Peter Vyskovsky

Melinas Mission ...



Ich mag EU-Kulturhauptstädte.

Die Einführung jährlicher Kulturhauptstädte in der Europäischen Union ist auf eine Idee der griechischen Sängerin und Kulturministerin Melina Mercouri zurückzuführen und man begann auch 1985 mit Athen, gefolgt von Florenz und Amsterdam. Ich mag es, Kulturhauptstädte zu besuchen, weil man dort zum richtigen Zeitpunkt mehr als nur die gewohnten Events und Sehenswürdigkeiten geboten bekommt. Meist gibt es auf Grund des EU-Zusatzbudgets größere  thematische Sonderausstellungen, Eröffnung neuer Sammlungen oder darstellende Kunst mit besonderen Gaststars. Und man vertieft das eigene Verständnis für geschichtliche und geographische Zusammenhänge. Marseille hat in den Kulturkalender heuer sogar eine köstliche Woche der kulinarischen Kultur eingebaut, in welcher 30 prominente Köche das (nicht nur) französische Publikum ausgiebig verwöhnten.
 
Natürlich war Paris die erste französische Kulturhauptstadt und 1989 an der Reihe. Avignon und Lille schafften es noch vor der zweitgrößten Stadt, die mit dem neuen MUCEM, dem Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers  meiner Meinung nach besonders prunkte und sich ganz dem maritimen Motto  verschrieb. Eine Kulturhauptstadt gibt es übrigens in der damaligen Form nicht mehr- 1988 wurde (nur) West-Berlin mit diesem Prädikat ausgezeichnet. Was Deutschland betrifft, darf ich noch an Weimar und Essen (Ruhr 2010) erinnern, Österreich war mit Graz und Linz dabei.
 
Infolge der langen Tradition des Prädikats sind die meisten Landeshauptstädte schon damit geehrt worden, sodass man in Brüssel seit geraumer Zeit in die „zweite Reihe“ von Städten geht und  jährlich  eine in den „alten“ und „neuen“ EU-Staaten nominiert. Am nächsten beisammen waren bisher 2011  Turku (FIN) und Tallinn (EST). Über Erfahrungen aus diesen beiden und anderen ECOCs (European City of Culture) möchte ich gerne ein anderes Mal berichten. So etwa aus Maribor (SLO)  und Guimaraes, dem legendären Gründungsort Portugals in der Nähe von Porto. Beide Städte trugen 2012 das EU-Prädikat.
 
Manchmal ist es gut, nicht zu früh in die ausgewählte Stadt zu reisen, weil man trotz EU-Förderung und eifrigen Anstrengungen mit einigen Bauwerken oder Ausstellungen einfach nicht rechtzeitig fertig wird. Einige Museen bzw. Ausstellungen  im Portfolio von  Marseille2013 wurden erst im Sommer eröffnet, im Partnerort Kosice in der Ostslowakei wollte man ein historisches Schwimmbad in einen Kunsttempel umbauen und ist heute immer noch am Werk. Der Kosice Gold- Cocktail war eigentlich als Entspannung nach den touristischen Aufgaben des Tages gedacht, entwickelte sich für meine Gruppe allerdings zur „Fuchsjagd“, weil gerade die bekanntesten Hotels dieses goldfarbene Getränk auf Metaxa-Basis nicht im Programm hatten oder haben wollten. Den Neubau der Oper in Maribor hat man aus budgetären Gründen letztlich ganz gestrichen, dennoch gab es dort Eindrucksvolles an Natur und Kultur zu sehen, wie etwa die älteste Weinrebe der Welt im Stadtteil Lent, die seit mehr als 400 Jahren jährlich zur Traubenernte (samt entsprechendem Weinfestival) einlädt.
 
Nicht alle Kulturprojekte sind so nachhaltig wie das eben genannte Weinrebenfest, auf Nachhaltigkeit wird jedoch in der Bewertung der Konzepte der Kandidaten besonderer Wert gelegt. Es kann daher ein  guter Gedanke sein, ein bis zwei Jahre nach dem Prädikatsjahr in die ausgezeichnete Stadt zu reisen und einige Projekte von bleibendem Wert in aller Ruhe zu erleben. In Tallinn gab es das „Strohtheater“ zum Beispiel nur 2011, das damals neugeschaffene Seefahrt-Museum mit Wasserflugzeugen  und dem einzigen U-Boot Estlands zählt heute hingegen zu den meistbesuchten Sammlungen der Stadt.
 
Lettland und Schweden stellen die „Hauptstädte 2014“, mit dem in einem früheren Blog bereits angekündigten Riga-Wochenende im Januar sowie mit Umea, Schwedens Tor zu Lappland, das eigentlich auch an der Ostsee liegt, nur weit nördlicher als Riga. Kein Wunder dass Gustav Adolf II im 17. Jahrhundert lieber dorthin reiste und Riga zur zweitgrößten Stadt des Schwedischen Reiches entwickelte.
 
Wenn Ihr aber doch „vorausfahren“ wollt, um heute schon künftige ECOCs zu entdecken, dann sollt Ihr wissen, dass es 2015 „bierig“ wird, denn Belgien und Tschechien stellen die kulturellen Gastgeber. Mons und Pilsen haben natürlich historisch und kulturell zweifellos eine Menge zu bieten, aber etwas Bierverkostung muss wohl sein – im Westen in einer kleinen, feinen Spezialbrauerei, im EU-Ostteil in einer der größten und traditionsreichsten Braustätten  Europas.
 
Um Kulturhauptstadt zu werden braucht es eines ausführlichen mehrstufigen, meist mehrjährigen Evaluierungsverfahrens, zuerst auf nationaler, dann auf europäischer Ebene. Außerdem muss für das betreffende Land eine Nominierungsberechtigung im Kalender vorgesehen sein. So kommt Österreich erst 2024 gemeinsam mit Estland an die Reihe und Deutschland ein Jahr später im Double mit Slowenien.
 
Ich freue mich also auf das, was zeitlich näher liegt und das liegt 2016 in Polen und Spanien. Mehr wird jetzt allerdings nicht verraten.
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.09.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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