Stefan Jacobi

Von A bis Y (Teil 2)

Im Bett ...

Leonora schaute an die Decke. Es ist 07:50 Uhr und die Decke wurde von ihr angestarrt, als wäre sie eine Zeitung. Aber weder bestand sie aus Papier, noch konnte man sie Falten
oder dazu benutzen, etwas Sinnvolles draufzuschreiben. Trotzdem starrte Leonora sie an. Und sie lächelte ab und zu dabei - aber nicht weil einer der beiden Decken etwas Lustiges
vollbrachte, sondern weil sie an das Frühstück mit ihren Freundinnen denken musste, was sie heute erwartet. Sie liebte es zu frühstücken, schon immer. Sie war es aber nicht, die die Idee
aufbrachte. Das Grinsen, das sich auf Leonoras Gesicht ausgebreitet hatte, gehörte wohl Senna, die vor vier Tagen die glorreiche Frage nach einem frühen Treffen gestellt hatte. Früh, aber
immer noch in den Ferien machbar, sollte es sein - so einigten sie sich auf 9 Uhr. Nachdem Leonora die Decke eine Weile anstarrte, reagierte ihr Körper mit einem lautstarken Gähnen.
Darauf nahm sie ihr Handy in die Hand, öffnete Whatsapp und schrieb ihren Freundinnen ein "Guten Morgen". Doch keiner antwortete, was sie nicht wirklich verwunderte,da ihre Freunde
aufgrund der näheren Lokalisierung am Treffpunkt, wohlmöglich länger schliefen. Sie schnaufte, legte ihr Handy auf den Beistelltisch und stand langsam aber sicher auf. Auch das Stehen
schützte sie nicht vor dem zweiten Gähnangriff. Sie gähnte ein weiteres Mal, zog sich vernünftige Kleidung an und saß sich wieder auf ihr gemütliches Bett. Ein orangefarbenes Oberteil,
Jeans und weiße Plüschsocken bedeckten ihren Körper - die Haare lagen wie üblich. Sie nahm sich bevor sie in die Küche ging noch Zeit, um jedes ihrer Körperteile im Spiegel zu
observieren. Sie sah gut aus. Die langen schwarzen Haare passten zu ihrer dunklen Augenfarbe und ihrem bräunlichen Hautton. Sie war relativ schlank, die Hüfte stand in richtiger
Proportion zur Brust und auch die Beine waren nicht weniger beeindruckend. Sie fand sich selbst zwar noch ein wenig zu dick, doch wahrscheinlich nur, um niemals unmotiviert zu sein.
Sie warf nun einen Blick auf den Spiegel und gab das zweite Lächeln an diesem Tage von sich.
Dieses gebührte nur ihr und ein "Sommerfigur - Check!" verließ ihre Lippen. Dann nahm sie ihr Handy verließ ihr Bett und Zimmer und ging in die Küche hinunter - es war 8:25.
In ihrem Kopf versuchte sie nun ungefähr abzuschätzen, wie lange sie denn gehen müsste, bis sie das Bäckerei-Café erreichen würde. Da es ihr zu knapp erschien, entschied sie sich
dazu, sich sofort auf den Weg zu machen. Die Schlüssel waren schnell gefunden, die Schuhe schnell angezogen. Doch da war noch etwas... die Plüschsocken. Sie schnaufte - das
zweite Mal am Tag - und schloss dabei die Augen für einige Sekunden.
Sie rannte wieder hoch in ihr Zimmer, warf die angehabten Socken an die Wand, nahm sich aus ihrer Schublade neue und saß sich wieder aufs Bett. Ansonsten war ihr Zimmer sehr
sauber, die Socken jedoch machten sie sauer, weshalb sie sich dazu entschied, sie liegen zu lassen. Sie traute sich nicht den Wecker anzuschauen und rannte aus ihrem Zimmer bis
zu ihren weißen Schuhen. Es dauerte nicht lange, bis sie diese anhatte. Daraufhin verließ sie ihr Haus, und sie nahm ihr Handy heraus, da jemand ihr anscheinend geschrieben hatte:
"Guten Morgen, ich bin gleich da. Hoffe ihr habt alle super geträumt. Ich frei mich riiiiiiiiiiesig euch zu sehen :)". Leonora freute sich natürlich, jedoch wechselte ihr Gefühl von Freude
zur Aufgebrachtheit, nachdem sie unfreiwillig die Uhrzeit auf ihrem Handy wahrnahm. Es war 8:41 und sie hatte mit einem ungefähr 30-minütigen Gang gerechnet. Das Wetter war zwar
wundervoll, trotzdem wollte sie eigentlich nicht Laufen, doch das erübrigte sich nun.
Und wieder schnaufte sie, diesmal etwas tiefer und länger als sonst. Sie hatte wohl ganz vergessen, dass sie vorhin noch ganz motiviert in den Spiegel schaute...

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.05.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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