Enrico Specht

Oszillation

X++: Spock

 

Beschissen!

Spock hastete fluchend durch die zugigen Straßenfluchten. Sein zerzaustes Äußeres harmonierte mit dem Wetter. Woran er nicht die Spur eines Gedankens verschwendete.

Spocks Eile war unbegründet, sein Termin lag hinter ihm. Gefühlt der tausendste. Gekrönt von der tausendsten Absage. Diese Idioten! Ignorantenpack, miese kleine Büromaschinen. Sie geben sich nicht mal Mühe, die Tragweite seiner Erfindung zu verstehen.

,Ach, ein Adapter... Interessant.' Gähn.

,EIN MULTIVERSALADAPTER!!!' schrie er sie in Gedanken noch nachträglich an, ,DIESER ADAPTER KANN

Spocks Bewusstsein erfasste den Lkw nicht.

Beschissen.

Spocks Geschichte ist hier zu Ende. Sein kleiner Heimatplanet verdankt diesem Umstand vermutlich die weitere Existenz.

 

 

X-: Silent Charlie

 

„Na, App, wieder den Aliens unter die Bettdecke gekrochen?“

Ihre Stimme verriet ein akutes Sympathiedefizit.

„Die Als benutzen keine Betten. Nich' mal der Begriff is' ihnen geläufig.“

Die Als! Manchmal kam es ihr vor, als müsse sich ihr Ekel jeden Moment zu einer gallertartigen Masse verdichten.

„Ach. Und wie pflanzen sie sich fort?“

Dr. Suzanne Owen bevorzugte eine offensive Kommunikationsstrategie. Besonders gegenüber Personen wie Appendix.

„Wieso nennen sie mich eigentlich App?“

Zwecklos.

„Appendictus. Römischer Feldherr.“

Senior Analyst Doomsday ließ nicht erkennen, ob er sich geschmeichelt fühlte. Dafür war er schon zu lange im Geschäft.

 

 

X: Adapter Ahlsen

 

„Adaptaalsenmagazinobermeistervon und zum Brückgutentag?

-

Ja.

-

Aha.

-

Selbstverständlich.

-

Lassen sie mich bitte kurz nachsehen!

Ich erspare Ihnen unsere Warteschleifenbeschallung.“

Mit diesem Satz verabschiedet sich leider auch Magazinobermeister von und zum Brück aus der vorliegenden Geschichte. Und der seines Universums.

 

Magazinobermeister von und zum Brück gilt seit jenem denkwürdigen Tag offiziell als in den umfangreichen Archiven der Firma Adapterfertigung Ahlfred Ahlsen verschollen. Heute erinnert eine Büste aus geschmolzenem Tape im Park des Firmensitzes gelegentlich den alten Wachmann an ihn.

 

 

X+-: Haus des Präsidenten

 

Das Haus des Präsidenten trägt nichts zu dieser Geschichte bei. Vielen Dank!

 

 

X0: Kanalisation in der Nähe des Kellers des Hauses des Präsidenten

 

„Und jetzt haben sie dich gerufen?“

„Ja.“

„Du hast zum ersten mal diese Stimmen gehört?“

„Ja.“

„Zum ersten mal in deinem Leben meine ich?“

„Ja.“

„Und jetzt ist dir, als wären sie schon immer da gewesen?“

„Ja.“

Cheetah dachte nach.

„Was tust du?“

„Ich antworte.“

Die beiden Ratten grinsten.

 

 

X+: Silent Charlie

 

„Achtung! Erwarteter Kollaps zur finalen Singularität in simulationsabhängig 23 bis 42 Stunden. Eintrittswahrscheinlichkeit 99,9 Prozent. Ich wiederhole: Achtung! ...“

,In Filmen klingt die Stimme des Schiffscomputers entweder wie eine Computerstimme oder übertrieben mitfühlend.' dachte Suzanne Owen. Diese Stimme klang nichtssagend. Wie das „Schönes Wochenende!“ einer Supermarktverkäuferin.

„Ich hab's!“ schrie Doomsday, noch bevor das Schott sich vollständig geöffnet hatte.

Dr. Owens Gefühlshaushalt stotterte kurz. App war außer sich!

„Die verarschen uns!“

Nun gut. Noch der alte.

„Die verdammten Als simulieren den Kollaps!“

Entgegen ihrer sonstigen Art war Dr. Suzanne Owen sprachlos. Was niemandem auffiel.

„Sie simulieren den Kollaps des Universums?“ Der Antriebstechniker klang skeptisch.

„Genau!“

„Ziemlich realistisch.“

„Verfickt realistisch!“

Die kurze Empfindungserinnerung an gelierenden Ekel brachte Suzanne zu sich.

„Zu realistisch für meinen Geschmack.“

„Aber warum? Ich meine, warum sollten sie das tun? Immerhin ein ziemlicher Aufwand.“

Der Antriebstechniker war es gewohnt, praktisch zu denken.

„Sie treiben uns in die Enge.“

„Naja, so eng ist eine Singularität auch nicht.“

Inzwischen war Doomsday derjenige, der sprachlos war.

„Aber ausweglos.“

„Außer...“

Owen und der Techniker sahen sich an.

„Außer man kann...“

„...vorher noch...“

„...das Universum...“

„...wechseln!“

In Doomsdays Gesicht war das Reifen der Erkenntnis deutlich zu beobachten.

„Sie wollen uns zwingen, diesen Multi...“

„Multiversaladapter“

„den einzusetzen!“

Von taktischen Spielchen verstand er was.

„Nur dass wir ihn leider nicht haben.“ Der Antriebstechniker ging sich einen Kaffee holen.

 

 

XYZ: Lageraum Abteilung P

 

„Eine Störung im Informationsplasma ist ausgeschlossen?“

„Dafür gibt es keine Anzeichen, Sir.“

„Dann ist unser kleines Problem also gelöst.“

„Sie sind verschwunden, Sir. Der Grund für ihre Anwesenheit sei nicht mehr existent.“

„Inklusive Schöpfer. Und wir sind sicher, dass niemand das verdammte Ding nachbauen kann?“

 

Bedauerlicherweise konnte es Spock keine Genugtuung mehr bereiten, dass nahezu alle jener miesen kleinen Büromaschinen, mit denen er auf so unerfreuliche Art bekannt geworden war, ihn nur um wenige Tage überlebten.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Enrico Specht).
Der Beitrag wurde von Enrico Specht auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.12.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Enrico Specht als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Von Schindludern und Fliedermäusen: Unglaubliche Geschichten um Großvater, Ole und Irmi von Diethelm Reiner Kaminski



Erzieht Großvater seine Enkel Ole und Irmi, oder erziehen Ole und Irmi ihren Großvater?
Das ist nicht immer leicht zu entscheiden in den 48 munteren Geschichten.

Auf jeden Fall ist Großvater ebenso gut im Lügen und Erfinden von fantastischen Erlebnissen im Fahrstuhl, auf dem Mond, in Afrika oder auf dem heimischen Gemüsemarkt wie Ole und Irmi im Erfinden von Spielen oder Ausreden.
Erfolgreich wehren sie mit vereinten Kinderkräften Großvaters unermüdliche Erziehungsversuche ab.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Science-Fiction" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Enrico Specht

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

RC1. Zerstörer der Erde. Fortsetzung der Trilogie von Werner Gschwandtner (Science-Fiction)
Frankreich sollte ein neuer Anfang sein...Teil.3. von Rüdiger Nazar (Autobiografisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen