Mattia Décoppet

Schatten des Lebens

Was man auch immer über Tomy Curtis behauptete, ein ordentlicher Mann war er nicht. Tomy war mehr ein Junge, trotz seiner 27 Jahren. Er wohnte mit seinem Kumpel Dug in einer WG im Jahre 2015. Die beiden lebten recht unordentlich. Beide arbeiteten als Hecker und Sucher nach versteckten Viren und gefährlichen Softwares für den Staat. Ihre Welt war mehr virtuell in den Zahlen verborgen, als in der realen Welt. Nicht nur, dass Tomy noch nie eine Freundin oder dergleichen – was man nur annähernd so nennen könnte –  gehabt hatte, er ging auch nie in den Ausgang oder unternahm sonst irgendwas Spannendes.  Die WG bestand aus einem total unordentlichen Wohnzimmer und zwei engen Schlafzimmer, in die gerade eine kaputte Matratze längs hinein passte. Im Wohnzimmer war alles voller Kabel, Computer, einem Flachbildschirm, drei Konsolen und riesige Boxen waren an den Seiten des Fernsehers angebracht worden. Das Sofa, das vor dem Fernseher stand, war übervoll mit Wäsche und die winzige Küche, die gleich dem Wohnzimmer folgte, war voll beladen mit schmutzigem Geschirr, Müll und haufenweise leere Pizzaschachteln. Es war nicht so, dass Tomy ein Messie oder so war, nein, er und sein Kollege hatten bloss keine Zeit um das Haus zu räumen, da ihre Köpfe in den Welten des Computers herumzischten, sodass die Beiden die Unordnung kaum wahrnahmen. Der Computer musste geräumt sein, das war alles. Tomy war eigentlich gut gebaut und sah auch nicht schlecht aus, wenn er sich nur anständig anziehen und sich etwas mehr Mühe beim Pflegen seiner dunklen Haare gäbe.
Eines abends kam Tomy nach Hause, total erschöpft mit üblich verrauchter Birne, wegen der anstrengenden Arbeit im Büro. Sein Kumpel Dug war an diesem Abend länger als gewöhnlich weg. Also schob sich Tomy, wie meistens in jenen Tagen, eine Fertigpizza in die Mikrowelle und verdrückte sie auf dem unordentlichen Sofa vor dem Riesenbildschirm, den die beiden zusammengeschraubt hatten. Nach einer spannenden Folge der Serie über Geheimcodes im Internet nickte Tomy ein.

Alles wurde schwarz. Farbflecken flackerten vor seinem geistigen Auge auf. Laute Stimmen, die er nicht erkannte, Namen und Zahlen erschienen. Jedoch waren es keine echten Träume. Dort würde man eine Abfolge oder eine Szene erleben. Hier flackerten bloss riesige Farben auf und wieder weg. Auf einmal wurde die Farbenpracht grösser, ein lauter Knall ertönte, ein Quietschen und ein Platschen. Dann wurde alles Hell. Er erwachte.

Er lag im Krankenhaus. Sein Kopf war hart verbunden und er lag an vielen kleinen Schläuchen und Pumpen, die mit seinem Körper und einem Computer verbunden waren. Er blickte verwundert im weissen Raum umher. Als er an sein Handgelenk blicken wollte, um auf die Uhr zu schauen, stutzte er. Seine weisse billige Uhr war weg. Er schaute auf den Tisch neben ihm, auf dem Blumen standen. Dort lag eine Uhr. Aber die war schwarz, reich verziert mit dem Logo von Rolex.
„Das kann unmöglich meine Uhr sein“, dachte er sich.
