffsstelle. Sie rasten aufeinander zu, verbissen sich ineinander, ließen los und griffen erneut an. Wie Bartilus gesagt hatte, versuchte Darkor mit seinem Feuerstrahl Tarans Augen zu treffen. Taran konnte aber ausweichen. Er schubste, schlug mit dem Schwanz nach Darkor. Darkor hatte große Angst vor Xenia, daher verbrauchte er bei seinen Angriffen viel Kraft. Er wollte auf keinen Fall verlieren. Doch noch während er das dachte, hatte Taran ihn umkreist. mit seinem Maul am Schwanz gepackt und so stark hin und her geschleudert, dass er das Bewußtsein verlor. Durch die dauernden Angriffe war Darkor sehr geschwächt. Taran ließ los, und Darkor fiel direkt vor Bartilus Füße.

Von dem Aufprall erwachte Darkor. „So ergeht es jedem, der nur für das Böse kämpft“, sagte Bartilus.

„Du wolltest Taran sein Augenlicht nehmen. Ist Xenia wert, dass man sein Leben für sie aufs Spiel setzt? Sie ist böse. Trenn dich schnell von ihr und du wirst ein besseres Leben führen.“ „Du hast recht, Bartilus. Sie wollte mich, wenn ich verliere, sowieso verbannen. Glaub es oder lass es, ich bin nun doch froh, dass der Fluch vom Elfenland genommen wurde. Aber nun werde ich gehen und einen Platz für mich suchen, wo ich in Ruhe leben kann. Danke, dass du mich nicht getötet hast. Eben hättest du es gekonnt.“

„Man tritt niemanden, der schon am Boden liegt“, sagte Bartilus zum Abschied.

Darkor machte sich auf den Weg in ein neues Leben. Er schwang sich in die Luft und flog davon. Alle Elfen rund um den Kampfplatz jubelten vor Freude. Alina trat vor und hob die Arme. „Endlich ist der Fluch von uns genommen!“, rief sie laut über den Platz. „Wir können wieder in Frieden leben. Und ich möchte das feiern. Was meint ihr?“ Kaum hatte Alina geendet, da erblühte auf dem sandigen Kampfplatz eine bunte Wiese und es plätscherte ein Bach, aus dem Taran einen kräftigen Schluck nahm. „Ja, lastt uns feiern“, riefen alle im Chor. „Treffen wir uns nachher hier wieder!“ Alle wollten sich natürlich noch schön anziehen. Außerdem mussten noch einige Vorbereitungen getroffen werden. Zum Zeichen des Friedens stand ein wunderschöner Regenbogen über Alina. Als Alina die Arme wieder sinken ließ, ging ein Ruck durch ihren Körper. Sie hatte sich die ganze Zeit über nicht um Elda gekümmert. Was war aus Elda geworden, nachdem sie in eine Maus verwandelt worden war. Valerie hatte ihr doch Elda geschpckt. Sie hatte sich nicht um sie kümmern können, da sie mit Ben zu Bartilus gegangen war, um für das Elfenland eine Lösung zu suchen. Schade, dass Ben und Valerie nicht hier waren. Dann war der Drachenkampf gewesen. Über all der Freude hatte sie Elda, die Hauptperson vergessen. Wo war sie? Hoffentlich war ihr nichts passiert. Hoffentlich hatte sie niemand gefressen. Alina rief laut nach ihr.

Elda hatte sich in einem dichtem Blumenbeet versteckt. Ja, sie hatte Angst gehabt, dass ein Vogel, eine Katze oder ein anderes Tier sie fressen würde. Nun streckte sie vorsichtig den Kopf aus dem Blumenbeet. Hatte sie nicht eben Alina rufen hören?

Elda war schon ganz traurig, weil sie Alina nicht gesehen hatte. Hatte Alina sie vergessen? Aber Elda schob den Gedanken ganz schnell zur Seite. Alina würde sie niemals vergessen. Sie hätte sich doch auch wie Valerie wegen ihr vor die Hexe Xenia gestellt und sich so in Gefahr begeben.

