Marcel Hartlage

Rost

Bethany Logan schwankte mit zwei großen, braunen Einkaufstüten aus dem Supermarkt. Wie eine Betrunkene, dachte sie fröhlich. Sie trug High Heels und ein kurzes, enges Sommerkleid, das sich gemächlich ihrem Hüftschwung anpasste und ihre Kurven auf provokante Art betonte; obwohl sie vor Anstrengung das Gesicht verzog, musste sie doch schmunzeln, während sie an all die Blicke der Männer dachte, die sie im Laden auf sich gezogen hatte. Die Mischung aus Scham und Erregung, die sie jedes Mal verspürte, wenn sie sich so in der Öffentlichkeit zeigte, hatte ihr Blut in Wallung gebracht, und jetzt tat die kühle Luft gut. Es war bereits nach zehn, der Parkplatz lag im Dunkeln da, und nur das Laternenlicht drüben von der Straße spendete ein wenig Helligkeit.
Sie war leicht am keuchen, als sie ihren Wagen erreichte. Sie öffnete den Kofferraum und hievte Tüte Nummer eins hinein, gefolgt von Tüte Nummer zwei, aus deren Öffnung ihr der verführerische Duft von Lavendel-Handcremeseife in die Nase drang, von Teelichtern mit Rosenaroma und von Kerzenwachs. Sie konnte es kaum erwarten, endlich Zuhause zu sein und sich ins heiße Wasser ihrer Badewanne zu begeben. Sie verstaute die Tüte schnell neben der anderen, und gerade, als sie zurücktreten und die Klappe schließen wollte, stieg ihr auf einmal ein anderer Geruch in die Nase. Es war ein hölzerner, frischer Geruch, der irgendwie berauschend war – er zog heran wie eine Nebelwolke –, und sie wollte sich umdrehen und schauen, woher er kam, dieser Geruch, doch im nächsten Moment war da ein Hieb auf ihrem Nacken und ein rasender, pochender Schmerz, bevor sich eine Hand um ihr Gesicht legte und ihr ein Tuch auf die Nase drückte.
Dann waren die Gerüche weg.
 
Als Bethany die Augen öffnete, war ihr Blick verschwommen und ihr Kopf schummrig. Sie blinzelte benommen, irgendwo in der Ferne sah sie grelle, gelbe Lichter, manche bewegten sich, manche nicht, und aus irgendeinem Grund taten ihr die Ohren weh. Wind. Kalter, harter Wind pfiff um ihren Kopf und wirbelte ihr Haar durcheinander, und als sie die Augen zusammenkniff und erschrocken feststellte, wo sie war, wollte sie sich aufrichten, doch jemand drückte seine Hand auf ihren Nacken und zwängte sie wieder nach unten.
»Nicht aufschauen«, sagte eine kräftige, galante Männerstimme. »Halten Sie den Blick nach unten gesenkt, Bethany, ansonsten werde ich Sie siebzig Meter tief in den Abgrund stoßen.«
Die Hand drückte ihren Kopf nach unten. Bethanys Herz begann zu rasen, und mit einer Mischung aus Unwirklichkeit und Panik stellte sie fest, dass sie auf dem obersten Gitterrost einer Feuerleiter kniete. Ihre Arme lagen auf ihren Oberschenkeln, die Handgelenke waren mit Kabelbinder gefesselt, und als sie mit ihren Beinen scheuerte, stellte sie fest, dass auch ihre Fußknöchel zusammengebunden waren. Kalte Luft wehte ihr unters Kleid, und mit aufgerissenen Augen starrte sie in die Tiefe, auf die beleuchteten, belebten Straßen der Innenstadt.
»Bitte«, stammelte sie. »Bitte, ich habe Höhenangst.«
»Akrophobie ist nichts, wofür man sich schämen muss«, sagte der Mann in gewitztem Ton. Er schien hinter ihr zu stehen, direkt hinter ihr.
»Bitte …« Wieder wollte sie ihren Kopf heben, doch er drückte ihn erneut nach unten, dass ein Stechen durch ihren Nacken fuhr und sie das Gesicht verzog.
»Nicht aufschauen«, sagte er. »Halten Sie den Kopf gesenkt und richten Sie ihren Blick nach unten, ansonsten muss ich Sie umbringen.«
»Was soll das?«, stieß sie aus. Diesmal drehte sie ihren Kopf auf die linke Schulter und wollte zu ihm aufschauen, doch kaum verrenkte sie ihren Hals, verpasste er ihr eine so schallende Ohrfeige, dass ihr Kinn bis auf die rechte fiel. Sie stöhnte auf, ein taubartiges Brennen fuhr durch ihre Wange. Sie unterdrückte ein Schluchzen, bemühte sich um eine wütende Stimme. »Verdammter Wichser«, murmelte sie.
»Oh Bethany, zügeln Sie doch bitte Ihre Ausdrucksweise.« Die Stimme des Mannes klang noch immer belustigt. »Haben Sie denn nicht gelernt, sich adäquat auszudrücken?«
»Ficken Sie sich ins Knie, Sie krankes Arschloch.« Sie rüttelte an ihren Handgelenken. »Binden Sie mich los, auf der Stelle.«
»Ich fürchte, dem kann ich nicht ganz Folge leisten.«
Wieder drehte sie ihren Kopf. »Jetzt hören Sie mir mal zu, Sie beschissener –«
Er fasste sie von außen an den Schläfen – zwei kräftige, aber weiche Hände – und rückte ihren Kopf wieder nach unten, diesmal so tief, dass sich ihr Rücken krümmte und ihre Nase nur wenige Zentimeter über den Stäben baumelte. »Ich habe gesagt, nicht aufschauen.« Er presste seine Hände gegen ihre Schläfen, und neben dem konstanten, leichten Schwindelgefühl, mit dem sie bisher gekämpft hatte (und das sie sich bis eben nicht hatte eingestehen wollen), mischte sich plötzlich ein unangenehmer Druck dazu, der das Blut in ihrem Kopf zum Rauschen brachte. Sie stieß ein Wimmern aus, versuchte sich loszureißen, doch der Typ drückte nur fester zu, wie eine Autopresse, die langsam einen Wagen zerquetscht, und sie begann am ganzen Körper zu zittern. »Bitte!«, schrie sie. »Bitte, hören Sie auf! Sie tun mir weh!«
»Das ist mir bewusst, Bethany.« Er nahm die Hände weg, und sie japste erleichtert nach Luft und legte die Stirn auf ihre Schenkel. Zwischen ihren Beinen konnte sie direkt in die Tiefe blicken, durch die Maschen des Gitterrosts auf die bunten Lichter der Stadt, und keuchend, wie nach einem Marathonlauf, versuchte sie zu realisieren, dass sie sich tatsächlich hier oben, in so schwindelerregender Höhe befand. Von allem entfernt … und gefesselt.
»Ihnen scheint kalt zu sein«, sagte der Mann. »Sie haben eine Gänsehaut.«
Sie fröstelte tatsächlich, aber nicht nur, weil der Wind so kalt war, sondern auch, weil sich ein beklemmendes Gefühl der Enge auf ihre Brust geleckt hatte und ein wenig an ihrer Atmung zerrte. Sie pustete durch den Mund, schluckte, versuchte einen kühlen Kopf zu behalten.