Sie zeigte zwanzig vor drei nachmittags. Die Sonne schien hell durch die weissen Vorhänge ins Krankenzimmer. Nach kurzen elf Minuten in denen er die Blumen auf dem Tisch betrachtete, wuselte eine Krankenschwester mit blonden Haaren ins Zimmer und sagte schnell: „Oh Mr Curtis, sie sind erwacht. Na das wurde aber auch Zeit.“
Schnell fragte Tomy: „Wie lang war ich weg?“
„Etwa zwei Tage. Aber nun ist alles wieder in Butter. Ihr Körper hat sich stetig verbessert und regeneriert. Hier ist noch ein Brief eines Freundes. Es steht strengstens vertraulich drauf, also öffnete ich ihn nicht.“
Tomy schaute verwundert auf das weisse teure Papier, welches ihm die Krankenschwester hingelegt hatte. Er öffnete den Umschlag und darin war ein beinah leeres A4-Blatt enthalten. Es standen in der Mitte bloss einige Worte:
Danke. Du hast Alpha-XY03 geknackt! Wir haben gesiegt.
Der Wolf
Das war alles. Tomy wusste weder wer der Wolf war, noch wovon in dem Brief die Rede war. Verwirrt legte er den Brief zur Seite. Die Krankenschwester öffnete die weissen Vorhänge und die Sonne schien grell ins Zimmer.
„Soll ich ihrer Frau berichten, dass sie aufgewacht sind?“, sagte die Krankenschwester, zu den Vorhängen gewandt.
Tomy schaute die Krankenschwester mit fragendem Blick an.
„Meine Frau? Welche Frau? Was soll das heissen, meine Frau?“
„Na ihre Frau. Die Frau, die jeden Abend hier vorbei kam und an ihrem Bett sass. Das war doch ihre Frau. Sie behauptete dies zumindest.“
Tomy runzelte die Stirn. Er zog seine Hand unter der Decke hervor und sah ihn. Erschrocken blickte er auf den feinen kahlen goldenen Ring an seinem Finger.
„Was ist hier los, was wird hier gespielt?“ fragte er, zuerst verwundert, beinah lachend.
Dann blickte ihn die Krankenschwester mit weit offenen Augen an und flüchtete schnell aus dem Krankenzimmer. Ein Doktor betrat kurze Zeit später das Zimmer. Er überprüfte mit einer kleinen Lampe Tomys Netzhaut und fragte er ihn dann, in der Art wie ein Doktor zu seinen Patienten eben so redet: „Wissen sie wie ihr Name lautet?“
„Tomy Curtis, also eigentlich Tom John Curtis“, sagte Tomy schnell und sehr verwirrt.
„Ja, das stimmt.“
„Natürlich stimmt das, ich werd ja wohl noch wissen, wie ich heisse. Was ist hier los?“, fragte Tomy abermals, nicht begreifend, was sich da Dug für einen Scherz erlaubt hatte.
„Sie können sich nicht erinnern, geheiratet zu haben?“, fragte der Doktor und blickte zur Krankenschwester, da sie ihm die Nachricht eben übermittelt hatte.
„Nein. Ich hab nicht mal ne Freundin, wen sollte ich denn bitte heiraten?“ fragte Tomy laut werdend.
„Vielleicht Alicia Curtis? Ich weiss leider nicht, wie ihre Frau ledig hiess. Aber an den Namen Alicia können sie sich nicht erinnern?“
„Alicia? Nie gehört", sprach er noch immer sicher, es sei ein mieser Scherz.
„Könnte ich mal kurz telefonieren?“, fügte Tomy hinzu.
„Wen wollen sie anrufen?“ fragte der Arzt.
„Dug. Das ist ein Kumpel von mir.“
„Hat ihn mal ein Mann namens Dug besucht?“, fragte der Arzt, die neben ihm stehende blonde Krankenschwester.
„Nicht, dass ich wüsste“, antwortete sie.
Der Arzt erhob sich und berichtete ernst: „Ich glaube, sie leiden unter sehr starker Amnesie. Wir müssen sofort ihre Frau kontaktieren.“
Nun ersetzte Panik die Gefühle Tomys, die er bisher verspürt hatte.
