Iris Klinge

Angekommen in einem unfreundlichen Land

Es ist unglaublich, was in Deutschland alles um Mitternacht passiert  - oder besser gesagt, nicht passiert.

Wir standen völlig übernächtigt und gerädert - eine Nacht lang ohne Schlaf - vom Düsseldorfer Flughafen kommend auf Gleis 4 des Kölner Hauptbahnhofs und warteten auf den Anschlusszug nach Bonn. Was wir nicht sofort bemerkten: just in diesem Moment wurde das Gleis 4 für alle weiteren Züge gesperrt, und der letzte Zug nach Bonn fuhr auf einem anderen Gleis ein.  Mit dem vielen schweren Gepäck wäre es sowieso unmöglich gewesen, den anderen Bahnsteig rechtzeitig zu erreichen.
 
Die einzige Lösung des nächtlichen Zugproblems war ein Taxi zu nehmen, denn bis morgens um 4 Uhr konnten und wollten wir nicht mehr warten. Nach Verhandlung mit dem Taxi-Fahrer war dieser bereit, uns für 60 Euro nach Bonn zu fahren. Aber wir hatten kein Bargeld an Bord…. Nur die IC Karte.

Inzwischen war es 1 Uhr geworden. Wir fuhren los zum nächsten Bankautomaten. Erste Enttäuschung, er war außer Betrieb. Dann Weiterfahrt zu einer Tankstelle, um dort Geld zu ziehen. Böse Überraschung auch dort: die Maschine fraß die Kreditkarte. In der Tankstelle beschwert, die Karte kam wieder raus, aber immer noch kein Geld flüssig.

Ich wollte mir eine Flasche Wasser besorgen. Lange Schlange am Laden in der Tankstelle. Ein junger Mann stand etwas außerhalb der Schlange. Ich fragte ihn, ob er auch an die Kasse wollte. Er: „Klar, jetzt bin ich dran, nicht Sie“. Ich : Aber Sie stehen da so schräg, woher soll ich wissen, dass Sie für die Kasse anstehen“. Daraufhin er: „Ich kann stehen, wo ich will.“
Die einzige Kassiererin in dieser Nacht ließ uns alle warten, weil sie aus dem Ofen drei Bleche mit Kuchenstücken herausholen musste. Das Taximeter lief unterdessen weiter. Alle waren genervt. Die kleine Flasche Wasser kostete 1.44 Euro  - mit Pfand. So viel Bargeld hatte ich gerade noch in meiner Hosentasche von damals vor dem Abflug nach Thailand.
 
Um 2 Uhr morgens fanden wir dann schließlich einen funktionierenden Bankautomaten und konnten den Taxifahrer entlohnen. Ich legte ich mich endlich kopfschüttelnd ins Bett. Was für ein Empfang in Deutschland! Welcher Unterschied zu dem Land, aus dem wir kamen. Selbst wenn dort manchmal etwas nicht funktioniert, die Menschen verlieren nie ihr Lächeln, und alles wird weniger dramatisch gesehen. Die Parole dort heißt: „Be happy.“ Und selbst die Ärmsten der Armen sind noch bereit, dem Fremden mit einem Lächeln zu begegnen.
 
Ich bin froh, wenn ich wieder ins Land des Lächelns zurückkehren kann.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.07.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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