»Um Sie herum ist kein Geländer.« Der Scheißkerl klang, als instruierte er ihr die Baugegebenheiten einer Wolkenkratzerbaustelle. »Die Dinger waren rostig und sind im Laufe der Zeit vermutlich abmontiert worden oder runtergefallen. Links von Ihnen ist das Dach. Das Gebäude selbst ist stillgelegt. War mal ein Wohnhaus, bis es hier gebrannt hat.« Er seufzte, melancholisch wie ein Großvater, der sich an alte Zeiten erinnert. »Vermutlich wartet das Ding nur noch auf seine Sprengung.«
»Was wollen Sie?« Bethany richtete sich etwas auf, versuchte den zitternden Tonfall in ihrer Stimme zu überspielen. »Warum haben Sie mich hier hochgebracht?«
»Damit ich Sie ungestört umbringen kann.«
Entsetzt hielt sie einen Moment inne. »Bitte … das meinen Sie doch nicht ernst, oder?«
Schweigen. Sie hörte, wie Papier knisterte. »Da haben Sie heute wohl einen Großeinkauf gemacht, was, Bethany? Achtundneunzig Dollar und sechsundsiebzig Cent, bezahlt um 22 Uhr sieben bei einer gewissen Henrietta Goldberg an Kasse Drei des kleinen Supermarktes drüben um der Ecke. Vorwiegend Gemüse, wenn ich das richtig deute, dazu Produkte zur Körperpflege, Kerzen, Teelichter, und eine Flasche Amarone; vermutlich der beste Wein, den Sie in dem Geschäft auftreiben konnten, hm?« Den Geräuschen nach zu urteilen schien er den Kassenzettel zusammenzufalten und in seine Hosentasche zu verstauen. »Sie wollten sich heute Abend wohl eine Auszeit gönnen, was? Ein heißes Schaumbad bei Kerzenschein, mit den Aromen von Wachs und Früchten und einem wuchtigen Rotwein in der dunstigen Luft ihres kleinen, mit Bambusmotiven ausgeschmückten Badezimmers, und dazu vielleicht klassische Musik aus ihrem an eine Anlage angeschlossenen iPods? Lassen Sie mich raten, Dvorak. Die Streicherserenade vielleicht, in E-Dur OP.22? Oder doch eher das Typische, mit einem Tick Dramatik in der Melodie? Toccata und Fugue in D Minor, schätze ich. Oder mögen Sie kein Bach?«
»Sie kranker Bastard«, sagte Bethany. »Woher wissen Sie, wie es in meinem Bad aussieht?«
»Also Bethany, bitte stellen Sie sich nicht dümmer an, als Sie sind.« Er kicherte; ein sonorer, leicht femininer Klang, dem etwas Autoritäres anhaftete.
Sie versuchte sich ihren Schock nicht anmerken zu lassen; vermutlich gelang ihr das nur, weil sie die Situation bisher selbst kaum rationalisiert hatte, doch sei’s drum. Der Wind hier oben war schneidend kalt und brachte sie zum Zittern, ihre Wange brannte noch immer von seinem Schlag, und die Gitterstäbe drückten unsanft auf ihre Knie und Schienenbeine. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie ihre High Heels nicht mehr trug.
Ruhig bleiben, sagte sie sich. Ganz ruhig, tu einfach, was der Typ verlangt.
»Sie heißen Bethany Logan«, sagte der Mann. »Vierundzwanzig Jahre alt, eins zweiundsiebzig groß, dreiundfünfzig Kilo schwer, blaue Augen, weizenblondes Haar, Vegetarierin. Sie arbeiten als Erzieherin in einem Kindergarten acht Kilometer von Zuhause entfernt, Sie leben allein in einer Dreizimmerwohnung im vierzehnten Stock eines Mietshauses und sind Single.« Sie hörte das Klimpern von Gegenständen und das Rascheln von Papieren. »Eine interessante Darbietung, die sich da in ihrem Handtäschchen findet. Papiere, Geldbörse, Handy, Taschentücher, ein Schminkkästchen, Zahnseide, ein abgelaufenes Bus-Ticket, Pfefferspray, Kondome … Sie sind vorbereitet, was?« Der süffisante Klang eines Grinsens in seiner Stimme, und Bethany spürte, dass sie ihrer Verlegenheit wegen nur noch wütender wurde.
»Also, Bethany, worüber wollen wir zuerst reden?« Er stellte ihre Handtasche beiseite auf den Mauervorsprung des Dachs. »Wie sie zum Vegetarismus gefunden haben, oder doch eher über ihre Hobbys?«
»Meine Hobbys gehen Sie einen Scheißdreck an, Sie Mistkerl.«
»Im Moment geht mich alles an, was Sie anbelangt, weil ich Sie in meiner Gewalt habe.«
»Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen.« Sie beugte sich etwas vor, um das Gewicht von ihren Waden zu nehmen. »Sie haben meine Handtasche, Sie haben meine Wertsachen, mein Geld … Sie haben mein Auto und Zugang zu meiner Wohnung, verdammt. Lassen Sie mich gehen, bitte.«
»Ich bin nicht an Materialismus interessiert. Was mich interessiert, sind Sie, Bethany.«
Ein dumpfes, kaltes Grollen raunte durch ihren Magen, das Gefühl von Angst und … ja, was noch? Erwartung? Resignation?
»So sieht’s also aus, ja?« Sie lachte auf, ein verzweifelter, aber amüsierter Klang, in dem alles andere als Überraschung mitschwang. »Dann los, machen Sie’s schnell. Ich will es hinter mir haben, wenn Sie mich danach laufen lassen.« Sie rückte sich zurecht, als erwartete sie, erneut geschlagen zu werden. »Aber nehmen Sie eins der Kondome, Sie Ekel.«
»Ich möchte nicht mit Ihnen schlafen, Bethany.«
Wieder lachte sie, diesmal lauter, und fast schon hätte sie ihren Kopf gehoben, um es dem Himmel entgegen zu prusten. »Stimmt, auf einem Gitterrost zu vögeln kann man schlecht als miteinander schlafen bezeichnen. Aber das gibt Ihnen den Kick, was? Diese Höhe, die Fesseln an meinen Armen und Beinen, das harte Metall … Sie sind ein richtiger kleiner Fetischist, Sie krankes Arschloch. Mich zu entführen, mich hier hoch zu schleppen, einen auf intelligent machen … denken Sie etwa, Sie beeindrucken mich?«
»Warum sollte ich Sie beeindrucken wollen, wenn ich doch sowieso mit Ihnen tun und lassen kann, was ich will?«
»Damit Sie schlau wirken. Damit ich mich eingeschüchtert fühle.«
»Ich brauche Sie weder zu beeindrucken, noch Intelligenz vorzuheucheln oder Sie einzuschüchtern, wenn ich doch nur mit Ihnen reden will.«
»Ich dachte, Sie wollen mich umbringen?«
»Das ist dann die optionale Alternative, wenn Sie sich weigern, mit mir über die Dinge zu sprechen, über die ich sprechen will.«
»Heißt das … wenn ich Ihre Fragen beantworte, lassen Sie mich laufen?«
»Es liegt bei Ihnen, Bethany.«
Sie presste die Lippen zusammen, starrte konzentriert in die Tiefe. Okay, wenn der Scheißkerl spielen wollte, dann würde sie mitspielen. Eine Wahl hatte sie ja kaum.
