Michael Hübner

Auf der Suche nach der wahren großen Liebe…



…kam ein junger Mann in den Laden einer Partnervermittlungsagentur.
„Guten Tag!“, begrüßte ihn der Verkäufer, der ihm freundlich entgegentrat.
„Wir haben schon vielen unserer Kunden helfen können den Partner fürs Leben zu finden, bestimmt klappt das auch bei Ihnen, setzen Sie sich doch!“
Der Vermittler zeigte auf eine gemütliche Sitzecke und zog gleichzeitig einen Aktenordner, so schnell wie ein Cowboy seinen Revolver beim Duell, hinter der Verkaufstheke hervor. Als der Kunde es sich bequem gemacht hatte, schlug der Verkäufer den Ordner auf.
„Hier haben wir ein ganz besonders hübsches Exemplar von Frau“, berichtete der Vermittler stolz wie Oskar.
„Sie heißt Michelle Müller und sie ist ein Supermodel die auf den Laufstegen der ganzen Welt zu Hause ist. Ist sie nicht atemberaubend schön?“, fragte er mit leuchtenden Augen.
„Na ja…“, meinte der Kunde naserümpfend, „eine wahrhafte Schönheit ist sie in meinen Augen nicht gerade. An ihr ist doch alles durch Implantate beschönigt worden. Da ist doch nichts Menschliches mehr an dieser Frau!“
„Sagen Sie das nicht, junger Mann. Der kleine Finger an ihrer linken Hand ist noch nicht ausgetauscht worden und somit hat sie immer noch was Menschliches an sich.“
„Und wie sieht es mit dem Herzen aus? Hat die Frau ein gutes Herz?“, fragte der Kunde nachdenklich.
Doch die Antwort fiel unerwartet laut und schallend aus, als der Verkäufer ungehalten loslachte. Es dauerte ein paar Minuten bis er sich wieder unter Kontrolle hatte und so antwortete er mit Tränen der Freude im Augenwinkel: „Es tut mir leid verehrter Kunde… Ha, Ha… ich wollte Sie in keinem Fall verspotten… Aber Ihre Frage ist so weltfremd das ich nicht an mich halten konnte. Ich gehe davon aus, dass Sie eine längere Zeit abgeschottet in einem Kloster auf einen einsamen Berg verbracht haben. Denn sonst wüssten Sie dass bei der ersten Schönheitsoperation zuerst das Herz der Patientin entfernt wird und durch einen schwarzen kalten Stein ersetzt wird. In der zweiten OP wird dann das Gehirn durch ein weiches schimmliges Brötchen ersetzt…“
„Ich bin entsetzt!“, unterbrach jetzt der Kunde den Verkäufer in seinem Redeschwall, „Ich möchte doch kein Puppenmädchen zur Frau haben, ich möchte ein weibliches Wesen das fühlen und denken kann.“
Die Mundwinkel des Verkäufers gingen schlagartig nach unten und jede Freude schien vergessen.
„Wer will denn schon eine fühlende und denkende Frau haben? Bäh…“, machte der Verkäufer angewidert.
„Stellen Sie sich doch nur mal die Peinlichkeit vor, wenn Sie Ihre neue Freundin Ihren Eltern vorstellen und sie durch einen Gefühlsausbruch wie ein Schlosshund zu heulen anfängt und dann das ganze Make-up verschmiert wird. Das sieht doch dann nicht mehr schön aus. Igitt! Oder stellen Sie sich doch mal vor, wenn Sie abends in Ruhe ein Fußballspiel ansehen wollen und Ihre Frau urplötzlich eine Rateshow darüber veranstaltet was sie gerade denkt und fühlt und Ihnen dann vorwirft das wenn Sie sie wirklich und wahrhaftig lieben würden, für alle ihrer Fragen eine Antwort parat haben müssten. Oder Ihnen mit irgendwelchen weiteren Gehirngespinsten solange die Ohren voll quasselt, bis sie zu bluten anfangen. Wollen Sie sich das wirklich antun?! Wollen Sie das?“
Der Verkäufer hatte sich in einen Rausch geredet und mit Schaum vor dem Mund den Kragen des Kunden geschnappt. Mit vor Schreck geweiteten Augen fragte er ihn erneut und schüttelte ihn leicht durch.
„Wollen Sie sich das wirklich antun?! Wirklich und Wahrhaftig?“
Seelenruhig sprach der Kunde: „Ja... ich will!“
Der Verkäufer entspannte sich wieder, lies den Kragen des Kunden los und blickte Kopfschüttelnd zu Boden.
„Dann kann ich Ihnen auch nicht weiterhelfen, solche „Gefühlsechten“ Frauen führen wir leider nicht in unserer Datei“, sagte er mit schwacher Stimme. „Können Sie mir dann wenigstens sagen wo ich solche „Gefühlsechte“ Frauen finde kann?“
„Da bleibt Ihnen nur die Möglichkeit dass Sie Ihre Suche in den Schatten weiterführen, dort wo sich die weniger schönen Frauen verstecken!“
 
Und der junge Mann ging in die Schatten. Und dort traf er dann seine wahre große Liebe nach der er sich so lange gesehnt hatte. Auch wenn ihren übergewichtigen Leib etliche Narben des Selbsthasses verunstalteten, so waren doch in ihrem reinen Herzen wahre Schätze des Glücks angehäuft, die mit der scheinheiligen oberflächlichen Schönheit eines magersüchtigen Supermodels nicht aufzuwiegen waren.       
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.02.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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