Elke Müller

Liebe, Kampf, SEHNSUCHT

Kapitel 4

Ryan wollte sich noch nicht geschlagen geben, machte es sich, so gut es eben ging, auf der Türschwelle gemütlich. Sein Blick fiel wieder auf die Maske, die er noch immer in der Hand hielt. Sah wieder, ihre vom Schmerz gezeichneten Augen vor sich und strich liebevoll mit den Fingern über die Form, drückte dann einen zärtlichen Kuss darauf. Er wusste auf einmal, was er verliert wenn,.. ja wenn... Er lehnte seinen Kopf an die Tür zurück und begann zu erzählen. „ Ich bin noch hier. Ich warte. Du hast doch nicht geglaubt, ich würde gehen, oder?“ Keine Antwort. „ Auch wenn du mir vielleicht nicht zuhören willst, aber .. ich gehe hier nicht weg! Irina,.. bitte, lass es mich erklären! Es fällt mir schon so nicht leicht, glaube mir! Ich bin nun mal so wie ich bin und du .. du hast es eigentlich schon immer gewusst! Ich wollte dir nicht weh tun. Vergib mir bitte! .. Wenn du böse bist, dass ich dich nicht sofort erkannt habe, es lag nicht an mir. Mit dir konnte ich beim besten Willen nicht rechnen. Wir beide haben uns bestimmt eine Menge zu erzählen, von den Erinnerungen ganz zu schweigen. Darum .. lass uns Zeit nehmen einander zu lieben, so wie damals, als wir uns trafen im Park, als die Kirschblüten tanzend zu Boden fielen und du da gesessen hast auf dieser Bank, einen Zeichenblock in der Hand und mit der anderen, vertieft an einer Skizze maltest. Dieses Bild vergesse ich nie... Ach, .. mein Vater hat mir übrigens das letzte Mal eine Standpauke gehalten. Aber, soll ich das hier im Flur, wo alle es hören können, berichten?! Komm schon, mach die Tür auf, .. hörst du?.. Irina! Bitte!“ „ Ist mir doch egal.. und wenn du bis morgen Früh wartest, ich mach nicht auf! Lass mich einfach in Ruhe!“, kam die Antwort zurück. „ Na gut alter Dickschädel, wie du willst, dann geh ich eben! Aber glaube nicht, das du schon gewonnen hast! Ich kann warten! .. Ach, noch eins, obwohl es sicher blöd klingt .. ich liebe dich immer noch!“ Gereizt stand er auf, um sich in einer Nische gegen die kalte Steinwand zu pressen. Er rechnete damit, das Irina so neugierig ist und nachschauen würde. Lange brauchte er nicht zu warten und die Tür öffnete sich einen Spalt. Schnell nutzte er seine Chance, schnellte vor, stellte einen Fuß in die Öffnung und zog die Tür auf. Irina war völlig überrumpelt. „ Ging leider nicht anders! Ich habe etwas auf dem Herzen und weiß nicht so richtig, wie ich es loswerden soll. Auch habe ich dich nämlich noch nicht richtig angeschaut, das wollte ich jetzt nachholen.“ Drängte Irina ins Zimmer zurück. Knallte die Tür mit Wucht hinter sich zu und griff nach ihrer Hand, doch Irina riss sich los. „ Nei .. Neeiiin! Fass mich nicht an! Ich hasse dich! Geh bitte! Lass mich endlich allein!“ Rückwärts gehend wich sie Ryan aus. Dieser tat, als ob er nichts hörte, schloss die Tür ab und schritt weiter gelassen auf sie zu. „ Ich will dir noch ein letztes sagen, bevor ich schweige, nämlich, dass es nur dich in meinem Leben gibt. Ich habe es erst begriffen, als du damals fortgingst, wegen so einer Ausstellung .. und ein paar Tage lang war ich wie irre. Es ist richtig, ich bin ein lausiger Schürzenjäger. Ich bin wie etwas, das nirgends daheim ist, und, und ewig unschlüssig in der Welt herumirren wird. Mein einziges daheim warst du. Immer konnte ich es kaum erwarten zu hören, ob du noch immer mir gehörst, ob ich dich verloren habe. Ja, ich weiß, ich bin dreist und hemmungslos!