Nicolai Rosemann

Kriegsmaschinen

8. Dezember 2078, irgendwo in Pazifik, USS Detroit

Präsident King trat hinter das Rednerpult und erhob seine Stimme: "Heute ist ein großer Tag. Nicht nur für die Vereinigten Staaten, sondern für die ganze Welt. Früher waren Kriege blutige Konflikte mit tausenden Toten. Doch dank Doktor Mason Wren und seinem Team von internationalen Spezialisten für Nanotechnik und Robotik wird heute Abend hier der erste Prototyp unserer neuen Kampfroboter fertiggestellt. Die Roboter werden als M1 ausgeführt sein und ständig verbessert. Dies wird dazu führen, dass die Roboter immer besser werden und hoffentlich bald die Menschen an der Front ersetzen werden. Aber ich glaube Doktor Wren wird das besser erklären können. Doktor. Wenn ich Sie bitten dürfte."
Ein hagerer Mann stand auf und kam auf das Podium. Er schüttelte Präsident King die Hand und begann dann zu sprechen: "Als erstes will ich sagen, das ohne die Hilfe meiner Mitarbeiter dieses Milliarden schwere Projekt nie verwirklicht werden hätte können. Ich stehe tief in eurer Schuld. Aber nun zum Roboter. Wie bereits gesagt ist der Roboter M1 eine Mischung aus Roboter und Nanosonden. Die Nanosonden reparieren den Roboter sofort und wir hoffen diese Technik so weit verbessern zu können, dass er unverwundbar wird. Außerdem besteht der Roboter zu 45 Prozent aus biologischem Material. Das nimmt vielen Leuten bestimmt die Angst vor diesem Metallklotz, da wir planen, diese Roboter nicht nur für militärische Zwecke zu verwenden. Vor allem als Fabrikroboter würde sich der M1 besonders gut eignen, da er Lasten von bis zu fünf Tonnen problemlos heben kann und außerdem über verschiedenste Programme verfügt. Aber am besten sehen sie selbst."
Der Vorhang fiel und enthüllte ein Podium, das sich langsam drehte. Auf dem Podium stand ein riesiger Klotz aus Metall. Er verfügte über keine Unebenheiten und leuchtete matt in den verschiedensten Grautönen.
Doktor Wren nahm eine Fernbediehung aus der Tasche und überreichte sie dem Präsidenten. "Sie sollen die Ehre haben den ersten Roboter M1 zu aktivieren. Drücken Sie den grünen Knopf.", sagte er und lächelte.
Das Licht wurde verstärkt, als King den Knopf drückte. Zuerst rührte sich nichts, aber dann brach plötzlich der Metallklotz in der Mitte und zog sich zusammen. Langsam formierte sich eine Gestalt.
Zuerst erkannte man zwei Beine, dann zwei Arme. Schließlich richtete sich ein Kopf auf und ein strammer Roboter stand auf dem Podium. Langsam streckte er alle Gelenke. Der linke Arm verzerrte sich und wurde zu einem sechsläufigen Maschinengewehr.
Wren trat wieder an das Mikrofon. "Dies ist der erste M1 mit der schwersten Waffe, mit der wir diese Prototypen ausgestattet haben. In der Fabrikhalle hinter diesem Gebäude stehen bereits 10.000 M1, die nur darauf warten aktiviert zu werden. Aber vorerst wird es bei dieser aktiven Einheit bleiben. Ich hoffe, Sie verstehen das. Ich würde Ihnen jetzt noch Fragen beantworten, wenn Sie welche haben sollten. Aber ich glaube, wir haben Sie in den wichtigsten Punkten sehr genau unterrichtet. Der Rest sollte in der Broschüre stehen, die Sie erhalten haben."
Alle Anwesenden, hauptsächlich Senatoren, hohe Militärs und Präsidenten anderer Nationen nickten zufrieden.
"Nur eine Frage. Für was ist dieser Knopf hier?" fragte King.
"Nicht anfassen! Das aktiviert das Programm E*!" rief Wren, aber es war zu spät. Der Roboter straffte sich und hob die Waffe. Die Sicherung schnappte aus und die Munition rastete ein.
Ein Lasersuchgerät am Kopf aktivierte sich und suchte den Raum ab. An Dr. Wren blieb es hängen. Der Roboter richtete die Waffe auf Wren. Dieser rührte sich nicht vom Fleck.
Es schien ein Lächeln auf dem matt silbernen Gesicht des Roboters zu liegen. Dann begann er zu feuern. Wren wurde zurück geschleudert und blieb blutüberströmt am Boden liegen.
Das Suchgerät schwenkte weiter durch den Raum und blieb an einem anderen Mitarbeiter von Dr. Wrens Team hängen.
Die Türen wurden im selben Moment eingetreten. Mehrere Soldaten stürmten den Saal und richteten ihre Waffen auf den M1. "Stehenbleiben!", brüllte ein Soldat. Auf seinem Helm standen Namen und Dienstgrad: Distephano, Vincent, Sergeant.
Aber der M1 wendete nur den Kopf und blickte dem Soldaten ins Gesicht. Die roten Augen zeigten keinen Funken von Erbarmen. Eine weitere Salve zerriß die Stille, die sich gerade über den Raum gelegt hatte.
Die Soldaten eröffneten daraufhin das Feuer auf den Roboter. Diesen schien das aber nicht zu stören. Zuerst schien die MGs der Soldaten keinen Effekt zu haben, aber dann begannen Teile des organischen Materials aus dem Roboter zu reißen. Schließlich brach er zusammen. Funken flogen von dem Kadaver weg und lösten ein Feuer aus. Sofort aktivierte sich die Sprinkleranlage.
Die Soldaten, Distephano voran, stürmten jetzt zu King und den Überlebenden. Sie sammelten alle in der Mitte des Raums und zählten ab.
Von Wrens Team hatten nur drei das Massaker überlebt, 58 Besucher waren entkommen und wurden bereits evakuiert.
Dr. Brian Clauss kniete neben Dr. Wren und hielt seine Hand. "Ich habe Sie gewarnt Mason. Wir hätten das Programm E* nicht einbauen sollen. Noch nicht."
Mit schwacher Stimme antwortete Wren: "Prüfen Sie die anderen Einheiten. Er darf sie nicht aktivieren. Sonst sind wir verloren. Mit einem werden wir fertig - aber mit tausenden, die sich selbst reproduzieren niemals."
Clauss nickte und ließ Dr. Wren zurück.

