Kea Bast

Ich kann da nicht mitreden

Man wagt es mir nachzusagen, dass ich kein Freund von Veränderungen bin. Dabei stimmt das so nicht. Ich mag nur die schlechten Veränderungen nicht. Wenn meine Arbeitskollegin, das Biest, eine neue Stelle annimmt, dann finde ich dies zum Beispiel super. Oder dass man nun das laufende TV-Programm stoppen oder zurückspulen kann, finde ich auch genial. Vorallem dann wenn mir mein Freund von seinem Hockeyspiel erzählen muss, während Meredith und McDreamy über das Job-Angebot vom Präsidenten der Vereinigten Staaten streiten. Genial, einfach genial.

Aber natürlich sind nicht alle Veränderungen so top, wie die oben erwähnten. Nein. Da gibt es auch noch die üblen, diejenigen, welche zum Himmel stinken. Und die mag ich gar nicht. Zum Beispiel wenn alle meine Freundinnen Kinder bekommen. Halt! Stopp! Nicht falsch verstehen! Um es ganz klar vorneweg zu sagen: Ich liebe Kinder, sowieso die süssen Knirpse meiner Freundinnen. Aber die Begleiterscheinungen dazu treiben mich in den Wahnsinn und lassen mich an den letzten Jahren Freundschaft zweifeln.

Whatsapp werden immer seltener beantwortet, vorallem dann, wenn man gar keine superdirekte Frage – wie zum Beispiel wie geht’s der/m Kleinen/m – stellt. Einfache Aussagen bleiben unkommentiert und fristen ein einsames Leben in meinem Handy. Fragen gestellt werden sowieso nicht mehr. Anscheinend ist mein Leben, so kinderlos, nicht interessant.

Wenn man es überhaupt mal schafft einen Termin für Klatsch und Tratsch zu vereinbaren (früher geschah dies einmal in der Woche, jetzt einmal im Quartal. Wenn ich Glück habe), dann dreht es sich bei meinen stets gähnenden Freundinnen immer um die gleichen Themen:

Die Geburt
Jede versucht die Andere zu übertrumpfen. Die Einzige, welche nach diesen dramatischen Ausführungen aber total schockiert ist, bin ich. Die Anderen haben nämlich sicher Schlimmeres erlebt, was sie dann auch ausführlichst erzählen. Ich kann da nicht mitreden.

Der aktuelle Status vom Nachwuchs
Da werden Themen wie Kindergarten und / oder Schule besprochen. Windelinhalte auseinander genommen und Breirezepte ausgetauscht. Die totale Übermüdung, das erste Zähnchen und intelligenzfördernde Spielsachen werden auch besprochen. Ich kann da nicht mitreden.

Wenn sie dann gleichzeitig mal gähnen, werfe ich ganz schnell die Büro-News in die Runde. Interessiert aber niemanden. Ist dafür aber ein toller Einstieg über berufstätige Mütter und Krippen zu sprechen. Ich kann da nicht mitreden. Wenn sie dann zum zweiten Mal gleichzeitig gähnen, erzähle ich ganz schnell von meinem letzten Wochenende, vielleicht Kino, vielleicht ein neues Restaurant, vielleicht fabelhafter Sex mit meinem Freund. Interessiert aber niemanden. Ist dafür aber ein toller Einstieg über ihr Sexleben after-birth zu sprechen. Ich kann da nicht mitreden.

So fühlt man sich dann jeweils sehr schnell sehr unwichtig. Und je älter die Knirpse werden, desto zwiespältiger sieht man diesen Treffen entgegen. Einerseits vermisse ich meine Freundinnen und freue mich sie zu sehen, andererseits sind sie nicht mehr "meine alten“ Freundinnen und ich fühle mich nach den Treffen irgendwie mies. Weil ich nicht mitreden kann. Weil ich nicht mehr wichtig bin. Nach all diesen Jahren. Solche Veränderungen mag ich nicht. Sie sind der pure Hass.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.03.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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