Langsam kam Elda ganz aus dem Blumenbeet gekrochen. „Alina, hier bin ich“, piepste Elda. Ihre Stimme war nur leise zu hören. Aber aus irgendeinem unerfindlichem Grund hatte Alina sie doch gehört. „Elda, Elda, wo bist du? Melde dich noch mal.“

Dann stand Alina vor Elda. „Wie schön du bist“, flüsterte Alina leise. Elda blickte Alina ganz irritiert an. „Wenn du eine Maus schön findet, dann bin ich schön“, sagte Elda ganz traurig. „Aber Elda, schau dich doch mal an. Es gibt im Elfenland nichts schöneres. Du bist keine Maus mehr. Das Elfenland ist erlöst. Taran hat gegen Darkor gekämpft und gewonnen. Du bist samt dem Elfenland erlöst. Komm, alle sind am feiern. Sogar König Dreibart ist gekommen. Er ist sehr traurig gewesen, weil er uns nicht helfen konnte. Aber nun komm schnell, damit dich die anderen auch sehen können. Das wird eine Freude sein. Xenia und Darkor haben sich aus dem Staub gemacht.“

Elda hatte sich erhoben und streckte sich. Und wirklich, Elda sah im Sonnenschein wunderschön aus. Alina nahm sie in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf die Nase. „Wie froh ich bin, dich wieder zu haben“, sagte Alima. „Bitte sei mir nicht böse, dass ich mich nicht um dich gekümmert habe.

Aber ich musste erst mal sehen, wer uns hilft. Zuerst ist Valerie zu Ben. Der ist mit Fin zu Bartilus geritten, der in seinen Zauberbüchern nach einer Lösung suchte und auch fand. Taran und Darkor mussten kämpfen. Wenn Darkor gewonnen hätte, wäre alles so geblieben. Doch ich glaube immer daran, dass das Gute siegt. Und so ist das Elfenland erlöst, und dich halte ich im Arm. Ich bin so glücklich. Warte, wenn Valerie wieder hier ist und dich wieder in ihre Arme schließen kann. Ihre Elda und so wunderschön. Komm, lass dir die Blumenkette umlegen. Geh schon mal zu den anderen. Was glaubst du, was alle für Augen machen werden, wenn sie dich sehen werden. Ich komme gleich nach. Ich werde eine Zeitlang weg sein. Nein, schau mich nicht so erschrocken an. Ich will mit der Schmetterlingskutsche nur kurz zu Ben. Ihm und Valerie haben wir alles zu verdanken. Und da sie nicht hier sein sind, fahre ich mit der Kutsche sie holen.. Und du, mein Schatz, kümmerst dich um die Elfen. Ich glaube, dass Seepferdchenrennen steht noch aus.“

„Gut, ich mach mich davon. Grüß bitte Ben und Valerie und sag danke für alles. Ich gehe noch persönlich hin.“ Mit diesen Worten ging Elda.

 

Nadja hatte einige Vögel des Elfenlandes zusammen gerufen, und übte mit ihnen ein paar Lieder ein.

„Timo, sing bitte etwas leiser. Du bist der Grüßte. Wenn du so laut bist, hört man die Kleineren nicht.

Und denkt daran, König Dreibart ist mit auf dem Fest. Er war die ganze Zeit so traurig, dass er dem Elfenland nicht helfen konnte. Es muss schön klingen. Ihr müsst aus voller Kehle singen. Tut hr ja sonst auch, nur diesmal eben zusammen.“

 

Maria wollte natürlich, dass die Rasselbande von Elfen auf dem Fest hübsch aussehen. Vor allem jetzt, wo sie gehört hatte, dass König Drosselbart auch kommen wollte. „Anton, mach ein freundliches Gesicht und lass die Mütze auf. Freu dich doch, das alles wieder in Ordnung ist. Emil, komm her, du Nackedei, ich will dich anziehen. Wir Erwachsenen müssen uns auch noch umziehen.“

 

Ein großer Teil der Elfen war schon leicht und unbeschwert zur Wiese gelaufen. Sie hatten doch alle nicht böse sein wollen, doch irgendetwas hatte sie gezwungen. Nun war es wirklich vorbei.

Nur Max der kleine Möchte.- gern-Prinz, saß auf seinem Pilz . Er saß wach und missmutig da, das Krönchen auf dem Kopf und schaute dem bunten Treiben der Elfen zu. Überall auf der Wiese tanzten die Elfen und freuten sich an dem schönen Tag. Max gähnte laut. „Nun komm schon, Max, mach endlich ein bisschen mit. Schlafen kannst du immer noch.“ Doch Danny schüttelte einfach nur den Kopf und blieb weiter sitzen.

 

Dann erschien König Dreibart auf der Blumenwiese. Drei der Elfen trugen ein Teil seines Bartes, ein vierter Elf sein schönes Haar. Seine Krone glänzde auf seinem Kopf. Auch er war überglücklich.

 

Er hatte getrauert, weil er nichts dazu beitragen konnte, damit es seinem Elfenreich besser ging.. Jetzt freute er sich an allem. Dem strahlenden blauen Himmel, den Blumen, dem Gesang der Vögel, dem lauten Lachen der Kinder.

