Evelyn Goßmann

..auf der Suche

 
Ein trauriger Mann ging Tag für Tag im Park spazieren.
Etwas ziellos schien er immer herum zu irren, ständig die gleichen Wege zu gehen, als ob er etwas suchte was er verloren hat.
Keiner wagte ihn anzusprechen, so tief war er in Gedanken versunken, niemals glitt auch nur der Anflug eines Lächelns über seine Gesichtszüge.
Er schien sich für nichts zu interessieren was neben ihm oder um ihn herum geschah. Selbst die Leutchen die täglich dort zusammen trafen schienen für ihn unsichtbar.
Oft streiften ihn verwunderte Blicke der Senioren die draußen auf den Bänken saßen um die goldene Sonne zu genießen. Eine seltsame Scheu hielt sie davon ab ihn einfach mal anzusprechen, dabei waren sie ein nettes, aufgeschlossenes Völkchen das täglich auch eine runde Schach, oder das allerseits bekannte und beliebte Boule spielte.
Natürlich machten sich alle Gedanken um de seltsamen Mann, der mit fast versteinerter Miene ziellos und scheinbar auch ohne Freude herum zu laufen schien. Schnell wurde spekuliert warum er so traurig wirkte. Einer meinte , sicher haben er gerade seine Frau verloren und müsse sich erst neu zurecht finden. Bestimmt würde er eines Tages mit ihnen plaudern und wieder fröhlicher drein schauen. Eine recht resolute ältere Dame meinte, mit der Zeit würden sie schon den Mut aufbringen ihn mal anzusprechen, um ihn in ihre lustige Gesellschaft aufzunehmen, die viel Freude miteinander hatte.  Wieder ein anderer aus der Runde gab zu bedenken er können auch selbst schwer erkrankt sein, und müsse sich damit auseinander setzen. Theorien über Theorien wurden aufgestellt.
Dann kam der lange kalte Winter und die Senioren verbrachten die Zeit überwiegend zu Hause in der gemütlichen warmen Stube. Nur hin und wieder trafen sie jetzt aufeinander wenn sie mal frische Luft schnuppern wollten. Meist gingen sie rasch wieder heim um sich bei einer schönen heißen Tasse Tee wieder aufzuwärmen, gemütlich ein unterhaltsames Buch zu lesen, oder unerledigte Post zu erledigen.
Alle erwarteten ungeduldig das Frühjahr um wieder Freude bei den täglichen Treffs im Park und Freude an kurzweiligen Plaudereien zu haben.
Endlich, nach endlos scheinender Zeit war es wieder soweit, und es gab ein freudiges Hallo allerseits. Es wurde erzählt was sich alles während der langen Zeit ereignet hatte.
Den alten traurigen Mann hatte man darüber fast vergessen, als er plötzlich wie gewohnt den Weg lang schlurfte, aber immer noch so traurig griesgrämig dreinblickte. Er schaute weiter weder nach rechts noch nach links. Verständnislos kopfschüttelnd schauten sie ihm hinterher.
Sie bemerkten auch, dass er ständig etwas vor sich hin brummelte, konnten aber nicht verstehen was er sagte.
Einige Tage ging es schon wieder so weiter, bis eines Tages eine Horde fröhlicher, ausgelassener Kinder durch die Parkanlagen zog, den Kopf voller Streiche.
Sie lärmten fröhlich und unbeschwert, und waren zu allen möglichen Streichen aufgelegt. Endlich war der lange Winter vorbei, uns sie waren glücklich wieder, nach draußen ins Freie zu können um sich endlich wieder richtig auszutoben. Unbefangen wie Kinder sind gaben sie ihrer Fröhlichkeit uneingeschränkt und hemmungslos nach, lachten und hatten einfach Freude an dem wunderschönen sonnigen Frühlingstag. Sie scherzten, neckten sich übermütig, und schmiedeten Pläne welche spannenden Abenteuer sie im kommenden Sommer erleben wollen.
Da geschah es, genau in diesem Moment als die lachenden Kinder sich im Park tummelten, ein kleines, aber auch großes Wunder.
Der sonst so tieftraurigwirkende Mann blieb stehen, schaute den Kindern zu und verzog das Gesicht. Ja, er lächelte und stimmte am Ende in das unbefangene Lachen der Kinder mit ein. Es ertönte eine harmonische, schön klingende, sehr sympathische Stimme, und er schien gar nicht mehr aufhören zu können mit dem donnernden befreiten Lachen.
Seine Traurigkeit schien blitzartig verflogen, er schien einfach voller Lachen und Freude zu stecken, und die anderen Senioren verstanden gar nicht so schnell was dort gerade geschah.
Da hörten sie den Mann aber auch schon laut ausrufen: „ Ich habe es wieder, endlich habe ich es wieder gefunden Ach ist das schön, einfach wunderbar, jetzt kann auch ich endlich wieder glücklich sein.
Den verständnislos dreinschauenden Zuhörern schienen die Augen fast aus den Kopf zu fallen als sie beobachteten dass er die Kindern bei den Händen fasste, ein anderes durch die Luft wirbelte und sich von ihnen in die fröhlichen Abenteuerpläne mit einweihen ließ, und gar nicht mehr aufhören wollte sich darüber mit zu freuen.#
Er kicherte wie ein kleiner Lausbub der einen Streich ausheckte und war wie ausgewechselt.
Nichts erinnerte mehr an das kleine, traurig dreinblickende Männchen, das Tag für Tag so desinteressiert, und wie auf der Suche nach irgend etwas durch den Park gelaufen war, und nichts um ihn herum wahrzunehmen schien.
Die Kinder hatten seine lauten Ausrufe auch gehört und fragte nun erstaunt was er damit meinte. „ Ich habe es wieder gefunden, ich bin ja so froh,“ immer wieder stammelte der alte Mann diese Worte mit einem glücklichen Lächeln in den stahlblauen, nun recht jung und unternehmungslustig blitzenden Augen.
2 Ich hatte mein Lachen verloren, nun aber habe ich es wieder gefunden,“ erklärte er allen die ihm erstaunt zuhörten. Das geballte, fröhliche Kinderlachen im Park hatte ihn sein Lächeln und sein Lachen das er so sehr liebte wieder finden lassen.
Bis dahin hatte er gesucht von dem er gar nicht wusste dass er es verloren, und was ihn so traurig gemacht hatte: das Lächeln, und freies, unbeschwertes Lachen.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.06.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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