Christa Astl

Teuflisches Treiben - ein Nachtrag


 
Heuer habe ich das Teufellaufen oder besser gesagt, das Perchtenlaufen als Tradition erlebt. Ganz sind sie doch nicht verschwunden, die alten Bräuche, wenn auch den Jungen der Sinn und der geschichtliche Hintergrund fehlt.
Die langen und dunklen Nächte ängstigten unsere Vorfahren, die doch sehr im Einklang mit der Natur lebten und diese von über- oder unterirdischen Wesen bevölkert sahen. In ihrem Glauben verwoben sich christliche mit heidnischen Bräuchen. Durch Lärm wurden die im Winter herrschenden dunklen, bösen Mächte vertrieben. Für die Bauern, welche von den Perchten aufgesucht wurden, bedeutete dies Glück und Segen.
Der Brauch dürfte auf die heidnische Zeit zurückzuführen sein. Vielerorts ist er bereits ausgestorben, an manchen Orten, auch in Städten, in veränderter, moderner Form wiederbelebt. Im Unterinntal, zwischen Kufstein und Kramsach, ist er erhalten geblieben und Jahr für Jahr sehen es die Burschen als "Ehrenamt", da mitzumachen. Zwei Tage nehmen sie sich von der Arbeit frei, vorher schon gab es zahlreiche Proben und Treffen. Denn, obwohl es für Zuhörerohren ein Höllenlärm ist, müssen Rhythmus und Tempo geübt werden, auch das Abwechseln von Trommlern und Schellen. Denn dadurch unterscheiden sich die einzelnen Gruppen.
Die Gewänder sind in Handarbeit von den Frauen erzeugt, der Kopfschmuck, Larven meist aus Holz geschnitzt und das Gehörn, wie ich erfahren habe, jetzt leider oft aus fernen Ländern importiert.
So ein Perchtenlauf ist Schwerarbeit! Etwa 80 kg wiegt eine gesamte Ausrüstung! Und die trägt man fast zwei volle Tage. Hier in diesem Ort gibt es am 6.12. das große Teufeltreffen, die "Passen" (Gruppen) verschiedener Orte vergleichen sich in ihren rhythmischen Darbietungen, jetzt ist natürlich auch die Wirkung von Feuer und Rauch dabei. Fast das ganze Dorf ist auf den Beinen, nimmt als Zuschauer teil und lässt sich vom grausigen Lärm auf die stille Zeit einstimmen. Natürlich darf bei dieser Veranstaltung der Glühwein zum Aufwärmen für die Zuschauer nicht fehlen, ebenso wenig für die Perchten nach ihrer Vorführung das Bier, denn diese haben unter ihren dicken Gewändern genug geschwitzt. Ob die dann wegen Müdigkeit oder Alkohol herum liegen, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
Die Gruppen machen das unentgeltlich, es wird dort auch kein Eintritt verlangt. Einige Dorfbewohner erklären sich bereit, an den beiden Tagen für Speis und Trank der Teufel zu sorgen. Leider ist mein Haus dafür zu klein, ob sie mir auch Glück brächten??
 
 
ChA 08.12.14
 
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