Elke Müller

Liebe, Kampf, SEHNSUCHT

 

„ Es war heute richtig lustig sich mit Ron zu unterhalten, ist schon lange her, das ich so reden und lachen konnte. Du bist ein guter Kumpel, Mako, vielen Dank.“ „ Sag doch so etwas nicht. Da werde ich richtig verlegen.“ „ Aber es stimmt doch! Ron sieht dies genau so. Ihr werdet sicher die allerbesten Freunde. Findest du nicht, dass das ist ein Grund zum feiern ist?“ „ Meine Erinnerung an solche Feiern besteht darin, das mein Vater betrunken und ich den Hintern versohlt bekam.“ „ Oh, ich wollte nicht...“ RRRR... Irina legte das Messer zur Seite, womit sie gerade Fleisch geschnitten hatte. „ Ich geh ans Telefon, vielleicht ist es Conny, ich habe Enrico bei ihr abgegeben.“.... „Hm? Ein Ferngespräch... Hallo?... Ja, er ist noch da. Einen Moment bitte... Mako, es ist dein Bruder.“ „ Äh, ich geh mal kurz....“ „ Ja, ist in Ordnung.“ Mako setzte sich auf eine Treppenstufe. „ Hallo Bruder. Wie geht’s... Es ist schon lange her... Ja, ich will dich auch sehen, ist schon all zu lange her...“ In Gedanken versunken, lehnte er sich gegen das Treppengeländer. Er erinnert sich, dass genau 10 Jahre vergangen sind, seit sein Bruder, Chris, spurlos verschwunden war. Er war gerade Anfang zwanzig, als er alles hinter sich ließ, um einem Geheimnis nachzugehen, wie er am Telefon verkündete. Der Weg war allerdings, in einer Sackgasse verlaufen. Irina schaute neugierig aus der Tür. „ Schlechte Nachrichten erhalten?“ Mako schüttelte den Kopf. „ Nein.“ Er stand auf und folgte Irina in die Küche zurück. „ Ich muss... noch mal weg. Dauert bestimmt nicht lange.“ „ Du willst zu deinen Bruder?“ „ Ja.“ „ Dann musst du sicher bald los.“ „ Hm. Keine Angst, er wird nur etwas von mir wollen. Sicher wieder Geld oder ein Gefallen.“ „ Vielleicht will er dich ja auch nur sehen.“ „ Du kennst meinen Bruder nicht.“ „ Du hast nie über ihn etwas erzählt.“ „ Ja, ich weiß. Ich rede nicht besonders viel über so einige Dinge... und eigentlich traue ich niemanden. Er ist... angsteinflößend. Er lebt sein Leben, ich das meine. “ „ Natürlich... das macht wohl jeder... Ich habe das Gefühl...das du schon viel erlebt hast, wovon ich gar nichts weiß.“ „ Ist auch besser so.“ „ Was ist den los, wir sind doch unter uns. Man könnte denken dein Bruder wäre....“ „ Ist er auch... Da wären nur noch Betrugsverfahren, Zahlungsunfähigkeit, Diebstahl, versuchter Mord und keinen Job. Ein richtiger Wirtschaftsverbrecher. Auch Brüder können sich hassen oder verachten. Das kommt schon vor, so schauerlich es klingt. Nur spricht keiner davon. Man verdrängt es. Aber das ist nicht dein Problem. Es gehört nicht mehr zu mein Leben. Also was spielt das noch für eine Rolle.“ „ Soll ich dich bekleiden?“ „ Nein. Ist schon gut. Das wäre nichts für dich.“ „ Dann musst du ja bald los. Aufgeregt?“ „ Etwas... Ich breche am besten gleich auf.“ „ Vergiss deinen Schlüssel nicht... und nimm diese Kleinigkeit mit.“ „ Aber....“ „ Schau mich nicht so an. Wie sieht denn das aus, hinkommen ohne etwas mitzubringen. Ihr habt sicher viel zu bereden, da bekommt man Hunger.“ „ Danke... Bis bald.“ Mako drehte sich um und ging zur Tür hinaus, stieg dann, in ein nicht weit entfernt wartendes Taxi ein und fuhr davon. Irina schaute besorgt hinter her.