»Es wäre vorteilhaft, wenn ich Ihren Namen kenne«, sagte sie.
Ihr Entführer lachte auf. »Oh, wo sind nur meine Manieren? Nennen Sie mich Mister Rost, bitte.«
»Mister … Rost?«
»Ja, Bethany?«
»Ich –« Sie machte Anstalten, über ihre Schulter zu schauen, unterließ es jedoch und verdrehte die Augen. »Sie halten sich wohl für witzig, was?«
»Haben Sie keinen Humor?«
Sie schnaubte auf. »Dass mir im Moment nicht nach Lachen zumute ist, dürften Sie ja wohl am Besten wissen.«
»Aber Sie haben doch längst gelacht, Bethany. Eben, als Sie mich aufgefordert haben, dass ich Sie hier oben durchnehmen soll.«
»Ich habe nicht –«
»Dass Sie mir eines Ihrer Kondome angeboten haben, fand ich übrigens ausgesprochen nett von Ihnen.«
»Sie können mich mal kreuzweise.«
»Und schon wieder sind Sie aufdringlich. Meine Güte, Bethany, wir kennen uns doch noch gar nicht so lange.«
Frustriert biss sie die Zähne zusammen. »Könnten Sie jetzt bitte endlich zur Sache kommen?«
»Nein. So funktioniert das nicht.«
»Was –?«
Ein kurzes Klappern, als er zwei Schritte übers Gitterrost setzte, und im nächsten Moment drückte er ihren Kopf wieder nach unten. Ihr Nacken knackte, ihre Wirbelsäule krümmte sich schmerzhaft, und Bethany zog die Schultern an. »Bitte –«
»Sie müssen es wollen«, sagte Mister Rost. Seine Stimme war ganz nahe an ihrem Ohr. »Hören Sie mich, Bethany? Sie müssen dieses Gespräch wollen, Sie müssen sich darauf einlassen. Heucheln Sie mir Ihre Kooperationsbereitschaft nicht vor, heucheln Sie überhaupt nichts mehr und erwarten Sie erst recht nicht, dass Sie dadurch Sympathiepunkte bei mir sammeln und glimpflicher davonkommen werden als unter den Bedingungen, die ich Ihnen unter der Bedingung Ihrer vollsten Ehrlichkeit gestellt habe – seien Sie echt, erwecken Sie Interesse, und vielleicht können wir uns am Ende auf einen fairen Deal einigen, der uns beiden gefallen wird. Verstanden?«
Er nahm die Hand von ihrem Kopf, und nach Luft schnappend warf sie sich zurück. Er verpasste ihr eine zweite Ohrfeige und drückte sein Knie in ihren Rücken, sodass sie aufstöhnte und wieder nach vorne sackte. Diesmal landete sie mit der Stirn auf ihren Oberschenkeln, und diesmal blieb sie in dieser Position sitzen. Langsam, ganz langsam, füllten sich ihre Augen mit Tränen.
»Ah.« Mister Rost schien seinen alten Posten bezogen zu haben. »Ihre Maske aus frechem Trotz bricht.«
»Warum tun Sie mir das an?«, schluchzte sie. »Was habe ich Ihnen getan? Warum ich?«
»Weil wir etwas gemeinsam haben, Bethany. Sie, ich, und ein Haufen anderer Leute, die schon in einer ähnlichen Situation wie Sie steckten. Ich suche mir meine Ziele bewusst aus und wähle nicht tollkühn die nächstbeste Hausfrau, die mir auf offener Straße und bei tiefster Nacht allein entgegenkommt.«
Sie schniefte, ihre Augen waren tränenfeucht. »Soll das heißen, Sie machen das hier öfter?«
»Machen Sie das, was Sie tun, nicht auch öfter?«
»Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Sie rückte sich ein wenig zurecht, die Maschen vom Gitterrost schnitten schmerzhaft in ihre Beine.
»Sehen Sie, und genau darüber möchte ich mit Ihnen reden, Bethany. Über Ihre Instinkte. Ihr Verlangen. Wir alle haben das in uns, aber es gibt nur wenige, die ihre eingepferchte Rolle in der Gesellschaft für einen kurzen Moment ablegen und sich vollends treiben lassen, fernab jeglicher Konvention. Sie und ich, wir gehören dazu.«
Sie sagte nichts. Der plötzliche, tiefe Klang seiner Stimme gefiel ihr nicht, er wirkte wissbegieriger.
»Ich habe Sie über einen längeren Zeitraum beobachtet«, fuhr Mister Rost fort. »Ich weiß, wie Ihr Alltag aussieht, wie Sie Ihre Freizeit gestalten und was Sie des Öfteren treiben, wenn Sie Ihrem Verlangen, von dem ich eben gesprochen habe, erliegen. Und das Wort ›treiben‹ trifft es in diesem Sinne wortwörtlich, nicht wahr?«
Unbewusst biss sie die Lippen zusammen. Scham und Wut überkamen sie, und sie wusste nicht, was von beidem stärker war.
»Sie sind vierundzwanzig«, sagte Mister Rost. »Ich habe weder einen Ehering noch eine Verblassung davon an Ihren Fingern gesehen, deswegen nehme ich an, dass Sie den Genuss eines Zusammenlebens mit einem Mann bis ans Ende Ihrer Tage noch nicht in Erwähnung gezogen haben – richtig?«
Sie sagte noch immer nichts.
»Keine Ehe«, schlussfolgerte Mister Rost, als behandelte er die Stichworte an einer Tafel. »Wie viele Beziehungen hatten Sie schon?«
»Keine Ahnung.«
»Nicht so verschlossen, Bethany, kommen Sie. Seien Sie ehrlich, wenn Sie an Ihrem Leben hängen.«
Entnervt stieß sie den Atem aus. »Fünf vielleicht. Oder sechs.«
»Waren es gute Beziehungen?«
»Ein paar davon.«
»Aha. Im Höchstfall sind es also sechs Männer, mit denen Sie zeitweise ihr Bett geteilt haben.«
Ihre Stimme klang zerknirscht. »Ja.«
»Und mit wie vielen haben Sie schon geschlafen?«
»Was –« Wieder wollte sie über ihre Schulter schauen, doch sie besann sich eines Besseren. »Was soll diese Frage?«
»Das, was sie in ihrem Kontext vermittelt.«
»Das geht Sie ja wohl überhaupt nichts an.«
»Witzig, dass Sie das sagen, nachdem ich Sie entführt habe und drohe, Sie mit nur einem Tritt in den Tod zu stoßen, sollten Sie mir nicht gehorchen.«
»Ja. Ist wohl die einzige Methode, mit der Sie es schaffen, mit Frauen ins Gespräch zu kommen.«
»Sarkasmus ist etwas feines, aber im jetzigen Moment unbrauchbar. Beantworten Sie bitte meine Frage, Bethany.«
Sie schaute durch die Maschen nach unten, beobachtete den Nachtverkehr und lauschte dem entfernten Hupen der Autos. »Ich weiß es nicht«, sagte sie.