“ Er musterte sie von Kopf bis Fuß. „ Oh,.. du siehst wunderschön aus, wirklich, wie ein Engel! Da hatte der Kerl aus dem Saal unten wirklich recht. Und wenn du noch dazu wütend bist, .. bist du unglaublich unwiderstehlich süß, hast du das gewusst?“ Irina lies ihn nicht aus den Augen und war ungewollt am Bett angekommen, verlor das Gleichgewicht und fiel darauf. Sie versuchte sich sofort aufzurappeln, doch Ryan war schneller und hinderte sie daran, jetzt gab es kein Entrinnen mehr. Sie schrie auf und schlug mit den Fäusten auf ihn ein. Er bemerkte nicht einmal die heftigen nach ihm tretenden Beine. Er kämpfte mit ihr, bis sie zitternd und keuchend vor Angst unter ihm lag. Ihr Herz schlug zum zerspringen schnell. „ Jetzt mach ich mit dir, was ich will, du kleine Wildkatze gehörst immer noch mir!“ Er kniete sich auf sie, um weiteren Widerstand zu ersticken. Zog seinen Gürtel aus der Hose, umfasste ihre Hände und fesselte diese. Schlang dann das Ende durch die Bettstäbe am Giebel und knotete es fest. Sie bäumte sich auf, aber alles zerren nützte nichts. Der Kampf dauerte nicht lange. Mit zornig funkelten Augen sah sie ihn an. „ was soll das!Mach mich los!“ Ihr Entschluss war gefasst. Was auch kommen mochte, sie würde nicht mehr umkehren. Da war es am vernünftigsten vorwärts zu schauen und unbarmherzig alles von sich zu weisen, was es bei der Durchführung jenes so raffiniert aufgestellten Programm wankelmütig machen könnte. Ryan stand auf, setzte sich auf einen Hocker, zog Schuhe und Jackett aus, warf diese wütend von sich, fuhr sich mit den Händen durchs Haar und schaute Irina an. „ Tut mir leid, aber du wolltest es nicht anders haben. Was soll das alles? Wieso bist du hier? Um zu provozieren? Auch habe ich gar nicht gewusst, das du mit meinem Alten so klasse klar kommst. Vielleicht habt ihr ja was miteinander, wenn ich nicht da bin? .. Na ja, ist ja jetzt auch egal. Hat mir jedenfalls in den Ohren gelegen, wegen paar Enkel und so. Hey, der war so richtig auf der Palme gewesen, das soll was heißen! Drohte gar, sich bei der Rennleitung zu beschweren, das ich zu wenig Zeit für meine Familie habe. Ich glaub das einfach nicht, mir sagen lassen zu müssen, was ich zu tun und zu lassen habe! Ich bin doch kein kleines Kind mehr! Dich hat er dabei in den höchsten Tönen gelobt, kommt mir doch etwas spanisch vor das ganze, findest du nicht?“ Aus der Tiefe ihrer Seele umwogten sie, Leid, Liebesverlust, Sehnsucht. „ Hör auf! Sei still! Was redest du da! Was soll daran komisch sein, wenn ich mich mit deinem Vater verstehe! Er ist zwar manchmal ein Brummbär, aber er hat einen weichen Kern. Er ist zu mir, .. wie ein richtiger Vater! Und meine Mutter .. ist eine diplomatisch denkende, aber stets ein bisschen auf ihren Vorteil bedachte Frau. Hat also auch keinen großen Sinn, sie mit meinen Sorgen zu bedrängen. Auch du bist nie da! Und wenn, dann beachtest du mich gar nicht. .. Behandelst mich, wie ein weggeworfenes Ding, oder, als ob ich Luft wäre! Dein Vater wenigstens ein offenes Ohr für meine Sorgen, die dich nie groß interessiert haben! Bei ihm fühle ich mich so .. so geborgen und kann mich auch mal anlehnen oder ausweinen. Ich wäre froh, wenn ich es bei dir tun könnte .. so wie es früher war. Du hast dich verändert Ryan, .. machst mir dadurch Angst!