Nicolai Rosemann

Die Seuche

Die Seuche

Ein Kreuzer dockte an der Raumstation an. Zur selben Zeit erreichte ein Transportlift die Andockebene. Drei Ingenieure verließen ihn und machten 12 Soldaten Platz.
Plötzlich nieste einer der Ingenieure. Einer der Soldaten wischte sich angewidert etwas durchsichtigen Schleim von der Hand. Ein anderer Ingenieure sagte: „Du solltest einen Arzt aufsuchen. Jetzt bist du schon acht Wochen erkältet.“
„Sei still und mach deine Arbeit, klar. Ich repariere den Hauptcomputer, ihr zwei macht euch an die Raumantenne. Verstanden?“ sagte sie Frau darauf hin.

Nach zwei Stunden kehrten die Ingenieure zurück und passierten die Raumschleuse. Sie legten ihre Raumanzüge ab und gingen ins innere des Kreuzers. Der Kreuzer sah von innen schlimmer aus als von außen. Die Wände waren schwarz vor Ruß und überall flogen Funken. An jeder Tür war eine Markierung, die darauf hinwies, ob die Hülle intakt oder beschädigt war.
Sie gingen zu ihrer Kollegin auf die Hauptbrücke auf dem ersten Deck. Sie lag unter einer Konsole.
„Bist du fertig?“ fragte einer der zwei Männer. Keine Antwort.
„Bist du fertig? Können wir gehen?“ fragte er nochmals, dieses Mal lauter. Wieder keine Antwort.
„Yuri. Hilf mir mal.“ sagte der andere darauf hin und nahm das Rollbrett. Zu weit zogen sie die Frau unter der Konsole hervor.
Beide zuckten vor Schreck zusammen. Das Gesicht ihrer Arbeitskollegin war blutüberströmt und verkrustete. Überall um Nase, Ohren und Mund war eine gelbe Schicht aus Schorf, die sich zu bewegen schien. Sie Augen waren starr nach oben gerichtet und hatten jeden Glanz verloren. Ihre Haut war bereits blau.
„Ach du scheiße!“ schrie Alex und versuchte wegzukommen.
„Halt. Du darfst das Schiff nicht mehr verlassen. Wir wissen nicht ob wir nicht auch infiziert sind. Wir dürfen nicht riskieren die anderen auf der Station anzustecken. Paragraph 12 der Allgemeinen Vorschrift für interstellare Vorfälle.“ belehrte ihn Yuri. „Wir senden einen Notruf an die Kommandozentrale. Sie werden entscheiden.“
„Weißt du was die mit uns machen, Yuri? Die sprengen die Andockklammern und jagen uns eine Rakete nach. Peng!“ sagte Alex und brach in Tränen aus. „Ich habe Frau und Kinder. Ich will nicht sterben. Noch nicht und nicht so!“
„Du wirst nicht sterben. Aber du mußt ruhig bleiben. Ich rufe jetzt die Zentrale, aber bitte, verhalt dich ruhig. Wir sagen ihnen dass wir einen Todesfall haben und möglicherweise Erregern ausgesetzt waren. Dann sehen wir weiter. Denn wenn ich richtig vermute, ist sie an der Krankheit gestorben, die sie bereits seit Wochen plagt. Und wenn ich richtig liege, ist die ganze Station infiziert.“
„Versuch es. Ich entsorge aber besser die Leiche. Ich habe irgendwie das Gefühl, das sie gleich aufsteht und uns auch tötet.“ sagte Alex und schob das Rollbrett in Richtung Schleuse.
„Yuri an Station. Wir haben ein Problem. Susanna ist tot. Und wir sind möglicherweise auch infiziert. Was sollen wir tun?“
„Hier Clark. Wie ist sie gestorben?“ fragte der Funker und hustete.
„Keine Ahnung. Aber Alex und ich waren draußen, sie im Schiff. Wir fanden sie tot auf.“ antwortete Yuri.
„Warte. Ich frage Officer Wilson.“ Das Gespräch war einen Moment lang unterbrochen. „Ihr sollt warten. Wir schicken ein Seuchenteam zu euch. Wenn etwas...“ Der Kontakt brach ab, als ein Hustenanfall den Funker durchschüttelte. Dann hörte er wie sich jemand übergab. „Oh Gott. Mich hat es auch erwischt!“
„Clark! Alles in Ordnung?“ fragte Yuri.
„Ich habe gerade Blut erbrochen. Ich bin infiziert. Genau wie die Soldaten!“ Dann brach der Kontakt endgültig ab.
„Alles klar, Yuri. Ich habe Susanna in den Weltraum geblasen. Hast du mit der Zentrale gesprochen?“ fragte Alex.
„Ja. Aber sie können uns nicht helfen.“ sagte Yuri.
„Weshalb? Stimmt etwas nicht?“ fragte Alex.
„Die Soldaten haben den Erreger auf die Station gebracht. Vermutlich sind dort bereits alle tot oder infiziert. Wir haben nur noch eine Chance die Ausbreitung zu verhindern. Wir sprengen den Kreuzer und die Station.“ sagte Yuri und wischte sich die Nase ab.
„Wir können aber nicht raus. Unser Sauerstoff reicht nur noch für eine Stunde, vielleicht weniger. Du willst doch nicht, dass wir uns mit der Station sprengen, oder?“ fragte Alex besorgt.
„Doch, das verlange ich. Wir sind infiziert, also eine Gefahr. Wir ziehen unserer Anzüge an, gehen rüber und setzen Sprengladungen. Dann senden wir eine Warnung aus und zünden die Ladungen. So verhindern wir die Ausbreitung auf den Planeten unter uns. Da leben nämlich 8 Milliarden Menschen.“ sagte Yuri.
„Ohne mich!“ schrie Alex im selben Moment und hob einen Schraubenschlüssel auf. „Wenn du den Heldentod sterben willst, bitte! Aber ich werde überleben!“ schrie er und schlug auf Yuri ein.
Dieser wich geschickt aus und verpaßte Alex einen Kinnhaken. Dieser ging zu Boden. Yuri drückte ihn zu Boden und zischte: „Wir zwei ziehen jetzt unserer Anzüge an und gehen da rüber. Wir setzten Sprengladungen und zünden sie, kapiert? Oder muss ich dich hier anbinden?“
„Okay. Ich gehe mit. Aber ich werde dir nur unter Protest helfen.“ murmelte Alex.