»Das glaube ich Ihnen sogar«, sagte Mister Rost. »Es dürfte eine beträchtlich höhere Anzahl sein als die Summe der Männer, mit denen Sie in einer Beziehung waren.«
Sie schloss die Augen. »Schon möglich.«
»Das ist nicht nur möglich, das ist eine Tatsache. Die Frage ist, in welche Sphären wir uns hier begeben. Ich gehe von einer dreistelligen Summe aus, bezogen auf die Anzahl der Männer, nicht auf die Anzahl der Geschlechtsakte. Ich denke, zwischen Affären und One-Night-Stands brauchen wir nicht zu differenzieren. Von den restlichen Nummern mal ganz abgesehen.«
Ihr Gesicht war heiß geworden, und dass sie rot wurde, machte sie nur noch zorniger. »Es macht Ihnen wohl Spaß, mich in so eine Lage zu bringen, was? Sie scheiß Wichser?«
»Es ist noch viel spaßiger, weil Sie nicht widersprechen.« Sie konnte das Lächeln aus seiner Stimme vernehmen und ballte vor Wut die Fäuste.
»Ich brauche mich nicht zu rechtfertigen«, sagte sie betont nüchtern.
»Warum auch? Ich weiß ja, dass es stimmt.«
»Ist das der Grund, weswegen Sie mich hier raufgebracht haben?«, entfuhr es ihr. »Um mir zu unterstellen, ich sei ein kleines Luder, das sich mal hier und mal da an irgendeinen Kerl ranmacht, nur um mit ihm zu vögeln?«
»Ich würde nicht behaupten, dass Sie ein kleines Luder sind.«
»Mein Gott, Sie sind ja richtig witzig.«
»Bethany, Sie brauchen mir nichts vorzumachen. Welchen Grund haben Sie sonst, sich so aufreizend zum Einkaufen zu kleiden und sich so provokant zu präsentieren? Sagen Sie mir, wie viele spontane Nummern haben Sie schon hinterm Supermarkt getrieben? Wie viele Kerle haben Sie in ein Gespräch verwickelt und dann mit zweideutiger Geste nach draußen gelockt? Wie viele waren es letzte Woche? Vier, fünf? Sechs vielleicht?«
»Ich trage die Klamotten, in denen ich mich wohl fühle«, sagte sie, als hätte sie den Rest überhaupt nicht gehört.
»Und je mehr Haut Sie zeigen, desto wohler fühlen Sie sich. Es erregt Sie, auf der Schwelle zwischen Vernunft und Lust zu tänzeln und dann heimlich alle Sitten fallen zu lassen, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet. Am liebsten tun Sie das an öffentlichen Plätzen, mit dem Risiko, erwischt zu werden.«
»Hören Sie auf«, sagte sie, und der flehentliche Ton ihrer Stimme machte es nur noch schlimmer. »Hören Sie auf damit, ich muss mir das von Ihnen nicht anhören.«
»Erzählen Sie mir ihre Lieblingsbegebenheit. Erzählen Sie mir, was Sie besonders scharf gemacht hat. Wo Sie sich kaum noch halten konnten.«
»Sie sind doch nicht mehr ganz dicht im Kopf.«
»Da haben Sie absolut Recht.«
Bethany machte die Augen zu. Einen Moment lang lauschte sie nur dem Wind. Inzwischen waren ihre Zehen ziemlich kalt, und auch ihre Lippen bibberten ein wenig.
»Nun machen Sie schon, Bethany«, sagte Mister Rost. »Überwinden Sie Ihr Schamgefühl und sprechen Sie darüber. Tun Sie so, als reden Sie mit sich selbst.«
Keine Regung. Sie hatte die Stirn noch immer auf ihre Schenkel gepresst.
»Reden Sie, oder ich werde Sie töten.«
»Herrgott nochmal!«, schrie sie. Keuchend starrte sie in die Tiefe, und der Zwiespalt in ihr fühlte sich so schmerzlich an, dass sie die Zähne zusammenbiss und mit ihnen knirschte. Dass Mister Rost keine Reaktion zeigte, ließ sie nur noch mehr verzweifeln. Es war, als kostete er ihre Frustration in vollen Zügen aus.
»Es war auf der Arbeit«, sagte sie dann. Ihre Stimme klang nachgebend und etwas gedämpft, da sie noch immer nach unten schaute. »Die Eltern holten gerade ihre Kinder ab, und bei einem Jungen, Billy Thomson, war es immer der Vater, der kam. Er hieß Roger und er … sah nun mal gut aus, okay? Er war mir schon eher aufgefallen, ich habe mich immer bemüht, in Billys Nähe zu sein, wenn er kam, damit ich mit ihm sprechen konnte, und er war sehr nett und zuvorkommend, wir konnten uns gut unterhalten.«
»Weiter, bitte.«
»Ich hab mich oft dabei ertappt, wie ich mir vorgestellt habe, dass er … die ein oder andere Sache mit mir macht, Sie wissen schon. Das hab ich getan, noch während wir uns unterhielten, und manchmal konnte ich mich kaum bremsen, musste mich beherrschen. Ich bin nie davon ausgegangen, dass aus diesen Vorstellungen … Realität wird. Es waren Fantasien, mehr nicht. Bis zu diesem einen Tag schließlich.«
Sie zögerte. Die Erinnerung daran fühlte sich sogleich abstoßend und gut an.
»Machen Sie Ihren Job gut, Bethany?«, fragte Mister Rost.
»Die Kinder mögen mich«, sagte sie. »Sehr sogar. Die Mädchen scheren sich immer um mich, halten meine Hände, flechten mein Haar … wir malen Bilder zusammen, ich lese ihnen vor … der Job macht mir Spaß. Ich mag Kinder, Mister Rost.«
»Und Roger Thomson mochten Sie auch.«
»Als er an diesem Tag kam, um Billy abzuholen, da … ich weiß nicht, was da in mich gefahren war. Ich sah ihn kommen, beobachtete, wie gelassen er ging, und mir wurde … ganz warm. Regelrecht heiß. Als er mich sah, hob er die Hand und winkte mir zu, und ich erwiderte den Gruß schüchtern, mit einem breiten Lächeln, obwohl mir diese Verlegenheit überhaupt nicht lag. Billy wollte seinen Vater zur Bauecke geleiten, um ihm einen Turm zu zeigen, den er aus Klötzchen gebaut hatte, und Roger … er lächelte mich wieder an, zuckte die Achseln und folgte Billy. Ich trottete ihm hinterher und gesellte mich neben ihn. Er begrüßte mich ganz herzlich, während Billy ihn aufforderte, sich seinen Turm anzusehen.«
»Mochten Sie den Turm auch?«
»Ich … keine Ahnung. Ja. Ich kann mich nicht daran erinnern, wie er ausgesehen hat, ich hatte … meine Aufmerksamkeit auf Roger Thomson gelenkt.« Sie spürte Schuldgefühle emporkommen, die sie runterzuschlucken versuchte.
»Mister Thomson hat also das imposante Klötzchen-Bauerwerk seines Sohnes bewundert«, sagte Mister Rost. »Und was haben Sie getan?«
»Ich habe ihn in ein Gespräch verwickelt. Ich verfolgte keine Absicht damit. Ich merkte nur, dass ich nervös war, und ich glaube, das tat auch er. Als Billy sich in diesem Augenblick wieder zu seinen Freunden gesellte und Roger ihm nachrief, dass sie jetzt eigentlich nach Hause wollten, fragte ich aus dem Bauch heraus, ob er auch Billys andere Bauwerke sehen wollte.«
Sie biss sich auf die Unterlippe, zögerte.
»Er hat mich verdattert angesehen. Ich sagte ihm, dass Billy ausgesprochen kreativ sei und sehr häufig solche Türme baue. In der Bauecke, im Sandkasten … heute, so sagte ich, habe er eine mehrstöckige Höhle in der Turnhalle gebaut, was für sein Alter doch recht bemerkenswert war, und ich behauptete, wir hätten das Ding stehen gelassen, weil es so … so hübsch aussah. Ich fragte ihn, ob ich ihm die Höhle zeigen sollte, und nach einem letzten Blick zu Billy nickte er.
Ich führte ihn in die Turnhalle. Als wir eintraten und er bemerkte, dass alle Matten zusammengeschnürt an ihren Plätzen lagen, drehte er sich fraglich zu mir um, doch ich machte schon die Tür zu und fasste ihn bei den Schultern. Bevor er was sagen konnte, küsste ich ihn. Ohne jede Zurückhaltung. Ich schmiegte mich so eng ich konnte an ihn und rieb mit meinem Bein an seinem entlang, doch er stieß mich nur von sich weg und sah mich völlig entgeistert an. ›Miss Logan!‹, schrie er. ›Miss Logan, was fällt Ihnen –‹, und da küsste ich ihn wieder. Ich konnte nicht anders, ich musste, ich wollte. Meine Hände wanderten unter sein Shirt und ich wollte es ihm ausziehen, doch er hielt mich fest und starrte mich nur an. ›Hören Sie auf damit‹, sagte er. ›Hören Sie auf und lassen Sie mich meinen Sohn holen. Das führt hier zu nichts.‹«
Bethany hielt inne.
»Was haben Sie erwidert?«, fragte Mister Rost.
Sie wusste nicht, ob ihr Lächeln aus Kummer oder aus Ekel bestand, aber es fühlte sich abscheulich an. »›Ficken Sie mich‹, habe ich zu ihm gesagt. ›Tun Sie’s, los.‹ Eine Sekunde später hab ich ihn zu Boden gestoßen und mich auf ihn geworfen. Er hat sich noch einen Moment gesträubt, doch als ich mir mein Oberteil ausgezogen habe, gefolgt von meinem BH … da hat er nachgegeben. Losgelassen.«
»Haben Sie die Tür abgeschlossen?«
»Nein.«
»Weil ihnen diese Gefährlichkeit gefallen hat, nicht wahr?«
»Ich hatte selbst keine Ahnung, wie ich mich dazu überwunden hatte. Ich hab es … einfach getan. Ich hab nicht drüber nachgedacht, mich nicht gefragt, ob es richtig oder falsch war. Ich wollte es einfach.«
»Wie war das Klima danach zwischen Ihnen?«
»Er ist nie wieder aufgetaucht. Als wir … fertig waren, ist er ohne ein Wort zu sagen aufgestanden und gegangen. Seitdem holt seine Frau Billy ab. Ich wünschte, ich könnte sagen, mir fällt es schwer, ihr in die Augen zu sehen, aber das tut es nicht. Nicht im geringsten. Ich hab ihren Ehemann gefickt, als er sein Kind abholen wollte, während sich dieses Kind keine zehn Meter entfernt in einem anderen Raum aufgehalten und mit Bauklötzchen gespielt hat, und ich habe kein schlechtes Gewissen dabei.«
»Sie haben die Moral durchbrochen.«
Bethany zögerte. »Ja.«
Mister Rost schwieg einen Moment, und sie hörte, wie er seine Standposition veränderte.
»Genau darum geht es«, sagte er. »Moral ist ein ethisches Hindernis, und Ethik, das ist ein Konstrukt. Künstlicher Anstand, geheuchelte Höflichkeit – das sind alles nur Dinge, die einen gesitteten Umgang mit anderen gewährleisten sollen, genauso wie Gesetze. Dennoch bleibt all das … eine Illusion.«
»Lassen Sie mich jetzt gehen?«
»Oh, Bethany.« Mister Rost schien den Kopf zu schütteln. »Bethany, Bethany, Bethany. Sehen Sie sich das an. Da haben wir gerade eine kleine Konversation aufgebaut, Sie haben mir eines Ihrer innigsten Geheimnisse anvertraut, und jetzt glauben Sie, dadurch genug Vertrauen zwischen uns gesponnen zu haben, die ausreichend Empathie erzeugt hat, damit ich gnädig mit Ihnen umgehe. Sie haben alles kaputtgemacht.«
»Ich habe Ihnen erzählt, was Sie hören wollten.«
»Glauben Sie, das war schon alles? Glauben Sie, ich kratze nur an der Oberfläche?«
»Haben Sie mich deswegen entführt? Wollen Sie Geschichten aus meinem Sexleben hören und sich daran aufgeilen? Ist das der Grund?«
»Sie kennen den Grund. Außerdem sind Sie nicht die einzige Person, die ich bisher entführt habe, und glauben Sie mir, die haben die genau gleichen Fragen gestellt wie Sie.«
»Sie entführen gerne Frauen, was?«
»Oh ja, das ist meine Leidenschaft.«
»Ziemlich schwach von Ihnen, dabei auf die alte Nummer mit dem Chloroform zurückzugreifen, finden Sie nicht?«
»Ich passe mein Vorgehen stets dem Niveau meiner Opfer an.«
»Lecken Sie mich.«
»Sie geben nie auf, was?«
Bethany verzog verächtlich den Mund, eine schmunzelnde, tränenbenetzte Grimasse. »Und jetzt?«, fragte sie. »Was bezwecken Sie damit, solche Infos aus mir herauszupressen?«
»Ich will Ihnen beweisen, dass ein Mensch vollends seinen Trieben unterliegt. Sie wissen das, weil Sie es tun, weil es sie aufgeilt. Ich möchte Ihnen nur verdeutlichen, wie ausgeprägt dieses Muster werden kann.«
»Und wieso?«
»Naja, weil das mein Trieb ist, Bethany. Entweder, meine Opfer geben nach, oder ich bringe sie um. Man muss seine Bedürfnisse befriedigen.«
»Sie werden es niemals wagen, mich hier runterzustoßen. Das werden Sie doch nicht, oder?«
»Wägen Sie die Wahrscheinlichkeit mithilfe der für Sie hier stattfindenden unwirklichen Gegebenheiten ab und überdenken Sie, was Sie gerade gefragt haben.«
»Sie sind krank.«
»Ich habe nur aufgehört, eine Maske zu tragen, Bethany. Jetzt trage ich Anzüge. Und Parfum. Gefällt es Ihnen? Hier, riechen Sie.«
Plötzlich tauchte ein Arm an ihrer linken Gesichtshälfte auf. Sie schaute auf eine gepflegte, gewaschene Hand, die aus dem schwarzen Ärmel eines modischen Anzugs schaute, und wieder drang ihr der intensive Duft von Schärfe, von Maskulinität in die Nase, mit einem Hauch von Rasierwasser. Es schien ein teures Parfum zu sein. Ein teures, und ein ziemlich gutes.
