Humor, der mutige kleine Bruder der Liebe

Humor, der mutige kleine Bruder der Liebe
 
Am achten Tage erschuf das All-Eine die Liebe. Sie sollte den Menschen Selbsterkenntnis schenken, dadurch das Beste in ihnen hervorbringen und ihnen den rechten Weg weisen. Ihr Wesen war voller Zärtlichkeit, jedem traurigen Menschen küsste sie die Tränen hinfort und wiegte ihn sanft in ihren Armen. Jedem ängstlichen Menschen schenkte sie Geborgenheit. Bei jeder Feier und jedem Lachen war sie anwesend und hüllte alle voller Freude in eine farbenfrohe Wolke ein. 
Geschichten über die Geburt der Liebe und ihr Wesen wurden von Generation zu Generation mündlich überliefert, bis sie eines Tages niedergeschrieben wurden. Doch mit jeder Überlieferung wurde nach bestem Wissen und Gewissen ein Teil weg gelassen und ein neuer hinzugefügt. Viele Menschen studierten die Heiligen Schriften, um das Wesen der Liebe zu entschlüsseln und deuteten die Liebe durch das Spiegelbild der eigenen Persönlichkeit.
So begann eine finstere Zeit, in der die Menschen die Liebe töteten, stahlen, zerstörten, verleugneten und schändeten. Die Liebe – zuvor kraftvoll und strahlend schön – wurde immer schwächer und schwächer, bis sie am Boden lag. Jeglicher Freude beraubt. Die Menschen, die ihr Wesen entschlüsseln wollten, suchten weiterhin eifrig nach der Lösung eines Geheimnisses, wo keines war. Denn ihrem Wesen nach war die Liebe einfacher Natur. Sie war allumfassend und schloss nichts und niemanden aus. Alles und jeden umfing sie mit ihrer Wärme und Geborgenheit.
Weil die Liebe jegliche Freude verloren hatte, erschuf das All-Eine den kleinen Bruder der Liebe, den Humor. Es entsandte ihn, um seiner großen Schwester wieder ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.  Jeden Menschen, der unversehens ein offenes Herz hatte, brachte er zum Lachen oder zumindest zum Schmunzeln. Besonders den Menschen, die gedanklich frei und unvoreingenommen waren, schenkte er humorvolle Inspirationen.
Von jedem noch so kleinem Lächeln berichtete er freudestrahlend seiner großen Schwester und zusehends kam die Liebe wieder zu Kräften und begann erneut zu strahlen. Eines Tages jedoch, wurde selbst der kleine Bruder Humor getötet, geschändet, verbrannt und verboten. Geschwächt und völlig desillusioniert saß er neben seiner Schwester. Er war gebrochen.
Doch seine Schwester, erneut in ihrer Kraft, umfing ihn, wiegte, streichelte und küsste ihn. Sanft trocknete sie jede Träne, jeden Schmerz hinweg und summte eine alte Melodie.
Sie war wieder in ihrer Kraft und hingebungsvoll tröstete sie ihren mutigen kleinen Bruder, der so viel für sie getan hatte. Bis auch er wieder geheilt war.
Hand in Hand standen sie auf und begannen wieder ihrem Wesen nach zu handeln, die Menschen zu bereichern, die Welt zu verschönern, das Leben lebenswert zu machen.
Sie hatten ein und dasselbe Ziel: gemeinsam zu lachen.
 
 

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