Chiara Fabiano

Der geheime Park

Wie jeden Tag sitzt sie auf der kühlen Bank unter dem riesigen Pavillion und starrt runter auf die Wiesen des Parkes.
Hier herrscht eine wohlbekommende Stille, die sie so an diesem Ort mag. Die lauwarme Luft des herankommenden Frühlings gibt ihr Hoffnung.
Sie stärkt sie und gibt ihr Kraft. Ob es heute so weit sein wird? Seit vielen Monaten schon hofft sie darauf. Zum einhundertsten Male, schlägt sie
heute ihr Notizbuch auf, in dem sie alle ihre Gedanken sammelt und schreibt erneut hinein. Gedanken, Hoffnungen, Wünsche. Sie schreibt und
schreibt, bis sie gar nicht mehr weiß, wieso sie das eigentlich tat. Wieso war sie an diesem Ort? Tag, für Tag, für Tag. Und nie lohnte es sich. Jeden
Tag verlässt sie den einsamen Park, den nie jemand anders außer ihr aufsuchte, alleine. Traurig richtet sie ihren Blick auf das Medallion, das von ihrem Hals hinabhängt. Nach langer Zeit, öffnet sie es. Ein schmerzender Stich zieht durch ihr Herz, und sie erinnert sich wieder wieso sie eigentlich hier ist. Sie
  drückt das Bild des Soldaten fest in ihre Hand, schließt das Medallion und merkt die warme Träne, die ihr die Wange herunterläuft. Träumend schließt sie
die Augen und durchlebt noch einmal ihre Geschichte. Erneut riecht sie den Geruch der alten Bücherei, in der sie sich zum ersten Mal sahen. Sie spürte erneut die Warme Hand, die ihrige ganz festhielt, als sie zum ersten Mal im Dunkeln den kleinen See hinabschlenderten und er sich in sie verliebte. Als wäre es gestern gewesen, fühlte sie den ersten Kuss, der das bis jetzt schönste in ihrem Leben gewesen war. Sie spürte die schwingenden Bewegungen, als sie zum ersten Mal tanzten. Sie sah vor ihrem geistigen Auge immer noch die prachtvoll, blühenden Blumen, die mit dem lauen Wind ihre Köpfe neigten, als er ihr zum ersten Mal seinen geheimen Park zeigte. Und genau so schmerzhaft erinnert sie sich an den Moment, als er ihr sagte er würde in den Krieg einberufen werden und sie ihm, während
sie ihre Arme fest um ihn schlung, versprach jeden Tag, solange er auch weg wäre in diesem kleinen, geheimen Park auf ihn zu warten. Und dieses Versprechen hatte sie nie gebrochen. Nicht seit einem, nicht seit zwei Monaten. Sie würde es auch nie tun. Betrübt, steht sie auf und stellt sich auf den Wiesenrand. Wehmütig sieht sie über die erblühende Wiese, bis zu dem kleinem See in dem sie zum ersten Mal schwammen. Wie lange würde es noch dauern? Ihr wäre es egal. alleine der Gedanke, er sei gefallen schmerzt sie so sehr, dass sie am liebsten geweint hätte. Stattdessen, legt sie sich erneut auf die kühle Bank und nimmt ihr Notizbuch. Sie schrieb hinein:
Liebster Finn,
Zwei Monate ist es nun her, dass du mich verlassen musstest und ich hoffe immer noch auf ein Wunder.
Ich sitze hier Tag für Tag, in der Hoffnung ich würde deine Stimme meinen Namen rufen hören und ich
könnte dir endlich wieder in die Arme laufen. Deine Liebe, brachte mir so viel Wärme und Geborgenheit,
Wie ich dachte ich würde so etwas nie wieder fühlen dürfen. Hoffentlich wird meine Liebe dich retten,
vor allem was dich bedrohen könnte. Ich werde hier, in unserem Park, auf dich warten bis mich die eisige Kälte
einholt. Und auch dann werde ich mich hier nicht wegrühren.
In ewiger Liebe
Deine Rose.

Traurig will sie ihr Buch zuklappen, und sich zurücklegen, doch da sieht sie einen Kopf um die Ecke biegen. In dem Glauben sie hätte geträumt reibt sie sich die Augen, doch es war realität. Da hinten kam, mit einem vollem Bündel über dem Rücken ihr geliebter Finn. Blinzelnd zieht er seine Sonnenbrille runter, und rief ihr zu."Rose", ungeduldig ließ er das Bündel fallen und lief auf sie zu. Weinend stand sie auf, und fiel ihm in die Arme. Sie konnte es immer noch nicht fassen, es war zu unreal. Minuten lang, lagen sie sich in den Armen und ließen einander nicht los.
Dies sind die Geschichten, die das Leben ausmachen. Jeder Mensch ist wundervoll, manchmal braucht es einfach das perfekte Gegenstück, welches dies erkennt.
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.03.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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