„Was haben wir heute für ein Datum?“ fragte Tomy schnell und erregt.
„Heute ist der siebzehnte!“ sagte der Arzt, nachdem die Schwester das Zimmer verlassen hatte.
„Das ist unmöglich. Gestern war der dritte. Welchen Monat haben wir genau?“
„Gestern war der sechzehnte, Mister Curtis. Der sechzehnte Mai.“
„Nee, gestern Abend sass ich auf dem Sofa und wartete auf Dug. Es war dritte März 2015 und ich nickte ein. Jetzt, heute Morgen, wache ich hier wieder auf!“
Tomy wurde wütend.
„2015? Wir haben der siebzehnte Mai 2018. Sie hatten vor drei Tagen einen schweren Unfall mit ihrem Auto.“
„2018?? Und ich habe ein Auto? Was soll der Schwachsinn? Eine solche Amnesie gibt’s doch gar nicht. Ich erinnere mich an gestern, als wäre es – naja eben gestern gewesen. Ich kann mich noch an alles bestens erinnern. Und heute ist heute!“, schrie Tomy nun voller wütender Panik in sich.
„Beruhigen sie sich. Können sie sich erinnern, was sie gestern gegessen haben?“, sagte der Arzt nun laut.
„Ja. Das war eine Fertigpizza.“
„Was für eine?“
„Ich – weiss nicht mehr“, sagte er stutzend und fasste sich an den schmerzenden Hinterkopf.
„Sehen sie? Das mag vielleicht schon beinah drei Jahre her sein. Sie müssen sich nun einfach beruhigen.“
"Beruhigen? Sie berichten mir, dass ich die letzten drei Jahre vergessen habe, obwohl ich gestern noch bei mir zu Hause eine Pizza gegessen habe, und ich soll mich beruhigen?" rief er wütend. Der Arzt schwieg. Tomy blickte hastig im Zimmer umher, um irgendwelche Fehler zu enddecken. Doch er fand keine. Es hätte alles wahr sein können, was der Arzt ihm erzählte.
„Und ein Auto hab ich auch?“ fragte Tomy, als er sich etwas beruhigt hatte, und nun einen klaren Kopf behalten wollte. Dies hatte er früher gelernt und war zum Profi geworden. Immer mit klarem Kopf an die Sache heranzugehen, so machte er keine Fehler.
„Ja, haben sie. Und was für einen. Einen Aston Martin V12 Vantage.“
Tomy erstarrte. Als ob er ein riesigen Kohl im Halse stecken hätte.
Die nächsten vierzig Minuten vergingen sehr langsam. In Tomys Magen, der sich bereits etwa zwölf mal umgedreht zu haben schien, fühlte er ein glühendes Stück Eisen. Er fühlte wie sich die Hitze in seinem Körper ausbreitete und wie sie an seiner Haut eiskalt wurde und als Schweiss ausschied.

Als Tomys angebliche Frau eine halbe Stunde später ins Krankenzimmer platzte – man hatte ihr gesagt, sie solle vorsichtig hineintreten, denn er wisse nicht, wer sie sei – kam sie schnell auf ihn zugerannt und küsste ihn kraftvoll auf den Mund. Er erwiderte ihren Kuss nicht, denn er hatte diese kleine pummelige rothaarige Frau noch nie in seinem Leben gesehen.
Er hätte niemals erwartet, eine solch witzige Frau, der man bestimmt blind vertrauen konnte, geheiratet zu haben.
„Guten Tag“, sagte er stutzend.
„Schätzchen, was ist denn los? Ich hab gehört, du hast irgendeine Amnesie oder so? Aber jetzt erkennst du mich wieder, oder?“
„Tut mir leid. Das Einzige, woran ich mich erinnere, ist an ihre Stimme. Die hab ich glaub schon mal gehört“, sagte Tomy, der in der Nacht genau ihre Stimme schrillend vernommen hatte.
