Helia Savabi

James.

Verschmitztes Lächeln, sanfte Stimme, weißes Hemd, blaue Jeans; Eine Zigarette im Mund, nicht einmal halb aufgeraucht, doch die nächste schon in der Hand.
So bist du mir in Erinnerung geblieben.
Ich schmolz bei deinem Anblick dahin. Noch mehr sogar, du brachtest mich dazu, mich selbst zu verbrennen; Du warst das Benzin, ich das Streichholz.
Du warst mein James Dean; Du sahst großartig aus; Unendlich gefährlich; Wie ein wunderschönes Rätsel. Dich anzusehen, dich zu berühren, deine Stimme zu hören; Viel zu schön, viel zu schmerzhaft.
In deinen Armen zu liegen, meine Kindheit mit dir zu verbringen, mit dir aufzuwachsen, mit dir leben zu lernen- Was bedeutete das alles schlussendlich für uns? Du fuhrst das Auto und lachtest laut, als der Wind gegen unsere Gesichter schlug und mich beinahe aus dem Sitz riss. Du hast mich lange angeschaut... Du fuhrst uns beide in das bessere Lebe. Weg von hier. Weg von Höhen und Tiefen. Weg von der fehlenden Beständigeit, weg von allen Sorgen.

- Ausgelöscht aus dieser Welt -

Du  schienst der Inbegriff von Punk Rock zu sein, ich hingegen nur Pop - Ohne echte Emotion. Bloß Worte, aneinander gereiht und profitgesteuert. Geklaute Melodie und unechte Lyrik. Das war ich. Du hingegen... Dein Gitarrensolo, deine Leidenschaft, deine Härte und Weiche, beides verschwommen in einem Lied, dann ein Schrei, ein Stöhnen und Seufzen, ein Sprung, ein Höhepunkt im Alleingang, das alles warst du. Du warst Rock. Du warst das, was mir Leben und Angst einflößte. Damals hast du mich wachgerüttelt, mir tief in die Augen und in mein Herz geschaut. Du hast die Leere in mir gesehen. Du mir so gut und so weh getan, bis ich endlich angefangen habe, zu fühlen; Bis ich den Pop getötet habe. Bis ich Musik gelebt habe. Meine Welt ging in Flammen auf, ich brannte, denn der Alkohol, den wir jede Nacht tranken, ließ das Feuer in mir am Takt vorbeitanzen. Ich trank so viel mehr, als ich ertragen konnte. Und trotzdem - Du passtest perfekt zu mir.
Und ja, ich weiß jetzt, dass Liebe ungerecht ist und schmerzt. Dennoch erinnere ich mich noch immer lächelnd an den Tag, an dem wir uns das erste Mal küssten und berührten, als wäre es erst gestern gewesen - an den Tag, an dem ich meine Herkunft wegwarf, Geld für unwichtig, Bildung für zufällig befand, Gott und den Glauben aus mir herausnahm; den Glauben in mir niederstach.  Ich hatte Gott getötet.

