Horst Werner Bracker

. . . die Apokalypse der Bienen hat längst begonnen (II)

 

Artikel in der (Nordwestdeutschen-Imker-Zeitung, NWDIZ) 0/88 5. vom 10.1988

Am Anfang war nur Chaos. Ganz allmählich harmonisierte sich das Chaos in funktionale Systeme, die alle zu einer harmonischen Einheit verschmolzen. Wie später Phönix aus der Asche, so entwickelte sich aus dem Chaos Artenvielfalt in Flora und Fauna.
Unter dem evolutionären Selektionsdruck entwickelten sich Pflanzen und Tiere, die den klimatischen, geografischen und topologischen Besonderheiten bestens angepasst waren.
Zahlreiche, hoch komplizierte Symbiosen entwickelten sich. Selbst parasitäre Lebensgemeinschaften konnten sich entwickeln, ohne dass, das, Wirtstier oder der Parasit Schaden nahm.
Die »Dominanz« war stets ausgeglichen.
Das heißt, das Wirtstier entwickelte Abwehrmechanismen, die eine übermäßige Vermehrung der Parasiten, verhinderten. Aber auch der Parasit war darauf bedacht seine Lebensgrundlage (Wirtstier) nicht zu zerstören, als Beispiel sei nur an den allen Imkern bestens bekannten Brutmilbenschmarotzer Varroa  destructor OUDEMANS erinnert, der an den Bienen der Spezies Apis cerana schmarotzt.
Dieser, für die europäischen Bienen äußerst gefährliche Brutmilbenschmarotzer, wurde im Rahmen eines »Versuchsprogramms eines Universitätsinstituts (Oberursel), welches Bienen der Spezies Apis cerana aus Süd- und Ostasien einführte, eingeschleppt. Die Varroamilbe wechselte auf Apis mellifica (europäische Honigbiene) über und verbreitete sich, begünstigt durch den Bienenhandel und Bienenwanderungen, rasend schnell über weite Landstriche und Ländergrenzen aus. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, dass sie sich flächendeckend über ganz Europa ausgebreitet hat. In zwischen, (2014) hat sie sich nicht nur europaweit, sondern weltweit ausgebreitet!

(1)

Man kann, ohne Schwarzmalerei betreiben zu wollen sagen: Für unsere Bienen hat die Apokalypse begonnen. Apis mellifica hat gegen die Varroamilbe keine Abwehrmechanismen und der Schmarotzer erkennt Apis mellifica nicht als sein Wirtstier.
Der Code der Anpassung ist nicht vorhanden!
Deshalb kommt es zu einer unkontrollierten (panikartigen) Vermehrung bei der Varroamilbe, die für »beide« Tierarten, tödlich wirken.

(2)

Durch die Einfuhr geografisch fremder Bienen. Gelangten auch deren Parasiten zu uns.
Welche katastrophalen Folgen solches verantwortungslose Tun auf die heimische Tierwelt haben kann, bat die Varroatose in eindringlicher Form gelehrt. Dass sich Ähnliches wiederholt ist leider nicht auszuschließen, denn es gibt noch eine Reihe anderer Brutmilben, die als noch gefährlicher als die Varroamilbe eingestuft wird. Fast alle stammen aus dem asiatischen Raum: Die Problematik der Varroatose ist weitaus ernster, als gemeinhin angenommen wird. Was viele Fachleute schon lange wissen, sollte einmal klar ausgesprochen werden: Sie bedeutet über kurz oder lang den Exodus der gesamten Bienenbestände Europas, der Erde. Es gibt eine ganze Reihe von Fakten, die für diese düstere Prognose sprechen:

(3)

Die besondere Biologie der Varroa destructor, Geschwisterpaarung in der Brutzelle.
(Sommer und Winter Varroen) machen die Varroatose zum eigentlichen Problem.
Sie wird auch der Grund sein, dass wir die Varroamilbe nicht mehr loswerden. Wir haben es hier nämlich mit einem Schmarotzer zutun, der sich nicht nur auf ein Leben im Bienenstock spezialisiert hat, es gibt auch erstaunliche Parallelen zu der Biologie der Bienen, bewertet man diese Fakten einmal ganz realistisch, so ist die Varroatose nur mit entsprechenden chemischen Mitteln auf Distanz zu halten. Ein so sensibles Ökosystem wie ein Bienenvolk, kann man nicht über längere Zeit mit Chemie behandeln. Natur und Chemie stehen sich konträr gegenüber. Ein Bienenvolk ist ein Stück reinster Natur.

