Andreas Rüdig

Die Verbesserung des Mannes

Ich bin wie `n eitler Pfau
ich wär so gern´ `ne Frau
an meinem Busen
würden dann Männer schmusen


So wenig gottgefällig es auf den ersten Blick erscheinen mag: Dieses Gedicht gibt sehr anschaulich mein Gefühlsleben wieder.
 

Ich gebe es gerne zu: Ich bin ein eitler Gockel. Ich möchte mir jederzeit gefallen. Wäre es möglich, würde ich ständig einen Spiegel vor hier hertragen. Die Unmengen an Rasierwasser, Mundwasser, After-Shave, Haargel, Hautcreme und anderen Schönheitsförderern, die ich verbrauche, ist legendär. Sogar meine Mutter hat einen Schreck davon bekommen. "Du verbrauchst ja mehr als ich. Was machst du damit?" begehrte sie eines Tages zu wissen. Den wahren Grund dafür konnte ich ihr natürlich nicht nennen. Ich wäre gerne eine Frau.

Ich wünscht, ich wär´ ein Huhn,
dann hätt´ ich nichts zu tun
ich legte jeden Tag ein Ei
und manchmal auch gar zwei

Heißt es nicht so in einem bekannten und beliebten deutschen Schlager? Ja, ich glaube schon.

Nun aber zurück zu meinem Grundproblem. Viele Frauen meinen, ich sei überaus häßlich. Allein schon die viele Körperbehaarung an meinen Händen, der Pralinenbauch, die Tränensäcke und vieles andere mehr würden meiner Schönheit nicht zuträglich sein.

Ich habe mich zwar noch nicht dazu entschließen können, mir Pimmel + Hoden abschneiden (die Ärzte würden jetzt sagen: amputieren) zu lassen; aber irgendetwas muß ich machen. Ich kann doch nicht nur masturbieren und onanieren.

"Sie müssen radikal Gewicht reduzieren," lautet der erste Ratschlag, den mir mein Hausarzt gab. "Ich schicke SIe zu einem Ernährungsberater. Der wird dann dafür sorgen, daß die Wampe, äh, ich meine natürlich das Übergewicht wegkommt." Gesagt, getan, Heute bringe ich 25 Kilo weniger auf die Wage und sehe gertenschlank aus.

"Als nächstes packen wir das Problem der Körperüberbehaarung an. Dafür schicke ich Sie zu einem Kosmetiker. Der kümmert sich um die dauerhafte Haarentfernung." Dieses Problem war nicht so schnell gelöst. Zuerst war ein Besuch beim Friseur dran; neben einem femininen Haarschnitt und regelmäßiger Rasur sollte er sich um Schamhaare, Körper-, Arm- und Beinbehaarung kümmer. Doch er weigert sich hartnäckig."Ich bin doch nicht schwul," behauptet er. "Ich berühre doch keinen Kerl an unsittlichen Stellen." Seine Honorarforderungen waren so unverschämt, daß ich es beim Haupthaar ließ.

Also ging es weiter zur Hautpflege und Kosmetik. Meine Haut ist zwar durch die vielen Hautcremes sehr ansehnlich, der Haarwuchs  stört allerdings. "Ich werde Sie mit Wachs behandeln," verkündete der Kosmetiker bei der Körperbesichtigung. "Nur den Schambereich am vorderen Becken werden wir ausklammern." Dafür trug ich ein besonderes Schutzhäubchen. Was mir anfangs nicht gefiel. Aber schließlich sah ich ein, daß ich mir dort keine Blöße geben wollte. Klar war, wie schmerzhaft eine solche Ganzkörperwachsbehandlung sein kann. Der Kosmetiker ließ folgerichtig eine Badewanne mit speziellem Enthaarungswachs vollaufen. Ich setzte mich kurz hinein - und mußte auch schon wieder heraus. Das Zeugs ist schließlich sehr warm.

Unangenehmer ist es allerdings, das Wachs auch wieder loszuwerden. Das Körperhaar steckt nämlich drin, wird komplett herausgezogen und pieckst auf diese Art und Weise. Bei  meinem starken Körperhaarwuchs hatte ich so viele kleine, rote weil blutige Punkteauf meinem Körper.

Maniküre war bei mir nicht erforderlich. Naja, Fingernägel schneiden und säubern, die Schwielen in Handpflegeprodukten baden und mit Fingergymnastik für ein strafferes Bindegewebe zu sorgen, war in den Augen meiner Manikürefachkraft schon sinnvoll. Aber eben nur in ihren. Mir haben meine Hände immer gefallen.

"Rein körperlich und medizinisch brauchte ich jetzt nichts mehr zu machen," behauptete der Androloge. "Sie sind körperlich kerngesund." Also keine Brustimplantate und Penis-Hoden-Amputation? Keine Entmannung und Geschlechtsumwandlung? "Äh, nein. Oder möchten Sie das nach all´ dem Martyrium?" I C H möchte das mitnichten. Wer ist schon gerne eine Frau? Ein Angebot machte mir der Androloge aber dann doch: "Ich verschreibe Ihnen ein Potenzmittel. Damit wird die Erektion steifer und fester und der Orgasmus lustvoller."

In der Testphase habe ich eine Pille geschluckt und mir Bilder von Kim O`Hara, Marilyn, Tatjana Ober-G`schlechtner, Roxana und anderen weiblichen Schönheiten angeschaut. Meine Unterhose  war noch nie so  schnell ejakulatdurchflutet. Gutes Mittel, nur zu empfehlen für edn Sexlosen, onanierenden Mann.

Mein Androloge habt mir aber auch noch einen ganz anderen Ratschlag mit auf den Weg gegeben. Er sollte sich als schwierig umsetzbar weil teuer erweisen. "Gehen Sie gefälligst zu einem Herrenausstatter und kleiden sich dort ein - und zwar von den Unterhosen, Unterhemden und socken bis hin zum Einstecktuch und Krawatten."


Hätte es sich gelohnt, mich in eine Frau umoperieren zu lassen, so, wie es es anfangs vorhatte? Nein, eigentlich nicht. Ich fühle mich nicht in einem falschen Körper gefangen. Einen Busen hätte ich zwar haben können, die übrigen weiblichen Geschlechtsorgane aber nicht. Genetisch wäre ich immer ein Mann geblieben. Hätte ich Sex mit einem Mann gehabt, hätte ich immer das Gefühl gehabt, homosexuellen Geschlechtsverkehr zu haben. Igitt!!

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Andreas Rüdig).
Der Beitrag wurde von Andreas Rüdig auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.07.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Andreas Rüdig als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Neue Gedanken zum Leben und Heilen von Dagmar Berg



Artikel über Leben, Krankheit und Gesundung

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Sonstige" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Andreas Rüdig

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Misogynie von Andreas Rüdig (Sonstige)
Mama ...Lupus...autobiographisch... von Rüdiger Nazar (Sonstige)
Oma....warum lachst du nie ? von Engelbert Blabsreiter (Trauriges / Verzweiflung)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen