Ich habe Lust zu schreiben. Eigentlich keine schwere Herausforderung für mich. Heute jedoch fällt mir der Einstieg verdammt schwer. Wie kann es sein, dass ich unfähig bin, auch nur ein einziges Wort zu Papier zu bringen? Mein Kopf ist wie leer gefegt. Vor mir liegt das Blatt Papier. Weiß. Blütenweiß. Schrecklich weiß. In der Hand halte ich meinen geliebten Bleistift, der bereit ist zu schreiben, aber warten muss, bis ich endlich mit dem Schreiben beginne. "Du tust mir leid", sage ich zum Bleistift. Eine Reaktion bleibt aus. Aus lauter Verzweiflung schreibe ich 'Du tust mir leid' oben links auf das Blatt Papier. 'Ist das ein Titel für eine Geschichte?', denke ich. Ich finde den Titel blöd und streiche das so mühevoll Geschriebene kraftvoll wieder aus. Über 'Das tut mir leid' möchte ich nicht schreiben.
Wo sind all die Schreibideen, die mir oft nachts kommen, wenn der Schlaf Pause macht? 'Ich sollte nachts schreiben', sage ich zu mir. Nachts fliegen mir die Schreibideen nur so zu und am Tage sind sie verflogen und lassen sich nur schwer oder gar nicht wieder einfangen. Was für ein perfider Zustand.
Neben einem Wecker, ein Buch (das ich hoffentlich irgendwann schaffe auszulesen), wird künftig mein Bleistift und Schreibpapier liegen. Ich werde mir angewöhnen, Nachtnotizen zu machen.
'Nachtgeschichten', das ist ein gutes Sammelthema für Geschichten, die mir nachts einfallen. Aber müssen Nachtgeschichten dann durchgängig Geschichten sein, die sich mit dem Thema 'Nacht' beschäftigen? Dürfen nachtgeborene Geschichten auch 'Tageschichten sein'? Das ist eine Frage, die mich stark beschäftigt. Wenn ich zum Beispiel eine Geschichte aufschreibe, die einen Spaziergang über eine Wiese bei strahlendem Sonnenschein zum Inhalt hat, hat diese Geschichte doch keine Berechtigung im Sammelband 'Nachtgeschichten' aufgenommen zu werden - oder? Aber wenn diese Sommer-Sonne-am-Tage-spielende-Geschichte nachts das Licht der Welt erblickt, was soll ich dann machen? Die Geschichte umschreiben? Soll ich aus der Sommer-Sonne-am-Tage-spielende-Geschichte eine Bei-Mondlicht-Nacht-Spaziergang-Geschichte machen? Und das nur, weil sie besser in 'Nachtgeschichten' passen würde? Es ist zum Verzweifeln.
Ich könnte natürlich zwei Sammelbände entstehen lassen. Ein 'Nachtgeschichten-Band' und ein 'Taggeschichten-Band'. Diese Überlegung gefällt mir. Aber ich merke, dass sie mich überfordert. Vielleicht muss ich mich von Begriffen 'Nachtgeschichten' und 'Taggeschichten' trennen. Vielleicht nenne ich den Sammelband 'Traumgeschichten'. Es gibt ja schließlich auch Tagträume!
Was sind 'Traumgeschichten', frage ich mich. Geträumte Geschichten? Oder Geschichten, von denen ich glaubte, dass sie mir nicht einmal im Traum einfallen würden? Sind es Geschichten, die irgendwo angesiedelt sind aber nicht im Hier und Jetzt? Sind Traumgeschichten, Fantasiegeschichten? Jetzt wird es kompliziert. Ich glaube, 'Traumgeschichten' ist auch nicht der richtige Buchtitel. Wieso mache ich mir über einen Buchtitel Gedanken, möchte ich wissen. 'Sag mir, wieso denkst Du über einen Buchtitel nach', frage ich mich. Ich bleibe mir die Antwort schuldig. Zunächst war vom Sammelband 'Nachtgeschichten' die Rede. Dann von einem 'Taggeschichten-Sammelband. Zuletzt kam das 'Traumgeschichten-Buch' ins Gespräch. Geht´s denn noch?
Ein Buch zu schreiben macht mir Angst. Warum? Weil ein Buch nach meiner Vorstellung viel mehr Seiten beansprucht, als ein Band. Aber woher die Geschichten nehmen, um die vielen Seiten zu füllen? Wenn ich mich auf ein Band, mit höchstens dreißig Seiten oder weniger, beschränken würde, würde ich mir Druck nehmen. Der Gedanke gefällt mir. Ich werde nur so viele Geschichten schreiben, wie auf dreißig Seiten passen. Ja, das mache ich. Ich fühle mich erleichtert.
Warum unterstreiche ich das Durchgestrichene 'Das tut mir leid'? Will ich zu dieser Aussage nun doch eine Geschichte schreiben? Das wäre dann die erste Geschichte für den Sammelband? Oder nenne ich den Sammelband 'Das tut mir leid'? Wobei mir die Titel 'Nachtgeschichten' und 'Taggeschichten' auch gut gefallen. Die Entscheidung ist schwer
"Was meinst Du Bleistift? Was würde Dir gefallen? Aber komm mir bitte jetzt nicht mit dem Titel 'Traumgeschichten'. Das würde mich überfordern."
Die Antwort ist eindeutig.
Für mein Unterstreichen der Aussage 'Das tut mir leid' habe ich so viel Druck ausgeübt, das die Mine abgebrochen ist.
Das tut mir leid.
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Manfred Bieschke-Behm).
Der Beitrag wurde von Manfred Bieschke-Behm auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.11.2014.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
Manfred Bieschke-Behm als Lieblingsautor markieren
Die Geschichte von Ella und Paul
von Christina Dittwald
Der Schutzengel Paul verliebt sich in Ella, seine junge Schutzbefohlene. Schwierig, schwierig, denn verliebte Schutzengel verlieren ihren Status. Ella hat Schutz bitter nötig... und so müssen die beiden sich etwas einfallen lassen. Eine große Rolle spielt dabei ein Liebesschloss mit den Namen der beiden an einer Brücke über einen großen Fluss. Die reale Welt mischt sich mit Fantasy und Traumsequenzen.
Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!
Vorheriger Titel Nächster Titel
Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:
Diesen Beitrag empfehlen: