Iris Klinge

Südlich von HH fängt der Urwald an

Es ist schon witzig. Als wir vor über 40 Jahren in der grauen Stadt unweit der Nordsee lebten, sagten die Leute oft aus Spaß „Südlich von Hamburg fängt der Balkan an“.
 
Jetzt leben wir in Hua Hin am Chinesischen Meer, und südlich von HH fängt der Urwald an. Die Parallele ist frappierend, nur dass der Balkan damals eine Fiktion war und der Urwald hier eine Realität.
 
Dass das Gebiet landeinwärts im Süden Richtung der Grenze zu Myanmar noch nicht gerodet und besiedelt wurde, liegt an den schroffen Bergen, die weitgehend unberührt und unzugänglich mit Wald bedeckt sind. An der engsten Stelle ist Thailand nur 13 km breit, doch es gibt keine Straße, die nach Myanmar führt. Höchstens Schmuggelwege, auf denen die großen Mengen Rauschgift aus dem Nachbarland ins „Land des Lächelns“ gelangen. Thailand gilt in Asien als Drehscheibe für jegliche Art von Designer Drogen. Letzte Woche wurde Rauschgift im Wert von 6,5 Milliarden Baht beschlagnahmt und laut offiziellem Polizei Bericht vernichtet  - verbrannt. Das entspricht einer Summe von 160 Millionen Euro.
 
Wer sich an der Aktion bereichert hat, ist ungewiss, denn die Polizei steht schon lange unter Verdacht, korrupt zu sein, ebenso wie einige staatliche Institutionen.
 
Vor wenigen Tagen machte eine Nachricht hier Schlagzeilen. Die dritte Frau des Kronprinzen musste ihre Stellung am königlichen Hof aufgeben, denn ihre Familie wird beschuldigt,  in einen Korruptions Skandal verwickelt zu sein und sich auf illegale Weise bereichert zu haben.  Nun lebt die Prinzessin wieder aller Privilegien beraubt als einfache Untertanin fern des Palasts. Der Thronfolger, einziger Sohn des 87 jährigen Königs  Bhumibol,  gilt als  Frauenheld und wird vermutlich nach der Scheidung zum vierten Mal heiraten. Sein Vater dagegen wird vom Volk hoch verehrt. Alle hoffen, dass ihr alter König noch eine Weile lebt, nachdem er gerade aus dem Krankenhaus entlassen wurde, wo er einen Schwächeanfall auskuriert hat.
 
Unsere Vorstellung von einer menschenleeren Küste im Süden von Hua Hin wurde bitter enttäuscht. Obwohl dort der Strand alles andere als einladend ist, wird die Küste systematisch zu betoniert. Unzählige Resort Hotels entstehen, doch das Meer ist überall durch die vielen Krabben Farmen verschmutzt. Da helfen nur noch die Pools, die jede Hotelanlage den verwöhnten Touristen bietet.
 
Das alles erinnert an den früheren Bau Boom entlang den Küsten Spaniens. Auch dort wurden die Kläranlagen praktischerweise einfach vergessen, weil das schnelle Geld wichtiger war als die Hygiene der Strände. Die Quallen Plage, die auch hier schon ab und zu auftaucht, spricht Bände.
 
Um noch weitgehend unberührte Natur genießen zu können, müssen wir weiter gen Süden ziehen. Dort  - in etwa 50 km Entfernung von Hua Hin, sollen noch kleine Buchten mit sauberem Wasser existieren.
 
Die Großstadt Bangkok ist zum Glück zu weit von dort entfernt. Viele ihrer Bewohner  haben sich im näher gelegenen Hua Hin ein zweites Domizil geschaffen, denn die Stadt ist verkehrsmäßig gut angebunden. Eine Autobahn bringt die müden Städter am Wochenende in etwa 2 Stunden zu ihrem Ferienhaus oder Apartment. Daher finden die ständig neu entstehenden Immobilien hier reißenden Absatz. Hinzu kommt noch die touristische Attraktivität unserer Stadt als Sommerresidenz des Königs und privilegiert durch ein besseres Klima als in Bangkok sowie das große Angebot an Einkaufsmöglichkeiten, Vergnügungen und kulturellen Ereignissen.
 
Auf alle diese „Extras“ werden wir hoffentlich demnächst mit Freuden verzichten. Zurück zur Natur!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.12.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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