“ Er zog verdutzt die Augenbrauen hoch. „ In .. in Wahrheit bin ich dir doch nur lästig! Du willst deine Freiheit haben, obwohl ich dir nie Fesseln angelegt habe! Auch kann ich es nicht verstehen .. wie man sich in so viele Vergnügungen stürzen und doch die Zeit findet, in der Nacht einander zu betrügen! .. Ryan, ich habe das ständige Umherreisen manchmal so satt, wollte deshalb. .. Nun .. nun mach mich bitte los!“ „ Warum .. warum Irina, hast du mir das nie schon eher gesagt?“ Sie lies sich mit der Antwort Zeit. „ Nun, ich habe dich etwas gefragt“, lies er verärgert vernehmen. „ Wann sollte ich, am Telefon etwa?, gab sie trotzig zurück. Er stand auf, ging zum Bett, stützte sich an der Bettkante ab und schaute in ihre Augen. Diese funkelten immer noch zornig. Aber ein kaum wahrnehmbarer Anflug von Spott glitzerte in ihnen, aber noch etwas anderes ruhte in den flimmernden Tiefen der Unergründlichkeit ihrer Augen. Etwas was ihn auf unbegreifliche Weise berührte. Das sie jetzt hier ist, ist ein großer Vertrauensbeweis, das weiß er nun, also muss er sehr behutsam vorgehen, obwohl ihm unsagbare Lust überkam. „ Weißt du, manchmal überwindet man Schwierigkeiten nicht, ohne sie mit beiden Händen anzupacken und ohne ein wenig mit der eigenen Person zu bezahlen. Das heißt, man muss handeln.“ Er beugte sich über sie, umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen, drückte eine leichten Kuss auf ihre Stirn. Hob danach ihr Kinn leicht an. Sie presste ihre Lippen fest aufeinander, so das er ihren Mund aufzwingen musste und küsste sie zärtlich. Packte dann ihre Schultern und zieht sie für einen langen Kuss an sich. Ihr Körper ist steif und widerspenstig. Mit den Fingerspitzen fuhr er über ihr Gesicht, streichelte über ihren schlanken, geschmeidigen, markelosen Körper und begann sie mit Küssen zu bedecken, bis er wieder beim Mund anlangte. Diesmal war sie entspannter, schmiegte gar sich etwas an ihn und er drückte sie fest an sich und küsste intensiver, verlangender. „ Lieb mich“, flüsterte sie, die Lippen an seinen Lippen. „ Ein einziges letztes Mal. .. Dann gehe ich fort. .. Willst du nicht? Liebst du mich nicht mehr?“ Ryan antwortete mit einem dumpfen Laut, öffnete den verdeckten Verschluss des Kleides an ihrer Schulter, zog es langsam herunter, dabei jeden Zentimeter ihrer Haut abküssend. Streicht über den flachen Bauch, spielt mit der Zunge im Bauchnabel. Irina fühlt sich auf seltsame Weise hellwach und zugleich wie losgelöst. Benommen von der Ungewohnheit dieser zugleich brutalen und raffinierten Liebkosungen, merkt sie, das sich wider ihren Willen verflüchtigte. Ihr ganzes Wollen war darauf gerichtet, das es geschehen möge und dies rasch. Sie bäumte sich leicht auf. Ryan bemerkte, das er noch komplett angezogen war und streifte seine restliche Kleidung achtlos ab. Warf sie einfach mit zu den anderen Sachen auf den Boden. Jede Faser in ihm verlangte nach ihr, bis in die Haarspitzen war er jetzt elektrisiert. Es ist sicher purer Egoismus .. das ich dich jetzt will! Dies Nacht wirst du mein sein!