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Du- Sohn eines Juristen und einen Lehrerin. Ich- Tochter eines Unternehmensberaters und einer Bankerin. Du- geschmückt mit Körperkunst, laut, hemmungslos, eigenwillig. Ich- eingebunden in das Leben, das sich meine Eltern für mich ausgesucht hatten. Unterschiedlicher hätten wir nicht sein können. Gleichzeitig waren wir uns so gleich, wie kein anderer es hätte sein können. Ich traf dich, als ich alleine an der Bushaltestelle saß. Wartend auf die Nacht. Vier Mal kam ein Bus und hielt an. Die Fahrer musterten mich erwartungsvoll und seufzten schließlich alle kopfschüttelnd, bevor sie ohne mich weiterfuhren. Sie dachten sicher, ich sei verrückt. Vielleicht lagen sie nicht einmal so falsch mit der Annahme. Ich wartete schließlich auf nichts Bestimmtes. Bloß auf Dunkelheit, damit niemand die Tränen sah, die ich an dem Tag unterdrückt hatte. Ich wusste nicht, weshalb ich seit einer Woche eine tiefe Traurigkeit empfand. Man kannte mich als zwar ruhiges, aber ausgeglichenes, fröhliches Mädchen. Noch zwei Wochen vorher hatte ich meinen 20. Geburtstag ausgiebig mit Freunden und Bekannten gefeiert- Champagner, Geld, laute, schrill lachende Menschen, die man tagsüber als ihre eigene Gegenstücke antraf- konservativ, ernst, an ihren Universitäten, in Bibliotheken. Das alles war mein Lebensinhalt. Ich war niemand, den man nicht in jedem anderen Nachbarhaus hätte treffen können. Noch nicht.
Aber mit der plötzlichen, scheinbar grundlos erwachenden Traurigkeit änderte sich etwas in mir. Ich änderte mich. Ich verbrachte mehr Zeit alleine, suchte die Distanz, die Isolation. Ich wartete auf irgendetwas. Oder auf irgendjemanden. Dieses Gefühl in mir schien wie eine Ankündigung sein. Es kündete ihn an. Als ich nun alleine saß, die unzählig besorgten Anrufe meiner Eltern ignorierte und krampfhaft überlegte, was ich tun sollte, hörte ich ein Auto anhalten. Dann Schritte. Mein Herz schlug schneller, ich spürte mein Blut durch meine Adern fließen, spürte genau, wie es mit jedem Herzschlag durch meinen Körper gepumpt wurde. Ich hatte keine Angst. Ich war nur am Leben. Als wäre ich zu Eis gefroren worden und nun wieder auftauen würde. Meine Organe arbeiteten auf Hochtouren, ich spürte mich wieder, ich spürte die Traurigkeit der Neugier weichen.
Als ich hochblickte und dich sah, sah ich mich.
Du warst gekommen, um mich wachzurütteln. Du warst endlich da.
Wir kannten uns nicht, aber wir wussten beide, wir hatten das gefunden, was wir gesucht hatten, von dem wir aber nicht wussten, überhaupt je gesucht zu haben.
Nach nur wenigen Wochen sah man uns nur noch gemeinsam, ganz gleich, wohin wir auch gingen. Meine Eltern kämpften um mich. Sie verloren den Kampf gegen dich. In ihren Augen warst du das Trojanische Pferd. In meinen warst du perfekt.
Nur mit dir konnte ich die Traurigkeit als Geschenk annehmen und mit ihr leben. Ja, es musste so sein, es schien so richtig und so echt zu sein. So viel Aufrichtigkeit.

Kannst du dich noch an deine Worte erinnern?

 „Ich werd dich bis in alle Ewigkeit lieben. Ich würde Millionen Jahre auf dich warten. Ich werde so lange warten, wie du brauchst, wenn du noch nicht bereit bist, zu lieben. Versprich mir, dass du nie vergessen wirst, dass du zu mir gehörst. Du bist mein Mädchen, mein Engel und meine einzige Liebe. Schatz, was ist los? Warum blinzelst du? Kannst du denn nicht durch deine Tränen sehen? Bitte glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich dich viel mehr als all' die Miststücke vor dir liebe. Hör‘ doch nicht immer auf die Worte von den anderen. Die Menschen sind so falsch. Nur du und ich, wir gemeinsam, wir sind wahr. Wir sind echt. Du bist das einzig Wichtige in meinem Leben, nichts und niemanden werde ich mehr in mein Herz schließen, nichts und niemand wird je zwischen uns stehen! Ja, wirklich! Und jetzt los. Sag, dass du es nie vergessen wirst, Schatz, sag es, schrei es endlich aus dir heraus! Sag es! Sag, dass ich dich lieben werde. Bis in alle Ewigkeit.“

Deine Versprechungen, deine Worte, sie taten so weh... Aber du wolltest mir nicht absichtlich oder aus Bösartigkeit Schmerzen bereiten. Du dachtest tatsächlich, du tätest mir damit einen Gefallen. Ich hatte große Träume, weißt du. Als wir uns trafen, war ich nichts, also war ich Reinheit. Ich war ein Neugeborenes, was noch nicht laufen konnte. Was nicht sprechen und denken konnte. Und du, du warst es, der mich Leben lehrte und Hoffnungen in mir erweckte. Und dann, eines Morgens… Weißt du es noch? Ich schrie dich an, ich fing an, zu begreifen, was Lebensschmerz heißt. Ich warf dir die Zettel entgegen, mit all‘ den Namen und Nummern von damals. Ich warf dir deine Lügen hin.
Ich zeigte dir die Wahrheit über dich. Du warst ein typischer Herzensbrecher, ein Stereotyp von Mensch mit den traurigsten Augen, die ich je sah. Und genau das hob dich wiederum von all' den anderen ab. Du warst wie sie und doch wieder das Gegenstück. Als kämest du von einem Paralleluniversum. Du warst das Buch, was ich versuchte, zu lesen, doch es gelang mir einfach nicht, die Sprache gut genug zu erlernen.
Du sagtest, du müsstest jetzt die Scherben aufsammeln und fortgehen, um dein Leben neu zu beginnen. Um genau diese Verwirrung deines Seins hinter dir zu lassen.
Ich flehte dich an, zu bleiben: „Bitte nicht. Bleib hier. Ich brauche keine Wahrheit. Ich brauche dich. Ich brauche Leben und wenn Leben Schmerz heißt, dann tu mir weh, brich mir auch das Herz. Aber lass mich nicht  alleine.‘‘
Du hast mich angelächelt, hast mich angesehen und in deine Arme genommen. Du wolltest gehen, aber nicht ohne mich! Du wolltest neu beginnen.Nur wolltest du das mit mir. Nicht ohne mich. Nie mehr. War jetzt alles gut?... Ich wollte, es wäre so gewesen.