 

Zum Anfang des Festes gab es ein Schneckenrennen. Alle Elfen, die mit machen wollten, mussten sich mit ihren Rennschnecken in einer Linie aufstellen. Ein Schiedsrichter gab das Startsignal, und los ging es.

Die Elfen trieben ihre Schnecken zum schnellen Spurt an. Aber es waren eben Schnecken. Sie machten ihren Körper immer länger, während die Elfen auf ihren Häuschen saßen und riefen:

„Schneller, schneller!“

Dann war die Entscheidung gefallen. Die Schnecke des kleinen Malte ging mit einem Kopf Vorsprung durchs Ziel. Malte lag mit dem Bauch auf dem Häuschen, klatschte in die Hände und freute sich.

 

Elda lief über die Wiese. Das Fest war voll im Gange. Und König Dreibart war wirklich gekommen. Darüber freute sich Elda sehr.

„Hallo, Elda, schön dich zu sehen. Schau mal, was ich hier habe. Möchtest du den Apfel haben?“ Vor Elda stand Alex, das Murmeltier und hielt ihm den Apfel entgegen.

„ Danke, Allex, du glaubst gar nicht, wie sehr ich was richtig Frisches zu essen vermisst habe. Als Maus habe ich mich ständig versteckt, damit mich kein Vogel oder anderes Tier als Futter ansieht. Es ist schön, wieder bei euch zu sein.“

„Oh, oh, ich glaube, ich gehe mal lieber. Da kommt ein Schwarm, der dich begrüßen will. Das ganze Geflatter tu ich mir jetzt nicht an. Viel Spaß“, sagte Alex und lief davon.

Verwirrt hörte Elda das Rauschen und fragte sich, was das war. Ebenso die Helligkeit, die ihn plötzlich umgab. Er sah nach oben. Am Himmel war ein wunderschöner Regenbogen. Was Elda nicht wusste, war, dass der Regenbogen schon nach dem Drachenkampf erschienen war. Jetzt war er ganz langsam mit den Schmetterlingen auf Elda zugeschwebt. Denn sie waren es, die mit den Flügel im Schwarm gerauscht hatten. Nun setzten sie sich auf die Blütenranke, die Alina auf Elda gelegt hatte und begrüßten das Einhorn mit ihren feinen Stimmen. Ria, die direkt vor Eldas Gesicht umherschwirrte, kitzelte sie an der Nase. „Na, mein Freund“, sagte sie, „wir haben dich arg vermisst. Lass die anderen ein bisschen auf dir herumschwirren. In einer stillen Stunde kannst du mir von deinen Abenteuern erzählen und ich erzähl dir, was hier los war. Vielleicht jetzt?“

„Oh, nein, meine kleine Freundin. Ich kenne da jemanden, der gleich hier sein wird, weil er dich und deinen Schwarm für die Kutsche braucht. Alina will zu Ben und Valerie. Wir haben doch alle Zeit. So, ich muss zum Seepferdchenrennen. Als Schiedsrichter.“ Und Elda trabte davon.

Das Seepferdchenrennen hatte schon begonnen, als Elda kam. Sonja und Valentin lagen ganz vorne, die anderen Teilnehmer weit hinter sich. Schnell zogen sie an den Korallenbänken vorbei, die Zügel fest angezogen. Sonja sah zu Valentin hinüber, der eine ganze Ecke vor ihr lag. „Sicher wird er gewinnen“, dachte Sonja. Aber Valentin hatte auch Stunden trainiert. Und wirklich gewann er.

Alle Elfen, die am Ufer standen, klatschten Beifall und jubelnden laut. Elda rief mit lauter Stimme Valentin zum Sieger aus.

Plötzlich erklang der Vogelchor, den Nadja einstudiert hatte. Er hörte wunderschön an.

 

Alina hatte wirklich nach Ria und ihren Schmetterlingen gerufen. Sie hatte Ben und Valerie bei der Feier nicht gesehen. Ohne ihre Hilfe hätten sie es nicht geschafft. Vielleicht half en sie wieder anderen, ohne mal an sich zu denken. Aber Florian war nicht da, deshalb musste sich Valerie um all die anderen Dinge kümmern. Nun würde sie sie holen, wenn sie sie fand. Ben konnte ja mit Fin nebenher reiten. und Valerie wird bei mir sitzen. Alina sah vom Himmel aus der Kutsche auf das Fest und

war so glücklich, dass alles so ein gutes Ende gefunden hatte.

Am Abend, als das Fest zu Ende war, die Elfen wieder friedlich auf Bäumen und Pilzen schliefen, König Dreibart in der Bibliothek seines Schlosses saß und die Erwachsenen noch lange über das Vorgefallene diskutierten, war im Elfenland die Welt wieder im Gleichgewicht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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