„Du weisst nicht mehr, wo wir uns kennenlernten? Du weisst nicht mehr, wo wir geheiratet haben? Wo wir unsere Flitterwochen verbrachten?“, fragte sie. Seltsamerweise nicht besonders traurig, mehr total angeschlagen. Sehrwarscheinlich wusste sie noch nicht, was das für gewaltige Ausmasse hatte.
„Nein, keine Ahnung. Wie gesagt, ich weiss gerade mal, dass sie Amelia heissen.“
„Ich heisse nicht Amelia. Ich bin Alicia. Und hör bloss auf, mich zu Siezen“, sagte sie, nun traurig werdend.
„Oh, ja natürlich. Tut mir leid.“
„Du kannst ja nichts dafür.“
„Wo wohnen wir?“
„In einer kleinen Villa am Mountain Village!“
Dies sagte sie bloss so nebenbei. In ihren Augen füllten sich kleine Tränchen, und er riss die Augen weit auf. Er kannte die Gegend. Dort wohnten bloss reiche eingebildete protzige Leute, die niemals grüssten, wenn man an ihnen vorbei ging. Tomy konnte es nicht fassen. Fremde Leute, die ihm vormachten, er habe die letzten drei Jahre verpennt und sei nun ein Millionär geworden.
„Wie bitte? Und mein Auto, der Aston Martin, wo ist der?“, fragte Tomy, noch immer nicht wissend, ob er alldem glauben schenken sollte.
„Der ist Schrott. Du hast einen riesen Unfall gebaut. Aber das ist egal, hat ja bloss 180‘000 gekostet. Ich bin nur froh, dass dir nichts passiert ist.“
„Nichts passiert?! Wenn das, was sie mir, ich meine, was du mir erzählst war ist, dann ist gerade meine Welt zusammengebrochen. Oder auf den Kopf gestellt. Das letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass ich auf dem Sofa einschlief, während ich auf Dug wartete!“ sagte Tomy erschüttert.
„Dug?"
"Ja, Dug!"
"Wir sagten doch, dass wir uns nicht mehr über dieses Schwein unterhalten sollten."
"Was soll denn das wieder heissen?", fragte er.
"Dug war dein bester Freund, das wissen wir, aber...“
„Was, er war mein bester Freund?“
„Ich weiss nicht, ob ich dir das unter diesen Umständen sagen soll.“
„Doch, bitte, wenn du meine Frau bist, musst du mir das unbedingt sagen, er ist mein bester Freund!“ Abermals wurde er lauter.
„Du hast ihn erschossen“, gab Alicia nach. Mindestens eine Minute blieb es still. Tomy begann halbherzig zu lachen. Doch als er sah, wie ernst die Frau vor ihm dreinblickte, wusste er, dass das kein Witz war. Er konnte sich keinen Schauspieler vorstellen, der das so gut hinbekommen würde.
„Was hab ich?“, Tomys Magen drehte sich zum 13. Mal um und er hätte sich am liebsten übergeben.
„Am besten, ich erzähle dir die ganze Geschichte“, sagte sie und begann. Während sie erzählte,  kamen allmählich auch gewisse Erinnerungen bruchstückweise zum Vorschein.
„Es begann alles vor drei Jahren, im Jahr 2015.“ Tomy übergab sich. Die Krankenschwester hatte ihm einen Becher bereitgestellt, bevor Alicia zu erzählen begann.
Es fühlte sich an, als ob alles in seinem Halse stecken blieb. Und nun sollte er seinen Kumpel erschossen haben? Und seine angebliche Frau, erzählte ihm seine Lebensgeschichte der letzten 3 Jahren. Er konnte es kaum fassen.
