Ein scheißhäusliches Selbstgespräch.
(Moderne
Scheißhaussuderei. Eine Rauschgeschichte völlig live im Rausch
geschrieben)
Ein Gelehne an der Bar, die Gläser in Reihen fleißig
nachgefüllt und stramm. Der frühe Morgen dichtet nicht die Gehirne von Mann
und Frau. Weiblein und Männlein, ohne Ausnahme, sind stockbesoffen, völlig
dicht, von was auch immer. Bloß der völlig dichte Dichter hinten in seiner
Ecke ist noch ein wenig licht. Keine Geschichte weit und breit. Die, die da
sind, die hat er schon einmal geschrieben, so oder so. Und schiffen gehen
sollte er endlich auch einmal.
Das Klo stinkt bis auf den Gang. Ein
Blick durch die geöffnete Türe lässt ihn glatt erstarren. Eine arme Drecksau
konnte ihren Magen nicht mehr halten. Die Toilette schwimmt. Doch die arme
Sau von dichtem Dichter muss zum Pissoir. Es muss sein, es ist dringend. Ein
Schritt und eine gelb-braun-rötliche Bröckchenverklebung patzt und schmatzt
unter seinen Schuhen. Scheiße! Wurscht! Er muss dringend schiffen. Shit!
Verdammt, das stinkt.
Er schaut sich um und guckt ins Klosett, die
Tür zur Sitzgelegenheit steht sperrangelweit offen. Verdammt! Das muss man
gesehen haben. Mann o Mann, ist er etwa dicht? Ja. Da liegt in einem Bild
für Götter ein großer Schokoladekrapfen, deutlich sichtbar, dunkelbraun und
fest, geringelt, mit einem nettem Gupf direkt neben der Klomuschel. Nein,
liegen ist das falsche Wort, denn auch der Krapfen schwimmt. Ne, auch
falsch. Der Schokoladekrapfen steht stramm wie ein Leuchtturm gegen das Meer
der gut ein Zentimeter hohen Pisse.
Arme Klofrau, scheiße, oder wer
immer auch den Leuchtturm mitsamt seinem Meer von Brunze drum herum und der
Kotze, in der er steht, weg putzen muss. Scheiße. Brunze. Speibe. Verdammt,
ihm ist das Schiffen vergangen. Er steht da und kann nicht mehr. Der Druck
hat sich wieder in seine Nieren zurück gezogen. Er presst. Nichts geht mehr.
Dabei weiß er genau, wenn er jetzt ohne geschifft zu haben, wieder in seine
Ecke hinter der Bar zurück schleicht, dann muss er mit Sicherheit in ein
paar Minuten wieder. Und dann muss er wieder da rein, ne, das will er sich
ersparen. Er presst also fleißig weiter.
Ha, jetzt klart ihm auch
langsam auf, wieso die sonst doch weißen Fliesen so ockerfarben schimmern.
Ein Meer von Pisse. Dabei ist das Klo gar nicht verstopft. Diesen
Aktionismus hat irgend Jemand mit Absicht veranstaltet. Eine Drecksau hat
angefangen und eine ganze Serie von Drecksäuen hat dann von göttlichen
Inspirationen ergriffen weiter gemacht.
Oder sieht er das vielleicht
zu eng? Das wird es sein. Mann o Mann, vielleicht war ja einer dieser Großen
Aktionskünstler aus den späten 60ern im Smaragd, und er hat ihn übersehen.
Man muss ja wissen, das Smaragd ist ja auch so eine kleine Künstlerkneipe,
da kommen alle möglichen großen und kleinen Künstler vorbei. Vielleicht war
gar dieser Dingsbumms, oder wie er heißt, aus Deutschland da und hat mit
seinen Freunden eine Aktion gestartet. Ja, das wird es sein. Das arme
Scheißhaus vom Smaragd ist heute wieder einmal ein Kunstwerk, ein ganz
modernes sogar. O wie wunderschön. Jetzt, wo er das begriffen hat, jetzt
stinkt es auch gar nicht mehr. Ne, es duftet jetzt nach Großer Moderner
Kunst, wie wunderbar. Ja, und es ist wirklich Alles da, was so an
Körperausscheidungen anfallen kann.
Er presst. Vergeblich. Irgendwo
ganz hinten im letzten Nierenwinkerl fühlt er einen zarten Druck. Er presst,
um gleich wieder ein wenig vorsichtiger zu sein. Ein Druck in seinem After
sagt ihm, dass da auch was wartet. Aber verdammt, das darf nicht sein. Er
kann da nicht hinein gehen, so was schafft er nicht. Nicht heute, wo er doch
Schi fahren war und Alles weh tut. So viel Kraft für eine Hockerlpartie hat
er heute nicht mehr in seinen Oberschenkeln. Außerdem, wenn er da rein geht,
dann speibt er auch gleich noch sein Teil dazu und vervollständigt dieses
sicherlich noch ausbaufähige Große Kunstwerk von Heute.
Mann o Mann,
er ist ja sicher der letzte dichte Dichter dieser Zeit, der auch noch
zugibt, dass er immer dicht ist, wenn er schreibt. Aber er will verdammt
sein: so Große Kunst hätte er selbst in seiner dichtesten Dichtheit nie
geschaffen. So eine Große Kunst schafft nur, wer seine Welt und alle
Menschen darin hasst. Grauslich, aber eben Große Kunst von Gestern und von
Heute.
Und da bittet er seine Welt um Verzeihung: er ist ja schon ein
etwas älterer Herr, und so auch schon ein wenig konservativ. Vielleicht
versteht er diese Große Kunst ja nur nicht? Na egal. Vielleicht hat er ja
auch schon zu viele graue Zellen tot gekifft und gesoffen? Aber so weit sich
sein armes, schon leicht degeneriertes Hirn noch erinnern kann, so viele zu
gespiebene, zu geschissene und zu gebrunzte Klos hat er in seiner Jugendzeit
mit Sicherheit nie gesehen. Das war damals noch allein Sache der Großen
Aktionskünstler.
Absichtlich nämlich. Auf die großen Aktionstage ist
er ja nie gegangen. Er steht nicht so auf diesen Duft, ihm reichen sogar
schon die halbwegs sauberen Klos. Das mag ein Fehler gewesen sein, was sein
Dichter sein anbelangt, so viel gibt er ehrlich zu, denn die, die sich
damals bei diesen Aktionsfesten sehen haben lassen und fest mit gespieben,
mit geschissen und mit gebrunzt haben, die haben es im Gegensatz zu ihm alle
irgendwie und mehr oder weniger geschafft. Er jedoch sitzt noch immer in
seinem Smaragd und schreibt sich für Nichts Einen ab. Na ja, wurscht, egal,
Hauptsache, die Geschichten gehen da nicht aus, und wie man da ja sieht,
liegen da wohl noch einen Haufen herum, haha. Das wird mit Sicherheit das
geilste Zynikum auf sein Heute, das er je geschrieben hat. Mit absoluter
Sicherheit sogar.
Die verstopften Klos, die Einen zum zupissen und
zuscheißen geradezu aufgefordert haben, die gab es natürlich auch damals
schon, aber absichtlich, ne. Da war der Hammer von jedem Wirten vor. Das
haben damals sogar die Richter noch verstanden. Außerdem hätte man das
damals seinen Freunden gar nicht angetan, denn die müssen ja auch ab und an
aufs Klo. So etwas Schönes gibt es erst, seit die erste Generation der
ersten Kinder der antiautoritären, so die Freiheit des Einzelnen zu Gunsten
der einzelnen Freiheiten missachtenden Friedensgeneration erwachsen geworden
ist.
Hat er das nicht schön gesagt? Mann o Mann, er wusste es doch,
er ist ein dichter Dichter. Diese Wortkomposition hält sogar, wenn er wieder
nüchtern ist. Er presst, sanft und vorsichtig. Nur den After dabei nicht zu
sehr belasten, sonst gibt es ein Malheur. Dann kann er in der Eiseskälte zu
Fuß nach Hause marschieren. Er kennt ja keinen einzigen Taxler, der einen
alten und angeschissenen, dichten Dichter mitnehmen würde, also vorsichtig
pressen. Aaaah. Mann, ist er wieder dicht. Worte mit dieser die Zeit so sehr
bezynenden Aussagekraft und dieser asorPeritaSierenden Handlung kommen Einem
sonst doch nie nüchtern, oder?