Er zog in meine Studentenwohnung ein. Mit der Zeit fing er jedoch an, die Nächte ohne mich zu verbringen. Ich blieb dann immer wach, voller Erwartung ging ich herum. Ich wartete auf ihn. Morgens bin ich dann doch eingeschlafen. Dann weckte er mich sanft streichelnd, zog mich an sich und machte die Einsamkeit wieder gut.
Eines Morgens kniete er sich, immer noch angetrunken, mit blutender Lippe, mit Dreck beflecktem Hemd und zerrissener Hose, vor mich hin und fing an zu weinen. Er bat mich, mit ihm fortzugehen. Ich sollte alles hinter mir lassen, endlich das neue Leben mit ihm anfangen. Wir seien zwar jung, aber in der Jugend liege die Kraft, die Schönheit und der Mut, die Zukunft an sich zu reißen. Ich begriff noch nicht, war noch zu blind. Ich musterte ihn kurz. Er sah schrecklich schön aus. Für die einen ein seltsamer Mann, den man am besten nicht zur späten Stunde auf einer verlassenen Straße trifft, für die anderen die pure Verführung. Er war die Sünde und die Unschuld zu gleich. Er war eine Symbiose von Gut und Schlecht. Ohne schlecht zu sein, hätte er nicht so gut sein können und ohne gut zu sein, hätte er nicht das Schlechte sein können. Er war nicht wie ich. Ich musste so werden wie er. Ich musste gut genug werden, anfangen, mich von den anderen zu unterscheiden...
Er war schwarz, ich war weiß. Er war Chili, ich war Zucker. Er war bei mir und ich… Ich war verrückt. Wir waren beide verrückt nach dem Spiel, in das wir uns beide eingesperrt hatten. Waren wir in einander verliebt, oder in den Schmerz? Glücklich, unglücklich zu sein? Den tröstlichen Schmerz zu fühlen, der uns zeigte, dass wir wenigstens noch am Leben waren. Dass wir nicht nur träumten. Kein heuchlerisches, materielles Leben lebten und dies zu unserem Lebensinhalt machten.
Doch... ich glaube, wir wussten schon insgeheim, was Liebe war, denn wir waren in den Kummer zu zweit verliebt. Nur hatten wir zu große Angst, ohne einander zu sein und nichts mehr zu spüren. Oder womöglich wahres Glück zu spüren. Das wäre grausam gewesen. Glück… Das Glück, von dem die anderen Menschen so häugif sprachen, war etwas Neues, Unbekanntes für uns. Etwas, was wir oft auf den Straßen in den Augen anderer sehen konnten. Also durften wir es nicht spüren; Wir wollten ja anders als die anderen sein. Etwas Besonderes. Bloß nicht “Mainstream“. Denn was die anderen hatten, war unecht und schlecht. Also musste auch ihr Glück schlecht sein und unser Kummer gut. Oder nicht?
Vielleicht hatten wir nur hatten Angst, alleine zu versagen. Lieber stürzten wir uns beide in das Verderben, als alleine laufen zu lernen.
Ich konnte nicht ohne ihn leben, ich wollte nicht wissen, wie es ist, ihn zu vermissen. Und doch vermisste ich ihn, obwohl wir zusammen waren. Wie müsste es sich dann anfühlen, ihn nie mehr bei mir haben zu können- ihn nicht mehr als meinen Mann bezeichnen zu können?
Er war immer öfter unterwegs und ich unterdrückte die aufsteigenden Depressionen in mir. Ich schenkte ihm ein Lächeln, das gerade einmal Platz für einen Stecknadelkopf ließ und ihm sagte, ich würde mich damit zufrieden geben, dass er trotz allen Sorgen meiner sei. Und er erwiderte mein Lächeln mit ebenso viel Leid; Immerhin zufrieden, dass ich seine Hand hielt, wenn ihn die Furcht vor sich selbst einholte.