„Es war im Oktober. Du bekamst einen Auftrag vom Innenministerium für Geheimdatenterrorismus. Von da an veränderte sich dein Leben von Grund auf. Zunächst lerntest du mich kennen. Dann waren wir auf der Brücke von Paris, dort, wo du mich überraschenderweise geküsst hattest. Naja, auf jeden Fall hast du dann den geheimen Auftrag vom Innenministerium angenommen. Du bekamst einen Anzug, einen teuren Wagen und eine teure Wohnung. Die Wege von dir und Dug trennten sich. Er gelangte auf eine schiefe Bahn und war sehr sauer auf dich, da du den Job des Lebens bekommen hattest und ihm verständlicherweise den Rücken zugedreht hattest.“
„Wieso verständlicher Weise?“
„Er war schon neidisch auf dich, als du mich kennengelernt hattest. Und er hatte mich, naja, gegen meinen Willen geküsst. Er wollte mich dir ausspannen, was ihm natürlich nicht gelang. Von da an wolltest du nichts mehr mit ihm zu tun haben. Und wie neidisch er war, ich kann mich noch erinnern wie er sah, dass du dir teure Sachen kauftest und als Agent im virtuellen Ausseineinsatz arbeiten konntest. Naja, egal, eigentlich haben wir vor eineinhalb Jahren beschlossen, das Thema Dug zu begraben.
Zunächst ging dein Leben soweit gut, bis gewisse Leute dich virtuell angriffen. Du stelltest eine Bedrohung für eine gefährliche Mafia dar. Von da an wurdest du ganz seltsam. Wolltest nicht mehr mit mir reden, hattest bloss nur noch Geld im Kopf. Ich habe das deinem früheren Ich nie gesagt, aber...“, sie brach in Tränen aus, „ich war kurz davor, mich von dir scheiden zu lassen. Du warst nicht mehr der nette Nerd-Freak, dem man alles hätte anvertrauen können, der alles für einen getan hätte. Und daran waren bloss die teuren Sachen und die Arbeit schuld. Der Wagen, deine Uhr und alle Gegenstände, die ihren hohen Wert besassen. Dein Einkommen beträgt ganze 4.9 Millionen pro Jahr.“
Sofort erkannte Tomy die gerundeten 430‘000, die er jeden Monat verdienen musste. Am gestrigen Abend – für ihn gestrig – waren es bloss 2‘000 gewesen. Seine Augen wurden wässrig, ob der Geschichte mit Dug.
"Halt mal, eins nach dem anderen. Ich versteh nur Bahnhof. Dug wollte dich mir ausspannen und weiter?"
„Naja, danach hatte dich Dug als letzten gigantischen Racheakt an die Mafia verraten. Ich glaub nicht, ob er damals ihnen deinen echten Namen nannte, aber deinen virtuellen sicher.  Das Ministerium schickte dich los, Dug aufzuhalten. Du gingest einfach los und nach einer heftigen Schlägerei, brachtest du ihn um. Das Ministerium vertuschte den Mord, damit du wieder weiter arbeiten konntest."
Kleine Erinnerungstücke erschienen vor dem geistigen Auge Tomys. Eine Wut schwallte einige kurze Augenblicke in ihm hoch. Kleine Erinnerungen an seine Liebe zu Alicia und wie sie Dug vernichten wollte. Dann sah er den Mord. Einen kurzen kalten Schuss in seiner unordentlichen Wohnung. Damals trug Tomy einen schwarzen teuren Anzug und er konnte sich noch an die Worte erinnern, die aus seinem Munde kamen: "Dug, du mieses Schwein, wolltest dass ich draufgehe, für ein paar lumpige Tausender!" Danach war der leere Knall gekommen. Dies war in seinem Kopf innert einem Bruchteil einer Sekunde aufgeflackert.
