Dieter Fetzer
Der Hutmacher
Einst lebte der ehrwürdige Hutmacher Pedro weitab von einem Städtchen namens Sankt Emilio.
Er hatte sein Handwerk von der Pike auf gelernt, sowohl vom Großvater wie auch von seinem Vater. Viele raunten: „Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu!“, denn alle seine Hüte waren der Stolz eines jeden Trägers. Durch regen Austausch mit anderen Hutmachern aus vielen Ländern hatte er sich ein breitgefächertes Wissen rund um Hüte angeeignet. Er ließ beim Herstellen von Hüten seiner Fantasie vollkommen freien Lauf. Dabei kamen die schönsten, wundersamsten Kreationen heraus, die je ein Auge erblickte. Dies sprach sich natürlich mit der Zeit über Ländergrenzen hinweg herum.
So gelangte sein Ruf ins ferne Land „Arbilia“, in dem eine einsame, wunderschöne Prinzessin namens „Camille“ lebte. Sie liebte Hüte über alles. Als Ihr von Pedro berichtet wurde, war sie sofort entzückt und machte sich nach entsprechender Vorbereitung mit ihrem Gesinde auf zu eben diesem Städtchen. Nach einer langen Zeit der Reise erreichte sie ziemlich erschöpft den Ort Sankt Emilio, in dem sie sich zunächst ein paar Tage erholen musste, bevor sie wieder zu Kräften kam.
Ein ortskundiger Führer zeigte ihnen den Weg zu Pedro’s Anwesen. Dort angekommen, musste sie leider feststellen, dass er nicht zuhause war. Sein alter Vater erzählte der Prinzessin, dass Pedro, wenn er eine Schöpferpause brauchte, sich in eine kleine Hütte in einem entfernten Wald zurückzog, der unweit eines Flusses lag.
Die Prinzessin war nun schon so weit gekommen und wollte jetzt endlich diesen besonderen Hutmacher persönlich kennenlernen. So ging sie mit dem Führer bis zum Rand des Waldes und vereinbarte mit ihm, er solle warten, bis sie gemeinsam mit Pedro herauskomme.
Sie erforschte diesen Wald, der erfüllt war von ganz lieblichen Gesängen der unterschiedlichsten, ihr unbekannter Vögel. Sie konnte nicht umhin kurz anzuhalten, um die Idylle dieses Waldes auf sich wirken zu lassen. Als sie schon fast am Ende des Waldes angelangt war, hörte sie einen wunderschönen Gesang, der ihr so zu Herzen ging, dass sie sich zuerst einmal setzen musste, um ihn dann vollends zu genießen. Schließlich verstummte der Gesang und sie setzte ihren Weg in die Richtung fort, aus der der Gesang gekommen war. Sie verließ den Wald und stand nach einem kurzen Fußmarsch unweit des Flusses, kurz vor dem Schilf. Im Fluss badete ein junger, stattlicher Mann, der bei ihr, sofort als sie ihn sah, Schmetterlinge im Bauch verursachte. Ohne sich bemerkbar zu machen, beobachtete sie dieses Meisterwerk der Natur.
Sie wollte ihn erst ansprechen, wenn er wieder angekleidet war.
Pedro ließ sich Zeit beim Baden und trällerte währenddessen ein Lied nach dem anderen. Die Prinzessin war verzaubert von dieser ach so rührenden Stimme und war, als Pedro angezogen aus dem Schilf hervortrat, erneut gerührt. Dieser Mann zeigte sehr gute Manieren. Er begrüßte sie standesgemäß und geleitete sie zu seiner bescheidenen Hütte, in der sie ein paar seltene Kreationen seiner Hüte bewundern durfte. Pedro konnte, seit er sie erblickt hatte, an nichts anderes mehr denken, als an diese zierliche Person.
Sie sah so zerbrechlich aus und so bewundernswert, dass er ihr augenblicklich seine Dienste anbot. Die Augen beider begannen miteinander zu verschmelzen und es war nur noch eine Frage der Zeit, wann sie sich in den Armen lägen. Kurz darauf war es dann soweit: Camille und Pedro vereinten sich zu einem Kuss, der nicht enden wollte. Als sie sich nach einer gefühlten halben Ewigkeit voneinander lösten, führte Pedro sie aus dem Wald, wo sie zusammen mit dem Führer zu seinem Anwesen marschierten.
Dort staunte man nicht schlecht, als Camille Hand in Hand mit Pedro eintrat.
Alle freuten sich: das Gesinde, die Eltern von Pedro und seine Geschwister.
Pedro fertigte, beflügelt von seiner Liebe zu Camille, seine besten Meisterstücke für seine Geliebte an.
Beide hatten sich entschieden, im fernen Land Arbilia ihr Glück gemeinsam zu erleben.
Sie reisten alle mit Sack und Pack dorthin und feierten nach kurzer Vorbereitungsphase die Hochzeit dieses Traumpaares mit einem rauschenden Fest. Die Eltern sowie Geschwister von Pedro blieben ebenfalls in Arbilia, denn sie hatten Camille liebgewonnen.
Pedro widmete sich seitdem nicht nur dem Hütemachen, sondern auch dem Gesang und wurde zu einem Liederschreiber und bekannten Sänger. So wurde sein Ruf zu einer Art Berufung, die beider Leben fortan noch glücklicher werden ließ...
TheFeather
Meine erste Kurzgeschichte - Feedback erwünschtDieter Fetzer, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.07.2014.
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