Ne, scheiße, irgendwas haben DIE wohl
falsch gemacht. Irgend WAS ist denen wohl in die Hosen gegangen. Sonst wäre
heute sein Scheißhaus nicht so oft zu geschissen, zu gebrunst und zu
gespieben. Ob diese ewigen Grab- und Leichenschänder auch wissen, WAS? Ne,
er denkt nicht. Die träumen ja noch immer. Und DIE sind jetzt ja so arg
damit beschäftigt, von einer unechten Friedensgeneration zu einer echten
Kriegsgeneration zu werden, und wenn es irgendwie geht, auch noch so, dass
es Niemandem auffällt, dass sie sicher kein bisschen Zeit dafür übrig haben,
um zu schnallen, wieso und wieso, so und so.
Und jetzt werden ja
endlich ihre Enkerl erwachsen. Die haben kein Problem mehr mit den Alten
Aktionsfurzern von Damals. Die haben deren Aktionismus heute voll und ganz
im Blut. Die speiben, scheißen und brunzen dir heute im Vollrausch dein Klo
auch jeden Freitag und Samstag zu, und wenn es sein muss, auch an den
anderen Tagen. Kein Problem. Du brauchst ihnen das auch nicht extra zu
sagen. Die leben heute frei nach den Worten von Einem von Denen: "Freiheit
sollte darin bestehen, den unterdrückten Trieben zu folgen." Ist das auch
klar? Versteht das ein Jeder, eine Jede? Alle Freiheiten des Einzelnen
werden nun endlich und zielentsprechend zwei Generationen später genau so,
wie es erträumt wurde, verwirklicht.
Der selbe Große Vordenker hat
auch einmal gesagt, "dass man seine Hirnwindungen als Darm begreifen soll."
Und: "Es soll eine Kunst entstehen, um die Kunst (endlich) verlassen zu
können." Und weiter, wohl so ähnlich, so genau weiß er das jetzt auf die
Schnelle nicht mehr: "Gute Aktionskunst findet man dort, wo auch der
Zuschauer angeregt wird, zum Künstler zu werden." Verdammt, wenn das so
weiter geht, gibt es bald keine Zuschauer mehr. Und es ist ja heute auch
schon fast so. Der Computer macht heute Jeden, Jede, der, die will, zum
Künstler. Na, und Speiben, Scheißen und Brunzen das kann auch bald Jeder,
Jede. Ja, das müssen sie sogar.
Und die Enkerl von diesen
Kunstgenossen von Damals haben das jetzt endlich voll und ganz begriffen.
Die Kinder von Heute sind allesamt Künstler, Aktionskünstler, Große. Die
brauchen heute keine Künstler mehr und einen alt gewordenen, dichten
Dichter, wie ihn, der noch dazu dauernd mit seinem rechten Zeigefinger
wackelt, ne, so was brauchen die schon gar nicht. Die leben heute ihre Kunst
ja endlich Alle aus.
Der jeweilige Erregungs- und Entäußerungszustand
macht einer Reinigungsfrau von Heute endlich bewusst, dass sie sich ihr
bisschen Geld auch tatsächlich redlichst verdient. Also, im Gegensatz zu den
Putzfrauen von Heute waren unsere Mütter schwer überbezahlt. Eigentlich wäre
diese Erkenntnis ja ein triftiger Grund, diesen glücklichen Frauen von
Damals nun heute die Pensionen gleich um ein Drittel zu kürzen. Da drin
steckt eine Menge Sparpotential. Das muss er gleich dem Schüssel und dem
Schröder melden, die suchen doch eh andauernd nach einer Möglichkeit noch
mehr zu sparen. In dieser Idee wäre vielleicht sogar ein wichtiger Orden vom
Vater Staat für ihn drin.
