Iris Klinge

Die vielen interessanten Nachtmärkte

 
Tagsüber kaufen die Thais ihre Lebensmittel vorzugsweise auf den verschiedenen kleineren Märkten ihres Stadtviertels, die zum Schutz vor der sengenden Sonne in großen Hallen abgehalten werden. Dort sind die Produkte frisch von den umliegenden Kleinbauern. Was mich am meisten erstaunt ist, dass die Früchte mir keine Nasenprobleme bereiten, so wie in Deutschland, wo beim ersten Bissen die Nase anfängt zu laufen – für mich ein Indiz für gespritztes oder anders behandeltes Obst. Vor allem ist der Geschmack viel intensiver, wenn die Früchte am Baum gereift und nicht „vorgereift“ oder bestrahlt sind.
 
Nachtmärke finden draußen statt. In der Regenzeit ist es immer bewölkt, doch hier regnet es wenig, und wenn, dann nur kurze Schauer. Die Temperaturen sind erträglich. Doch wenn die Sonne wieder voll den ganzen Tag vom Himmel knallt, dann besteht die einzige Möglichkeit zum Einkaufen unter freiem Himmel darin, nach Sonnenuntergang  - in den Tropen pünktlich um 18 Uhr –auf einen der zahlreichen Nachtmärkte zu gehen. Einige sind bei den Touristen sehr beliebt und daher teurer als die weniger bekannten. Neben den unzähligen Garküchen mit ihren exotischen Gerüchen wimmelt es von bunten Verlockungen aller Art. Kleider, Schuhe, Schmuck, Kosmetik, Kunsthandwerk, Kinderspielzeug und Gegenstände des täglichen Lebens, alles kunterbunt durcheinander. Besonders die elektronischen Angebote reizen die Einheimischen zum Kauf. Jeder scheint hier ein Handy mit Internet-Anschluss zu besitzen und bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit darauf herumzudrücken, die Apps hin –und her zu schieben. Das Angebot wird auch immer preiswerter, denn die Konkurrenz aus China ist groß.
 
Das Schöne an diesen Märkten ist  - im Gegensatz zu Südamerika, wo ständig Taschendiebe unterwegs waren – dass selbst eine liegengebliebene Tasche oder sogar Geldbörse nicht verschwindet sondern brav auf die Rückkehr ihres Besitzers wartet. Zwischendurch sieht man auch die Menschen beten und Räucherstäbchen vor kleinen Altären anzünden.
 
Ein lustiges Schauspiel beobachte ich jeden Morgen nach Sonnenaufgang pünktlich um 6 Uhr, wenn zwei Mönche per Auto vor meiner Tür halten und die Besitzerin des Tante-Emma-Ladens herauskommt, um ihren Segen zu empfangen. Minutenlang verharren alle drei im Gebet. Anschließend füllt die Nachbarin Essen in die Schüsseln der beiden Bettelmönche.
 
Wie die gesegneten Amulette, die von den Mönchen verkauft werden, wirken, war vor wenigen Tagen in der Zeitung zu erfahren. Ein Thai Fahrer war bei strömendem Regen mit seinem Rennauto in überhöhter Geschwindigkeit an einen Baum gerast. Der Wagen wurde regelrecht in zwei Teile gespalten, der Fahrer stieg unverletzt aus. Er gab später im Interview bekannt, ein Freund habe ihm vor seiner Reise geraten, ein Amulett zu seinem persönlichen Schutz zu kaufen. Offensichtich hatte dies seine Wirkung nicht verfehlt.
 
Ich vermute, dass diese Religion die Menschen zu mehr Achtsamkeit und Respekt vor allem Lebendigen erzieht. Gauner gibt es vielleicht auch hier, doch sie sind wohl die Ausnahme. Alles in allem habe ich hier ein ganz anderes Gefühl von Sicherheit als damals in Uruguay in unserem Ferienhaus am Meer, wo die Nachbarn reihum von Jugendlichen mit Waffen in der Hand überfallen wurden, sogar am helllichten Tag. Damals sind wir gerade noch mit einem blauen Auge davongekommen, und die Erleichterung war groß, als wir endlich im Flieger nach Europa saßen.
 
PS Zum Schluss noch ein schöner Spruch, der aber nicht persönlich gemeint ist:
„In der Nähe fauler Fische fängt man selber an zu stinken!“
 
Hiermit mache ich erst einmal Pause, denn es geht zurück nach Germany  - u.a. ein Jahresvisum beim Thai Konsulat beantragen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.06.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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