Nicolai Rosemann

We must dissent

Viel bewegt? Na ja, nicht ganz. Seit 50 Jahren nicht mehr.
Vor 50 Jahren gab ich mehr oder weniger unfreiwillig meine physische Hülle auf und liege seit diesem verhängnisvollen Tag in einem Behälter, gefüllt mit einer Flüssigkeit, genannt FX 12.
Sie verhindert dass ich faule und erhält außerdem meine Funktionen aufrecht und leitet die Befehle weiter.
Funktionen? Befehle? Ein Gehirn? Unmöglich - denken die meisten.
Ich war aber Chef der inneren Ringe der Milliardenstadt Exicancity, Alpha Centauri A. Dann wurde ich aber für meine Vorgesetzten ersetzbar und getrennt. Seit diesem Tag lamentiere ich vor mich hin. Seit diesem Tag...

23. August 2213 (Erdenjahre), Sektor Braun, Gebäude 15-7/139, Dachgeschoß

Es ist Vollmond, 23:59, bedeckter Himmel. Vier Stunden nach der allgemeinen Ausgangssperre.
Unbekannte Gestalt ausgemacht, Gegenmaßnahmen eingeleitet...intelligente Jäger startbereit. Start in 5 Sekunden. 4-3-2-1-Kontakt verloren. Deaktiviere intelligente Jäger.

Zak O'Neill verschloß das Fenster.
Sein Kommunikator piepste und Frederic Dawson, Sicherheitsdienst meldete sich: "Ein Unruhestifter in Sektor Braun Sir. Er ist uns entkommen."
"Ich kümmere mich morgen darum." Mc'Neill deaktivierte den Kommunikator.
Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Eine Sekunde. Eine Sekunde kann zwischen Leben und Tod entscheiden.
Er öffnete seinen roten Rucksack und warf sechs leere Spray-Dosen auf den Boden. Alle landeten im Mülleimer und wurden atomisiert. Mc'Neill war aus dem Schneider.

Am nächsten Morgen verließ Zak Mc'Neil seine Wohnung früher als sonst. Er wollte sich eigentlich nur noch mal die Beine vertreten, sie führten ihn aber zu Gebäude 15-7/139.
Der Umkreis war gesperrt und die Fassade mit einem großen Tuch verdeckt. Er passierte aber dank seines Ausweißes die Kontrolle und untersuchte die Fassade.
Er konnte sich nicht ein Grinsen verkneifen. Sein nächtliches Werk war noch nicht entfernt worden. In riesigen Lettern stand

WE MUST DISSENT!

auf der Mauer. Darunter war das Zeichen seines Sprengels.
"Von hinten trat ein Soldat an ihn heran: "Schon wieder diese Umweltschützer. Warum soll der Abbau von Mineralien den Planeten schädigen? Und ihre Geschichte von einem lebenden Planeten..." Er begann zu lachen.
Mc'Neill wollte ihm am liebsten eine verpassen, sah dann aber noch vier Soldaten in der Nähe. Er klopfte dem Soldaten auf die Schulter und ging dann.

Er saß allein in der S-Bahn. Am ihm zogen die Häuser der äußeren Sektoren vorbei - die Dreckslöcher.
Plötzlich setzte sich eine Frau neben ihn. Er hatte sie nicht einsteigen hören.
"Zigarette?" fragte er.
"Der Planet singt. Wir hören." antwortete die Frau und nahm sich eine. "Gute Arbeit. Aber das ist erst der Anfang. Sie müssen aufhören."
"Ich weiß, aber wir sind zu wenige. Und diese Vandalenakte sind nicht genug." antwortete Zak und steckte sich die Zigarette an.
"Noch einer. Gebäude 15-7/140. Wieder in Sektor Braun. Dann ist Schluss." sagte die Frau. "Noch ein Mal."
"Unmöglich. Sie sind mir auf der Spur." sagte Zak und verließ die Bahn.

Am Abend war er Teil des Bewußtseins. Nicht mehr Individuum, sondern Geist. Er hörte die Nachrichten ab und wollte Lächeln. Aber ihm fehlten die Lippen dazu.
Er sah die Fassade vor sich. Der selbe Spruch. Nur falsch geschrieben:

We must Disent!

"Sir. Die neue Einheit weißt seltsame Muster auf. Ich glaube wir haben einen von diesen Umweltfanatikern. Das ist die achte Einheit aus dem Sektor G11 allein heute Nacht."
""Nicht glauben, wissen!" sagte Zweinstein, ein Mann auf der Erde. Aber deaktivieren Sie die Einheit besser. Wir brauchen keine Unruhestifter." sagte der Offizier und drehte sich ab, als er den Videoschirm sah. Er hatte sich in der Dunkelheit verschrieben.
Blamabel.

We must dissent - wir müssen uns wiedersetzen. Das ist der Wahlspruch einer Gruppe militanter Umweltschützer. Das Klima verändert sich, die Pole schmelzen, das Wetter spielt verrückt. Und trotzdem will die Führungschicht an ihrem System nichts ändern. Aber die Anhänger der Umweltschützer werden nicht mehr lage schweigen.
Auch diese Geschichte stammt aus der Reihe "Gesammelte Geschichten von Alpha Centauri". Nur hier kommen die sonstigen Hauptcharaktere etwas kurz.
Nicolai Rosemann, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.05.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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