Ja Liebling, du warst so viel ängstlicher, als ich. Und das obwohl wir gemeinsam die Einsamkeit aushielten. Zu zweit. Und obwohl du doch anfangs so stark schienst. Du hattest vor so vielem  Angst. Deshalb riskiertest du immer so viel. Du hast gelebt. Du warst ein Rebell, der seine Furcht hinter seiner Maske versteckte. Ich sagte dir, es sei ganz egal, was du tun würdest, ich würde zu dir halten, was auch kommen möge.

„Ich werd‘ dir immer beistehen, egal ob du scheiterst oder fliehst! Na verdammt, darum geht es ja ohnehin nicht!  Wenigstens hast du's dann versucht! Du bist ein Wolf, kein Beutetier. Du bist der Jäger, also fang an, nach dem echten Leben zu jagen.“

Aber als du in dieser einen Nacht durch die Tür hinausgingst, starb ein Teil von mir. Ich wusste, ich hatte dich mit der Zeit an die uns so verhasste Gesellschaft, an das Geld verloren. Das was das fatale an unserem neuen Leben zu zweit. Wir wollten alles gemeinsam tun, gegen alle anderen, gegen das System, gegen das Leben. Und doch hat dich die Realität im Laufe der Zeit mit ihren Krallen an sich gerissen und sie dir in dein Herz gebohrt.
Du hast dich irgendwann neu verliebt, ohne, dass ich merkte, wie du dich von mir entferntest. Diesmal verliebtest du dich in den Tod. Denn Geld ist Tod. Geld lässt dich und deine unmenschliche Menschlichkeit sterben. Geld macht dich wahnsinnig, es lässt dich zu einem Geld-Junkie werden. Mein liebster, mein James. Warum hast du mir nicht zugehört? Warum hast du mir nicht mehr in die Augen sehen können? Ich sehnte mich nach Distanz, aber nicht von dir. Du warst der einzige Mensch, dessen Nähe ich spüren wollte.
War es meine Schuld? Ich sagte dir zwar, ich bräuchte mehr - Aber nicht das Geld hatte ich im Sinn. Nicht das…


„Ich möchte, dass es wie vorher wird. Lass das Geld, Geld sein. Aber wir zwei, wir brauchen es nicht. Wir können ohne die Realität leben. Lass uns lieber wieder den Schmerz von früher leben. Leben war doch immer Schmerz. Weißt du nicht mehr? Weißt du denn nicht mehr, wie wir uns anfühlen? Berühr‘ dich, berühr‘ mich und fühl‘ uns wieder.“


Wir tanzten die ganze Nachtlang. Still, in Gedanken versunken, die Welt um uns für diese kurze Zeit vergessend. Ruhe… Geborgenheit… Wahrhaftigkeit.

Am frühen Morgen, zogst du mich in das Auto und bist losgefahren. Ich schloss die Augen, atmete den Wind ein, ließ mich in den Sitz sinken und lachte so laut, dass mein Lachen noch im Universum widerhallen musste; Ich sang. Ich sang laut mit dem Lied im Radio mit, obwohl ich den Text nicht einmal richtig verstand. Ich war in diesen wenigen Sekunden das Leben. Ich flog. Ich schwöre dir, Liebling. Ich konnte fliegen. In diesem einen Moment war ich fernab von dem Hier. Ich breitete die Flügel aus – ja, es waren nicht meine Arme, stattdessen wichen sie der großen, dichten Masse an Federn-  und schlug Wellen in der Luft. Ich löste einen Tornado aus, der die Menschen, die uns zu dem gemacht hatten, was wir waren, mit sich riss. Ich war die Zerstörung. Ich war der Engel, der für einen Augenblicklang lebendig war und alles Schlechte forttrug. Die Menschen waren schlecht. Sie waren gierig und egoistisch. Sie waren wie ich, bevor du in mein Leben kamst. Sie waren kein Punk Rock. Sie waren kein Feuer, sie wussten nicht, den Höhepunkt zu erreichen, den Augenblick, an dem der Mensch alles Über-Ich und Ich sein lässt und nur aus Es besteht; nur geboren ist.
Sie waren nicht echt. Sie musste sehen oder gehen. Sie schlossen am Ende nur die Augen. Also mussten sie fort. Ich half ihnen, die Zerstörung zu sehen. Ich  flog, flog, und flog immer weiter und höher. Ich fliege noch immer. Aber nein, ich lüge. Ich liege auf den kalten Boden- Unter dem Boden. Im Erdmittelpunkt. Ich brenne. Ich bin das Leben. Ich bin der Tod. Ich bin tot.
Das laute Hupen, der Schrei des entgegenfahrenden  Autos, dein Lachen… Das war das Letzte, was ich hörte. Das letzte, bevor mein James mit mir in den Tod fuhr, um zu leben.