“ Sie gehorchte den Weisungen des Mannes, dessen Atem immer heftiger ging, überlies sich ihm und teilte sich fügsam unter dem Gewicht dieses Körpers der sich jetzt über sie senkte. Er schmiegt sich nackt, fest an Irina, flüstert Zärtlichkeiten in ihr Ohr und genoss für einen Augenblick den Duft ihres Haares und den von warmer samtiger Haut. Dann beugte er sich über sie. Sie stöhnt kurz auf, schloss die Augen. Gibt sich völlig ihrem Rausch hin. Schweiß läuft über ihre Körper hinweg. Nur einen Moment noch, eine Sekunde, dann .. Ryan sackte erschöpft über Irina zusammen. Ein paar Tränen liefen ihr übers Gesicht. Er küsste diese sanft weg und löste die Fesseln von den Handgelenken, gab auf jede entstandene Strieme ebenfalls kleine Küsse und angelte nach der Zudecke und zieht sie hoch. Irina setzte sich auf, rieb sich über ihre schmerzenden Gelenke, löste ihre hochgesteckten Haare, legte den Perlenschmuck auf ein Tischchen neben sich, legte dann ihren Kopf in seine Schulterbeuge und drückte sich fest gegen ihn. „ Dein Temperament ist immer wieder erfrischend Irina!“ „ Hm. .. Warum kann es nicht immer so sein, wie jetzt?“ „ Häh!? Warum fragst du? Dachtest du, du könntest so weit gehen, ohne ein bisschen laut zu werden? Mit jedem Schrei, jedem süßen Stöhnen, reiße ich dir eine neue Feder aus, mein kleiner Engel. Mir schwindelt beim Anblick deiner geschmeidigen Haut, auf der nur ein leichter Hauch von Farbe liegt. Du bist ein Engel mit reinem Herzen. Mir war vergönnt einem Engel wie dir zu begegnen, durch dich habe ich Frieden erfahren. Bitte, bleib auch weiterhin bei mir, ich werde mich ändern, hoch versprochen!“ „ Hey, da bin ich .. gespannt drauf,“ säuselte sie schon leicht einschlafend. „ Ich liebe dich sehr Irina. Seit ich dich das erste mal sah .. habe ich dich geliebt. Ich habe immer darunter gelitten, das mein Vater nur wenig Zeit mit mir verbrachte. Trotzdem, würde ich für ihn alles tun.“ Ryan gab ihr einen Kuss und stand noch einmal auf. Zog sich sein Hemd über und trat auf den Zimmerbalkon hinaus, lehnte sich an die Balkonbrüstung, steckte sich eine Zigarette an, schaute in den mit Sternen geschmückten Himmel hinauf, der von einem leichten Dunst überzogen, einen goldenen Hof um den Mond legte und genoss die Stille der Nacht. Kehrte dann zum Bett zurück, blickte auf die schlafende Gestalt von Irina, die vom silbernen Licht des Mondes beschienen. Ihre langen Haare waren zerwuschelt und hingen teilweise über der Bettkante herab, die Wangen noch etwas gerötet, die Lippen leicht geöffnet, die reinste Sünde und doch die völlige Unschuld. Er streifte sein Hemd ab und streckte sich vorsichtig neben sie aus. Automatisch kuschelte sie sich an seinen warmen braunen Körper, murmelte etwas im Schlaf. Er gab ihr ein Kuss auf die Stirn und streichelte die runde Hüfte, folgte der sanften Krümmung der Taille und fand die schöne runde gut geformte feste Brust. Seine Finger bebten, wurden drängender, kehrten zum geschmeidigen Leib zurück. Als er eine kühnere Liebkosung wagte, wehrte Irina im Halbschlaf ab. „ Oh Ryan, ich fühle mich völlig zerschlagen und bin soo müde!“ Er lies ab und sie warf ihm zwischen halb geschlossenen Lidern einen Blick zu, um zu sehen, ob er ärgerlich war. Auf seinen Ellenbogen gestützt, betrachtete er sie mit einem Lächeln auf den Lippen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.04.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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