Und wie man diese Einsparungen diesen
glücklichen Frauen von Damals auch begreifbar machen könnte, so eine Idee
hat er auch schon. Die werden dann danach sogar noch glücklicher sein. Der
Schröder könnte so wie damals dieser Vorreiter der Aktionskunst in München
ein Aktionsfest veranstalten, ein ganz, ganz großes. Man könnte eine dieser
glücklichen Frauen von Damals einladen und mit Kot und Urin beschütten.
Dabei könnte man auch wieder Weihnachtslieder abspielen, sozusagen ein
Wiederholungsfest veranstalten. Heute wird deswegen auch Keiner mehr für
vierzehn Tage eingesperrt. Selbst die strengsten Richter haben sich
inzwischen ja an diesen Normalzustand gewöhnt. Alles wäre ein Fest und eine
Gaudi.
Und wetten, da kämen dann sogar Hunderttausende dort hin. Man
könnte das in jeder größeren und kleineren Stadt machen. Gleichzeitig könnte
man den Leuten Friedenskerzerln in die Hand drücken und sie gegen den Krieg
demonstrieren lassen, sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen.
Ein echt geiles Friedens- und Pensionsgeldereinsparungs-Fest. Und diese
Alten Kunsthaufen-Scheißer und Kunstseen-Brunzer fänden endlich die volle
Anerkennung, die ihnen nun mal gebührt.
Er presst. Aaaah, endlich, da
rührt sich was. Er fühlt ein sanftes Kitzeln im Harnstrang oben am
Penisansatz. Aaaah, o bitte, bitte komm. Aaaah, es tröpfelt endlich.
Aaaaaaahhh geil, endlich. Man muss sich das ja vorstellen: die Enkerl von
Denen werden jetzt endlich erwachsen. Und diese Enkerl von Denen erschießen
jetzt endlich den Konservatismus in den Schulen. So weit waren die Inti-Opas
und Inti-Omas damals noch nicht. Versteht Ihr: Das ist endlich Aktionismus
pur. Ganz, ganz Große Kunst. So weit vor haben sich Die von Damals noch
nicht gewagt. Daran gedacht haben sie natürlich schon, auch davon
geschrieben, aber getraut haben sie sich damals noch nicht. Selbst der
wichtigste Alte von Heute ist dagegen ein armseliger, bestellter
Nachahmungsaktionist. Er kann nur hoffen, Die wissen auch wieso? Ne,
wahrscheinlich nicht. Die wissen gar Nichts, die sind ja zu schwer mit sich
selbst beschäftigt!
Na ja, ist ja egal. Er hört wieder auf mit sich
selbst zu reden und presst. Endlich kommt ein zarter Strahl. Aaaah, tut das
gut. Der Strahl ist dünn und träge und verträgt einen starken Druck, der
aber wiederum gefährlich ist. Verdammt, wenn sie ihm nur nicht dauernd
gerade "sein Klo" zu speiben, zu scheißen und zu pissen würden, dann könnte
es ihm ja wurscht sein. Er hat ja sonst Nichts gegen diesen Aktionismus. Der
war ihm echt immer furzerlwurscht.
Mann o Mann, ist er wieder dicht.
Aber zu gespieben, zu geschissen und zu gebrunst hat er bis jetzt noch nie
ein Klo. Sollte er es vielleicht einmal ausprobieren? Vielleicht würde er ja
mit so einem vorher angekündigten Aktionsakt sogar endlich berühmt werden?
Ja, sicher sogar. Wenn diese Alten Furzer das konnten, Mann, dann müsste er
Das doch auch irgendwie hin bringen! Ne, er ist ja kein Klon. So dicht wird
er hoffentlich nie sein.
Andererseits ist da schon Was dran, an
dieser Idee. Diese Alten Aktionisten waren irgendwie doch nicht ganz so
blöd, wie er immer geglaubt hat. Er könnte eine große Puppe anfertigen und
sie auf den Hauptplatz stellen. Diese Puppe stellt dann die
Friedensgeneration dar. Und er könnte die Passanten dazu auffordern, diese
Puppe zuzuspeiben, zuzupissen und zuzuscheißen, um den Realzustand der Neuen
Kriegsgeneration herzustellen. Das gäbe dann sicher einen Riesenskandal und
er wäre mit einem Schlag der berühmteste Dichter aller Zeiten. Da hieße es
dann in allen Zeitungen weltweit: "Dem mutigen, sehr, sehr waghalsigen
Linzer Dichter buji gelang es in einer Einzelaktion und ganz in der
Tradition des 68er-Aktionismus die Ganze Große Friedensgeneration in die
Realitäten des Lebens zurück zu brunzen und zu scheißen." Echt geil, was? Er
wird darüber nachdenken, wenn er wieder nüchtern ist.
