Gerne, sehr gerne erinnere ich mich an ein lustiges, besonderes Fest Anfang der 1980er Jahre. Ein Fest, das es bis dahin so wohl noch nie gegeben hatte, das es auch nachfolgend nie mehr so gab und das … auch leider nie stattgefunden hat. Aber wenn es stattgefunden hätte, dann wäre es geil gewesen. So geil...
Zur Erinnerung: Anfang der 80er Jahre. Punk war damals noch eine junge, radikale Bewegung. Wenn wir auf der Straße waren, dann konnten wir die Menschen noch schocken. Sprachlos machen. Wir waren der neue Bürgerschreck. Und waren stolz darauf.
Und dann kam das: Zu jener Zeit nimmt mich zu Jahresbeginn mein junger Chemielehrer zur Seite und fragt, wie man sich denn am besten die Haare färbe. Und zwar so, dass es anschließend auch wieder raus geht. Fasching stehe doch vor der Tür. Und seine Frau wolle zum Fasching als Punker gehen und unbedingt gefärbte Haare haben.
Das war ein Schock! Die Bürger, die wir mit unserem Auftreten, mit unserer Radikalität in ihrer Spießigkeit entlarven wollten, machten sich daran, uns unserer Waffen zu berauben. Machten aus unseren Waffen ein … Faschingskostüm. Das war nicht nur bitter. Das war respektlos und demütigend. Und es zeigte mir zum ersten Mal, dass unser Stern im Begriff war zu sinken. (Ähnlich muss es später den Ärzten ergangen sein, als sie mitbekamen, dass Heino, gerade Heino!!!, ihren hübschen Pop-Punk-Song 'Junge' gecovert hat.)
Aber noch waren wir jung und wild und nicht bereit uns einfach so geschlagen zu geben. Das konnten wir so nicht stehen lassen, das wollten wir so nicht stehen lassen. Da musste ein Zeichen gesetzt werden. Ein deutliches Zeichen! Und zum Glück dauerte es gar nicht lange, bis mir klar war, wie dieses Zeichen aussehen muss. Wie man es den Spießern zurückzahlen kann.
Wie gesagt: Fasching stand vor der Tür. Wie so oft in der damaligen Zeit saß unsere Punk-Clique lustig und biertrinkend zusammen. Und da machte ich meinen Freunden einen Vorschlag. „Wie wäre es denn,“ so wandte ich mich an die Runde, „wenn wir zum Fasching diesmal auch eine Faschingsparty machen? Richtig mit Verkleiden!“ Und dann erläuterte, was ich mir vorher überlegt hatte: „Überall gehen die Spießer doch jetzt als Punker zum Fasching. Wie wäre es denn, wenn wir uns als Punks zum Fasching nun als Spießer verkleiden? Also Lederjacke und Springerstiefel zu Hause lassen. Haare ordentlich kämmen. Und stattdessen irgendwas von früher anziehen. Oder vom Vater. Und dann denken alle: 'Huch, die haben sich ja gar nicht verkleidet. Was sind das denn für Spießer?' Aber das haben wir sehr wohl. Und zwar sehr subtil und verwirrend. So verwirrend, dass wir all die Spießer wieder als Spießer entlarven können!!!“ Ein geiler Vorschlag. Subtil, witzig, spannend, ein wenig selbstironisch sogar und neu!
Erwartungsvoll schaute ich in die Gesichter meiner Punk-Freunde!! „Na??!!“ -“...??“ - „Ach nee, lass mal. Fasching, das ist eigentlich nicht so mein Ding.“ So oder so ähnlich äußerte sich einer nach dem anderen. „Aber Leute! Das wäre doch mal was ganz anderes. Und es wäre auch ein Zeichen. Es wäre Punk-Rock auf einem höheren Niveau!!“ - „Neeee; lass mal gut sein, Olaf!“
Damit war mein Vorschlag abgebügelt. Schade. Denn wenn wir das durchgezogen hätten, dann, ja dann ... dann hätten wir eine Party gefeiert, wie es sie weder vorher noch nachher je gegeben hat!
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.03.2015.
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