»Sie riechen scheußlich«, sagte sie.
Mister Rost lachte. Als er den Arm wieder wegnahm, kam sie nicht umher, noch einmal schnell seinen Duft einzuatmen.
»Mit Ihren Reizen haben Sie bei den Männern leichtes Spiel«, fuhr Mister Rost fort wie nach der Unterbrechung eines Meetings. »Wenn Sie abends weggehen, wie oft werden Sie da angebaggert?«
»So oft wie jede andere Frau auch.«
»Wie jede andere Frau, die gut aussieht. Mit dem Unterschied, dass Sie das kaum aufdringlich finden, nicht wahr? Sie mögen es, wenn so viele Kerle angetanzt kommen und Sie zu umschmeicheln versuchen. Sie stehen gern im Mittelpunkt.«
»Na und?«
»An den Wochenenden gehen Sie oft in Clubs. Sie tanzen exzentrisch, auffallend, anzüglich. Sie provozieren auf der Tanzfläche.«
»Haben Sie mich etwa auch beim Tanzen beobachtet?«
»Wer weiß?« Ein Lächeln in seiner Stimme. »Vielleicht habe ich sogar mit Ihnen getanzt.«
»An ein Arschloch wie Sie würde ich mich erinnern.«
»Bei der Anzahl an Arschlöchern, mit denen Sie wöchentlich kohärieren, vage ich das ehrlich gesagt zu bezweifeln. Mich interessiert, ob es welche gab, die zu aufdringlich geworden sind. Männer, bei denen Sie sich, als es schon zu spät war, gewünscht haben, sich doch nicht auf sie eingelassen zu haben.«
»Die gab es. Natürlich.«
»Sie sagen das so selbstverständlich, Bethany. Ich meine damit nicht, ob derjenige sie angewidert hat oder schlecht im Bett war oder Ihnen Tausende von Drinks angeboten hat, sondern ein Individuum, das vielleicht … naja, zu gefährlich für Sie wurde. Zu hart, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Es gab Kerle, die … ziemlich extravagante Vorzüge hatten.« Sie kicherte, was ein wenig kratzend und heiser klang. »Einer wollte mal, dass ich ihm Schlagsahne vom Fuß lecke. Das war unglaublich ekelig.«
»Aber Sie haben es getan.«
Sie zuckte mit der Achsel. »Ich bin offen für Neues.«
»Gab es Situationen, in denen es brenzlig für Sie wurde?«
»Ich glaube nicht«, sagte sie. »Einmal hab ich im Club einen Typen kennengelernt, einen etwas breiteren. Wir haben lange miteinander geredet, bis ich meinte, ich müsse mal an die frische Luft. Wir sind dann nach draußen und in der nächsten Gasse verschwunden. Er hat sich eine Zigarette angezündet, und als ich ihm langsam über die Brust gestrichen habe, hat er mich an die Wand gedrückt. Ich trug an diesem Abend so ein ähnliches Kleid wie dieses hier, er hat es hochgeschoben und ist dann … mit einem Stoß in mich rein. Es hat wehgetan. Er drückte mich so stark an die Wand, dass mein Kleid aufriss und meine Haut aufschürfte, er hat seine Finger in meine Oberschenkel gekrallt und sie blutig gekratzt, und er ist immer schneller geworden, immer rücksichtsloser. Es hat mir gefallen.«
»Sie hatten keine Angst?«
»Doch, sogar sehr viel. Wenn ich mich gewehrt hätte, hätte er nicht aufgehört, er hätte mich vergewaltigt, und das wusste ich. Doch wenn er das getan hätte, dann wäre es glaube ich nicht anders gewesen. Es kam auf dasselbe hinaus, und deswegen habe ich einfach mitgespielt. Außerdem … wollte ich es ja.«
»Merken Sie, wie ihr Innerstes sich widersprüchlich zu ihrem äußeren Erscheinungsbild verhält? Sie geben vor, eine nette, junge Frau zu sein, die gern mit Kindern spielt und Freude an ihrem Job hat, die sich gesund ernährt und es sich gut gehen lässt – aber in Wahrheit werden Sie von Trieben gelenkt, die sich nach Risiken sehnen, nach aufregenden Abenteuern, nach Nervenkitzel. Sie begeben sich freiwillig in gefährliche Situationen, lassen sich freiwillig auf gewagte, unmoralische Spielchen ein, geben sich freiwillig mit zwielichtigen, rauen Kerlen ab, und das alles nur, weil Sie diesem Alltagstrott entfliehen wollen.« Mister Rosts Stimme kam näher. »Weil sie es nicht ertragen, ständig Konventionen ausgesetzt zu sein. Weil sie sich begrenzt fühlen, eingesperrt, gelangweilt, und das wollen sie mit solchen Aktionen durchbrechen. Sie wollen frei sein.«
Er legte seine Hand auf ihre Schulter, und sie hielt vollkommen still.
»Sie interessiert das Muster einer gezügelten jungen Dame nicht, Sie geben sich ihrem Verlangen hin, und das gefällt mir an Ihnen, Bethany. Sie lassen sich nicht vorschreiben, wie Sie Ihr Leben zu leben haben, egal, ob Sie dadurch als Schlampe abgestempelt werden oder nicht, und dafür haben Sie meinen Respekt.«
Er strich ihren Arm hinab, über ihre Hüfte, und dann lag seine Hand auf ihrem Oberschenkel. Seine Handfläche war warm, ein wenig rau unter den Fingern und am Ballen, und sie zog scharf die Luft ein, als er ihr Bein zu streicheln begann. Über ihr Knie, ihre Waden, wieder rauf und auf die Innenseiten ihrer Oberschenkel, wo seine Finger langsam höher wanderten und ihr Kleid beiseiteschoben. »Mister Rost …«, flüsterte sie.
»Ich könnte in Erwägung ziehen, Sie nicht umzubringen.«
Seine Hand blieb liegen. Mit dem Daumen strich er über den Saum ihres Kleids.
»Haben Sie schon mal jemanden umgebracht?«, fragte Bethany.