Aber vielleicht
ist das ja auch Charaktersache? Na ja, wurscht, scheißen. Dabei hat er es
ihnen immer gesagt. Aber auf ihn hört ja Keiner und Keine sowieso nicht. Ha!
Keine! Diese Keine sind ja heute doppelt arm dran, die sind sozusagen
doppelt gemobbelt, oder wie das so schön heißt. Ha, gut dass er ein Mann
ist. Ha, diese Keine haben sich ja nicht nur, wie diese Gutmänner damals, am
Leben, so wie es nun einmal ist, auch ganz, ganz weit vorbei geträumt, ne,
die haben sich auch noch zusätzlich als Frau verzweifelt irgendwo da draußen
im Nichts gesucht. Am Ende wird es dann heißen: außer ein hiniges
Beziehungsgefüge und die Welt im Arsch ist Nichts gewesen.
Ja, er hat
es ihnen wohl tausend Mal gesagt. Er hat gesagt: Fangt gar nicht erst an
nach Euch zu suchen, denn da draußen ist Nichts. Wer einmal anfängt, nach
sich selbst zu suchen, der sucht sich dabei immer weiter von sich weg. Aber
das haben sie ihm nicht geglaubt, sie haben ihn ausgelacht. Dabei ist Das
doch scheißhauszugeschissen- und putzfrauverzweiflungsklar. Wer nach sich
selber sucht, hat keine Chance, sich jemals wieder zu finden. Haha, außer
das Leben selbst boxt ihn brutal zu sich selbst zurück. Das ist aber auch
schon die einzige Chance, die so ein nach sich Suchender hat, dass er sich
doch wieder findet.
Na ja, Schicksal. Und jetzt sitzt bald eine ganze
Generation von Aktionskünstlern, alle aufgewachsen in einem schwer nach dem
Sinn des Lebens suchenden Elternhaus, diese Joystick-Killerkids, daheim an
ihrem PC, oder meinetwegen auch in einem sicheren Armeebunker oder auf einem
Flugzeugträger, tausende von Meilen weit weg vom Massenmordgeschehen, und
steuert diese neuen, so unbemannten und mit so extrem geiler
Depleted-Uranium-Munition bewehrten Drohnen und beatombomben unsere ganze
schöne Welt in eine einzige Krebserlstation. Ein Jahrhundert des Booms der
farbenfroh blühenden Leukämie bricht an. Da kommen ja echt nette Zeiten auf
ihn zu. Danke! Vielen Dank auch, der lieben Friedensgeneration!
Na
ja, auch wurscht. Und er denkt da ja wie der Napoleon. Was nicht sein darf,
das kann auch nicht sein und das wird auch nicht sein. Und wenn man das nur
stark genug will, dann ist es auch nicht. Der hat doch glatt mit seinem
unerschütterlichen Glauben die Pest besiegt, die in seiner Ägyptenarmee
gewütet hat. Es soll ja Dinge geben, an die es sich zu glauben lohnt, und
was dann sogar eine Chance hat auf Erfüllung.
Aber diese ollen 68er
glaubten ja Alle, dass eine ganze Menschheit den Weltmeistersprung mitmachen
kann, Alle auf einmal und ho-ruck, von einer Kriegs- und
Massenmördergeneration, wie sie vermeinten, hin zur Friedensgeneration. Und
Was Die letztendlich war, das wissen wir ja inzwischen Alle schon ein wenig:
eine Generation der Massen-Mit-Täter, kein bisschen mehr und auch kein
bisschen weniger, denn Die haben Alles gewusst und überall zugeschaut oder
meinetwegen auch weggeschaut, ist ja eh das selbe. Dabei war die Idee ja gar
nicht so übel. Mit ein paar kleineren Sprüngen wäre es sich sicher
ausgegangen.
