Ich sorge mich, sie nimmt mich völlig gefangen.
Abends mein letzter Gedanke und Morgens mein erster Gedanke gelten der Sorge in mir. Klar habe ich gebetet, doch mut- und kraftlos erschien es mir. Und wenn ich Gott dankte für den Tag, den er mich bewahrt hat, dachte ich: Das ist doch Hohn, was ich hier mache. Will Gott Lobhudelei?
Ich höre von anderen, ich solle den Lob an den Anfang des Gebetes stellen. Doch mir ist nicht danach. Mir ist zum Heulen und die Angst um einen geliebten Menschen raubt mir den letzten Nerv. Jetzt loben?
Nein, das kann Gott nicht von mir verlangen und ich wehre mich auch dagegen. Er weiß ja, wie ich mich fühle. Er kennt mein Innerstes genau. Weshalb sollte ich mich vor ihm verstellen?
Und so klage ich ihm mein Leid. Weine mich aus und lasse alles heraus, was mich quält. Nach einer Weile wird aus dem: „O Gott, was soll ich nur machen?“, ein: „Gott,was kannst du denn tun?“
Ganz allmählich werde ich ruhiger und übergebe den Menschen meinem Vater im Himmel und vertraue darauf, dass er den Durchblick hat. Er schaut über den Tellerrand hinweg. Wie selbstverständlich wird aus dem Klagegebet ein Lobgesang, den ich voller Inbrunst anstimmen kann. Die Sorge ist noch da, doch jetzt liegt sie in Gottes Händen.
© Sabine Brauer
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.01.2014.
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