Yuri ließ Alex vor sich gehen und beobachtete jede Handbewegung ganz genau. Er musste sicher gehen, dass Alex ihn nicht überlisten würde und dann fliehen.
Sie zogen ihre Raumanzüge an und verließen das Schiff durch die Schleuse in den Weltraum.
„Hast du auch so ein Kratzen im Hals?“ fragte Alex.
„Nein. Aber ich glaube, ich bin erkältet. Meine Nase rinnt wie ein Wasserfall. Ich glaube das deutet darauf hin, dass wir beide infiziert sind.“ antwortete Yuri und griff nach einem Haltegriff neben der Schleuse der Station.
„Wieso konnten wir nicht den Verbindungstunnel nehmen? Da hätten wir die Anzüge nicht anziehen müssen.“ fragte Alex.
„Weil irgendwas mit der Luft ist. Wir waren zwei Stunden im Weltraum, haben aber nichts gespürt. Als wir aber kaum zehn Minuten auf dem Schiff waren, begann meine Nase zu laufen. War es bei dir genau so?“ fragte Yuri.
„Ja. Mich kratzte es im Hals, wie bei einer Marsgrippe. Du weißt schon, wenn du zu wenig Wasser hattest. Aber wenn die Luft auf der Station den Prozess beschleunigt, dann können wir die Anzüge ja nicht ablegen, oder?“
„Doch. Aber zuerst müssen wir die ganze Luft aus der Station blasen, und somit alle Leichen. Ich hoffe nur, das nicht noch einer von denen lebt.“ sagte Yuri und öffnete die Tür der Schleuse.

Aus dem Nichts kam ein Körper auf ihn zu. Es war ein Ingenieur der Station in Raumanzug, aber er trug keinen Helm. Sein Gesicht war gleich verkrustet wie das Gesicht von Susanna.
Ihm folgte eine andere Frau im Anzug. Sie trug einen Helm, aber das Sichtvisier war blutverschmiert.
„Wir müssen wirklich sprengen. Geh in die Zentrale und sende das Signal an den Planeten. Ich gehe in die Reaktorstation und löse eine Überlastung des Hauptreaktors aus. Das sollte maximal fünf bis sechs Minuten dauern.“ sagte Alex und verschwand in der Schleuse. Er wartete gar nicht auf den Druckausgleich, sondern öffnete gleich die innere Schleusentür. Mit einem Zischen entwich die Luft aus dem inneren der Station.
„Bis bald in der Hölle, Yuri.“
„Bis bald Alex. Du warst ein guter Ingenieur.“

So trennten sich ihre Wege.
Yuri ging nur um die nächste Ecke, wartete eine Minute und ging dann zur Schleuse zurück. Er ging durch und war wieder im Weltraum. So schnell er konnte entfernte er sich von der Station.

Alex ging in den Reaktorraum und suchte die Schaltkonsole für den Hauptreaktor. Er musste sich aber durch einen Brei aus Maschinenteilen, Öl, Erbrochenem, Blut und Leichen kämpfen. Als er die Konsole gefunden hatte, stellte er fest, dass sie zerstört worden war. Ein Schraubenschlüssel steckte mitten in der Konsole.
„Verdammt. Dann eben auf die harte Tour.“ sagte Alex zu sich selbst und nahm eine Brechstange. Er sprang über die Abgrenzung zum Reaktor und holte aus.
Mit aller Kraft schlug er auf das Panzerglas ein. Nach acht Schlägen bildete sich ein Sprung. Er stemmte das Stemmeisen in diesen Spalt und vergrößerte ihn. Der Riss wurde größer und teilte sich in viele kleiner Sprünge. Er spürte die Wärme der Materie seinen Anzug durchdringen, machte aber weiter. Vor seinem geistigen Auge sah er seine Familie. Wie sie tot waren, mit verkrusteten Gesichtern, blutverschmiert.
Dann brach das Glas und die Materie verteilte sich über die ganze Station.

Yuri beobachtete aus der Entfernung, wie die Station sich in einer riesigen Explosion in kleinste Atome teilte. Einige größere Trümmerstücke flogen auf ihn zu. Ein Nagel oder etwas anderes spitzes bohrte sich in seinen Anzug. Er spürte, wie die Luft dem Anzug entwich.
Plötzlich spürte er Blut und Galle hochsteigen und übergab sich. Das letzte was er sah war sein eigenes Blut, vermischt mit erbrochenem, welches das Sichtvisier rot färbte. Dann zerriß sein Anzug.

Die Seuche entstand kurz nachdem ich das Bucher "Das Relikt" und "Attic" von Douglas Preston und Lincoln Child gelsen habe. Denn durch diese Bücher kam ich zum Buch Cobra, das zwar nicht mit diesen zwei zusammenhängt.
In diesem Buch geht ein Virus in der Stadt New York um, der dazu führt das sich Leute selber beginnen aufzuessen. Oder wenn ihr Immunsystem etwas gegen den Virus unternimmt verkrusten Mund, Nase und Ohren und sie werden wahnsinnig. Keine schönen Aussichten aber eine gute Inspiration.
Nicolai Rosemann, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.05.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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