Manfred Bieschke-Behm

Kenia und der Schneewalzer (Käthe)




Er war aufgeregt. Bereits seit Tagen und Wochen war er aufgeregt. Das war verständlich, denn er hatte eine große Reise vor sich. Eine dreiwöchige Keniareise hatte er gebucht. Über Kenia wusste er viel, weil er viel über Land und Leute gelesen hatte. Trotzdem viel es ihm schwer sich auf Hitze, Urwald, wilde Tiere, ewige Strände, Palmen und vieles mehr einzustellen.
Endlich war es soweit. Das Abenteuer Kenia sollte beginnen. Mitreisende, er, und seine Begleitung waren voller Vorfreude und konnten es kaum erwarten, nach dem nachtlangen Flug, endlich in Nairobi zu landen.
Das Erste was er und die Anderen beim Verlassen des Flugzeuges spürten, war schweißtreibende Hitze. Afrika, wir sind angekommen!
Das Urlaubsort Malindi lag direkt am Indischen Ozean. Um dort hinzukommen, war es notwendig, in ein wenig vertrauenserweckenden Bus nebst Fahrer einzusteigen. Schon während der Busfahrt, aber erst recht bei der Ankunft im Hotel Blue Marlin, sahen die Angereisten einen kaum zu atemberaubenden Sternenhimmel. Einen afrikanischen Sternenhimmel, der glauben ließ, die Sterne lassen sich greifen.
Leider war der Sternenhimmel die einzige Lichtquelle, sieht man von den Kerzen, die überall brennend herumstanden, einmal ab. Stromsperre war die Erklärung für die ungewöhnliche Dunkelheit. Ein kerzenlichtbeleuchtetes Zimmer mag romanisch anmuten, ist in der Realität aber dann doch eher ein unbefriedigender Zustand.
Die erste Tropennacht in Kenia war für ihn und seine Begleitung nicht erholsam. Auf den Punkt gebracht nannte er diese erste Nacht schweißtreibend. Die Ursache hierfür war die Klimaanlage, die dank Stromsperre, ausgefallen war. Ein Zustand, der sich noch mehrere Male wiederholen sollte.
Trotz dieser „feuchten Nacht“ freute er sich und seine Begleitung auf ein ausgedehntes mit hoffentlich vielen Köstlichkeiten versehendes Frühstück unter Palmen mit Meeresrauschen. Von einem freundlichen Kellner wurden sie zu ihrem Tisch begleitet.
 
Das Frühstücksbüffet war üppig und ließ keine Wünsche offen, sodass er und seine Begleitung das Frühstück so richtig genießen konnten. Gerade als er sich seinem Langustencocktail widmen wollte, vernahm er eine Stimme, die ihm sehr vertraut schien. Er dachte, das kann doch nicht wahr sein. Verfolgen mich bis nach Afrika bürovertraute Stimmen? Noch über diese Frage nachdenkend sah er, was er nicht glauben, und eigentlich auch nicht sehen wollte. Zielstrebig näherte sich die Chefsekretärin in Begleitung eines jungen Mannes, der sich als ihr Sohn herausstellte und einer jungen Thailänder, ihre künftige Schwiegertochter.
Er und die Chefsekretärin waren seit Jahren Arbeitskollegen und arbeiteten Tür an Tür. Wenn es die Zeit erlaubte, tauschen sie sich rege aus. An Themen hatte es ihnen nie gemangelt. Über Gott und die Welt sprachen sie, aber nicht über Urlaubspläne. Seltsam?!
 
Käthe, wie er seine Arbeitskollegin seit Kenia nennen durfte, war von der Situation genauso überrascht wie er. Nach dem sich die erste Aufregung gelegt hatte, genossen sie gemeinsam, fern der Heimat das gemeinsame Frühstück in Kenia, in Malindi, im Hotel Blue Marlin. Immer wieder sahen sie sich an und staunten nicht schlecht, wie klein die Welt sein kann.
 
Im Hotel Blue Marlin war es Tradition den Five o’Clock Tea einzunehmen. Neben dem Angebot verschiedener Tee- und Kuchensorten spielte regelmäßig eine Combo. Die Musikauswahl war ganz auf die Gäste, überwiegend Deutsche, abgestimmt. Und deshalb war es nicht ungewöhnlich, dass hin und wieder der „Schneewalzer“ gespielt wurde. Bereits beim Erkennen der Melodie war er und Käthe, ohne auch nur ein Wort wechsel zu müssen, sich einig, diesen „Schneewalzer“ tanzen zu müssen. Im Verlauf der drei Urlaubswochen wurden einige Schneewalzer gespielt und immer war das ihr Tanz.
 
Längst sind viele Jahre seit dem gemeinsamen Kenia-Aufenthalt vergangen. Erinnerungen daran sind für ihn bis heute abrufbar. Und immer wenn er an Kenia denkt oder etwas über Kenia hört oder sieht, sieht er sich und Käthe unter kenianischer Sonne den Schneewalzer tanzen.
 
 

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