Peter Spiegelbauer

...und es gibt sie doch noch

Die Nächte in denen nicht geschlafen, sondern aufs Aufwachen gewartet wird. Die Kraftlosigkeit mit der man sich aus dem Bett bewegt, und den zur Routine gewordenen Arbeitsalltag begeht. Man lächelt in jedes Gesicht, dass einem auf dem Weg ins Büro begegnet. Tauscht Freundlichkeiten und Begrüßungen aus, genießt es mit den Kollegen, Untergebenen und anderen Mitarbeitern zu scherzen während man sich mit heißer Schokolade für den Tag wappnet, geht ins Büro, in dem der „übliche“ Papierkram auf einen wartet und dann….

WAMM! Fällt die Türe ins Schloß. Sekunden der Stille folgen. Doch es ist keine gewöhnliche Stille. Sie ist wie das „Koma“ aus dem man in der Früh erwacht ist und sich hierher geschleppt hat. Die Blicke wandern langsam über den Arbeitsplatz, über Büromaterialen, Listen, Inventar,… als ob man eine Erinnerung sucht, wo keine ist. Wo es nie eine gegeben hat, denn der Job kann nie eine Erinnerung sein. Sicher betreibt man ihn mit Emotionen. Positiven wie negativen, doch schafft der Job es nicht, uns tief im Innern zu berühren. Dort wo wir verletzlich sind, dort wo wir fühlen, dort wo wir leben und berührt werden von Dingen wie: Menschen, Orte, Momente, Berührungen, Liebe. Das schafft er nicht, und soll er auch gar nicht.

Wie betäubt bemerke ich, dass die letzten Tage schon längst begonnen haben. Doch jetzt erst realisiere ich, was es heißt, einfach aufzustehen und einen weiteren Traum zu leben. Der Tag ist näher, als ich gedacht habe und doch noch in einiger Ferne. Aber die Vorbereitungen werden in den nächsten Wochen bereits in Angriff genommen und so fern alles nach Plan verläuft, wird dies mit Abstand das größte Projekt meines Lebens. Ein gewagter Schritt steht bevor, mit dem ich mich selbst belohnen will, für all die Jahre des Kampfes für die Menschen die mir wichtig sind, für mich und meine Freiheit, für all die Liebe, die ich gab und die ich tausendfach zurückbekam. Dieser letzte Schritt ist ein Geschenk. Ein Geschenk an alle, die mir auf meinen Wegen gefolgt sind. Die sich oft verliefen, bis ich sie wieder fand, ihnen Kraft und Mut gab. Selbst als meine Kraft und mein Mut nicht mehr für mich selbst gereicht hat. Selbst dann gab ich was ich konnte, um keinen meiner Wegbegleiter an diese abartige, gesellschaftliche Mittelmäßigkeit des „nicht Denkens“ und „nicht Fühlens“  zu verlieren.

Im Geiste geh ich noch einmal die Checkliste der Routine durch. Setze mich wie ferngesteuert an den PC, formuliere Mails, verfasse Memos, durchforste meinen Kalender nach freien Terminen,… alles Schema F… und ich bemerke, dass ich bei diesen Handgriffen nicht mehr zu denken brauche, weil sich im Laufe der Zeit alles automatisiert hat. Selbst Kundengespräche führe ich sachlich und kundenorientiert. Als ob ich in meinem Leben nie etwas anderes gemacht hätte.

Genau an diesem Punkt wird mir bewusst, dass mein Geist endlich frei sein kann, weil er sich nicht mehr mit der Mittelmäßigkeit des Büroalltags auseinandersetzen muss. Er kann Pläne schmieden, neue Ziele definieren, und einfach von dem großen Tag träumen… dem Tag an dem es dieses Leben nicht mehr geben wird. Keine Sicherheit auf ein Morgen. Kein Monatserster mehr und keine Rechtfertigungen mehr. Es wird eine Zeit des Wunders. Das Wunder „Leben“.
 

Liebe LeserInnen!

Ich will diesen Text, der vor langer Zeit geschrieben und in die Tat umgesetzt wurde, all jenen widmen, die schon einmal "Ausgestiegen" sind oder zumindest darüber nachgedacht haben. Habt den Mut. Es ist eine einzigartige Erfahrung.

Liebe Grüße
Peter Spiegelbauer
Peter Spiegelbauer, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.08.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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