So ungefähr wird Das damals auch bei der letzten
Kriegsgeneration gewesen sein. Die haben auch von den KZ´s und vom Gas
Nichts "gewusst". Diese Hinterdörfler, die der Bernhard und seine Co´s so
gerne nazifiziert haben, haben den Hitler wenigstens nicht mit dem Zyklon B
beliefert. Der Rumsfeld schon. Aber das war ja harmloses Senfgas. Ein so
weit entferntes Dorf im hintersten Kurdistan hat ja auch keinerlei
Bedeutung. No Problem! Ist doch ein Klax. Das kann schon mal passieren,
oder?, dass da ein westlicher Gutmensch ausnahmsweise mal daneben schaut?
Na sicher! So böse, wie die damals zu Zeiten Hitlers, sind wir natürlich
noch lange nicht. Aber schön langsam wird es. Nur mit der Ruhe, nur nichts
überstürzen. Kommt die Zeit, kommt auch der Rat. Und diese 68er haben ja
noch gut und gerne fünfzehn, ja sogar zwanzig Jahre Zeit, und dann kommen ja
noch ihre Schüler, die darf man auch nicht vergessen. George Orwell hat sie
in "1984" ja eh genau beschrieben.
Die Frage ist nur: Was ist, wenn
wir noch ein paar Kriege führen, mit dieser geilen DU-Munition? Heute halten
sich die leukämiekranken Kinder auf der Welt, von denen Niemand Etwas wissen
will, ja mit ein paar hunderttausend noch in unüberschaubaren Grenzen. Was
ist aber, wenn es in ein paar Jahren schon ein paar Millionen sind? Ne, der
Hitler wird mit Sicherheit immer der Schlimmste bleiben.
Schicksal.
Scheiß Klo. Verdammt, das Zeugs pickt aber. Er ist inzwischen richtig
angeklebt. Er fühlt seine Schuhe wie angedichtet. Es schmatzt, wenn er die
Sohlen seitlich anhebt. Ausgeschifft hat er endlich auch. Die Bröckerl an
den Sohlenseiten sind schon angetrocknet. Das war wohl eine lange Ergehung,
eine Gedankenverlierung. Dabei war Hitler ja gar nicht der Schlimmste. Der
Stalin hat doch mindestens doppelt so viele Millionen umgebracht.
Das
waren halt noch schöne Zeiten. Die haben sich damals noch so richtig schön
von Aug zu Aug tot geschossen. Ein paar mögliche Ausnahmen gab es damals
natürlich auch schon, aber im Gro, na ja, oder auch nicht. Das ist ja auch
wurscht. Er hat ja damals nicht gelebt. Er weiß es nicht so genau, nur so
aus zweiter oder gar auch nur aus dritter Hand.
Sie tun ihm ja echt
leid, diese Intis von Damals. Echt, kein Schmäh, das müsst Ihr ihm glauben.
Die sind echt arme Schweine. Die sind jetzt am Höhepunkt ihrer Macht und
gleichzeitig als ehemalige Friedensgeneration die Herren über das geilste
Waffen- und Giftarsenal aller Zeiten. Sie sitzen auf dieser sauteuren
DU-Munition, die jetzt ja auch verpulvert gehört, dieser Neuen Generation
von Atombomberln, dabei ist das bloß eine geile Wahl unter vielen Geilen,
denn so ganz nebenbei nur auch möglichst viele geile Viren zu züchten war
Denen ja auch eine wichtige und äußerst geile Angelegenheit. Und jetzt
sorgen ihre Exfreunde in der Dritten Welt dafür, dass diese unsere smarten
Viecherln auch Alle endlich frei kommen. Arme Viecherln, waren ja so lange
eingesperrt. Und kein Tierschützer weit und breit, der sich für die armen,
eingesperrten und so unsagbar lieben Viecherln auf die Schienen gelegt
hätte. Na so was.