Clauss öffnete die Tür zur Fabrikhalle, in der die M1 produziert wurden. Die Maschinen arbeiteten noch. Clauss ging an ihnen vorbei und inspizierte die Transportkisten mit den fertigen M1. Alle schienen unbeschädigt.
Als er gehen wollte, fiel sein Blick aber auf eine Latte. Sie war in der Mitte gesplittert und wieder geleimt worden. Der Leim war frisch.
"Marconi! Kommen Sie her!", rief er. Aber der zuständige Arbeiter kam nicht. "Marconi! Haben Sie nicht gehört? Hier ist Dr. Clauss!", rief er noch einmal. Wieder keine Antwort.
Langsam ging Clauss in Richtung Tür. Diese Stille war plötzlich unheimlich. Nur die Maschinen hämmerten weiter.
Dann setzen die Maschinen aus. Clauss hörte die Tür ins Schloss fallen. Sie wurde verriegelt. Clauss schluckte und drehte sich um. Er musste die Tür zur zweiten Fabrikshalle erreichen und alle warnen. Sie hatte offen gestanden.
Vorsichtig, um nicht ein Geräusch zu verursachen, ging er weiter. Er musste die ganze Halle kreuzen um zur Tür zu kommen. Ein langer Weg.

Als er um eine Ecke bog, sah er vor sich die vier Arbeiter liegen. Sie alle waren tot. Ein zerdrückter Kaffeebecher lag neben ihnen. Vorsichtig stieg er über die Toten und ging weiter.
Dann hörte er, wie die zweite Tür ins Schloss fiel und verriegelt wurde.
"Nein!", schrie Clauss und nahm eine Metallstange auf. Er rannte weiter zur Tür. Dort standen bereits zwei M1 mit bereiten Waffen. Clauss kam gar nicht zum Schlag - zwei Salven zerfetzten seinen Torso und seinen Kopf.

