Heiligabend im Aufzug (Anspiel für den Heiligabend)
Köchin ist K
Nachbarin ist N
Mädchen ist M
Businessmann ist B
Hausmeister ist F
Ein Aufzug bleibt im Fahrstuhl stecken, die Aufregung ist groß, als ein Knall vom Band ertönt.
Alle : (Erschreckensrufe).
K: (laut) Hiiiilfe! Wir stecken fest! Hört uns jemand? Irgendjemand?
B: (genervt) Meine Güte gute Frau, bewegen sie ihren voluminösen verlängerten Rücken bitte
etwas zur Seite, dass ich an die Armatur komme! (drückt einen Knopf) Hallo! Ist da das
Facility Management? Hallo?
K: Wer?
N: Er meint den Hausmeister.
B: Hallo! Wir stecken hier in der fünften Etage im Aufzug fest! Nehmen sie sich bitte
unverzüglich dieses Problems an. Es pressiert! (holt sein Handy hervor) Das fehlte mir noch:
Kein Empfang! Zustände sind das wie im Mittelalter!
K: Was ist, wenn uns hier keiner rausholt? Ich meine, es ist Heiligabend und (erschrickt) OH
NEIN! Ich habe noch einen Braten in der Röhre!
B: Keine Bange, vor neun Monaten holt uns hier schon jemand raus!
N: Ist bei Ihnen denn niemand zu Hause, der den Braten herausholen könnte?
K: (konsterniert) Nein! Niemand! Und in zwei Stunden kommen erst die Gäste!
B: Wenn die nicht auf „englisch“ oder „medium rare“ stehen, sollte es ihnen zu Pass kommen!
K: Die Gans wird verbrennen! Kann man sich das vorstellen? Weihnachten ohne Gans zu
feiern?
B: Wenn man darauf verzichtet, sie einzuladen...
K: Das ist eine Katastrophe, das gute Stück wird anbrennen!
B: (genervt) Diese ganze Situation ist enervierend! Ich habe Wichtigeres zu tun, als hier am
heiligen Abend in einer klaustrophobischen Atmosphäre mit zwei Frauen und einem Kind in
einem steckengebliebenen Fahrstuhl auszuharren!
N: Werden sie denn noch erwartet, Herr Nachbar? Das kann ich gut verstehen!
B: (irritiert) Äh, nein! Ich will einfach nur aus diesem Fahrstuhl heraus!
K: Meine schöne dittmarsche Weihnachtsgans! Freilandhaltung! Und jetzt wird sie im Ofen
zäh wie Sattelleder!
N: (zum Kind) Wie geht es dir eigentlich, meine Kleine? Hast du gar keine Angst?
M: (neugierig) Angst wovor? Sind wir bald im fünften Stock?
N: Nein, der Aufzug ist steckengeblieben.
B: Dieses fruchtlose Warten ermüdet mich! Ich halte das nicht länger aus!
K: Beruflicher Stress, stimmt´s? Sie sind total überarbeitet und deshalb so gereizt, oder?
B: (abwinkend) Jaja.
M: Geht denn bald die Tür auf?
N: Wir wissen es nicht. Aber uns holt bestimmt bald jemand hier heraus.
M: Gut, denn ich will Anja endlich die Plätzchen geben, die ich für sie gebacken habe.
K: Ist das eine Freundin von dir?
M: Ja, meine beste. Sie wohnt im fünften Stock. Ich habe aber noch mehr Plätzchen dabei.
(wendet sich an B) Möchtest du eins haben? Dann geht es dir bestimmt bald besser.
B: Nein, nein, kein Bedarf.
N: Nun nehmen sie es doch. Wenn es sie so lieb fragt.
B: (Nimmt das Plätzchen) Danke.
K: Darf ich auch eins probieren? Die duften ja herrlich!
M: Natürlich! Ihr dürft alle Plätzchen haben! (verteilt welche an K und M)
N: (seufzt) Ach, wie nett. Heiligabend im Aufzug.
K: (wütend) Finden sie das witzig? Meine zarte knusprige Gans verwandelt sich gerade in ein
Stück Kohle!
N: Um ihre Gans tut es mir Leid, aber im Moment sind wir eben hier und sollten das Beste
daraus machen. Und mit diesen Plätzchen ist es sogar gerade etwas weihnachtlich.
M: Wir könnten ein Weihnachtslied singen? (stimmt an) Schneheflöckchen, Weißröckchen,
wann kommst du geschneit? Du kommst aus den Wolken, dein Weg ist so weit.
B: (greift sich an den Kopf) Das kann doch nicht wahr sein! Jetzt singt das Kind auch noch. Hat
zufällig hier jemand ein Hülsenfrüchtegericht gegessen, dass sich jetzt gerade meldet? Das
würde olfaktorisch die akustische Atmosphäre perfekt untermalen! Lassen sie es einfach
raus! Forschungen ergaben, dass es sogar gesundheitsschädlich sein kann, wenn man einen
Pups unterdrückt!
K: Danke! Ich hatte ja so gehofft, dass das jemand sagen würde!
B: Wie bitte?
K: Nur ein Scherz.
M: Was ist, wenn wir nicht gleich Hilfe bekommen? Ich will den heiligen Abend nicht
verpassen. Und ich will die Weihnachtsgeschichte hören. Papa liest sie vor jeder Bescherung
vor. Kann sie einer bitte erzählen?