»Gewiss doch. Nicht jeder wollte eingestehen, was ich ihm vorwarf. Ich hatte schon Mörder dabei, die aus purer Wut heraus gehandelt hatten. Vergewaltiger auch. Sie haben versucht ihre Taten zu rechtfertigen, haben abgestritten, dass es ihre Triebe waren, die sie gelenkt haben – und dementsprechend habe ich sie getötet.«
»Finden Sie das nicht auch ein wenig widersprüchlich?«
»Instinkte folgen keiner Logik, Bethany. Sie rütteln die tiefsten, primitivsten Triebe in uns wach, schalten alle Vernunft, alles rationale Denken ab und lassen das Ungeheuer, das wir wirklich sind, ausbrechen. Das Resultat ist Blutvergießen, Fortpflanzung, Jagen. Wie bei Tieren in freier Wildbahn. Das, was wir uns an Zivilisation geschaffen haben, ist nur ein Konstrukt, um dieses Ungeheuer im Käfig zu halten.« Er nahm die Hand von ihrem Bein. »Ich versuche lediglich, meine Triebe auf effizientestem Weg zu nutzen.«
»Macht es Ihnen Spaß, Menschen umzubringen?«
»Macht es Ihnen Spaß, fremde Typen zu ficken?«
»Das ist nicht das Gleiche.«
»Aber es rührt vom selben Trieb her.«
»Langsam geht mir Ihr Gerede über Triebe und Instinkte auf die Nerven, Mister Rost.«
Er ging auf ihre Bemerkung nicht ein. »Sie frieren noch immer. Wollen Sie mein Jackett?«
Ja. »Nein. Kommen Sie mir nicht mit der Höflichkeitstour, die zieht bei mir nicht.«
»Wie Sie meinen.«
Er stand auf, sie hörte seine Schritte auf dem Gitterrost und wie er sich entfernte.
»Mister Rost?«, rief sie.
»Ja, Bethany?«
Sie zögerte. »Lassen Sie mich jetzt nicht allein.«
Schweigen. Dann, nach ein paar Sekunden: »Haben Sie noch immer Angst vor der Höhe?«
»Ja.«
»Haben Sie noch immer Angst vor mir?«
»Ja.«
»Wie würden Sie mich beschreiben?«
»Bevor ich Sie beschreiben soll, würde ich gerne Ihr Gesicht sehen.«
»Wenn Sie mein Gesicht sehen, entfällt die Garantie, dass sie lebend davonkommen.«
»Okay«, sagte sie. »Sie sind ein Arschloch in Anzug, das Frauen auf dunklen Parkplätzen auflauert und sie verschleppt.«
»Das war schon nicht schlecht, aber geben Sie sich ein wenig mehr Mühe, Bethany.«
Sie stieß den Atem aus, überlegte. »Sie sind höfflich. Ein Gentleman. Gut gepflegt, gut gekleidet. Exzentrisch und gebildet, wortgewandt und intelligent. Ich glaube, Sie hatten einen guten Schulabschluss. Sie schlagen Frauen und sind ein Mörder.«
»Wenn ich jetzt vor Ihnen stehen würde und Sie könnte machen, was Sie wollen, was würden Sie am liebsten tun?«
»Ich würde Ihnen gerne ins Gesicht spucken.«
»Und danach?«
»Danach würde ich Sie gerne küssen.«
Ein kalter Luftzug wirbelte übers Dach, und Bethanys Haare flatterten wild um ihr Gesicht, ihr Kleid bauschte sich um ihren Körper.
Wieder ertönten metallische Schritte auf dem Gitterrost. Artig wie eine Sklavin hielt Bethany den Kopf gesenkt und schaute nach unten. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie das Funkeln auf den polierten Lackschuhen, als Mister Rost rechts von ihr stehen blieb.
»Sagt Ihnen das Stockholm-Syndrom etwas, Bethany?«
»Ja.«
»Erkenn Sie den Widerspruch?«
»Ja.«
»Sehen Sie, wie Ihr Verlangen sich gegen Ihre Vernunft richtet?«
»Ja. Was machen Sie jetzt mit mir?«
»Sie hier runterschmeißen, glaube ich.«
»Bitte. Bevor sie das tun, erfüllen Sie mir diesen letzten Wunsch.«
Kurzes Schweigen. Dann legte sich plötzlich eine Hand vor ihre Augen und um nächsten Moment drang ihr der Duft des Parfums in die Nase, als er sich vor ihr niederkniete und sie die Nähe seines Körpers spüren konnte. Sie schluckte nervös, inhalierte gierig den Geruch seiner Hand.
»Sie tanzen wirklich verdammt gut«, sagte Mister Rost, und dann drückte er seine Lippen auf ihre.
Ihrem Mund entrann ein Stöhnen, das wie ein Seufzen klang. Sie hob ihre gefesselten Arme und wolle sein Gesicht erkunden, doch mit der freien Hand drückte er ihre nach unten und hielt sie fest. In einem geschmeidigen Tanz umspielte seine Zunge die ihre.
»Sie haben das mit Absicht gemacht«, flüsterte sie, ohne, dass sie die Lippen von seinen nahm. »Das Schmeicheln, die Nummer mit dem Parfum, Ihre Stimme … alles Absicht.«
»Exakt.«
»Ich will sie.«
»Ich weiß.«
»Jetzt. Bitte.«
»Sie würden mein Gesicht sehen.«
»Binden Sie mir etwas vor die Augen.«
»Hm. Sie könnten schummeln.«
Sie musste grinsen. »Als würde ich das tun.«
Mister Rost stand auf, schritt um sie herum und nahm die Hand von ihren Augen. Sie blinzelte in die Nacht und horchte. Ihr Herz raste, und der Parfumgeruch, der in der Luft lag, erregte sie. Es war, als wartete sie auf einen Liebhaber, der noch im Badezimmer war, während sie sich bereits auf dem Bett räkelte.
»Mein Jackett«, sagte Mister Rost dann, und auf einmal spannte er etwas vor ihren Augen. Er schien das Ding zusammengewickelt zu haben und band es hinter ihrem Kopf zusammen, ehe er ein paar Schritte zurückmachte und seine Arbeit zu bestaunen schien. »Sehen Sie was?«, fragte er.
»Nichts.«
»Sie dürfen nicht lügen. Ansonsten sterben Sie.«
»Ich lüge nicht.«
»Gut.«
Auf einmal umfasste er ihre Knöchel und zog sie mit einem Ruck zurück. Schmerzhaft knallte sie auf ihr Kinn, bevor er sie auf den Rücken drehte, ihre Fußfesseln durchtrennte und ihr Kleid hochschob. Sie spreizte die Beine. Seine Zunge tänzelte an den Innenseiten ihrer Oberschenkel entlang, ehe er über ihren Bauch leckte und ihre Brüste liebkoste. Sie stöhnte auf, legte die Arme um seinen Nacken und spürte kurzes, geschmeidiges Haar, worin sie ihre Finger begrub. Sie verhakte ihre Zehen um die Maschen vom Gitterrost und genoss den leichten Schmerz, den sie dabei verspürte.