Alicia berichtete weiter: „Vor einer Woche, wollte ich dich wieder einmal zu einem Dinner einladen, wie wir es früher getan hatten. Doch zum hundertsten Mal liessest du mich weinend sitzen und gingst an deinen Laptop. Ich habe keine Ahnung, was deine Arbeit genau war. Du hast es mir nie anvertraut. Ich weiss nicht mal, ob du einen triftigen Grund gehabt hattest, dies zu tun. Und dann gingest du vor drei Tagen los. Total gestresst fuhrst du in deinem schnellsten Wagen mit mir durch die Stadt. Vor einem kleinen Hotel hast du mich ausgeladen und gesagt du würdest wieder kommen. Drei Stunden später wurdest du ins Krankenhaus geliefert. Du hattest einen Autounfall. Zumindest ist der Aston Martin Schrott. Genaueres kann ich dir über deine Arbeit auch nicht erzählen, da du mir nichts anvertraut hattest"
Tomy hielt zuerst seinen schmerzenden Kopf fest. Die Erinnerungen schmerzten mehr als seine Wunde.
Danach küsste und umarmte Tomy seine Frau, wie er dies seit 15 Monaten nicht mehr getan hatte. Er konnte sich wieder an sie erinnern und wie er mit ihr zusammen gekommen war. Nur alles, was seinen Reichtum, seine Arbeit, die Mafia und gewisse Teile von Dug anging, da tappte er noch im dunkeln.

Dazu musste er noch vier weitere Tage im Krankenhaus verbringen. Aber er versprach seiner Frau nach Hause zu kommen und für sie da zu sein, wie er das früher vor dem Reichtum und dem Stress immer gewesen war.
Eines Abends  – er hatte das üble Krankenhausessen hinuntergewürgt –  da tauchte ein Mann mit graumeliertem Haar, der in einem teuren Anzug steckte, auf.
„Guten Abend Mr Curtis.“
„Guten Abend. Wie sie vielleicht schon festgestellt, oder von Freunden erfahren haben habe ich mein Gedächtnis verloren. Mit wem habe ich also das vergnügen?“ fragte Tomy. Der Mann wies die Krankenschwester auf, aus dem Zimmer zu gehen. Von da an nahm Tomy an es müsse einer des Innenministeriums sein.
Der Mann schloss wortlos hinter der Krankenschwester die Tür und kam langsam aufs Bett von Tomy zu. Zackig und ohne nur ein bisschen zu zögern zog er ein Messer und stach zu. Tomy wusste nicht woher er die Reaktionsfähigkeit hatte – in Sport war er nicht besonders gut gewesen – aber er wich dem Messer aus und dies Stach direkt ins weisse feine Kissen des Krankenbetts. Ein paar Schläuche rissen von Tomys Arm als er so schnell er konnte, sich vom Bett drehte und unter seinem Bett nach etwas griff. Er konnte sich nicht erklären wieso er dies wusste, vielleicht sagte ihm dies das Unterbewusstsein, aber dort klebte eine Pistole. Tomy zog die Waffe in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit und drückte ab. Ein dumpfer Knall, ertönte als die Kugel durch die schallgedämpfte Pistole hinausschoss. Ein matschiges Knacksen ertönte als die Kugel in den Schädel des Angreifers eindrang. Blut und Hirnmasse bespritzte das weisse Laken und das gräuliche Tischchen. Geschockt und etwas wackelnd stand Tomy im Zimmer. Die Tür wurde von aussen mit einem Spezialschlüssel geöffnet und drei Ärtzte stürmten hinein. Der eine fühle den Puls des Angreifers und der andere ging sofort auf Tomy zu.
„Was haben sie getan? Was ist passiert?“, Tomy warf die Waffe weg. Er konnte sich dies selbst nicht so richtig erklären, denn er wusste nicht mal wer die jetzige Leiche auf seinem Bett war. Die Leiche wurde wegtransportiert und die Hirnmasse mit dem Blut, den Knochensplittern und der Haut mit den Haaren, die noch auf dem Bett verteilt lagen, weggeputzt.
