Horst Lux

De eegen Faahn

Weest, dormals in de Kaisertied in dat negenteinte Johrhunnert weer dat nu mol nich anners, wenn een jung Keerl wat worn wullt, must he deent hebben! Mit anner Woorden: He must sien Tied bi de Soldaten toweeg brocht hebben.
Dat weer jo gor nich so eenfach in dat Leven van de lüttje Lüe, wenn eens n’ Warkstee bi een Meester un ok in de Fabrieken, hebben wull, denn frog de Baas foorts: »Woor hesst du denn deent?!«
Een junge Keerl weer nar Meenen van de Baas eerst denn to bruken, wenn he bi dat Militär trechtstoken weer.
Ach jo, wenn een dann so‘n rechten Haashopp weer, denn kreegen se em bi sien Hammelbeen un över n‘ kort Tied lang weer he denn örnlich worr’n. De Een or de Annere ut dat Dörp mit een goede Schoolbildung, de sük dat amenn leisten kunn, ok wenn he womööglich een Föörspreker harr, denn, ja denn gung he na Berlin to de Garde du Corps!

Man de Söhn vun de Burmester in dat Dörp harr dat nu nich heel so moi. Vör dat Garde du Corps harr de Oll nich noog anne Hacken. Man he schull nu jüst een goede Regment hebbn, wor he sien Soldatentied avdeenen kunn.
Un so keek de heele Familie tosamen achternah ut. Un denn harrn se ook wat funn: De »Swatte Husarn« in Stolp, in de achterste Hoek vun Pommern! Dor weer denn doch ok de beropen Feldmarschall vun Mackensen de Boverste vun de Husar`n. 
He schull dor hen, dor geev dat nix anners. Un so kreeg he denn ok bold sien Stellungsbefehl nar de »Blücher-Husarn«, sien Vadder harr dor jo woll an dreiht! 
Domaals in de Tied üm dat negenteinte Johrhunnert weern de Garnisonstäder all een bannig düürt Plaaster. Un dat, wat de Jung in de Maand so van tohuus toschuustert kreeg, dat langt em vörn nich un achtern ok nich! Un de Söhn wull sük nu ok nich lumpen laten, un so weer dat denn, so dat he noit noog Daalers harr.
Un so keem denn enn Dag ok n‘ Breef ut Stolp, de Söhn harr mol weer Schmacht na Daalers. In de Breef stunn nu in:

„Mien leev Vadder, 
as du ja weest, deen ik hier in een vun de de vörnehmste Regment vun de Armee un hier is dat so Usus, dat jedeen van de Rekruten sük sien eegen Fahn köfft. Dat weer nu ja moi, wenn du mi dor ok wat bistüürn kunnst, dat ik mi ok een eegen Fahn koopen kann. De kösst man blots hunnert Daler!
Dien Söhn.“

De Ool wunnert sük nu doch. To sien Tied weer dat noch nich Mood, dat dor jedeen van de Rekruten n‘ eegen Fahn harr!
`Wat hett de Jung vöör’n Kreihenschiet in’n Kopp´, docht sük de Ool, överleggt denn noch n‘ Tied un schickt em denn doch de hunnert Dalers. Op’t letzt schull de Jung doch teegen sien Kameroden nich nahstaan, wat mokt dat denn vöör’n Indrück...

Ja, so güng denn de Tied bi de Soldaaten ok mol vöörbi, un in de lessten Daagen kregg de Vadder weer mol so’n Beddelbreef.

„Leev Vadder, to‘n Enn van min Deensttied will ik mien Kameroden und ok min Offzeeren inloden to’n Avscheedseeten! Ik kann mi dor doch nich lumpen looten. 
Stüür mi doch noch eenmol fövtig Dalers extra to!
Dien Söhn.“

Man nu wörr dat de Ool denn doch to bunt! Wat docht sük de Keerl dor eentlich? He sett sük stracks hen un schreev een Breef an sien Söhn torügg:

„Mien leeve Jung, dat is nu ja man so, dat du nu dien Tied üm hesst und van de Soldaten weer nar Huus kümmst. Nu brukst du denn dien Fahn ok nich mehr! 
Wenn du de nu jümmers propper holl’n hesst, denn kanns du de seeker weer för söventig Dalers an een van de niege Rekruten verkoopen! Kiek, un denn kanns du dat Eeten betahlen un hesst noch twintig Dalers över!
Mok dat man so. Hier bi uns könen wi de Fahn ok nich bruken.
-Dien Vadder.”

Einige Übersetzungen

Avscheedseeten--------------Abschiedsessen
bistüürn--------------------------beisteuern
Baas------------------------------Chef, Meister
Burmester-----------------------Bürgermeister
De Ool----------------------------Der Alte
Föörspreker--------------------Fürsprecher
Hamelbeen---------------------Hammelbeine
Haashopp-----------------------Lausbub
jümmers-------------------------immer
Kreihnschiet--------------------Unsinn (Krähenmist)
Lüe--------------------------------Leute
Meenen--------------------------Meinung
Mood------------------------------modern
Neegenteinte-------------------Neunzehnte
niege------------------------------neue

Plaaster--------------------------Pflaster

propper---------------------------gepflegt
stracks---------------------------gleich, sofort
stüür mi--------------------------schick mir,(senden)
Schmacht-----------------------Hunger
toweeg----------------------------zuwege
trechtstoken--------------------zurechtgerückt
Warkstee------------------------Werkstatt, Arbeitsplatz

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.03.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Es wurde sehr viel geschrieben über jene Jahre der unseligen Diktatur eines wahnwitzigen Politikers, der glaubte, den Menschen das Heil zu bringen. Das meiste davon beschreibt diese Zeit aus zweiter Hand! Ich war dabei, ungeschminkt und nicht vorher »gecasted«. Es ist ein Lebensabschnitt eines grünen Jahzehnts aus zeitlicher Entfernung gesehen, ein kritischer Rückblick, naturgemäß nicht immer objektiv. Dabei gab es Begegnungen mit Menschen, die mein Leben beeinflussten, positiv wie auch negativ. All das zusammen ist ein Konglomerat von Gefühlen, die mein frühes Jugendleben ausmachten. Ich will versuchen, diese Erlebnisse in verschiedenen Episoden wiederzugeben.

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