Es passiert nicht oft, dass die Frühlingssonne schon gleich das erste Märzwochenende erwärmt. Kein Wunder, dass daher alles im Freien ist, was Beine hat:Mütter, Väter, Kinder, Hunde, Radfahrer, Nordic-Walking-Läufer und einzelne Spaziergänger, so wie ich. Auf einer großen Koppel laufen zwei Pferde wild umher, als wären es die ersten Sprünge nach vielen, öden Stalltagen. Das Fell der beiden Braunen ist dreckig und verklebt, offensichtlich haben sie sich ausgiebig im tiefen Matsch gewälzt. Erst wenige Grashalme sind zu sehen und werden von den Pferden genießerisch ausgezupft. Doch schon stürmt ein Pferd wieder los, bockt mit hohen Luftsprüngen und das andere Pferd macht es ihm nach.
Zu einer kleinen Verschnaufspause kommen die beiden Dreckspatzen an den Zaun und lassen sich die Nasen streicheln. Als das zweite Pferd den Kopf zu mir wendet, stockt mir fast der Atem:
Auf der rechten Seite blickte ich gerade noch in ein großes, freundliches Pferdeauge. Doch auf der linken Seite ist nur - ein Nichts. Eine leere Höhle ohne Augapfel ! Erschreckt ziehe ich meine Hand zurück. Das sieht so gruselig und schrecklich aus. Wie mag das arme Tier sein Auge verloren haben, durch einen Unfall, durch Krankheit und Operation ?
Das einäugige Pferd wendet mir wieder seine vollständige Seite zu. Es schaut ruhig und zufrieden über den Zaun, ein scheinbar gesundes Pferd. Solange man nicht die andere Seite sieht....
Erst jetzt bemerke ich, wie sehr es sich an seinem Weidekumpel orientiert. Das erste Pferd ist im doppelten Sinn ein Leittier, es führt das sehbehinderte Pferd und achtet fürsorglich auf dessen Schritte.
Schon rennen beide wieder davon, im wilden Galopp, mit übermütigen Sprüngen. Ein perfektes lebensfrohes Weidepaar.
Nun stehen auch zwei kleine Kinder am Zaun und beobachten die Tiere.Aus der Entfernung sind es zwei ganz normale Pferde mit sehr schmutzigem Fell und viel Lebensfreude.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.03.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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