Dabei hat er es Denen immer gesagt. Ja, er hat
damals vor gut fünfundzwanzig Jahren gesagt: "... und sie werden sich in
unsere Flieger setzen und in unsere Türme fliegen, und sie werden uns mit
unseren eigenen Waffen bekämpfen, weil sie keine eigenen haben. Sie werden
mit unserer Technik unsere Technik besiegen und sie werden sich in unseren
Netzen weltweit vernetzen, weil wir Alles an uns gerissen haben und sie
Nichts, absolut Nichts mehr ihr Eigen nennen. Sie werden Nichts, gar Nichts
zu verlieren haben, außer ihr Leben, und das zählt dann Nichts mehr." Sie
haben ihn ausgelacht. Doch Wer zuletzt lacht, ha, entschuldigt ... aber
manchmal ist ihm danach und dann hasst er sich dafür. Fast. Ist schon ein
scheiß Leben, sein Leben, in mancher Hinsicht. Er muss es ja zugeben,
schließlich ist er ja brutaler Realist. Andererseits hätte er sonst nie
seinen Neuen Stil gefunden, den brutalrealistischen Exzessionismus. Ha, ist
schon ein geiler Stil, stimmt´s? Eine der Zeit angepasste
Atombombenberührung der Sprache.
Na ja, jetzt bekommen also endlich
alle Tierchen in unserer schönen Welt ihre Freiheit zurück, sogar die, die
es eigentlich gar nicht geben dürfte. Der absolute Freiheitstraum dieser
Generation geht nun endlich in Erfüllung. Endlich bestimmt die absolute
Freiheit wieder unsere Welt. Geiler geht es nicht.
Auch Das hat er x
mal versucht, ihnen zu sagen. Er hat damals gesagt: "Eines Jeden Freiheit
endet dort, wo die Freiheit eines Anderen anfängt. Und damit Das auch so
bleibt, muss eine Gesellschaft auch bereit sein, das Nötige zu tun, sogar
dann, wenn es ein bisschen "böse" ist." Eigentlich sonnenklar, aber sie
haben ihn ausgelacht. Na ja, macht Nichts.
Inzwischen endet diese
Persönliche Freiheit ja überhaupt nicht mehr. Wenn man nur will und es ein
wenig geschickt anstellt, dann kann man heute auf Jeden und auf Jede
speiben, pissen und scheißen. Eine Entschuldigung findet man schon. Für
unsere absolute Freiheit tun wir eben Alles, wirklich Alles. Die Killerkids
von da Unten und bald auch von Da werden jetzt bald in unsere Kaufhäuser,
Bars und Discos kommen und uns fragen: "Hey Freund," dabei klopft er dir
auch freundlichst auf die Schulter, "hey Freund, wie geht´s?" "Gut!" "Super!
Dann wirst du mit dem Zeug da ja die rechte Freude haben. Du hast nämlich
jetzt die Freie Wahl: Pocken, Anthrax, usw. oder Cholera? Freie Wahl, in
meinem Kofferl habe ich Alles da. Du kannst es dir aussuchen. Freie
Wahl!"
Mann, bist du aber nett zu mir, wird er bei sich denken, wenn
ihn mal selber so Einer fragt, und dann sagen: "Okay, geht klar, ich nehme
die Pocken." Ha, Blödmann. Er wird ihm natürlich nicht sagen, dass er schon
zwei Mal geimpft wurde, er ist ja noch von der alten Generation. Ha, so blöd
ist er natürlich nicht, selbst als dichter Dichter nicht, er ist ja kein
Naiverl. Ne, sicher nicht. Er ist ja kein Gutmensch, haha. Und der Typ sagte
ja, er hätte die Freie Wahl. Da braucht sich dann der Typ auch nicht
aufzuregen, wenn er bei den Großen Epidemien nicht mit stirbt. Ne wirklich,
der braucht sich nicht aufzuregen, der Schläfer der, sonst schickt er ihn
gleich mit einem Hammerl aus dem Nichts schlafen. Hehe. Ne, mit ihm nicht.
Da denkt er wie der kleine Napoleon.
Da kommt ein Typ ins Klo.