Das Gefängnis war ein riesiges, altes, streng bewachtes Objekt. Frei laufende Hunde umkreisten ständig einen abgezäunten Raum. Mako meldete sich an der Pforte. Ein Wärter durchsuchte ihn, lies ihn dann durch. Die Besuchszeiten waren nur für kurze Zeit gestattet und fanden unter scharfer Beobachtung des Wachdienstes statt. „ Hallo, Kleiner! Schön das du kommen konntest. Bist ganz schön groß geworden.“ „ Warum so plötzlich dieser Anruf, Chris?“ „ Hey, begrüßt man so seinen älteren Bruder, noch dazu nach solch langer Zeit?“ „ Okay, hast ja bloß fast 10 Jahre nichts von dir hören lassen. Gut, ich freue mich auch dich wieder zu sehen... Aber das mit dem Knast, hast du dir selber eingebrockt.“ „ Das weiß ich, es tut mir auch leid und ich könnte mich dafür... Hier im Gefängnis, werden ganz andere Maßstäbe gesetzt wovon du keine Ahnung hast... Da draußen gelten andere Gesetze, wie hier drinnen. Entweder machst du bei einem Coup mit, oder... Schlimmstenfalls verlierst du dein Leben.“ „ Was hast du diesmal ausgefressen und sag die Wahrheit.“ „ Jeden Tag kommen kleine Bonzenkinder her, denen du am liebsten in den Arsch treten willst. Na ja, ich habe etwas gespielt...“ „ Und verloren, nicht war? Wie viel.“ „ Mako, ich schwöre dir, die haben gezinkte Karten gehabt.“ „ Wie viel... Wie viel ist es diesmal.“ „ Nur 50 000,- $“ „ Waas! Ich hör wohl nicht recht.“ „ Sei ruhig, keine Panik.“ „ So viel Geld hab ich aber leider nicht.“ „ Ganz ruhig. Deswegen musste ich mir schnell etwas überlegen. Ich hab da noch... na ja, etwas als Trumpfkarte im Ärmel. Deshalb brauch ich dich ja.“ „ Chris, keine krummen Sachen, da mach ich nicht mit.“ „ Deswegen müssen wir miteinander reden. Hast du eine Ahnung, wie schwer es ist, nicht mit dir reden zu können. Das ich alles vermasselt habe bedeutet nicht, das ich dich nicht... Wenn soll ich denn sonst fragen, außer dir. Immerhin,... eilt dein Ruf dir voraus.“ „ Ach, welcher Ruf denn.“ „ Nun spiele nicht den Deppen. Ich weiß genau, das du ein prima ausgebildeter Scharfschütze bist.“ „ Was soll das heißen.“ „ Du verfügst über nützliche Informationsquellen und zeigst dich in Grenzsituationen als äußerst mutig. Auch besitzt du einen messerscharfen Verstand, der auch dann nicht aussetzt, wenn es brenzlig wird... Ich habe dich ehrlich gesagt... dafür immer bewundert. Bist immer dem Schuldigen letztendlich auf die Schliche gekommen... Ich mach dir einen Vorschlag und...“ „ Ich soll die heißen Kartoffeln aus dem Feuer holen, oder nicht?“ „ Ja,... so im etwa.“ „ Also gut, wie sieht dein Vorschlag aus.“ „ Kannst du dich... noch an Sandro erinnern?“ „ Du meinst doch wohl nicht den kleinen Autoknacker aus Queis!“ „ Doch... Er hat dort meine Lebensversicherung untergebracht. In Form eines teuren, neuen, schicken Automobils.“ „ Bist du noch bei Trost!“ „ Mach es für mich, nur ein letztes mal. Wir werden das durchstehen. Wir sind doch Brüder. Du bist wütend, das weiß ich. Komm schon Mako, lass mich nicht hängen.“ „ Die Adresse.“ „ Hier,.. alles schon vorbereitet. Es geht bestimmt alles glatt.“

