Ewald Frankenberg

Warum soll ich Vergangenheit aufarbeiten?! Antwotversuch



Wieso und warum soll ich die Vergangenheit aufarbeiten?! Ein Antwortversuch
mit Bezug auf ihren Text und einer Anmerkung von Christine Lieb

70 Jahre ist es nun her dass der zweite Weltkrieg ein Ende fand. Ein Grund zu Feiern?
Sicher nicht bei den vielen Kriegen und Scharmützeln, die aktuel weltweit jeden Tag viele
unschuldige Menschenleben fordern.

Und in den Medien, alles voll mit Erinnerung, Aufarbeitung, Schuldzuweisung und -anerkennung,
Bilder von gequälten Menschen hier, Bilder von (militärischen) Jubelparaden da, betroffene
Gesichter von Politikern bei Kranzniederlegungen, immer bemüht, jetzt bloß nichts falsches
zu sagen. Da sitze ich kopfschüttelnd vor dem Fernseher und frage mich, muss ich mir das antun,
warum tut man mir das an. Den Zeitzeugen / Opfern kann man eh nie gerecht werden und wir
Spätgeborenen und erst recht unsere Nachfahren haben damit nichts zu tun.

Wieso und warum soll ich die Vergangenheit aufarbeiten?! Diese Frage stellt uns am 12.05. auch
Christine Lieb, deren gleichnamige KG ihr vielleicht auch lest. In der Hoffnung, hier eine
meinungsbildende Diskussion anzustoßen veröffentliche ich hier meinen Kommentar dazu mit einer
Anmerkung von Christine Lieb, die mir freundlicherweise die Verwendung ihrer Zeilen genehmigt hat:


„die, die sich nicht an die Vergangenheit erinnern, sind dazu verdammt, sie zu wiederholen“ (Abwärts)

Natürlich hast du (wir) nichts schlimmes getan, und ganz sicher versucht auch keiner, dir wegen der
(österreichischen, deutschen, anderer …) Vergangenheit ein schlechtes Gewissen einzureden.

Aber du stellst ja schon selbst fest, man weiß nicht, ob so etwas nicht vielleicht wieder geschieht, weil
jeder Mensch unberechenbar ist, wenn er aufgestachelt wird. Doch es fällt schwerer, uns aufzustacheln,
fernzusteuern, wenn wir uns unserer (österreichischen, deutschen, anderer …) Vergangenheit erinnern,
denn dann erinnern wir uns auch immer, WIE alles falsch laufen kann und bleiben kritischer den Hetzern gegenüber.

Und wenn du dann doch eine Scham (schlechtes Gewissen) verspürst, bist du immerhin auf dem richtigen
Wege, denn diese Scham ist auch ein Schutzschild vor Fremdbeeinflussung, die dich tatsächlich andernfalls
in eine Richtung treiben könnte, die dich ähnliche Fehler machen lässt, wie sie unsere Vorfahren zugelassen haben.
Gruß Ewald

Anmerkung von Christine Lieb:

„Da muss ich dagegen sprechen, meine Vorfahren Großeltern haben nichts mit dem Hitler zu tun gehabt,
mein armer Großvater wurde unter Todesdrohung eingezogen.

Er bekam fast nichts zu essen er schaute genau so mager aus wie die fast verhungerten Juden,
er wurde in Afrika gefangen gehalten von den Engländern, dort hat man ihn gefoltert(die Fingernägel)
von den 10 Fingern gezogen.

Warum weil er nichts sagen konnte wegen Hitler, er war ein seelisches Wrack als er zurück kam, ja
von dem redet keiner. Noch etwas ich bin 73 Jahre und kann von der Nachkriegszeit sehr viel erzählen
aber ich bin nicht beeinflussbar und werde nicht beeinflussbar sein.

Warum weil ich mein Gehirn einschalte beim Denken, nein ich schäme mich nicht für das was die
Gehirnlosen gemacht haben, ich verachte Leute die anderen Menschen einen Tod oder einen Schaden machen.

Ich bin sehr konservativ und sozial erzogen worden deshalb und deshalb danke ich meinen Großeltern dafür,
ja und deshalb werde ich nie ein Massen bezogener Mensch sein, aber bei den Menschen die in Massen
auftreten da kann es leicht sein das sie andere Menschen töten denn so ist es siehe Demos.

Meine Großeltern haben mir ein selbständiges denken gelernt, ja und ich durfte meine Meinung schon
als Kind sagen.

Die Vorfahren die so ähnliches zugelassen haben, die wurden bestraft wenn man sie erwischt hat und es
leben fast keine mehr und das ist gut.

Aber die Kinder und die Enkelkinder die nicht einmal erlebt haben was da geschehen ist immer erinnern,
das finde ich sehr bedenklich, ich schreibe das weil es immer wieder so Schergen gibt die andere
aufhetzen aber da hilft auch nicht das ewige erinnern.

Siehe radikale Moslems ja und da ist wieder die Macht, die Macht über labile Menschen deswegen
sterben auch so viele Menschen Gruß Christina“

Hallo Christine,
und was ist das, was wir gerade hier machen. Auch wenn du es nicht wahrhaben willst und bedenklich
findest, wir arbeiten hier Vergangenheit auf z.B. durch Gedenken an die Opfer, hier insbesondere am
Beispiel deines Großvaters. Und das Aufarbeiten / Gedenken muss immer weiter gehen um die Menschen
zum Nachdenken anzuregen, denen nicht wie dir „selbstständiges Denken“ gelehrt wurde, sonst überlassen
wir kampflos den Verführern das Feld.

Für dich selbst kannst du das Erinnern ja auf ein für dich erträgliches Maß zurückfahren, aber für die
Allgemeinheit muss dauernd ein maximales Angebot vorhanden sein. Was nützt es, wenn wir immer
sagen „nie wieder“ und unsere Nachfahren stehen achselzuckend mit der Frage vor uns: „nie wieder WAS“
Gruß Ewald

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