Peter Biastoch

Kennst Du das?

   Der Tag beginnt, mit dem unangenehmen Fiepen des Radioweckers. Man dreht sich noch einmal herum, quält sich dann aber doch, nach einigen Minuten aus dem Bett. Was tut heute wieder weh? Nein, besser fragt man, was nicht weh tut. Da ist man schneller mit der Aufzählung fertig!
 
   Anziehen, Morgentoilette, Frühstück, Tageszeitung durchblättern und schließlich den PC hochfahren. E-Mails überfliegen und löschen. Dann kontrolliert man die Seiten, auf denen man sich tummelt, auf etwaige Neuigkeiten. Aber schließlich geht man aus dem Netz und öffnet sein Schreibprogramm.
 
   In diesen Momenten ist es praktisch immer das Gleiche. Da ist das hell leuchtende virtuelle Blatt, jungfräulich und makellos und es spiegelt, für unbestimmte Zeit, den Zustand meines Gehirns wieder – gähnende Leere, weißes Rauschen. Ja, wäre es schwarz, wie die Nacht, könnte man ja noch nach verhallenden Echos der Gedanken vom Vortag nachlauschen… So aber – nichts.
 
   Dann, langsam, schleichend, noch unbewusst, beginnen die grauen Zellen sich zu regen. Ein erster, dünner Gedanke tropft durch die Windungen des Geistes, wird stärker, wieder schwächer, kreist um sich selbst. Dann schafft es dieser Gedanke, dieses Gefühl, sich über Hürden, die wie große Steine im Bett eines kleinen Rinnsaals liegen, hinweg zu quälen, direkt hinein in’s Bewusstsein!
 
   Die Finger beginnen über die Tastatur zu gleiten. Zuerst noch zögerlich, schlagen sie einzelne Tasten an. Das weiße Blatt, auf dem Monitor, zeigt die ersten Zeichen. Sie reihen sich an einander, formieren sich zu Gruppen, zu Sätzen, zu Absätzen. Schneller und schneller tröpfeln die Gedanken, werden mehr und mehr, wie ein Bächlein, das sich mit anderen vereinigt, anschwillt, zu einem richtigen Bach wird. Inzwischen tanzen meine Finger über die Tastatur und trommeln im Stakkato Worte auf den Monitor. Meine Gedanken sind inzwischen ebenso schnell, wie meine Fähigkeit, sie zu Papier zu bringen, aber erst wenn sich die Verschaltungen meiner Neuronen, Synapsen und Dentriten, als so schnellerweisen, dass ich Textkorrekturen, stilistische Änderungen und dergleichen, noch vor ihrer Materialisierung auf meinem Monitor verbessere, werde ich in der Lage sein, kreativ zu schreiben. Erst dann kann ich daran denken, einen Roman zu beginnen. Doch dafür schreibe ich einfach zu schnell…
 
   Aber, halt! Was ist denn das überhaupt, was ich bisher in meine Festplatte gemeißelt habe? Ist da nicht der absolute Quatsch? Wen interessiert so ein Geschmier überhaupt? Lass mich doch einfach einmal die Nagelprobe machen! Ich stelle das, was ich bisher in mein Keyboard geklimpert habe, bei e-storie.de zur Diskussion. Da werde ich sehr schnell erfahren, was die Anderen davon halten. Wenn es so unsinnig ist, wie es mir gerade vorkommt, wird sich sicherlich auch niemand die Mühe machen, mir einen Kommentar darauf zu hinterlassen. In diesem Fall weiß ich, was zu tun ist. (Strg+A und Entf)

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.12.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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