Wilhelm Westerkamp

Ein Tröpfchen Blut

Der Grund meiner seelischen Finsternis – ich meine, das Dunkle an sich – ist das Aufbegehren einer bestimmten Grausamkeit, die gipfelt in „ein Tröpfchen roten Blutes“, welches sachte über meine langen Arme läuft und es mir dabei kribbelt, so als ob eine Armee von Armeisen am Werke wäre und jenes Kribbeln, bald unerträglich wird. Nicht das ich ein Scheusal wäre, der die Grausamkeit in sich spürt, wie eine Axt, die tief in einem Baumstamm eingeschlagen ist und dort nicht mehr heraus zu brechen ist - und dies auch mit aller Kraftanstrengung nicht! Und steckt die Axt erst einmal fest, offenbart sie bildlich gesprochen, einer klaffenden Wunde, die wie Feuer brennt und ein ungeheuerliches Schmerzgefühl impliziert, welches meine Pupillen weiten lässt, als ob ich Kokain zu mir genommen hätte. Das so ein immenser Schmerzreiz, von uns Menschen gemieden wird, ist verständlich, aber nicht sinnig. Denn sollte man einmal schwer erkranken, wird ein gewisser Schmerzreiz die Folge sein, welches den Kranken, den Betroffenen begleitet, bis hin zu einer möglichen Genesung. Das Ausmaß des Schmerzes hierbei, stellt eine menschliche Kunst dar, wenn beispielsweise nach einer überstandenen Obstipation, die Därme wieder in Betrieb geraten und unerwünschte Darmkrämpfe hervor rufen, die auf einer Schmerzskala von eins bis zehn, wohl am Ende der Skala zu finden sein dürften.
Der Patient (der Schmerzempfänger), kämpft jedoch mit seinen Schmerzen, mit der Aussicht sehr wohl, sie los zu bekommen, sie vielleicht zu besiegen, ja, er kämpft unentwegt, das hehre Ziel der Gesundheit wieder zu erlangen, welches bei geringen Pathologien, wie Erkältung bzw. Grippe oder wie bereits oben genannt, einer Obstipation, sicher zu erzielen sein werden. Bei Krebs, besonders Darmkrebs, sieht es diesbezüglich eine ganze Ecke schlimmer aus. Der Operateur, schneidet in der Regel, die von Krebs befallenen Regionen weg, bis es nichts mehr vom Darm wegzuschneiden gibt und sich das Sprüchlein hier bewahrheitet: „Operation gelungen, Patient tot “. Den einzigen Vorteil, den der Patient daraus ziehen kann, ist ironisch gesehen, ein schmerzfreies Dasein im fernen Himmel.
Der Himmel sollte jedoch strahlend blau sein und die Sonne sollte von oben kräftig scheinen, damit die Verstorbenen, sich wie im „Urlaub“ fühlen und wenigstens dies, sollte man vom Ableben doch erwarten können und nicht mehr und auch nicht weniger!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.05.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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