Das Telefon neben meinem Bett läutete. Schlaftrunken schaltete ich das Licht an und griff zum Hörer. Ein Blick auf den Wecker verriet mir, dass es erst kurz nach 4 Uhr war. Wer um alles in der Welt konnte das sein?
„Ja?“, meldete ich mich.
“Rede mit mir!“, tönte es herrisch aus dem Hörer.
„Wer ist denn da?“
„Rede mit mir! Sonst…“ . Die Stimme klang schrill und aufgeregt. Ich hatte sie noch nie gehört.
„Also“, fing ich lahm und gedehnt an, dann brach mein Ärger los:
„Ich werde nachts nicht gern gestört! Verdammt noch mal! Schon gar nicht, wenn ich gerade erst eingeschlafen bin!“ schrie ich unbeherrscht. „Und wenn du dir da am anderen Ende einen Scherz erlaubst, dann soll dich…“.
„Nein! Rede mit mir!“, kam es jetzt flehentlich.
Welch armer Tropf war da am anderen Ende? Ein Stalker? Das konnte ich mir nicht vorstellen, bin ich doch eine alte Frau. Ein Dieb, der mich am Apparat festhalten sollte, während sein Kumpan die Wohnung ausraubte? Auch unwahrscheinlich, wohne ich doch im 7. Stock, und die Tür ist speziell gesichert.
„Wovon?“ fragte ich vorsichtig, „wovon soll ich reden?“
Ein etwas irres Lachen ertönte: „Vom Teufel!“
„Der Teufel soll sich zum Teufel scheren!“, entfuhr es mir unwillkürlich.
Am anderen Ende ertönte ein erleichtertes Seufzen, dann blieb es still und ich hörte nur noch den Atem des Unbekannten.
„Den Teufel gibt es nicht“, fuhr ich ruhig fort, „der existiert nur im Kopf der Leute, die sich nachts fürchten… Es gibt aber nichts zu fürchten“, setzte ich mit so viel Überzeugung hinzu, wie ich aufbringen konnte.
„Und morgen ist Karfreitag, da ist Jesus für unsere Verfehlungen gestorben und hat die Welt erlöst“, ergänzte ich. Warum, weiß ich nicht.
Eine Zeitlang blieb es still, dann flüsterte der geheimnisvolle Anrufer:
„Danke, du hast mich gerettet“ und legte auf.
© I. Beddies
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.04.2014.
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