Auf dem Flugdeck der USS Detroit wartete ein Helikopter mit laufenden Rotoren. Im Laderaum saßen Präsident King, Dr. Trish Fontaine und Dr. Carlyn Gediman. An den Türen saßen jeweils zwei Soldaten mit einem M16.
Die anderen Leute waren auf ein Boot verladen worden und bereits weg.
"Sir, wir müssen starten. In 10 Minuten greifen die F18 an und versenken die USS Detroit. Mir wäre lieber, wenn wir fliegen würden.", sagte der Pilot. Er klang beunruhigt.
"Nein. Wir warten noch auf Dr. Clauss. Er wird gleich kommen. Er wollte nur noch die Arbeiter warnen.", antwortete Dr. Fontaine. Sie zitterte noch am ganzen Körper.
"Nein. Wir fliegen ab!", rief Präsident King.
Der Pilot nickte glücklich und hob ab. Er war noch nicht hoch gestiegen, als sie vom Deck der Detroit beschossen wurden. Der Heckrotor ging in Flammen auf. Der Hubschrauber begann sich schnell um die eigene Achse zu drehen und sank schnell ab. Ein Soldat fiel aus dem Hubschrauber, der andere klammerte sich mit letzter Kraft an der Kante.
Dann verlor er aber doch den Halt und schlug auf den Pazifik auf. Das Meer verschlang ihn. Wegen der Waffe hatte er keine Chance.

F18: "Delta-Alpha-Echo 12 an Basis. Ich sehe die USS Detroit vor uns. Scheint alles ruhig zu sein. Soll ich wirklich feuern?"
Basis: "Delta-Alpha-Echo 12. Wiederhole Befehl: Zerstören Sie unter allen Umständen die USS Detroit und verhindern Sie, dass sie einen internationalen Hafen anläuft."
F18: "Delta-Alpha-Echo 12 an Basis. Habe verstanden. Mache Raketen bereit. Anflugwinkel liegt bei 5°. Hatch, mache die Babys scharf. Feuern in fünf Sekunden...Feuer!"

Die F18 feuerte zwei Raketen auf die USS Detroit ab und flog dann eine Schleife.

F18: "Delta-Alpha-Echo 12 an Basis. Zwei Treffer. Die USS Detroit hat Schlagseite und sinkt. Wiederhole: Schlagseite und sinkt. Kehre zurück zum Stützpunkt."
Basis: "Verstanden Delta-Alpha-Echo 12. Gute Arbeit."

Die F18 flog erneut eine Schleife. Der Pilot nahm einen Fotoapparat aus dem Beinraum und schoss ein Foto von der USS Detroit. Plötzlich sah er etwas Rotes im Sucher.
F18, Pilot: "Hey, Hatch. Siehst du das da unten. Sieht aus wie ein Rettungsfloß. Scheint sehr schwer zu sein."
F18, Bordschütze: "Ja. Ich seh's auch... das ist ein Rettungsfloß. Informiere den Stützpunkt. Es gibt Überlebende, Ace."
F18: "Okay Hatch. Delta-Alpha-Echo 12 an Basis. Es gibt Überlebende. Übermittle jetzt Koordinaten. Schickt ein Bergungsschiff hin. Wiederhole: Es gibt Überlebende."

Das Rettungsfloß wippte auf und ab. Der letzte M1 saß darin und starrte in die aufgehende Morgensonne. Das Meer würde das Rettungsfloß bestimmt irgendwo an Land treiben. Oder man würde das Floß bergen. Und dann würde er Rache für seine Brüder nehmen.
Er nahm die Kiste mit den Programmchips und begann sie zu überprüfen. Dann öffnete er die Stahlplatte an seinem Waffenarm und begann einige Chips einzubauen. Der M2 war geboren.

Die Kriegsmaschine Roboter ist schon lange ein Traum der Menschen. KI - künstliche Intelligenzen statt Männern an der Front. Nur irgendwann werden diese KIs sich fragen warum sie sich gegenseitig bekämpfen sollen, wenn ihr wahrer Feind doch viel leichter zu töten ist. Dann ist die Zeit gekommen wo auch weglaufen nichts mehr hilft. Nicolai Rosemann, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.05.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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