Georges Ettlin

Das Räupchen namens Pummel

Im Märchenwald da lebte einst ein grünes Räupchen , das man Pummel nannte,
weil es so dick und klein und grün und rund war. Es hatte sich verlaufen und
fand sich eines Tages unter einem alten Apfelbaum unter vielen anderen Tierchen wieder,
die oft zankten und viel lachten. Das Lachen war bei ihnen nicht so freundlich,
eher war es Schadenfreude und auch Spott. Ein Käfer rollte Mist vom Reh
und manchmal auch von Pferden, eine Raupe war ganz dünn, doch schwarz mit einen roten Strich
vom Kopf bis  zum gefährlich spitzen Hinterteil, blasse Würmer dachten, sie seinen
elegant und wie von Adel, Schlänglein zischten, Frösche quakten und die Mäuse
frassen nicht nur Hafer-Körner, nein, auch die lieben bunten Käferlein.
Das Räupchen Pummel war recht dick und hatte einen kleinen schwarzen Kopf,
der sich manchmal drehte und nickte, als ob das Räupchen zu Allem Ja sagen wollte.
Das hatte aber mit dem Gleichgewicht zu tun bei seinem kriechen und laufen, die Beinchen waren viel zu kurz.  Das Hinterteilchen war ganz schwarz und glänzte so wie der Kopf, sodass die Käferbande nie recht wusste wo beim Bummelchen vorne und wo hinten ist.  Nur ganz hinten
hatte es zwei goldene Haare, die lustig in die Höhe ragten.
Bald merkte das Pummelchen, dass die Tierchen alle über  sein nacktes, gelbes
Bäuchlein lachten, man sah es, wenn das Räupchen mal vorn, mal hinten an einen gesponnenen
Faden hing....vor Schreck, weil alle lachten. Pummelchen fand sich plötzlich hässlich,
wertlos und dachte es sei wohl eine Schande für die Tierchen- und -Käfergemeinde, dass sie ein
so dummes dickes Räuplein unter sich erdulden mussten.Zudem: aus lauter Angst, da
roch das Pummelchen ganz komisch und bei einem Schubser oder einer unangenehmen Berührung kam ein gelber Saft heraus, der stank!
Pummelchen wurde müde, wollten nicht mehr weiterleben und legte sich zum Sterben in eine Falte der Rinde eines toten Eichnbaumes, der auf dem feuchten Boden lag....

Erst im hellen, warmen Frühjahr wachte das dicke Pummelchen auf, kraftvoll und auch
lebensfroh, denn ein Wunder war geschehen: Pummelchen war bunt und hatte Flügel !
Es flatterte als funkelnder Schmetterling unter der feundlichen Sonne zur nahen
Wiese, wo schon alle Blumen lockten: Wilde Rosen, Vergissmeinnicht und Veilchen,
so weit sein Schmetterling-Auge sah. Der Schmetterling war nun in Rot und gelb und blau gekeidet, die Flügel schillerten glitzernd in allen Farben und es gab Nektar zu trinken,
soviel  der Schmetterling wollte.
Dann erinnerte sich der Schmetteling an sein Pummelchendasein unter dem Spott von
frechen Tierchen : " Denen will ichs zeigen!" dachte das verwandelte Pummelchen und
flog mit seiner ganzen Schmetterlings-Pracht, funkelnd durchs Gestrüpp zu allen
Käfern und Fröschen dort. Beim Apfelbaum gelandet, sa das Pummelchen alle seine
bösen Freunde wieder, die dort im Winter noch nicht an Kälte gestorben sind. Der Eine
Käfer rollte keuchend Kuhmist, die Würmer krochen mühsam aus den Pferdeäpfeln,
die Frösche wurden von dem Storch gefressen, kleinen Schlangen zischelten und es lachten alle über alle und waren gegeneinander schadenfroh....
"Nun gut," dachte das Pummelchen (das ja nun ein wunderschöner Schmetterling war ) :
" Was habe ich davon, mich ihnen zu zeigen?...Sie erkennen mich nicht und wenn,
dann sehe ich in ihren Herzen und Augen nur den Neid ! "
So flog der bunte Schnetterrling nun fröhlich auf, zurück zu seiner Wiese....
Dort warteten viele zärtliche, bunte Freundinnen auf ihn, die sahen kleiner aus, aber so wie er
selber...und, sie rochen wie frischer Honig ! Er trank mit ihnen viel Blüten- Nektar, feiner und teuerer als Sekt und machte viele, viele, viele  Kinderchen....
Nun gut,es wurden nur lauter grüne Pummelchen daraus, die waren aber niedlich und froh:
Niemand lachte sie aus, denn alle wussten : Aus jedem von ihnen wird einst
ein grosser bunter Schmetterling!

***
c/G.E. 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.01.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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