Das Eis ist alle

 
Paolo und Mira waren so gemein! Sie hatten nach der Schule alles Eis aufgegessen. Für sie war nichts übrig geblieben. Und Mama nahm auch noch Partei für die Beiden. Sie hatte gesagt, dass es sicherlich in der Schule sehr anstrengend gewesen war bei der Hitze.
„Und ich?“, maule Berta laut vor sich hin, „ich war doch auch weg – im Kindergarten war es genauso heiß.“
Mama kam zur Tür herein. „Du musst dich nicht beklagen, mein Liebes, du hast den anderen heute Morgen doch die letzte Milch weggetrunken.“
„Das ist was anderes! Milch gehört zu meinem Frühstück und ich war sooo durstig.“ Berta war außer sich.
„Paolo und Mira war es sooo heiß, da haben sie das Eis eben genommen.“ Mama lachte. „Wir zwei können ja zum Supermarkt gehen und neues Eis holen. Papa möchte sicher auch Eis, wenn er von der Arbeit kommt.“
„Au ja, und dann essen wir Drei das Eis und geben den anderen gar nichts ab!“
Mama guckte jetzt etwas komisch. Berta wurde es unbehaglich.
„Und morgen früh gibt es dann nur Milch für deine Geschwister…?“
Berta kniff ihren Mund fest zusammen und guckte grimmig, so grimmig sie konnte. Eine Antwort wagte sie aber nicht.
“Schau, Bertalein, soll das dann bis in alle Ewigkeit so weitergehen? Du gönnst denen nichts, die anderen gönnen dir nichts, und immer wieder so?“
Berta schaute ihre Mutter unsicher an, sagte aber immer noch nichts. Mama sollte nicht sehen, dass sie den Tränen nahe war.
 
„Sag mal, Berta, macht es dir nichts aus, dass du nicht mit zum Schwimmbad gegangen bist, weil wir später vom Kindergarten kamen?“
„Nöö, baden ist doof, ich kann ja noch nicht richtig schwimmen. Paolo und Mira gehen immer ins große Becken und lassen mich bei den Kleinen im Planschbecken.“
„Ja, ist das denn nicht richtig? Sie fürchten, im großen Becken – auch wenn du ganz vorne bleibst – könntest du ertrinken. Sie haben dich so lieb, dass sie für dich keine Gefahr wollen.“
Berta sah Mama groß und fragend an. „Ist das wahr?“
„Aber ja, Kleines, und sie haben auch vor, dir in den Ferien das Schwimmen beizubringen. Ich hab dir schon Schwimmflügel gekauft.“
Berta strahlte, fiel ihrer Mutter um den Hals und gab ihr einen Kuss. Dann schaute sie ihre Mutter ernsthaft an und flüsterte: „Dann bin ich auch nicht mehr böse auf Paolo und Mira…. Gehen wir jetzt ganz viel Eis kaufen für uns alle?“
Und schon rannte sie in den Flur und holte ihre Schuhe.


© I. Beddies


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