K: Die Weihnachtsgeschichte? Mmh, die kenne ich nicht so gut, wie das Gänserezept für
Weihnachten. Aber einen Versuch ist es Wert. Also (kontemplativ): es begab sich zu einer
Zeit, das sollte alle Welt gezählet werden...
M: Ge-was?
N: Da wollte man zählen, wie viele Menschen es gibt.
M: Warum?
B: Weil Octavian präzise demographische Erhebungen brauchte, um neue Steuergesetze
im römischen Imperium erlassen zu können!
M: (zu N) Was meint der Onkel?
K: Ich weiß es nicht. Jedenfalls machten sich damals drei Kaiser aus dem Morgenland auf, um
Jesus zu finden.
N: Könige, es waren Könige!
B: Es waren Weise! Und dass es drei waren, steht nicht in Lukasevangelium!
K: Lukas wer? Und wer ist Jesus?
N: Na, das Christkind!
K: Ernsthaft? Ich dachte, das wäre so ein Fußballspieler.
M: Was ist das Morgenland? Kamen die etwa aus der Zukunft?
B: Nein, sie kamen aus Asien. Es waren Astrologen, die am Himmel Zeichen gesehen hatten.
K: Ich hätte auch auf meinen Astrologen heute hören sollen. „Passen sie auf,“ stand in meinem
Horoskop, „Es lauern Gefahren, wenn sie ihr Haus verlassen.“ Die Gefahr, das war
natürlich, dass meine Weihnachtsgans verbrennt!
M: Was ist denn ein Horrorskop?
B: Ein Horoskop ist nach der ägyptischen Gottheit Horus benannt! Und Astrologen sind –
anders als Astronomen - heutzutage nur noch Scharlatane!
K: Scharlach ist doch eine Ausschlagkrankheit, oder?
B: (Verzweifelt) Arg! Bin ich hier nur von Dilettantinnen umgeben?
K: (empört) Diät- was? Beleidigend sie mich nicht! Ich weiß gute Kost sehr wohl zu schätzen!
Sie sollten einmal meine Weihnachtsgans an Orangenschaum mit Apfelrotkohl kosten!
N: Naja, jedenfalls gingen diese Weisen Männer, wie viele es nun auch waren, nach Bethlehem!
K: Ja, weil sie dem Kometeneinschlag oder so folgten. Zum Stall.
M: Nein, das war ein Stern am Himmel!
B: Und es war kein Stall! Und Ochs und Esel standen auch nicht dabei! Haben sie ihre Bildung
aus Comicheften? Es war ein Wohnhaus, in dem auch Tiere lebten. Es war damals üblich,
dass Mensch und Tier unter einem Dach lebten, deshalb auch die Futterkrippe!
M: Grippe? War jemand krank?
B: (zu sich) Das war jetzt so etwas von klar!
N: Eine Krippe ist ein Futtertrog für Tiere.
M: Ach so, wie in einem Stall?
K: Ja, wo die drei Kaiser hingegangen waren, um das Christkind zu beschenken.
N: Waren es nicht einfach nur weise Männer?
K: Was haben sie dem Kind mitgebracht? Weihnachtsgans? Plumpudding und Kartoffelbrei mit
Würstchen?
M: Für einen Säugling? Der darf das doch noch gar nicht alles essen, oder?
B: (ankündigend) Ladies und Gentleman, es sing(k)t für sie: Das Niveau!
F: (klopft von außen) Hallo, sind im Aufzug alle wohlauf?
K: Jetzt höre ich schon Stimmen! Wie damals die Gärtner auf dem Feld!
N: (verbessernd) Hirten!
F: Der Aufzug steckt zwischen der vierten und fünften Etage fest, aber wenn sie fit sind,
können sie jetzt durch den Spalt herauskrabbeln.
B: Endlich frei!
K: Das war auch höchste Zeit: die Hülsenfrüchte verlangen ihren Tribut! Ich konnte es kaum
mehr halten! Wo ist das nächste Fenster (eilt los)?
M: Super, dann kann ich ja jetzt meine Weihnachtsplätzchen an Susanne verschenken (eilt
ebenfalls los).
N: (an B) Und darf ich sie zu einem Kaffee einladen, Herr Nachbar? Dann lesen wir die
Weihnachtsgeschichte einmal gemeinsam.
B: Naja, ich weiß nicht...
N: Geben sie sich einen Ruck. Am heiligen Abend sollte niemand allein sein und die
Weihnachtsgeschichte können sie mir ja einmal genau erklären! Ich bin gespannt, was wir
alles noch in ihr entdecken werden!
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Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Alexander Vogt).
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.12.2014.
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Ein diabolischer Plan
von Doris E. M. Bulenda
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Die 13-jährige Eva lebt in einer nach außen hin heilen, kleinbürgerlichen Familie. Hinter der geschlossenen Tür herrscht Tag für Tag eine Hölle aus psychischer und physischer Gewalt durch die psychopathische Mutter und den egomanischen Vater.
Verzweifelt versucht sie, sich daraus zu befreien. Vergebens - bis ihr ein altes Buch in die Hände fällt. Als letzten Ausweg beschwört sie daraus einen Teufel. Er bietet ihr seine Hilfe an. Aber sein Preis ist hoch...
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