(4)

Eine Varroa resistente Bienen zu züchten ist irreal und utopisch! Parasitäre Lebensgemeinschaften entwickeln sich nicht überfallartig, wie es bei Apis mellifica geschehen ist, sondern langsam. Es ist ein Prozess über Jahrtausende bzw. Jahrmillionen.

(5)

Den ‹Putztrieb›, auf den so viele setzen, spielt in einer parasitären Lebensgemeinschaft zur Abwehr der Parasiten keine große Rolle. Dies mag bei Säugern oder Vögeln eine wirksame Parasitenabwehr bedeuten, bei Insekten aber spielt der Putztrieb nur eine untergeordnete Rolle. Das Leben/Überleben beider Tierarten wird vielmehr durch bestimmte Hormone gesteuert. Die Varroa Milbe gehört zu den Spinnentieren (Arachnoiden) und hat vier Beinpaare, mit denen sie sich fest anklammern kann, der flache, ungegliederte Körper macht es der Biene unmöglich, den Parasiten beim Putzen abzukehren. Selbst wenn es ihr gelänge, den Parasiten abkehren; m dichtem Gedränge eines Bienenstockes würde der Parasit schnell ein neues Wirtstier finden.
Den Code der Anpassung gibt es bei Apis mellifica und der Varroa destrcutor nicht!
Die Folge ist: Die Varroamilbe vermehrt sich »panikartig«.
Die veränderte Biologie und der Arterhaltungstrieb lösen dieses Verhalten aus.
Es bedeutet den Tod beider Tierarten.

(6)

Lässt man die Varroatose einmal außer Acht, so sind die Bienen in ihrer Vitalität durch die Umweltkontaminationen Industrie, (Verkehr, Agrarchemie, Tschernobyl etc.) ohnehin stark belastet. Zahlreiche chemische Verbindungen, radioaktive Strahlung kontaminieren; Bienen, Beuten und den Honig.

Was die Kontaminationen zu Punkt 1. nicht geschafft haben, nämlich die Bienen auszurotten, werden die chemischen Mittel schaffen, die wir zur Varroatosebekämpfung anwenden. Es ist ein Irrwitz zu glauben, die Pharmaindustrie werde das Varroa Problem schon lösen. Sie wird nicht nur die Varroen, sondern auch die Bienen vernichten und den Honig für den menschlichen Verzehr ungenießbar machen!
Die Chemieschlacht hat längst begonnen. (Siehe K, A Eickmeyer »Kurzgefasst« - aus anderer Sicht Punkt 2. Zu: Kommt die Varroa (manchmal) blitzartig NWDFZ 0/88 5. 300)!

Wie wahr!
Die Perizinberge (Varroa Bekämpfungsmittel!), die bei den Imkervereinsabenden gekauft werden, sprechen für sich!
Wo immer wir in die Ökosysteme eingreifen, zerstören wir die Harmonie der Natur.
Ganz allmählich (für uns alle sichtbar) »Disharmonieren« wir die funktionalen Ökosysteme! Wird am Ende wieder Chaos sein?

Anmerkung Schriftleitung: Manches sieht H.W. BRACKER sicher richtig, manches m. E. Der These »Die Apokalypse der Bienen hat längst begonnen«. Stelle ich zugegeben etwas zu schwärmerisch und optimistisch klingend die These entgegen, …zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag« (Goethe, Faust). Wenn Autor meint, Apis mellifica hat gegen Varroa keine Abwehrmechanismen, dann stimmt das sicher. Ich muss dann allerdings die Frage stellen, ob unsere Biene denn Abwehrmechanismen gegen die »Unbilden« unserer Bienen feindlichen Industrie- und Kultursteppe, hat. Nein, sie hat sie nicht; aber sie hat einen guten Verbündeten, der ihr zum Überleben hilft; den Imker! Er steht den Bienen helfend zur Seite, er ist sich seiner Verantwortung bewusst und nimmt sie wahr. Jede Generation hat Herausforderungen zu bestehen!


Rund 27 Jahren nach Erscheinen meines Artikel in der (Nordwestdeutschen-Imker-Zeitung, NWDIZ) 0/88 5. vom 10.1988.

DIE WELT schreibt:
Heute steht fest: Die »Varroa« ist »maßgeblich« für das Bienensterben verantwortlich!

(17.07.2015)

***

(PS. Die weltweite Bestäubungsleistung der Bienen beziffern Forscher mit 260 Milliarden Euro jährlich!)



 

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