Iris Klinge

Affen und anderes Getier

 
In unserer Stadt lassen sich die wilden Languren Affen nur noch selten sehen. Ab und zu schaukelt einer auf der Telefon oder Strom Leitung herum, ohne es zu riskieren, sich auf der Straße fort zu bewegen, denn der Verkehr hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Jedoch laufen sie in vielen buddhistischen Tempeln zur Freude der Touristen frei herum, lassen sich sogar streicheln oder mit Bananen füttern.
 
In unserer Nachbarschaft grasen die Hühner, Enten und Gänse noch immer entlang der vielen Sandwege, die sich am Stadtrand seitlich der wenigen gepflasterten Straßen in die wuchernde grüne Hölle mit ihren Hütten und schäbigen kleinen Läden schlängeln.
 
Wie lange noch? Überall wird gebaut. Die Hochhäuser und Apartment Blocks schießen aus dem Boden. In Strandnähe ist schon lange kein Platz mehr für neue Häuser. Dort haben sich die vielen Hotel Anlagen etabliert, die versuchen, die Touristen mit besonders preisgünstigen Angeboten anzulocken.
 
Unser Haus gehört noch zum Stadtgebiet. Doch wirkt die Umgebung eher ländlich. Pferde stehen vor den Hütten, deren Besitzer morgens zum Strand reiten, um sich ein paar Baht zu verdienen, indem sie die Kinder oder Erwachsene den Strand entlang reiten lassen.
 
In einer Entfernung von wenigen Metern leben Ziegen und Gnus, die wohl weniger wegen der Milch als vielmehr für ihr Fleisch gezüchtet werden.
 
Von den vielen streunenden Hunden und Katzen ganz zu schweigen.
In unserem Garten nistet eine Schar Spatzen, die abends mit viel Geschrei um ihren Schlafplatz kämpfen. Exotische Singvögel besuchen uns regelmäßig, und wir erfreuen uns an ihrem Gesang.
 
Zurück zu den Languren: sie leben wild in den Wäldern im Süden unserer Stadt. Manche sind aggressiv und ausgehungert. Sie können plötzlich über einen ahnungslosen Touristen herfallen, der etwas zu Essen in der Hand hält. Überall warnen Schilder vor den gefräßigen Languren, doch ohne etwas Essbares in Reichweite sind die Besucher vor ihnen sicher.
 
Wir haben beschlossen, von der Stadt weg an einen langen Sandstrand zu ziehen, wo die Touristen noch nicht Fuß gefasst haben. In wieweit die Verständigung mit den Einheimischen dort klappt, bleibt abzuwarten. Die meisten sprechen kein Englisch, und wir haben Probleme, die Thai Sprache zu lernen.
 
Eine sehr traurige Geschichte von einem Affen und seiner liebsten Freundin, einer Gans, passierte neulich in unserer Nachbarschaft.
Ein alter Mann hielt sich einen Languren als Haustier. Dieser lebte mit ihm in seiner Hütte zusammen mit einer Gans, zu der das Tier eine enge Beziehung aufgebaut hatte. Als der alte Mann eines Nachmittags unterwegs war, schlug der Blitz in die Hütte ein, die kurz darauf in hellen Flammen stand. Der Affe befand sich draußen, als es passierte. Die Gans war im Haus gefangen. Ihr treuer Freund wollte sie retten und sprang in die brennende Hütte. Beide wurden Opfer der Flammen. Das ist für mich ein Beweis echter Liebe.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Iris Klinge).
Der Beitrag wurde von Iris Klinge auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.12.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Iris Klinge als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Am Kamin – Gedichte zur blauen Stunde von Anne Degen



Zusammen mit Freunden am Kamin zu sitzen bedeutet:
Gute Gespräche führen, den Tag geruhsam ausklingen lassen, seinen Gedanken und Träumen nachhängen ...
Der Gedichtband „Am Kamin – Gedichte zur blauen Stunde“ von Anne Degen will genau das: Den Leser als guten Freund, mit Gedichten, die wie kleine Geschichten aus dem Leben erzählen, am Träumen teilhaben lassen.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (3)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Tiergeschichten" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Iris Klinge

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Der gelbe Drachen von Iris Klinge (Romantisches)
Der kleine Bär von Helmut Wendelken (Tiergeschichten)
Bücher zu verschenken von Karin Ernst (Wie das Leben so spielt)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen