Ernst Dr. Woll
Wie geht es dir?
Die Frage: „Wie geht es Dir?“ wird wohl am Anfang von Begegnungen und Gesprächen zwischen Bekannten und Verwandten am Häufigsten gestellt. Ich habe mir dazu folgende umschreibende Antwort ausgedacht: „Grün – gelber Bereich, wenn ich stark Gas gebe, komme ich gut über die Kreuzung.“ Damit wird dem darauf folgenden Dialog, der bei älteren Menschen in der Regel mit Berichten über das eigene Krankheitsgeschehen beginnt, ein etwas entspannter, ironischer Stempel aufgedrückt.
Aus meiner Erfahrung als heute 83jähriger beginnen Unterhaltungen mit Leuten, die älter als 60 sind, vordergründig zu Problemen der vorhandenen, überstandenen oder vermuteten Krankheiten. Einbezogen werden dabei manchmal auch Krankheitsgeschichten von Menschen, die man gar nicht kennt.
Hierzu unterbreite ich außerdem bei Gesprächsbeginn meistens den Vorschlag: „Wir sollten höchstens 10 Minuten über unsere Wehwehchen und die unseres Bekanntenkreises erzählen, um dann auch noch Zeit für eine Unterhaltung über die schöneren Erlebnisse und Dinge zu haben.“ Diese Empfehlung findet nicht immer Wohlwollen und auch das Zeitlimit wird häufig überschritten. Trotzdem hat es mir bisher geholfen in den Unterhaltungen das Thema Krankheit zu minimieren.
Es ist keine neue Lebensweisheit, ich will jedoch hervorheben, dass die Gesundheit für alle Menschen zum wichtigsten Element der Lebensqualität gehört. Jeder, ob jung oder alt, der gesund ist und sich so fühlt, sollte deshalb zufrieden sein. Meine Großmutter war eine einfache Frau; von ihr hörte ich als Kind die Aussage, an die ich Zeit meines Lebens denken muss: „Wer gesund aber unzufrieden ist, sollte sich in einem Krankenhaus umschauen, die dortigen Patienten haben meistens nur einen Wunsch: Gesund zu werden. Mit eigenen kleineren Leiden kann man dann auch besser umgehen. Man erkennt schnell, dass Gesundheit und Zufriedenheit sehr eng zusammengehören.“
Noch zu dem „Grün- gelben Bereich“, dem „Gas geben“ und der „Kreuzung“. Ich wähle als älterer Mensch diese Beziehung zum Autofahren, weil heute eine heiße Diskussion darüber geführt wird, ab welchem Alter sollte das Autofahren den „Alten“ verboten werden. Ich weiß nicht wie ich als junger Mensch darüber denken würde, während meiner Jugendzeit waren wegen des geringeren Autoverkehrs diese Probleme nicht so vordergründig. Auf alle Fälle gibt es zu dieser Frage keine generelle für alle zutreffende Antwort, weil die Kondition, also die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit der Menschen, auch altersunabhängig sehr unterschiedlich ist.
Mit meiner Antwort zu meinem Ergehen will ich deshalb auch sagen: „Ich kann noch Autofahren!“ In Zeiten meiner Berufstätigkeit (45 Jahre) bin ich im Schnitt monatlich ungefähr 3000 km - ohne selbstverschuldeten Unfall - mit dem PKW gefahren; wurde also ein Fahrer mit Erfahrung, der auch im privaten Leben viele „Autokilometer“ hinter sich brachte! Alle meine Mitfahrer bestätigen mir bis heute schnelle Reaktionsfähigkeit und sicheres Fahren. Nur unsere Kinder wollen, dass ich das Autofahren aufgebe, dabei können sie sich hierüber gar kein Urteil bilden, sie lassen mich bei gemeinsamen Ausfahrten nie ans Lenkrad! Ich halte ihnen zu Gute, sie sind besorgt, dass mir nichts passiert, aber gerade stürmische „Junge“ stellen eine Gefahr im jetzigen dichten, schnellen Autoverkehr dar.
Mir geht es also gut, solange ich noch selbst bestimmen kann, was ich zu tun vermöge und ohne Gefahr für meine Umgebung noch tun kann.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.03.2014.
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