Der Weg zu Sandros Adresse war besonderst schmutzig. Der Unrat lag auf beider Straßenseiten wild herum. Dreckige, abgemagerte, verwahrloste Hunde balgten sich um jeden Happen der zu finden war. Eine richtige, verkommene Slum - Wohnsiedlung. Kein feiner reicher Pinkel würde sich je hier her begeben. Mako klingelte an einer schäbigen, zerkratzten Wohnungstür. Ein junger Mann in Turnhosen öffnete. Ein Zigarettenstummel wippte im Mundwinkel. Er musterte Mako eindringlich. „ Ja?“ „ Schöne Grüße von Chris. Ich soll etwas abholen.“ „ Moment,... du bist doch nicht etwa... der kleine Bruder?“ „ Erraten.“ „ Na dann, komm mal mit. Steht im Hof hinten.“ Man musste sich regelrecht zwischen angesammeltes Gerümpel durcharbeiten, um zum Ziel zu kommen. „ Da... schau ihn dir an. Hatte schon die Hoffnung aufgegeben den Wagen je los zu bekommen.“ „ Ist wirklich ein schönes Schmuckstück.“ „ Das will ich meinen. Der Wagen ist heiß. Breslau wird begeistert sein. Chris muss ihn ein Haufen Kohle schulden. Der Typ ist noch verrückter als dein Bruder.“ „ Ja, ja, so sieht es aus.“ „ Warum bist du überhaupt wieder hier und machst die Drecksarbeit für Chris?“ „ Er hat enorme Schwierigkeiten.“ „ Hab ich gemerkt... Du musst es nicht machen. Was soll Chris dagegen machen. Du kannst einfach in dein neues Leben zurück.“ „ Lass es uns hinter uns bringen.“ „ Hier die Schlüssel. Am besten, du fährst hinten durch den Garten.“ „ Okay. Diesen Toni Breslau... wo finde ich den?“ „ Richtung Pilsaue. dort kommt eine Ampelkreuzung, wo ein großes Plakat aufgebaut ist. Gleich dahinter ist sein Schlupfwinkel. Sei aber auf der Hut, mit ihm ist nicht immer gut Kirschen essen. Wünsche viel Glück.“

Der Straßenlärm war nicht zu überhören, überall dröhnte es. Mako fuhr vorsichtig eine Rampe hoch. Ein schlanker, dunkelhaariger Kerl lehnte an der Wand. „ Wer bist du? Bist du Mako?“ „ Hm. Woher...“ „ Heiße Schüssel, das steht fest. Kaum zu glauben, das dein Bruder die aufgetrieben hat. Weil er... so ein saublödes Arschloch ist.“ „ Ja. Was nun.“ „ Was, he. was soll das heißen.“ „ Wir sind quitt. Du nimmst die Karre und Chris ist aus den Schneider.“ „ Wer sagt das, er? Ist das der Diel?“ „ Ja.“ „ Ich warte schon über ein Jahr darauf. Wie sieht es mit Zinsen aus.“ „ Zinsen? Ich hab nichts dabei.“ „ Hey Jungs, hört ihr das? Aber Zinsen müssen bezahlt werden. Los, schnappt ihn euch.“ „ Nicht so schnell Leute, da gibt es etwas...“

„ Nettes Veilchen.“ „ Der Wagen ist geliefert, die Schulden sind bezahlt. Ich werde nie wieder etwas für dich tun. Ist das klar werter Bruder! Ich hätte verhaftet, oder umgebracht werden können! Ich will das nie wieder tun.“ „ Mir schon klar, Mako. Aber nur dich, hätte ich fragen können... Komm auch nicht wieder her. Du musst dein Leben... Du hast eine Chance kleiner Bruder. Du musst mich zurück lassen...“ „ Halte die Ohren steif.“ „ Werde es versuchen, glaub mir... Nun hau schon ab. Es gibt ein paar Leute die auf dich warten.“ Mako drehte sich um, schaute seinen Bruder, während sich das Gittertor erneut schloss, mit festem Blick an.

 

 

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.08.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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