Tomy wurde in ein anderes Krankenzimmer verlegt und die Kriminalkommission sperrte das Gebiet um Tomys altem Bett ab, um herauszufinden, in wessen Auftrag der Tote gehandelt hatte. Tomy fand bloss seltsam, dass er wegen des Mordes nicht mal vor Gericht musste. Überhaupt, es war allen Anwesenden klar, dass es Notwehr gewesen war.
Ein weiterer Tag  später kam ein Mann der tatsächlich vom Ministerium war. Er trug ebenfalls einen Anzug. Doch seine Stimme kam Tomy sofort bekannt vor. So wusste er irgendwie, dass er ihm diesmal Vertrauen schenken sollte.
„Guten Tag Moon“, sagte er.
„Guten Tag. Wer sind sie? Und wer ist Moon?“ fragte Tomy.
„Moon? Das ist ihr Spitzname beim Geheimdienst. Ich bin der Wolf. Sie haben bestimmt meine Nachricht gekriegt. Es war ganz schön knapp, muss ich zugeben.“
„Ah ja klar. Aber worum ging es da genau? Und wenn ich fragen darf, was ist meine derzeitige Arbeit?“ fragte Tomy interessiert.
„Es ging in erster Linie um einen Geheimcode, den wir entschlüsseln mussten. So konnten wir eine wichtige Waffe der Mafia fern stumm schalten. Die Waffe lautete Alpha-XY03. Die Mafia wollte dich aus dem Weg räumen. Du Arbeitest als Geheimagent, im Sicherheitsserver des Staates. gleichzeitig wurdest du für den Ausseneinsatz im realen ausgebildet, was wie wir sehen nicht umsonst gewesen schien. Die Mafia hatte dir eine Bombe in dein Haus gesendet. Wir bemerkten sie, bevor sie hoch ging und dein Haus zerstörte. Deine Frau weiss davon noch nichts. Wir fanden es klug, wenn du ihr die ganze Sache erzählst sobald wir den Code geknackt haben. Von da an war uns klar, dass die Mafia wusste, dass du Moon bist. (Dein Kumpel Dug, hatte bloss den Namen Moon verraten) Damals warst du und deine Frau noch nicht in Gefahr gewesen. Aber nachdem sie dir eine Bombe ins Haus sendeten, fuhrst du so schnell du konntest zu uns. Auf dem Weg brachtest du Moonlight – das ist der Spitzname deiner Frau – ins Hotel. Danach haben sie dich, also deinen Aston Martin von der Seite gerammt. Dein Wagen stürzte in einen Fluss.“
Tom war ruhig geworden. Seine Erinnerungerschienen Bruchstückweise. Bei jeder Erzählung kamen wieder neue kleine Stückchen zu Tage. Aber etwas war klar. Gewisse Dinge gefielen Tomy gar nicht. Sein Ich als Tom John den man the Moon nannte, war ein toter Mann. Er wollte nicht mehr derjenige sein, zu dem er anscheinend in den letzten 3 Jahren geworden war. Er wollte sich ändern. Tom kündigte seinen Job, der sowieso beendet worden war, legte sich und seiner Frau einen neuen Namen zu und die beiden Lebten im Ausland in einem Haus. Auf dem Sparkonto besass Tom 13 Millionen und er Arbeitete bloss noch Teilzeit. Zwei Jahre später wurde Alicia schwanger. Erst als Toms Tochter zwölf wurde, wurde Tom John Curtis, damals unter dem Namen William Broker von einer Mafiagang zusammen mit seiner Tochter und seiner Frau erschossen, als er sie seine Tochter der Schule abholen wollte. Die Mafia wollte bloss auf nummer sicher gehen, dass Tom John Curtis auch wirklich tot war.
Auf dem Friedhof neben der grossen Kirche stand ein kleines Grab. Darauf stand William Broker 1978-2032, Amelia Broker 1980-2032 und Gilia Broker 2020-2032.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.04.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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