Unser Leben zu zweit war die Schlinge, die sich um unsere Hälse legte und wir waren die, die sie am Himmel befestigten und sprangen.

Ironisch, wie wir zwei doch letztendlich gewöhnliche Menschen waren. Denn nur Menschen geben den Glauben auf und sagen dennoch am Ende „Oh Gott.“, wenn sie mit offenen Armen in den Tod fahren. Manche sagen es aus Verzweiflung, manche aus purer Freude. Das Leben ist schlussendlich eben Sex. Vielleicht dreht sich deshalb alles nur darum. In den Medien, in der Musik, in der Kunst, selbst bei Verbrechen. Denn auch das Leben baut sich auf. Bis zum Höhepunkt. Und dann heißt es in beiden Situation „Oh Gott.“.
Alle Farben, alle Lieder, alle Berührungen, alle Geräusche, alle Düfte, alles verschwamm in dem Moment meines Todes. Alles vermischte sich.

Vielleicht lachte er überhaupt nicht, als er mit Vollgas gegen das Auto fuhr. Vielleicht schrie er. Vielleicht rief er nach mir. Vielleicht weinte er. Vielleicht war er stumm. Und vielleicht war es kein Auto, sondern bloß das Nichts; eine Klippe. Vielleicht ein Baum. Vielleicht hatte ich die Augen noch immer geschlossen.
 
Lebst du oder bist du tot? Glaubst du zu leben? Liegst du falsch? Ich bin jetzt auch wie du. Ich habe Mut bewiesen, habe ich dich stolz gemacht? Als du damals in mein Leben kamst, wusste ich sofort, dass du für mehr bestimmt warst, als mit dem 0-8-15-Mädchen, was ich war, zusammen zu sein. Ich wollte dir gefallen. Ich wollte mir gefallen, indem ich dir gefalle. War es Schicksal? Vielleicht war es auch nur ein Zufall. Zur falscher Zeit am falschen Ort. Wir wollten es ändern, wir wollten es zu  „zur richtigen Zeit am richtigen Ort" machen. Haben wir uns überschätzt? Warum auch immer gerade wir uns begegneten, die Welt soll es erfahren. Sie soll es hören und spüren. Wir waren Ying und Yang. Gut und schlecht. Wir waren der Dualismus des Lebens, das wir alle leben müssen. Mit voller Kraft, mit jedem Atemzug noch viel mehr. Alle Liebe, wenn ich denn je fähig war zu lieben, bäumte sich bis zum Ende nur für dich in mir auf. Und mit meinem Fortscheiden verteilte sie sich in der Atmosphäre. Ich glaube, wir lagen falsch. Ich glaube, wir waren nie da.
Und jetzt bin ich es, die stumm zu dir spricht. Vergiss mich nicht. Vergiss meine Worte nicht. Denn ja, ich hab dir zugehört und deine Versprechungen am Leben erhalten, während du sie schon bald aus deinem Gedächtnis gestrichen hattest.
 
Mit deiner Liebe hast du den Henkersknoten gebunden, mit dem Beginn unseres neuen, gemeinsamen Lebens haben wir die Schlinge um unseren Hals legen lassen und mit unserer Fahrt ins Leere, sind wir gesprungen. War es ein Fehler? Zeigten wir je Reue? Fühlten wir Zweifel aufsteigen? Dachten wir daran, einander gehen zu lassen? Wenn du nie warst... War ich Wahrhaftigkeit?
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©Helia Savabi-K.
Copyright Texte: Copyright by Helia Savabi-K.
Tag der Veröffentlichung: 28.03.2014
Alle Rechte vorbehalten.
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.03.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

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