»Wollen wir mal sehen, wie viel Risiko dir Recht ist«, sagte er und umschlang ihren Rücken. Dann stieß er sie unsanft ein Stück nach vorn, sodass sie mit ihrem Hintern und Schulterblättern schmerzhaft übers Gitter rutschte, und im nächsten Moment war unter ihrem Kopf nur noch Luft. Eiskalter Wind fächerte um ihr Haar, und stöhnend legte sie ihren Kopf in den Nacken.
»Mehr«, flüsterte sie.
Er zerrte ihr das Kleid vom Leib, gefolgt von ihrem BH und ihrem Slip. Sie räkelte sich unter ihm auf dem harten Metall und rückte noch ein Stück mehr über die Kante, sodass nun auch ihre Schultern über den Abgrund ragten. Sie bäumte ihm die Hüfte entgegen, suchte mit ihren gefesselten Händen ziellos nach seinem Körper. Die Todesangst gab ihr einen Kick.
Er summte mit seiner galanten, warmen Stimme, dann drang er in sie ein. Bethany stöhnte auf, erwiderte seine Stöße jedoch sogleich. Sie begann zu keuchen. Er bewegte sich in einem schnellen, harten Rhythmus, seine Finger kneteten ihre Brüste und seine Zunge wühlte grob durch ihren Mund. Die Welt bestand plötzlich nur noch aus Schmerz, Wind, und Schauer. Schweiß sammelte sich auf ihrer Stirn, sie schlang die Beine um seinen Körper.
Dann nahm er plötzlich seinen Mund von ihren und lehnte sich zurück. Er packte sie unter ihren Schenkeln und schob sie nach vorn. Jetzt ragte sie bis zu den Schulterblättern übers Gitterrost, ihr Kopf hing leicht nach unten. Unaufhörlich stieß er weiter zu, hielt sie an den Beinen fest.
»Mehr«, keuchte sie.
Er schob sie weiter. Ihr Haar fiel nach unten, sie wölbte sich ihm noch immer entgegen.
Ein leises Lachen entglitt seinem Mund. Er stieß ihre Handgelenke über ihren Kopf, sodass ihre Arme sie noch weiter in die Tiefe zogen. Gleichzeitig schob er sie weiter. Ihr halber Rücken ragte über den Abgrund.
»Mehr.« Ihre Stimme war nur noch ein erstickter Hauch. »Bitte mehr, noch mehr.«
Mit einem Ruck stieß er sie weiter, und dann spürte sie, wie die Schwerkraft ihre Karten ausspielte. Ihr gesamter Oberkörper sackte nach unten, eine panische Sekunde lang rutschte ihr das Herz bis an die Kehle, doch Mister Rost krallte seine Hände um ihre Schenkel und hielt sie fest. Seine Kraft gegen die der Erdanziehung.
Und sie machten weiter.
Bethany hatte keinen Halt mehr, der einzige Halt waren seine Hände. Er stieß ungestüm und heftig zu, und sie gab sich ihm voll und ganz hin, ihm und den Tod unter ihr, und als ihr in diesem Moment klar wurde, dass sie keinerlei Macht mehr über sich hatte, dass einzig er derjenige war, der nun entschied, ob sie diesen Akt überlebte oder nicht, entlud sich ihre Erregung in einem explosiven, wilden Orgasmus. Sie schrie in den Himmel, reckte sich nach unten, als wolle sie eine Brücke ins Nichts machen, forderte seine Kraft heraus und wollte sehen, ob er es schaffte, sie zu halten; in diesem kurzen Zustand völliger Ekstase wurde ihr bewusst, dass es ihr komplett egal war, was mit ihr geschah. Sie stellte sich vor, wie sie in die Tiefe fiel und noch im Fall ein zweites Mal kam. Sie fühlte sich vollkommen.
Dann spürte sie, wie Mister Rost sich verkrampfte. Er zog sie an den Beinen zurück, bis sie wieder sicher auf dem Gitterrost lag – dabei schürfte er ihre Haut ein wenig auf –, und dann stieß er gepresst den Atem aus und kam. Bethany genoss das in einem Zustand berauschter Zufriedenheit, in der noch ein wenig der Nachhall ihres eigenen Orgasmus nachhallte. Kurz darauf hörte sie sich nur noch keuchen, während sich Erschöpfung über ihre Augenlider senkte. Mister Rost lag schnaufend auf ihr.
»Wow«, flüsterte sie.
Er setzte sich aufrecht, strich dem Geräusch nach zu urteilen sein Hemd glatt. »Die Nähe zum Tod ist stets intensiv«, sagte er.
»Ja«, gab sie flüsternd zurück. Mehr fiel ihr nicht ein.
Er stieg von ihr runter und drehte sie wieder auf ihren Bauch. »Hocken Sie sich wieder hin, Bethany.«
»Was?« Er konnte es nicht sehen, aber unter seinem Jackett blinzelte sie. »Wieso? Und warum siezt du mich wieder?«
»Weil wir hier noch nicht fertig sind.« Er packte sie bei den Schultern und half ihr auf. Als sie wieder in kniender Position dasaß, drückte er ihren Kopf nach unten und wickelte das Jackett von ihren Augen. »Nicht aufschauen«, sagte er.
»Das kann jetzt nicht dein Ernst sein.« Kalte Furcht hatte sich in ihre Stimme gelegt. »Bitte bring mich nicht um. So kaltherzig bist du nicht.«
»Du kennst nicht mal mein Gesicht, Bethany. Das einzige, was uns verbindet, ist eine schnelle Nummer in Höhe von siebzig Metern. Apropos, danke für die Kondome. Da waren wir zumindest auf der sicheren Seite.«
»Nein«, stammelte sie bloß. »Nein, wir … du …«
»Keine Sorge, du hast mich durchaus überzeugt. Anders als die, die sich ihre Triebe nicht eingestehen wollten.« Er lachte auf. »Naja, sie hatten auch nicht die Gelegenheit, es mir eigenständig zu beweisen. Nicht so wie du.«
»Bitte tu mir nichts. Lass mich gehen.«
»Vielleicht.« Sie hörte, wie er in seiner Hosentasche kramte. »Ich denke, wir werden das auf faire Weise aushandeln.«
»Und wie?«
Das Rascheln verstummte, ein kurzer Moment der Stille. »Kopf oder Zahl, Bethany?«
Auf ihre Brust legte sich ein enger, kalter Druck, ihr Magen verknotete sich vor Angst. »Bitte, Mister Rost …«
»Kopf oder Zahl, Bethany? Wenn Sie richtig voraussagen, lasse ich Sie gehen und wir beide werden uns nie wieder über den Weg laufen – raten Sie allerdings falsch …«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Bitte …«
»Kopf oder Zahl, Bethany. Das ist das letzte Mal, dass ich frage.«
Sie hielt den Atem an, schloss die Augen, dachte nach. Sie fühlte sich leer und ausgelaugt, ihr Herz hämmerte und sie hatte keine Ahnung, wie lange sie so dahockte. Schließlich machte sie die Augen wieder auf, wobei ihr Blick in die Ferne fiel und sie einen wunderschönen, klaren Sternenhimmel vor sich sah, beschienen von den dichten, malerischen Lichtern der Stadt.
»Kopf«, sagte sie.
Und Mister Rost warf seine Münze.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.04.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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