Evelyn Goßmann

Falsche Namen

~~Falsche Namen 2
Die Sonne schien herrlich, daher beschloss Tante Meta mit den Kindern in den Park zu gehen.
Sie wusste dass es dort einen großen Spielplatz gab, sogar einen ganz besonderen. Es war ein Matsch-Spielplatz wo Kinder nach Herzenslust mit Sand und Wasser matschen, und sich so richtig austoben konnten. Klein Elfi hatte wie immer Freund Benni im Schlepptau, denn die beiden waren unzertrennlich.
So bummelten sie hinter der Tante her, waren fasziniert von jedme Käfer, Frosch, Schnecken oder sonstigem Getier das es sich im Gras bequem machte und kamen dann mit großer Verzögerung an besagtem Spielplatz an.
"Ooooh, schau mal Benni da ist ja ein toller Springbrunnen", meinte Elfi begeistert und stürmte gleich los, um sich an den plätschernden Wasserfontänen zu erfreuen. Mitten in einem kleinen Pavillon stand wirklich ein herrlich wasserspeiender Brunnen, mit Blumen rundherum, Bänken zum Ausruhen, eine  fast romantische Oase, hübsch anzusehen.
"Springbrunnen, du spinnst ja, wo ist denn das ein Springbrunnen", erwiderte Benni etwas geringschätzig, den es mehr zum Sand und den Klettergerüsten zog. "Neee, Jungs sind doch blöd," zickte Elfie zurück, etwas erbost dass Benni so begriffsstutzig war. Du weißt doch wohl dass es ein Springbrunnen ist, kam es nun etwas ungehalten fast schon genervt, "siehst du nicht wie das Wasser hochspringt, die verschiedenen Etagen, schau wie hübsch das aussieht, als würde es auf und ab tanzen."
Ein schräger Blick etwas von unten herauf blitzte die Kleine nun an. Benni stemmt beide Hände in die Hüften und maulte: "Dann erklär du mir mal, wo der Brunnen springt, so ein Blödsinn. "Ich sehe nur Wasser das da springt, keinen Brunnen, das ist ja vielleicht ein Quatsch, typisch Mädchen", kam es aufgebracht und fast etwas empört von Benni. "Logischer wäre Wassersprung, schau doch, das Wasser springt und zwar richtig kräftig, wie beim Hochsprung der Männer vielleicht, stark und kernig. Dreisprung ginge auch noch zur Not, denn es hüpft in drei Etagen siehst du das? Sonst könnte das Ding höchstens noch Springwasser heißen, dabei wäre das auch gar nicht richtig, das klingt so zögerlich wie beim Wettkampf der Mädchen, die gleich losheulen weil sie keine richtige Kraft haben weit genug zu springen wir wie Jungs," behauptete er und stampfte, um seine Meinung zu bekräftigen auf den Boden. Zusätzlich warf er sich wichtigtuerisch in seine schmale Brust und fuhr fort, "das ist doch echt komisch, und für meine Begriffe total verkehrt". Tante Meta folgte dem Streitgespräch aufmerksam um im Notfall eingreifen, zu erklären und die Hitzköpfe beruhigen zu  können.
Die Kleine stand etwas nachdenklich da, bohrte den Zeigefinger in ihre Wange und meinte: "Hahaha du bist echt doof, trotzdem heißt es Springbrunnen." Nun stampfte Elfie mit dem Fuß auf, um ihrem Wissen Nachdruck zu verleihen. Benni hingegen beharrte stur auf seiner Darstellung: "es muss Springwasser heißen, vielleicht auch Wasserspringer, am besten Wassersprung oder siehst du hier irgendwo auch nur ein Stückchen vom Brunnen herumspringen? Der steht einfach auf seinem Platz, nur das Wasser hüpft". Selbstbewust straffte sich seine schmale Gestalt erneut, eine zornige kleine Falte bildete sich über den blitzenden Augen, doch nur für einen kurzen Moment denn die komische Vorstellung dass der steinerne Brunnen mit dem sprudelnden Wasser in der Mitte dort im Park herum hüpfen könnte, ließ alle kleinen Rechthabereien und Zankereien schlagartig vergessen und beide Freunde in nicht enden wollendes, schallendes Gelächter ausbrechen.
Erleichtert stimmte Tante Meta in das Kinderlachen mit ein und lud beide auf ein großes Eis ein. Der Spaß ging weiter, die vorher unterschiedlichen Ansichten spielten keine Rolle mehr. Sie hatten weitere abenteuerliche Ideen dazu und wetteiferten friedlich: "Ja sicher sähe es dann aus als wäre es eine wild durcheinander hüpfende Haarmähne wie beim Tanzen". Elfie schnappte nach Luft vor lauter Lachen, bei dem sogar Tränen kullerten. Benni hingegen war schnell versöhnt bei diesem Spaß, sah Blumentöpfe als Augen, Unkraut als Arme und wurde nicht müde neue Namen für den Brunnen und das hüpfende Wasser zu erfinden. Sie stellten weitere ‚falsche’ Namen in Frage wie z. B. die ‚Fensterbank’. Wo um Himmels Willen hat das Fenter eine echte Bank, was geschähe würden Menschen darauf sitzen? Wie sähe das aus, und wie schwindelig würde einem schon allein bei dem Gedanken eines solchem Anblicks an einem Hochhaus? Auweia...Darauf folgte der Bienenstich den beide für ihr Leben gern aßen. Warum heißt der nur so, wo er doch so himmlisch lecker ist und gar nicht sticht und schmerzt? Komisch, lauter falsche Namen.
Der anvisierte Matsch-Spielplatz war für heute abgehakt, den würde man an einem anderen Tag in Augenschein nehmen. Die Arme eng umeinander geschlungen hüften die Kinder fröhlich gemeinsam heim, plappernd und lachend, voll neuer Pläne und Namen. Erleichtert und in sich hinein schmunzelnd folgte die Tante den beiden, und fragte sich insgeheim was den Kindern beim nächsten Mal alles einfallen würde, welche Dinge mit den für sie falschen Namen sie entdecken würden,  und  somit unbedingt umgetauft werden müssten. Schnell fielen die Kinder heute in tiefen Schlaf, um am nächsten Tag ausgeruht und stark zu sein für neue Abenteuer.

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.12.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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