Endlich, das weckt ihn endlich auf. Der Typ schaut und meint entsetzt:
"Shit." Er sagt: "Du sagst es. Aber rege dich nicht auf, das ist ein
Modernes Kunstwerk. Man soll ja Alles positiv sehen. Du kennst doch diese
Fäkalkünstler von Früher, oder, die aus den späten 60ern?" Er schaut dem Typ
dabei in die Augen, während er sich die Knöpfe seiner Raulederhose zumacht.
Der Typ nickt, leicht verunsichert. "Ja-ja, gehört", meint er
dann.
"Sieh mal, was du da siehst, das ist moderne Kunsterziehung.
Diese Aktionisten von Damals sind ja Alle heute Professoren auf den
Kunstunis und Kunstschulen. Und die, die damals nicht live dabei waren,
weißt du, die können da ja jetzt auch nicht mehr zurück stehen, sonst haben
sie ja keine Schüler und Studenten nicht, verstehst? Schüler und Studenten
wollen ja, dass im Unterricht was los ist. Also erziehen Die Das jetzt auch.
Verstehst? Und so hat sich Das halt in deiner Generation verinnerlicht. Das
solltest du aber wissen, nicht wahr? Also sieh es nicht so eng. Ich habe Das
inzwischen auch schon begriffen. Wir beide stehen mitten in einem Großen
Kunstwerk von Heute."
Der Typ ist so um die achtzehn, zwanzig rum. Er
schaut ihn auf einmal so komisch an. Der Typ denkt bei sich: auch so ein
alter Spinner. Er sieht es an seinen Augen, der Typ hat keinen Schimmer, von
Was er da redet. Na ja, auch wurscht. Er ist es ja gewöhnt, dass ihn kein
Mensch versteht, zumindest nicht die Intis. Und der Typ war mit Sicherheit
einer, so ein Schüler von einem Schüler schon von einem Schüler.
Er
sagt noch "tschüssi!" zu dem ein wenig baffen Typen, während er sich an ihm
vorbei drückt. Es kommt Nichts zurück. Grüßen kann diese Generation von
Heute ja auch nicht mehr. Na ja, wurscht. O Gott, das Zeugs pickt. Er
verpickt sich Schuhe schmatzend aus dem Klo. Und stinken tut´s auch. Wieder.
Ne, das ist sicher kein Kunstwerk nicht.
Von Schritt zu Schritt wird
das Picken besser. Als er dann auf den Hocker in seiner Barecke steigt, ist
kaum mehr was davon übrig. Gut so. Wie lange stand er denn auf dem Klo? Ein
paar Minuten? Keine Ahnung. Wie spät ist es denn? Halb drei. Na, ein
G´schichterl könnte sich noch ausgehen bis zur Sperrstunde. Was soll er denn
schreiben? Die Klo-Story. Ne, sagt er zu sich selbst, dann mag dich wieder
Keiner, Keine. Aber eine andere Geschichte fällt ihm nicht ein und irgendwas
schreiben muss er, sonst hält er diese Welt nicht mehr aus. Und - es
versteht ja sowieso Keiner, Keine, was immer er auch schreibt, also, was
soll´s?
© Copyright by Lothar Krist (21.2.2003)
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Tut mir leid, aber im Text haben sich ein paar Fehler eingeschlichen, er wurde stellenweise nicht ganz übernommen. Dies wird gerade berichtigt, dauert aber wahrscheinlich eine Weile.
Entschuldigt bitte. Liebe Grüße
LotharLothar Krist, Anmerkung zur Geschichte
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Lothar Krist).
Der Beitrag wurde von Lothar Krist auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.05.2003.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
Lothar Krist als Lieblingsautor markieren
Sophie wehrt sich (ab 5 Jahren)
von Petra Mönter
Die kleine Sophie hat Angst davor, in die Schule zu gehen. Ihr Schulweg führt an einer Schule mit „großen Jungs" vorbei, die sie jeden Morgen drangsalieren. Als eines Tages einer ihrer Freunde von ihnen verprügelt wird, traut sich Sophie endlich, den Erwachsenen davon zu erzählen. Zusammen mit Lehrern und Eltern überlegen die Kinder, wie sie sich von nun an wehren können.
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